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Titel: EU bzw. IMF haben Ungarn gezwungen, ein obligatorisches System der privaten Rentenversicherung einzuführen. Nicht nur Ungarn.
Datum: 12. August 2010 um 13:58 Uhr
Rubrik: Europäische Union, Länderberichte, Rente, Riester-Rürup-Täuschung, Privatrente
Verantwortlich: Albrecht Müller
EU und IMF waren die Handlanger der privaten Rentenversicherer während des Transformationsprozesses in Mittel- und Osteuropa. Diese Machenschaften kommen jetzt wieder hoch, weil Ungarn bei Verhandlungen mit EU (und Merkel) ohne Erfolg darauf dringt, die mit der Privatisierung notwendig gewordenen staatlichen Zuschüsse zur gesetzlichen Rentenversicherung aus der Defizitberechnung herausnehmen zu können. Ähnliches gilt für Polen. Zum Gesamtkomplex erreichte uns die Übersetzung von Teilen eines interessanten Artikels aus der Tageszeitung “Népszabadság” zum Thema „Ungarn, die EU, der IMF und die privaten Rentenkassen“. Albrecht Müller
Zunächst die Kurzfassung des Artikels und Dank an H.S. aus Oberbayern:
Die privaten Rentenkassen (und die Pflichtversicherung hierin) wurden in den 90-er Jahren von der EU und dem IMF Ungarn (und Polen, wohl auch anderen) regelrecht aufgezwungen. Dadurch entstehe in der gesetzlichen Rentenversicherung einen Fehlbetrag von jährlich 3-4-500 Milliarden Forint (HUF 400 Mrd. sind z.Zt. etwa EUR 1,5 Mrd.), der aus der Staatskasse, aus Steuergeldern ersetzt werden muss. Ungarn möchte diesen Betrag bei der Defizitberücksichtigung “verrechnen”, doch Merkel und die EU wollen dies nicht zulassen.
“Der IMF hat Ungarn gezwungen” (Überschrift) (Und Zitat:)
Die EU sollte zumindest so korrekt sein, dass wir das wegen der privaten Rentenkassen entstandene Defizit verrechnen können – sagte (Staatssekretär des MP) Mihály Varga, der es in Berlin bestürzend fand, dass Kanzlerin Angela Merkel gesagt hatte, es sei Sache der Ungarn. Obwohl es nach Varga “von der EU und dem IMF uns aufgezwungen” wurde.
Weiter:
“Ich bin der festen Überzeugung, dass die EU uns nicht verbieten kann, dass die ungarische Regierung in der Frage der privaten Rentenkassen eigenständig entscheidet” – so antwortete Mihály Varga am Wochenende in einer Sendung vom “Hír TV” auf die Frage, dass “in manchen EU-Ländern die privaten Rentenkassen unter staatliche Aufsicht gestellt wurden, in manchen nicht. Kann uns jemand verbieten, dass wir in dieser Frage eigenständig entscheiden?”
(…)
Varga erinnerte daran: 1997 wurden die obligatorischen privaten Rentenkassen aufgestellt. Dadurch entstand in der staatlichen Rentenversicherung ein Fehlbetrag. – Seither schichten wir aus dem Staatshaushalt Steuergelder in der Höhe von jährlich 300-400 Milliarden, oder gar 500 Milliarden Forint in die (gesetzliche) Kasse um, damit wir den fehlenden Betrag ersetzen.
(…)
Polen steht vor der gleichen Situation. Daher hat der polnische Finanzminister schon mehrmals aufgeworfen: Wenn wir schon dieses System eingeführt hatten, weil wir “in diese Richtung gestoßen worden sind”, dann sollte die EU zumindest insofern korrekt sein, dass wir das Defizit, das hierdurch im Staatshaushalt entsteht, verrechnen dürfen – betonte der führende Staatssekretär des Ministerpräsidentenamtes von Viktor Orbán.
“Doch oh Wunder, die EU will es Ungarn nicht erlauben. Es war bestürzend während unserer Gespräche in Berlin, dass Kanzlerin Merkel ebenfalls gesagt hatte, das sei eine Angelegenheit der Ungarn, sollen sie so erledigen, wie sie wollen. “Das ist nicht unsere eigene Angelegenheit” – betonte Mihály Varga, und ergänzte: “… die (damalige) EU, bzw. der IMF “haben Ungarn regelrecht gezwungen, ein obligatorisches System der privaten Rentenversicherung einzuführen”. Dann sollen sie uns jetzt erlauben, dass wir das dadurch entstehende Defizit verrechnen. Es ist nicht ohne Präzedenz, zwischen 2004 und 2007 war das Verrechnen erlaubt, jetzt seltsamerweise nicht.”
(…)
Der Staatssekretär sagte weiter: Bezüglich des Defizitziels von 2011 “bitten wir von der EU nicht mehr als eine einheitliche Lösung. Im Moment können von den 27 Mitgliedsländern 24 das 3-prozentige Limit nicht einhalten. Es soll also das Limit auch für uns gelten, das für Großbritannien oder Griechenland gilt.”
Der Staatssekretär bestätigte nochmals: 2010 werden wir uns an das Defizitziel von 3,8 % halten, doch für die ungarische Regierung seien die Unabhängigkeit und die Selbstbestimmung die grundsätzlichen Fragen. (In diesen) sind wir nicht bereit, Konzessionen zu machen, aber wir sind bestrebt, mit dem IMF eine Art Dialog aufrechtzuhalten.
Soweit der Bericht unserer Leserin. Dazu noch einige Ergänzungen:
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=6455