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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 9. Juni 2009 um 9:01 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(WL)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Nicht zuletzt personell: Als Apparatpartei ist ihre Personalrekrutierung seit sehr langer Zeit schon eine Negativauslese. Noch gibt es zwanzig Prozent, die sie trotzdem wählen. Wären sie auf den Anteil derer angewiesen, die sie nicht trotz ihrer Politik, sondern wegen ihrer Politik wählen, die Fünf-Prozent-Marke wäre wohl eine ernste Hürde.
Quelle: taz
Nach den gefühlten Gesetzen einer reinen Logik hätten die Wahlen in Europa ganz anders ausgehen müssen. Bankvorstände, die natürlichen Alliierten konservativer Politik, sind verantwortlich für eine gigantische Finanzkrise, die das Wirtschaftsgefüge des Kontinents erschüttert und Millionen Bürger in die Arbeitslosigkeit zwingt. Gierige und planlose Manager, die zuvor noch im Duett mit bürgerlichen Politikern das Lied von völlig freien Weltmärkten gesungen haben, betteln nun beim Staat um Milliarden.
Auf der anderen Seite dämpfen die Errungenschaften gewerkschaftlicher und sozialdemokratischer Politik die härtesten Schläge der Krise. Das Soziale in der sozialen Marktwirtschaft – wie Kurzarbeit, Mitbestimmung und ein starker Kündigungsschutz – sollte den linksliberalen Volksparteien in der Europäischen Union eigentlich gerade jetzt Punkte gebracht haben.
Das Gegenteil ist passiert.
Quelle: SZ
Anmerkung D.R.: Nun gehört scheinbar auch die einst so urdemokratische SZ zum medialen Rechtskartell.
Beweis:
“Die Sozialdemokraten sind bei der Wahl europaweit eingebrochen, das bürgerliche Lager triumphiert. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, der eine an Europa offen uninteressierte Justizministerin Rachida Dati ins EU-Parlament abschieben wird, gewinnt locker gegen die Sozialisten.”
Der Journalist(?) muss des Französischen unkundig sein und Frankreich nicht kennen! Im Französischen von einem “bürgerlichen Lager” sprechen zu wollen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, das so allenfalls in der Vorstellung eines bourgeoisen deutschen Journalisten der SZ besteht. Nicht Sarkozy hat gegen die Sozialisten gewonnen, sondern die UMP, die dem Präsidenten nahe steht. Wer die Abgeordneten der UMP am Wahlabend im französischen Fernsehen gesehen hat, musste überrascht sein, dass gerade von Triumphalismus der UMP überhaupt nicht die Rede sein konnte. Wie bar jeder Kenntnis französischer politischer Zustände muss jemand sein, der ein Duell zwischen UMP und der Parti Socialiste ausmacht? Die
eigentliche Überraschung des französischen Ergebnisses liegt in dem Stimmenanteil von Europe-Ecologie: 16,28%, dicht hinter der Parti Socialiste mit lächerlichen 16,48%, während die UMP es auf “nur” 27,87% bringt. Man brauchte nur Parti Socialiste und Europe-Ecologie zu addieren, um festzustellen, dass die nur sehr maßvolle Freude der UMP Abgeordneten mehr als verständlich war.
Die Berichterstattung der SZ im Hinblick auf Frankreich stellt das Ergebnis also geradezu auf den Kopf. Kein Zweifel: die Parti Socialiste steckt in einer Zerreißprobe! Zugleich begegnen z.T. neue Parteien, die für neue Probleme neue Lösungen zum Thema machen, so dieser Aufstieg der französischen Grünen, was vor Jahren noch völlig undenkbar gewesen wäre! Kein Wort davon in der SZ, die dem deutschen Leser suggeriert, dass Sarkozy, sonst eher der deutschen Pressehäme preisgegeben, “locker gegen die Sozialisten gewonnen habe” und damit das “bürgerliche Lager” in Europa!
“Das bürgerliche Lager”! Genau darum geht es der Rechtspresse, insinuierend, dass hier schließlich jeder Recht(s)denkende seine natürliche Heimstatt haben müsse. Mitnichten! In Frankreich wird kurz und bündig zwischen la Droite/la Gauche unterschieden – damit sind die weltanschaulichen Fronten zunächst einmal bezeichnet. Frau Merkel und Herr Westerwelle als “bürgerliches Paar”, das mag im privaten Leben der BRD angehen, im politischen Kampf geht es wie in der Pädagogik darum, “die Sachen zu klären, die Menschen zu stärken”(Hartmut von Hentig). CDU/CSU und FDP bilden das rechte Lager und nichts sonst. Ob die Leser nicht nur der SZ sich nach den Rezepten der “gut bürgerlichen Küche” dieser drei Parteien abspeisen lassen wollen, werden sie spätestens am Wahltag zu entscheiden haben. Die “Nouvelle Cuisine” der Linken bietet so manchen plat de résistance, den es zuvor wirklich zu kosten gilt, bevor der chef de cuisine beautragt wird.
Um uns recht zu verstehen: Vieles von dem, was Steinmeier zur Krise sagte, zur Rettung von Opel und eventuell Karstadt, zu Mindestlöhnen und Insolvenzen und der Agenda 2010 war, vorsichtig formuliert, diskussions- und fragwürdig. Aber nichts davon hätte man in dieser Sendung diskutieren und befragen können. Nicht einmal mit einem so sachlichen, jeder Show abholden Politiker wie Steinmeier. Denn darum geht es Will und Konsorten gar nicht. Wen immer sie einladen, missbrauchen sie zu eigenen Zwecken: und das sind eben solche der Show und des bloßen Anscheins kritischer Nachfrage. Das Ziel dieser Sendung ist, dass am Ende alle Anne Will für eine Journalistin halten.
Quelle: FAZ.Net
Anmerkung WL: Es ist immer dieselbe Methode: Zuerst hat man den (parteirechten) Steinmeier gegen Beck, der für die konservativen Medien ein Unsicherheitsfaktor war, hochgeschrieben, um ihn jetzt niederzumachen. Jetzt spielen die Medien mit Steinmeier das gleiche Spiel, dass sie vorher mit Kurt Beck gespielt haben. Er wird lächerlich gemacht und erfährt „offene Missachtung“ (FAZ). Wie „Journalisten“ mit Lafontaine, Gysi oder wem auch immer von der Linkspartei ständig umgehen, das passiert nun eben auch Steinmeier. Sogar die konservative FAZ bekommt Mitleid. Steinmeier, der dem Medienmainstream ständig hinterher schwamm, muss nun am eigenen Leibe erfahren, dass er sich damit selbst zum politischen Treibholz gemacht hat.
Man muss ja keine große politische Sympathie mit Steinmeier haben, aber es ist beängstigend, zu beobachten, wie über ihn – so als hätte jemand das Signal gegeben – der Daumen gesenkt wird.
Siehe:
Ende einer Dienstfahrt
Quelle: Spiegel Online
“Frank-Walter Steinmeier sehr allein bei Anne Will”
Quelle: Die Welt
Der Anfang vom Ende?
Quelle: FR
Anmerkung WL: Ähnlich wie es damals bei Beck war, beginnt sogar schon eine Nachfolge-Diskussion.
Dem gescheiterten Sanierer, der Ende Februar vorzeitig seinen Stuhl für den Nachfolger Karl-Gerhard Eick räumen musste, könnten nun seine privaten Verflechtungen mit dem Immobiliengeschäft von Arcandor zum Verhängnis werden.
Quelle: Handelsblatt
Anmerkung WL: Ob mit dieser Meldung nicht nur Frau Merkel als Umweltministerin entlasten will. Siehe den Bericht in Kontraste
Wer sich derzeit an das Bundesfamilienministerium wendet, hat schlechte Chancen, wenn es darum geht, Antworten auf konkrete Fragen zu erhalten. Da so viele Eingaben getätigt werden, heißt es in der Aneinanderreihung von Textbausteinen, sind konkrete Antworten nicht mehr möglich. Um die wichtigsten Fragen zum Thema “Netzsperren gegen Kinderpornographie” zu beantworten, gibt es jedoch offizielle FAQs (Frequently Asked Questions = regelmäßig gestellte Fragen), welche ständig aktualisiert werden. Wer sich diese FAQs einmal in Ruhe durchliest, bleibt nicht nur irritiert, sondern auch fassungslos zurück.
Quelle: Telepolis
In Abgeordnetenwatch nimmt Wiefelspütz wie folgt Stellung:
Der Bericht der Berliner Zeitung überrascht mich nicht nur. Ich halte den Artikel für eine bösartige Fälschung meiner Auffassungen. So etwas ist mir bislang nicht untergekommen. Der Bericht gibt an keiner Stelle meine Meinung wieder, schon gar nicht die Auffassung der SPD. Was die Berliner Zeitung mir in den Mund legt, ist nahezu komplett Schwachsinn. Keine Silbe ist von mir autorisiert. Ich werde mich baldmöglichst an die Chefredaktion der Berliner Zeitung zwecks Richtigstellung wenden. Zu dem groben politischen Unfug, den die Berliner Zeitung mir andichtet, bin ich nicht fähig.
Quelle: Abgeordnetenwatch
Christian Schutz, Personalverantwortlicher der BMW Group, sieht dringenden Handlungsbedarf: „Es ist mehr Beratung an den Hochschulen nötig.“ Schutz ist auch für Bachelor- und Masterthemen beim Arbeitskreis Personalmarketing zuständig und stellt fest: „Viele Studiengänge wurden lediglich umetikettiert. Dass das nicht gehen kann, ist klar.“
Symptome wie Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Niedergeschlagenheit zeigen sich bei den Studenten, die den Stress des Studiums nicht mehr allein bewältigen können und Hilfe suchen. Zum Beispiel bei der psychologischen Beratungsstelle der Universität Bonn. Sie ist klein, aber eine Institution.
Quelle: Handelsblatt
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