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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 8. Juni 2009 um 9:55 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung WL: Das hören wir nun seit 1998 und vor allem seit 2003 nach einer Wahlniederlage nach der anderen. Die SPD rennt ständig mit dem Kopf gegen die Wand und hofft offenbar nur noch darauf, dass der Schmerz nachlässt.
Hinweis WL: Wir werden heute im Laufe des Tages zur Wahl des Europäischen Parlaments Stellung nehmen. Im Augenblick nur so viel: Ich habe in der letzten Zeit mit vielen – auch politisch Interessierten gesprochen – kaum jemand war der Meinung, dass diese Wahl wichtig wäre, denn kaum jemand hat den Eindruck, dass dieses Parlament viel zu sagen hat.
Es sind eher ältere und konservative Wähler, die im Wählengehen noch eine Pflicht sehen, die CDU hat es vor allem dieser Wählergruppe zu verdanken, dass sie nicht noch weiter abgestürzt ist.
Die FDP gewinnt von den Wirtschaftsliberalen der Union und von der Wählerklientel, die weiß, dass sie gerade angesichts der Krise ihre Pfründe massiv verteidigen muss
Der SPD sind endgültig ihre Stammwähler abhanden gekommen. Den sozialen Tönen im Wahlkampf wird kein Vertrauen mehr geschenkt, weil Sagen und Tun nicht übereinstimmen. Ein klares Profil zu CDU oder Grünen ist abgeschliffen. Die letzte Europawahl hat Schröder mit seinen „Reformen“ verloren, man glaubte kaum noch, dass die SPD tiefer sinken könnte. Der neue Parteivorsitzende Müntefering und der Kanzlerkandidat Steinmeier haben das damalige Desaster noch unterboten.
Die Linke ist von den übrigen Parteien und von den Medien als der „Leibhaftige“ abgestempelt, so dass sie keine Chance hat durchzudringen. Selbst bei Menschen, die mit ihren Positionen sympathisieren, bestehen Berührungsängste. Die Tabuisierung scheint gelungen.
Außerdem herrscht eine ziemliche Politikverdrossenheit. Jenseits der üblichen „Erfolgsmeldungen“ der Parteigrößen am gestrigen Abends muss man sich klar machen, dass die Union gerade mal von um die 16% und die SPD nur von weniger als 10% der Wahlberechtigten eine Stimme erhalten haben.
Positiv ist, dass anders als etwa in den Niederlanden, Chauvinisten und fremdenfeindliche Minderheitenhetzer noch keine Anlaufstelle gefunden haben.
Europa rückt nach rechts, weil die europäische Linke versagt.
Hintergrund I: Die Ausleihungen der Banken bei der EZB
Banken waren schon immer darauf angewiesen, dass die Zentralbank ihnen Liquidität zur Verfügung stellt. Dieses sogenannte ‚Zentralbankgeld’ benötigen sie zur Erfüllung ihrer Pflicht, bei der Zentralbank eine ‚Mindestreserve’ zu unterhalten, um den Bedarf der Wirtschaft an Bargeld zu decken (das nur die Notenbank in Umlauf bringen darf) und zur technischen Abwicklung des Zahlungsverkehrs.
Die Geschäftsbanken besorgen sich diese Liquidität schon immer, indem sie bei der Zentralbank gegen Stellung von Sicherheiten verzinsliche Kredite aufnehmen.
Die EZB vergab solche Kredite im Rahmen wöchentlicher ‚Refinanzierungsgeschäfte’, wobei diese „Refis“ ursprünglich eine Laufzeit von einer Woche hatten. Unterwöchig wurde diese Liquidität über den täglichen Interbanken-Geldhandel auf die Geldinstitute verteilt, die gerade Bedarf hatten.
Dieser Handel ist bekanntlich seit 2007 zunächst ins Stocken geraten und schließlich praktisch zum Erliegen gekommen, weil die Banken einander misstrauen und keinen Kredit mehr geben.
Dieses „Austrocknen der Liquidität“ kann dazu führen, dass ein Institut illiquide wird, wenn beispielsweise Großkunden größere Beträge von ihren Konten bei einer Bank abziehen und dadurch deren tägliche ‚Liquiditätsreserve’ überschritten wird.
Seit Beginn der Finanzkrise (Sommer 2007) stellt die EZB den Banken bekanntlich Liquidität verstärkt über ‚Refis’ mit dreimonatiger Laufzeit zur Verfügung, inzwischen auch mit noch längeren Laufzeiten und in einem praktisch unbeschränkten Volumen.
Quelle: FAZ
Hintergrund II: Die „Sicherheiten“ für diese Ausleihungen bei der EZB
Diese ‚Ausleihungen der EZB an die Banken’ (die einschließlich der zugehörigen Sicherheitengeschäfte über die Deutsche Bundesbank abgewickelt werden) erfolgen nur gegen Sicherheiten.
Was als Sicherheit akzeptiert wird, ist in den Regularien der EZB geregelt. Diese EZB-Regularien sind ‚Rahmenvorschriften’ und wenden sich nicht an die Banken direkt, sondern an die nationalen Zentralbanken des ‚Euro-Systems’. Diese haben bei der Umsetzung (z.B. in den AGB der Bundesbank) einen erheblichen Spielraum.
Bereits seit dem Jahr 2002 lief ein sog. ‚Konsultationsverfahren der EZB’ mit dem Ziel einer ‚Erweiterung des Sicherheiten-Katalogs’. Nicht nur die deutschen Banken verlangten in diesem Verfahren die Zulassung von ‚Kreditforderungen aller Art’, sowie auch die Zulassung von ‚ABS-Papieren und verwandten Wertpapieren’ als weitere „Sicherheiten“ für ihre Ausleihungen bei der EZB.
Im Jahr 2004 beschloss der EZB-Rat, das bestehende, zwei Kategorien von „notenbankfähigen Sicherheiten“ umfassende System schrittweise durch ein einheitliches ‚Sicherheitenverzeichnis’ zu ersetzen.
Nach diesem Beschluss des EZB-Rats wurde im ersten Schritt eine neue Kategorie zuvor nicht notenbankfähiger Instrumente in den Sicherheitenrahmen des Eurosystems aufgenommen. Am 1. Juli 2005 wurden ausgewählte Schuldtitel in das Verzeichnis der notenbankfähigen Sicherheiten aufgenommen und das Verzeichnis der zulässigen nicht geregelten Märkte überarbeitet.
In einem zweiten Schritt hat der EZB-Rat den Rahmen für die Aufnahme nicht marktfähiger Sicherheiten aus Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets in das einheitliche Verzeichnis der notenbankfähigen Sicherheiten verabschiedet. Dieser Rahmen wird für Kreditforderungen und für nicht marktfähige Schuldtitel gelten, die mit hypothekarischen Darlehen an Privatkunden besichert sind.
Die Zulassungskriterien für nicht marktfähige Sicherheiten wurden mit Wirkung zum 1. Januar 2007 in der EZB-Publikation (2006) „Durchführung der Geldpolitik im Euro-Währungsgebiet: Allgemeine Regelungen für die geldpolitischen Instrumente und Verfahren des Eurosystems” beschrieben. Dort heißt es unter anderem:
Jeder Geschäftspartner muss angeben, welche verfügbare Quelle für die Bonitätsbeurteilung er als Primärquelle für die Beurteilung der Schuldner/Garanten der als Sicherheiten zu hinterlegenden Kreditforderungen nutzen wird. Danach wird er für eine vorab festgelegte Frist (z. B. ein Jahr) an das gewählte Bonitätsbeurteilungsverfahren gebunden sein. Das von einem Geschäftspartner eingereichte Verzeichnis der notenbankfähigen Schuldner / Garanten wird streng vertraulich behandelt und nur dem Eurosystem und dem Geschäftspartner bekannt sein.
Am 10.09.2008 erklärte EZB-Präsident Trichet vor dem AUSSCHUSS FÜR WIRTSCHAFT UND WÄHRUNG des Europäischen Parlaments (im September 2008 noch ersichtlich bemüht, das Problem ‚kleinzuhalten’):
Der Sicherheitenrahmen des Eurosystems hat sich im Verlauf der Jahre und während der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten als robust und effizient erwiesen. Zur Widerstandsfähigkeit der Finanzmärkte im Euroraum trägt vor allem bei, dass ein breites Spektrum von Sicherheiten akzeptiert wird.
Unter vollständiger Beibehaltung dieses Merkmals hat die EZB im Rahmen ihrer alle zwei Jahre stattfindenden Prüfung einige technische Anpassungen der Risikokontrollmaßnahmen für Kreditgeschäfte des Eurosystems beschlossen. Diese technischen Präzisierungen, die am 4. September 2008 bekanntgegeben wurden, beinhalten unter anderem Verbesserungen des methodischen Rahmens, die Bewertung der Markt- und Liquiditätsrisikomerkmale der notenbankfähigen Sicherheiten, die tatsächliche Nutzung notenbankfähiger Sicherheiten durch die Geschäftspartner und neue Entwicklungen bei den Finanzinstrumenten. All diese Anpassungen werden am 1. Februar 2009 in Kraft treten, um den Banken ausreichend Zeit zu geben, sich auf die Beschlüsse vom 4. September einzustellen.
Konkret beinhalten diese Maßnahmen die Anwendung neuer Bewertungsabschläge für Asset-Backed Securities (ABS) und ungedeckte Bankschuldverschreibungen sowie die Anwendung eines zusätzlichen Abschlags für ABS ohne Marktpreis. Überdies wurde die bestehende „Bestimmung über enge Verbindungen“ für die Nutzung notenbankfähiger Sicherheiten präzisiert.
Es wird nicht damit gerechnet, dass die Auswirkungen der neuen Abschläge für ungedeckte Bankschuldverschreibungen und ABS auf die Verfügbarkeit von Sicherheiten insgesamt die Fähigkeiten der Banken beeinträchtigt, sich an Kreditgeschäften des Eurosystems zu beteiligen.
Quellen:
Problem: Die Fakten und die tatsächliche Entwicklung
Aus mehreren Meldungen seit Mitte 2008 (müssten den Fachredaktionen bekannt sein) ergab sich erstaunlicherweise, dass trotz des „vollständigen Zusammenbruchs der Märkte“ (der nicht nur auch die ‚covered bonds’ allgemein, sondern zeitweise sogar die deutschen Pfandbriefe erfasste), das ‚Volumen der Verbriefungen’ zwar (von einem extrem hohen Niveau ausgehend) stark abnahm, diese aber in Europa immer noch in dreistelliger Milliarden-Höhe getätigt wurden.
Soweit ersichtlich niemand (jedenfalls nicht öffentlich) stellte die Frage, warum dies trotzdem geschieht, d.h. wer diese ‚unverkäuflichen’ Papiere denn trotzdem kauft?
Wie so oft wurden selbst von der ‚kritischen Öffentlichkeit’ (von den ‚Finanzwissenschaftlern’ ganz zu schweigen) auf der Hand liegende tatsächliche Widersprüche und Unklarheiten einfach ignoriert oder übergangen (‚Nichterkennen’ will ich nicht unterstellen).
Mich an die Diskussion um den „Sicherheitsrahmen der EZB“ erinnernd, stellte ich Ende 2008 fest, dass (meines Wissens beginnend in Spanien bereits Ende 2007, mit dramatisch steigender Tendenz in 2008) die Banken in vielen Mitgliedsstaaten, insbesondere auch in Deutschland dazu übergegangen waren, am Markt nicht mehr verkäufliche („nicht marktfähige“) Schrottpapiere als „Sicherheiten“ für ihre Ausleihungen bei der EZB abzuliefern. Etwa ab Frühjahr 2008 (meine Schätzung) waren die Märkte für ‚Kreditforderungen’ und ‚Verbriefungen’ nämlich schlicht „tot“ (so die übereinstimmenden Meldungen, soweit sich nicht von ‚interessierten Kreisen’ stammen). Alle diese Papiere waren praktisch unverkäuflich und deswegen nicht mehr nach Marktkriterien bewertbar.
Aber nicht nur das:
Es stellte sich heraus, dass ‚Verbriefungen’ gar nicht mehr ‚für den Markt’ erfolg(t)en, da die Verbriefungs-Wertpapiere ja unverkäuflich waren und sind, sondern ausschließlich und von vornherein nur zu dem Zweck, bei der EZB als „Sicherheiten“ für eigene Ausleihungen eingesetzt zu werden.
(Schon hierbei stellen sich eine ganze Fülle von Fragen, z.B.: Wie kann eine Bank, die ihre Forderungen an eine Zweckgesellschaft verkauft, dafür einen ‚Kaufpreis’ erhalten und damit angeblich ihre ‚Bilanz bereinigt’ hat, dann plötzlich über die von der Zweckgesellschaft emmitierten ‚Wertpapiere’ verfügen und diese als ‚Sicherheit’ hinterlegen ? Offensichtlich muss die Bank also Eigentümer (juristisch: Inhaber) dieser ‚Verbriefungs-Wertpapiere’ geworden sein, zumindest die ‚Verfügungsbefugnis’ darüber erhalten haben. Das kann nicht ohne ‚Gegenleistung’ geschehen sein – was ist dann aber mit der ‚Bilanzbereinigung’?)
Recherche-Bemühungen befreundeter Medien hinsichtlich des Volumens dieser ‚Sicherheiten-Geschäfte’ bei der Deutschen Bundesbank und bei der EZB wurden zunächst nicht beantwortet, später wurden pauschale Prozent-Angaben gemacht; präzise Angaben in absoluten Zahlen und sachlich, zeitlich und national differenziert wurden aber weiterhin verweigert. Entsprechend verhält es sich mit den Mitteilungen, welche später veröffentlich wurden: es erfolgen keine differenzierten Angaben in absoluten Zahlen, auf die man verweisen könnte und für die Bundesbank und EZB ‚geradestehen’ müssten. Unrichtige, zudem nur pauschale Prozent-Angaben (abgesehen davon, dass solche wenig aussagekräftig sind) lassen sich notfalls halt immer noch durch ‚Missverständnisse bei den Bezugsgrößen’ usw. ‚erklären’.
Aber nicht nur das:
Schließlich wurde im Nachgang telefonisch darum gebeten, doch sorgfältig zu prüfen, ob und inwieweit man das denn wirklich veröffentlichen wolle, denn es handle sich um ein äußerst sensibles Thema, das in der Öffentlichkeit leicht ‚mißverstanden’ werden könne.
Da das für mich seinerzeit kein ‚Hauptthema’ war, sondern nur eine der vielen Facetten der Finanzkrise, und ich über keinen professionellen Rechercheapparat und auch keine personellen Ressourcen dafür verfüge, stellte ich erst später fest:
Die Problematik (Produktion von ‚Unsicherheiten’ als ‚Sicherheiten’ für die EZB) war bereits seit Spätsommer 2008 in EZB und Bundesbank erkannt und wurde dort heftig diskutiert. Im Ergebnis wurden von der EZB, wohl mit Wirkung ab 1.2.2009, „Risikoabschläge“ erhöht und weitere neu eingeführt. Mit welchen Bewertungs-Ansätzen diese „Sicherheiten“ vorher tatsächlich von der Bundesbank hereingenommen wurden, konnte ich nicht ermitteln. Das Thema „Bewertung“ ist bekanntlich ein ‚weites Feld’. Durch die neuen Regelungen wurde aber offensichtlich der Spielraum der nationalen Zentralbanken des Eurosystems, welche die Ausleihungen und die Sicherheiten-Hereinnahme für die EZB abwickeln, erheblich eingeschränkt. Dafür dürfte es einen Grund gegeben haben.
Quelle:
Durch die Ausweitung des Sicherheitenrahmens für Kreditgeschäfte zur Bereitstellung zusätzlicher Liquidität ist Trichet zufolge die EZB einem größeren Risiko ausgesetzt. In den vergangenen zwölf Monaten habe sich die Bilanz in der Folge um 55% ausgeweitet. Ein verbessertes Risikomanagement der Notenbank sei deshalb nötig, so Trichet.
Quelle: www.postbank.de
Nach allem gelange ich zu folgenden Feststellungen (‚Hypothesen’ trifft es meines Erachtens nicht mehr hinreichend):
Siehe dazu auch:
Anmerkung unseres Lesers K.E.: Wenn Sie mal im neuen Buch von Friedrich Merz stöbern und auf seine Webseite schauen können Sie zum Schluss kommen, dass der unten als “kranker Tiger” beschriebene Tiger Irland all die Reformrezepte verwirklichte, die marktradikale Heilsbringer wie Friedrich März eigentlich auch Deutschland als Gesundungstherapie verschrieben hatten.
Friedrich Merz ist in diesem Zusammenhang interessant, weil er als möglicher Nachfolger des irischen Marktreformers McCreevy gehandelt wird. McCreevy war einer der maßgeblichen neoliberalen Architekten des irischen Desasters.
Anmerkung D.R.: Die FAZ schreibt den Nekrolog für Arcandor et alii! Wer hätte das vor einem Jahr zu denken gewagt?! Mögliche Schuldige des Untergangs werden ausfindig gemacht: Middelhoff, die, ach, so unglückliche Frau Schickedanz etc. Die Frage nach persönlicher Haftung wird nicht einmal gestellt, da Frau Schickedanz wohl zur “Tafel” gehen muss, um nicht zu darben. Von den menschlichen Schicksalen, um die es hier geht, kein Sterbenswort!
Anmerkung WL: Warum Fricke allerdings nun gerade Frankreich als Vorbild nimmt, ist merkwürdig. Hat nicht Frankreich – zumindest seit Sarkozy – die deutsche „Reformpolitik“ auf nahezu allen Feldern geradezu kopiert.
Anmerkung unseres Leser H.R.: Mit diesem Aufsatz belegt Straubhaar, dass auch er nur zum Schein ein Gewendeter/Geläuterte ist, wie man sonst aus seinen öffentlichen Erklärungen hätte schließen können.
Die Krise ist noch immer nicht richtig da, schon gar nicht auf dem Arbeitsmarkt, und doch segeln die Neoliberalen schon wieder unter Vollzeug, in voller Takelage.
Straubhaar “belegt”, dass für diese Krise die keynsianisch bedingte Verschuldung ursächlich ist. Diese und kommende Krisen könnten nur durch konsequente Umsetzung der neoliberalen Rezepte vermieden werden.
Als hätte es 20 Jahre keinen Neoliberalismus gegeben sondern keynsianische Politik.
Besonders bemerkenswert ist seine Forderung, nie mehr Sozialpolitik gegen den Markt zu machen.
Die Verbindung zur IW-Studie des Herrn Hüther erhält man durch das kürzlich vorgestellte Buch der Herren Straubhaar/Hüther: Die Gefühlte Ungerechtigkeit.
Hierin legen die Autoren die Wichtigkeit der Ungleichheit für den Erhalt der Freiheit dar. Jetzt sollte es auch niemanden wundern, wie Hüther zu solch “brillanten” Einsichten in seiner IW-Studie kommt.
Die Ungleichheit ist nur gefühlt, umverteilt wird stets von oben nach unten, und damit solle nun endlich Schluss sein.
Im Übrigen bereitet Hüther mit seiner Studie den Nährboden, die öffentlichen Haushalte nur über die Verbrauchssteuern (Mehrwertsteuersatz 25%) zu sanieren. Die oberen Einkommen leisten ja schließlich schon über Gebühr für das Gemeinwesen, da ist es an der Zeit,daß die breite Masse sich endlich auch mal beteiligt.
Es ist noch verdammt viel Aufklärungsarbeit nötig, damit die Gegenöffentlichkeit endlich zum Tragen kommt.
Anmerkung: Der gestrige Wahlerfolg der Konservativen gibt wenig Anlass darauf zu hoffen, dass die Politik das Europarecht in seine Schranken weißen würde.
Dazu:
Profit – Das Wirtschaftsmagazin vom 29.05.2009
Quelle: WDR 5 (Audio-Podcast, mp3, ab Minute 12:40)
und:
SR2-Medienwelt: Gekaufte Blogger
Quelle: Saarländischer Rundfunk (Audio-Podcast, mp3)
Anmerkung WL: Es ist wie immer. Man setzt an einem Thema an, bei der man die Mehrheitsmeinung hinter sich hat – wie hier bei der Kinderpornographie -, und wenn man erst einmal die Tür einen Spalt geöffnet hat, dann gibt es kein Halten mehr.
Diese Taktik beschreibt ganz offen Wolfgang Bosbach (CDU), der sagte: “Ich halte es für richtig, sich erstmal nur mit dem Thema Kinderpornografie zu befassen, damit die öffentliche Debatte nicht in eine Schieflage gerät.”
Anmerkung Georg Lind: Eine der größten und teuersten Schulexperimente zieht eine negative Bilanz — für sich selbst! Viele Milliarden US Dollar hat die Stiftung des Windows-Moguls Gates für Schulen und hilfsbedürftige ausgegeben, aber keine messbaren Verbesserungen der Schulleistungen gefunden. Man hat vor allem auf die Verkleinerung der Schule und der Schulklassen gesetzt (der Bericht lässt leider offen, welche der beiden Maßnahmen nun wirklich gefördert wurden) und keine Verbesserungen gefunden (siehe unten).
Man hat dagegen gefunden, dass es auf den Lehrer ankommt! (Natürlich ist das die meisten Menschen nichts Neues.) Es scheint auch klar zu sein, dass ein guter Lehrer nicht mit Tests gefunden werden kann. (Das ist wohl für viele Testgläubige neu und auch für Testskeptiker ist dies so prominent noch nicht bestätigt worden.) Die Zertifizierung aufgrund von Testwerten lässt nicht erkennen, ob ein Lehrer gut ist. Vielmehr zeigt erst die Unterrichtspraxis, was ein Lehrer kann: “Großartige Lehrer schaffen es, den Notendurchschnitt in einem Jahr um 1,5 Noten anzuheben.” Der Bericht sagt leider nicht, wie man diese großartigen Lehrer ausbildet und wie man sie entdeckt.
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