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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 17. Oktober 2008 um 9:16 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Kai Ruhsert
(KR/WL)
Heute unter anderem zu diesen Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung Orlando Pascheit: Was Politiker/innen so daher plappern. Selten soviel widersprüchlichen Quark gelesen. Ist Andrera Nahles so dumm oder hält sie uns für so dumm?
Ergänzung WL: Wer so wahrnehmungsresistent oder wahrnehmungsunfähig ist und nicht erkennt, dass es gerade auch sozialdemokratisches Führungspersonal war, das den Finanzspekulationen in Deutschland Tür und Tor geöffnet hat, von dem kann beim besten Willen nicht erwartet werden, dass er für die Zukunft etwas gelernt hat.
Anmerkung AM: Dass Steinbrück nichts davon gewusst hat, glaube ich nicht. Er gehört zum gleichen Klüngel. Für meinen Zweifel spricht die Tatsache, dass nirgendwo sich ein kritisches Wort von Steinbrücks zu Merkels Tietmeyer-Vorschlag findet – jedenfalls nicht in jenen Medienmeldungen, die ich durchgestöbert habe. Vielleicht werden unsere Leser ja fündig.
Anmerkung WL: Ein sehr informativer Artikel.
Anmerkung Orlando Pascheit: Die Forderung, zunächst einmal den nationalen Finanzmarkt zu regulieren, ist insofern bemerkenswert, als dass bisher wirtschaftsnahe Zeitschriften und die nachplappernden Politiker eine nationale Regulierung angesichts der waltenden Globalisierung als unmöglich Ding bezeichnet haben.
Anmerkung KR: Wenn sogar der SPIEGEL die Nachteile der Cross-Border-Leasing-Geschäfte entdeckt, scheint ein Wandel in der veröffentlichten Meinung darüber endlich in den Bereich des Möglichen zu rücken.
Welche Branchen unter der Krise leiden:
Quelle: FTD
Anmerkung KR: Vielleicht besteht dank der Finanzkrise doch noch eine Chance, die Privatisierung zu stoppen.
Anmerkung Orlando Pascheit: Da hat man in der Schweiz geglaubt, wie ein marktwirtschaftlicher Fels in der Brandung staatlicher Intervention die Finanzkrise überstehen zu können, und nun dies. Dabei ist die das schweizerische Hilfspaket von 60 ca. Mrd. Dollar relativ zur Größe seiner Volkswirtschaft größer als das 700 Mrd. Dollar-Paket der USA. Während bei der Credit Suisse eine Eigenkapitalaufstockung von 10 Mrd. Fr. noch über einen Staatsfonds aus Katar möglich war, muss bei der UBS der Staat herhalten. Das Hilfspaket ist vor allem auf die UBS zugeschnitten. Insofern ist das das Verhalten der UBS- Führungsclique skandalös, welche auf der Generalversammlung vor einigen Wochen noch eitel Sonnenschein verbreitete. Von dieser Täuschung müssen aber auch offizielle Stellen in der Schweiz gewusst haben, denn das aktuelle Hilfspaket kann nicht über Nacht zustande gekommen sein. Anscheinend ist man am Finanzplatz Schweiz auch heute nicht gewillt, von fragwürdigen Methoden zu lassen.
Als Beispiel für die schweizerische Selbstüberschätzung können die beiden folgenden Artikel aus der letzten “Weltwoche” dienen:
Anmerkung KR: “Man versucht in Deutschland jetzt auch, den Universitäten mehr Entscheidungsfreiheit einzuräumen. Das ist der richtige Weg.” Warum das nicht stimmt, hat Wolfgang Lieb in seinem gestrigen Beitrag zur Hochschulpolitik erläutert.
Anmerkung KR: Selbst null Prozent Zinsen würden nichts an dem grundsätzlichen Problem ändern, dass Studienkredite finanziell Schlechtergestellte vom Studium abschrecken.
Anmerkung Roger Strassburg: In den USA stürzen die kapitalgedeckten Renten ins Bodenlose, während die umlagefinanzierte Rente um 5,8% steigt. Was sagt uns das?
Und mit der mit viel Zoff erkämpften 1,1%-Erhöhung sinkt die deutsche Rente im Vergleich dazu weiter.
Anmerkung KR: Ein beeindruckendes Dokument dafür, wie auch diejenigen Medien ihren Glauben an den Sinn des Afghanistankriegs verlieren, die selbst für den Einsatz deutscher Soldaten außerhalb Deutschlands geworben hatten und es immer noch tun.
Wer über Nacht einen Meinungs- und Fahnenwechsel zu einer Art Staatssozialismus für Reiche vollzieht, ist unglaubwürdig. Je tiefer die Krise wird, desto stärker scheint allerdings der Zwang zuzunehmen, denen zu glauben, die die Misere mit ihrem sogenannten Sachverstand verursacht haben. Dieser Prozess verhindert, dass die Eliten ausgetauscht werden, was in der Demokratie aber üblich sein sollte. Das führt zur Personalunion von Verbrecher und Polizei…
Die gesamte politische Elite hat sich bislang zur Alternativlosigkeit der Marktwirtschaft bekannt. Wobei Linken-Chef Oskar Lafontaine immerhin die politische Stärkung der Europäischen Union und ein europäisches Wirtschaftsministerium fordert.
Unser Leser U.B. hat uns dazu folgende berechtigte Kritik geschickt:
Ich möchte Sie auf etwas im Zusammenhang mit dem auf den NDS-Seiten veröffentlichten Interview mit dem Soziologen Ulrich Beck hinweisen. In weiten Teilen seiner Aussagen hat er Recht. Insbesondere mit seiner Kritik an den Eliten. Er vergisst nur einen bei seiner Kritik: sich selbst. Er selbst stellt die Situation nämlich seit Jahren so dar, als sei der Kapitalismus so eine Art Naturgewalt und dass der Sozialstaat unter globalisierten Bedingungen nicht mehr finanzierbar sei. Er selbst ist also jahrelang ein ideologischer Unterstützer der Eliten gewesen. Insofern ist seine Kritik ausgesprochen scheinheilig.
Unser Leser hat Recht. Wir hätten dieses Interview kommentieren müssen. Das wäre uns leicht gefallen, wir hätten uns nur selbst zu zitieren brauchen.
Dies vorausahnend hat unser Leser R.B. folgende Glosse geschrieben:
Montag, 20.10., 7:15 Uhr. Herr S. kommt zur Arbeit. Herr Meier erwartet ihn, wie immer, am Eingang.
Meier: “Guten Morgen Herr Minister.”
S.: “Moin Meier, gutes Wochenende gehabt?” Wartet Antwort nicht ab, sondern fragt: “Und? Wie viele Banken haben schon nachgefragt?”
Meier: “Ähhh, ich versteh nicht, Herr Minister…???”
S.: “Mensch Meier, wie viele Banken wegen unseres Rettungsangebotes nachgefragt haben natürlich.”
Meier: “Entschuldigung Herr Minister, aber darüber habe ich noch keine Informationen. Werde mich sofort schlau machen und Ihnen in Kürze vortragen.”
S.: “Machen Sie das, Meier! Und machen Sie sich auch gleich ein paar Gedanken wegen der Pressekampagne.”
Meier: “Ähhh, Herr Minister…. welche Pressekampagne ?”
S.: “Mensch Meier, heute Morgen etwas langsam wie? Wochenende war wohl anstrengend, wie? hä hä hä Die Pressekampagne, wie ich, ähm, die Regierung die deutsche Finanzwirtschaft gerettet habe. Das muss man doch rüberbringen, schließlich sind bald Wahlen.”
Meier: “Jawohl, Herr Minister, natürlich. Werde Ihnen in Kürze ein Konzept vorlegen.”Montag, 20.10., 10:05 Uhr. Meier betritt das Büro von Herrn S.
S.: “Und Meier, wie sieht’s aus? Riesennachfrage bestimmt.”
Meier: “Ich bin sicher, das Regierungsprogramm… also Ihr Programm… wird ein Riesenerfolg werden. Aber, ähm, aktuell, also wie soll ich sagen, bisher liegen keine Anfragen vor.”
S., blickt verwundert auf: “Noch nichts? Na ja, die brauchen wohl noch ein bisschen, war ja Wochenende, hä hä hä.”
Meier: “Ich habe für Donnerstagmittag eine Pressekonferenz angekündigt und Donnerstagabend ein Hintergrundgespräch mit FAZ, Focus, Zeit und Spiegel, wenn Ihnen das Recht ist.”
S.: “Sehr gut Meier. Sie können gehen. Und informieren Sie mich, sobald es etwas Neues gibt.”
Meier: “Jawohl, Herr Minister.”Dienstag, 21.10., 7:15 Uhr. Herr S. kommt zur Arbeit. Herr Meier erwartet ihn, wie immer, am Eingang.
Meier: “Guten Morgen Herr Minister.”
S.: “Moin Meier. Na, wie viele Milliarden sind es bis jetzt?”
Meier: “Ähhh, ich versteh nicht, Herr Minister…???”
S.: “Mensch Meier ! Wie viele Milliarden Unterstützung bisher von den Banken angefordert wurden. Da wird die BaFin ja inzwischen bestimmt Überstunden fahren, hä hä. Das gönn ich dem Sanio. Also, sagen Sie schon. Wie viel?”
Meier: “Also Herr Minister, ich habe mich extra heute morgen schon informiert, aber.. äh.. bisher liegen noch keine Anfragen vor.”
S.: “Na, die lassen sich aber ganz schön Zeit. Und dafür haben wir letzte Woche die ganze Regierung und das Parlament rotieren lassen. Wenn das mal nur die Presse nicht erfährt. Ok, Meier, heute Mittag will ich einen neuen Sachstand.”
Meier: “Jawohl, Herr Minister.”Dienstag, 21.10., 12:15 Uhr. Meier betritt das Büro von Herrn S.
S.: “Was gibt’s Meier?”
Meier: “Sie wollten informiert werden, Herr Minister.”
S.: “Ich? Worüber? ..äh.. Ach ja, die Banken. Also, wie viel sind’s jetzt?”
Meier: “Nun, ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll, Herr Minister … also, wir sind alle sehr verwundert, aber… bis jetzt liegt noch keine einzige Anfrage vor.”
S. stutzt: “Hmmm, seltsam… Meier, sagten Sie nicht mal, dass sie den Adlatus von diesem Schweizer da in der DB kennen?”
Meier: “Ja, Herr Minister, wir sind uns mal begegnet und – wie soll ich sagen – näher gekommen, als ich Sie nach Davos begleitet habe.”
S.: “Dann rufen Sie den doch mal an und fragen, was da los ist. Ich würde ja seinen Chef anrufen, aber der redet ja nur mit der BKin.”
Meier: “Jawohl Herr Minister, werde ich sofort erledigen.”Dienstag, 21.10., 13:45 Uhr. Meier betritt das Büro von Herrn S.
S.: “Ja, Meier, was gibt’s?”
Meier: “Ich wollte Ihnen von meinem Gespräch mit Udo… also dem Assistenten von Herrn A. – Sie wissen schon – berichten.”
S.: “Ach so, ja. Und was sagt er? Wieso brauchen die so lange?”
Meier: “Nun, er meint, nun ja, die privaten Banken würden das Programm wohl gar nicht in Anspruch nehmen…”
S., etwas lauter: “Was ? Wieso denn das ?”
Meier, stotternd: “Äh, es ist wegen der äh Auflagen, deshalb wollen die nicht.”
S. :”Welche Auflagen denn ? Nun reden Sie schon.”
Meier: “Sie wissen schon, Herr Minister. Diese Sache mit der Beteiligung und Einfluss und so. Und natürlich auch wegen der Gehälter.”
S. explodiert: “Was soll denn der Mist? Das sind doch alles nur Kann-Vorschriften, die keiner von uns anwenden will.”
S. etwas leiser: “Rufen Sie diesen äh Udo noch mal an und vermitteln Sie das. Ich, ich meine natürlich die Regierung, ist ja bis auf die Knochen blamiert, wenn die unser Programm gar nicht wollen….”
Meier: “Jawohl, Herr Minister.”Mittwoch, 22.10., 7:15 Uhr. Herr S. kommt zur Arbeit. Herr Meier erwartet ihn, wie immer, am Eingang.
Meier: “Guten Morgen Herr Minister.”
S. :”Moin Meier.” Eilt an ihm vorbei und sagt: “Kommen Sie gleich in mein Büro.”
Meier, betritt das Büro von S.: “Herr Minister?”
S. :”Mir hat gestern Abend die Frau BKin eine SMS geschickt. Sie will wissen, wie es mit der Rettungsaktion läuft. Haben Sie Ihren äh Bekannten erreicht?”
Meier: “Jawohl, Herr Minister und ich habe ihm alles genau erklärt… dass das ja alles nur Kann-Bestimmungen sind und dass natürlich keiner in dieser Bundesregierung vorhätte in die Tarifautonomie von Bankvorständen einzugreifen…”
S. unterbricht: “Ja, ja… und was sagt Ack… äh, Ihr Bekannter?”
Meier: “Er meint, sein Chef will, dass die Frau BKin ihn anruft und ihm das bestätigt. Dann könne man eventuell drüber nachdenken.”
S. zischt: “Gehen Sie.” und greift zum Telefon.Donnerstag, 23.10., 13:00 Pressekonferenz im BMF
S. betritt den Saal und verkündet: “Meine Damen und Herren, ich kann Ihnen versichern, dass das Rettungsprogramm der Bundesregierung in überraschend starkem Ausmaß in Anspruch genommen wird. Ich bin daher sicher, dass das beherzte und zielgerichtete Eingreifen der Bundesregierung…. bla bla bla
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