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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 25. September 2009 um 9:21 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Albrecht Müller
(MB/WL/AM)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Es ist nachvollziehbar, wenn eine Regierung versucht, sich selbst bei großem Mist noch zu loben. Bedenklich ist, wenn alle das nachplappern.
Quelle: FTD
Als konkrete Maßnahmen forderte Attac:
Markus Henn von der bundesweiten Attac-Arbeitsgruppe Finanzmärkte:
Die Vorschläge der G20 dagegen laufen im Wesentlichen darauf hinaus, weiterhin die marktliberale Medizin zu verabreichen, die krank gemacht hat. Die wenigen Ausnahmen – wie etwa das angebliche Engagement von Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Finanztransaktionssteuer – sind leicht als Lippenbekenntnisse wahlkämpfender Politiker zu erkennen.
Quelle: Attac
Anmerkung MB: Wirklich unglaublich. Jahrelang werden nach allen Regeln der Lobbyistenkunst Sozialstaatsreformen, Wettbewerb und unternehmerisches Handeln in allen Lebens- und Arbeitslagen vorangetrieben und dann kommen hier Ratschläge wie „Ein “gesunder” Umgang mit Krankheit bei der Arbeit ist Führungssache.“ Wie der hier zitierte Senior Director der Bertelsmann Stiftung Stefan Empter an der Vorstufe der Hartz-Reformen beteiligt war und mitverantwortlich ist für Angst von Millionen Arbeitnehmer/innen vor der Arbeitslosigkeit in Armut und Entrechtung, können Sie nochmals im Gastbeitrag von Helga Spindler nachlesen: „War die Hartz-Reform auch ein Bertelsmann Projekt?“
Quelle 2: Nachdenkseiten
Anmerkung AM: Da schließt sich der Kreis. Morgan Stanley ist eine der Banken, die den Bahn-Börsengang maßgeblich begleiten sollte. Und wird geleitet von einem Wahlkampfhelfer von Angela Merkel von 2005. Das Engagement von Mehdorn ist auch ein Beleg dafür, dass es mit der Bahnprivatisierung nach der Wahl weitergeht.
Morgan Stanley ist sich nicht zu schade, jemanden unter Vertrag zu nehmen, dessen Bilanz bei der Bahn mehr als kläglich ist.
Trotz des zu befürchtenden Anstiegs der Arbeitslosigkeit bleibt die gesetzliche Rentenversicherung auch in der Krise stark. Die Nachhaltigkeitsrücklage hat sich bewährt und wird die Krisenfolgen für mehrere Jahre auffangen können. Dies gilt selbst dann, wenn die Arbeitslosigkeit stärker steigen sollte als derzeit von der Bundesregierung angenommen. Solange der Bund zu seiner Verantwortung steht und die Bundeszuschüsse stabil hält, steht keine Beitragssatzerhöhung an. Bis einschließlich August 2009 hat die Rentenversicherung eine Steigerung der Beitragseinnahmen von 0,5 Prozent zu verzeichnen. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Beitragseinnahmen und die zugrunde liegende Lohnsumme in diesem Jahr noch in den negativen Bereich rutschen werden. Vor diesem Hintergrund sind die Annahmen des MEA völlig unsinnig. Es geht für 2009 von einem Einbruch bei den Löhnen von bis zu vier Prozent aus. Auch die Annahmen für die weitere Entwicklung in den Folgejahren sind reine Spekulation und voraussichtlich zu negativ gesetzt.
Professor Börsch-Supan, dessen Institut in der Grundfinanzierung zur Hälfte vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft getragen wird, macht sich lächerlich, wenn er ausgerechnet die Finanzmarktkrise missbrauchen will, um die solidarische Alterssicherung in Deutschland schlecht zu machen. Offensichtlich hat Börsch-Supan nichts aus dem Super-GAU an den internationalen Spekulationsmärkten gelernt. Die Finanzindustrie ist das Problem und nicht die Lösung für die Alterssicherung in Deutschland. Auch in Zukunft müssen Sicherheit und finanzielle Stabilität oberste Priorität in der Rentenpolitik haben. Wir erwarten von der neuen Bundesregierung ein klares Bekenntnis zur nachhaltigen solidarischen Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung. Weder eine Kürzung der Bundeszuschüsse noch eine Senkung der Beiträge wären zu verantworten. Dies würde die Nachhaltigkeitsrücklage und damit die Verlässlichkeit der Rentenversicherung gefährden.
Quelle: DGB
Anmerkung MB: Gut gekontert. Bisher wurde das Problem Versicherungslobbyismus von den Gewerkschaften leider eher übersehen.
Passend dazu:
Datenschutzbeauftragter zur gestiegenen Zahl von Telefonüberwachungen: „Wir müssen uns Sorgen machen“
Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, will eine erneute Überprüfung von Telefonüberwachungen. Die im vergangenen Jahr beschlossene Begrenzung habe offenbar nicht gegriffen, sagte Schaar.
Quelle 1: Deutschlandradio Kultur (Text)
Quelle 2: Deutschlandradio Kultur (Audio-Podcast)
Zwar ist noch immer nicht herausgekommen, von wem Dr. Kohl seine illegalen Parteispenden bekommen hat. Sein enger Freund und Parteifreund Dr. Reinfried Pohl jedoch, einer der reichsten Männer der Republik, hat ein großes Herz für die konservative Partei sowie deren liberale Koalitionsfavoriten. Ein Blick auf das Unternehmen einerseits und die Zurückhaltung der Bundesregierung bzgl. des Verbraucherschutzes andererseits hinterlässt einen schalen Beigeschmack und erinnert frappierend an Berlusconien.
Quelle: Telepolis
Anmerkung WL: Die „Landschaftspflege“ hat jedoch nicht nur negative Auswirkungen auf den Verbraucherschutz sondern sie erklärt auch das Eintreten für die private Alters- und Gesundheitsvorsorge.
Anmerkung J.A.: Passend zum heutigen BILD-Aufmacher aus demselben Verlagshaus. Ganz nette Kommentare, z. B.
“Der Hansi sagt: Nebenjobs erfreuen sich bei Ruheständlern einer immer größeren Beliebtheit. Ich seh hier immer eine Oma in den Mülltonnen wühlen. Zu stolz für Sozialhilfe und zu alt für einen “beliebten” Nebenjob nehme ich an.”
Und gleich noch zwei absolut widersprechende, völlig absurde (ältere) Links dazu in derselben “Zeitung”:
Wirtschaftskrise: Immer mehr Rentner verlieren ihre Nebenjobs
Deutschlands Rentner können sich nach der letzten Erhöhung ihrer Bezüge nicht wirklich freuen. Das, was sie jetzt auf dem Papier an Rente mehr bekommen, könnte ihnen schon bald wieder fehlen. Nach den Aussagen von Sozialverbänden führen die Wirtschaftskrise und der Sparkurs vieler Firmen dazu, dass Ruheständlern gekündigt wird.
Quelle 2: Welt
Wenn Rentner Jobs verlieren, ist das kein Skandal
Wegen der Wirtschaftskrise kündigen viele Unternehmen Ruheständlern ihren Minijob. Das ist für die Betroffenen sicher schmerzlich, ungehörig ist es jedoch nicht. Die Rente steigt in diesem Jahr deutlich stärker als die Löhne. Und die meisten Rentner arbeiten nicht deshalb, weil sie mehr Geld brauchen.
Quelle 3: Welt
Quelle 1: PRGS (“Kommunikationskonzept Kernenergie”)
Quelle 2: board.3DL.AM
Manchmal tut man sich als Wähler und als Journalist grausame Dinge an. Beispielsweise wenn man sich vor den Fernseher setzt und wie gestern hartaberfair einschaltet. Eigentlich hätte man wissen können, dass mit den Generalsekretären oder Bundesgeschäftsführern der im Bundestag vertretenen Parteien eine auch nur irgendwie anhörbare und mit Argumenten versehene Diskussion nicht möglich sein kann. Generalsekretäre müssen nicht nur ihre eigenen Leute disziplinieren, sie sollen nach außen möglichst auch treten.
Quelle: Telepolis
Dazu passt:
Die eigene Verblödung wird uns indes langsam unheimlich. Es geschieht so vieles in der Demokratie, was uns Unbehagen, Angst bereitet. Und an allen Orten gibt es auch defensive Impulse, Widerstand, Einspruch. Aber vor der letzten Konsequenz, dies alles zusammen zu denken und es zu beschreiben nicht als Schwächen in einem System, sondern als schleichenden Systemwechsel, das Wechseln zu einem System, in dem die Banken systemrelevant sind und nicht die Bürger, dazu fehlt uns der Mut. Das würde vielleicht auf den vernichtenden Satz hinauslaufen: Das Projekt einer demokratischen Gesellschaft ist kurz davor zu scheitern.
Nirgendwo als in Zeiten „wichtiger“ Wahlen wird uns so sehr bewusst, wie mittendrin wir in diesem Scheitern sind. Verblüffend ist nicht, wovon in diesem Wahlkampf die Rede ist, verblüffend ist, worüber Parteien, Staat und Gesellschaft übereingekommen sind, nicht zu reden. Wir scheinen uns damit abgefunden zu haben, dass wir „Demokratie spielen“ müssen, damit niemand die Erosion des Systems bemerkt, wir selber am wenigsten.
Quelle: der Freitag
Seit die Bundeswehr wegen der Auslandseinsätze wieder Tapferkeitsmedaillen verteilt, will auch der deutsche Journalist in der Heimat nicht zurückstehen. Dort mehren sich die Fälle von Tapferkeit. Den Anfang machte der Journalist Jan Fleischhauer (“Villenviertel-Jan”) vom Spiegel mit seinem mutigen Bekenntnis, nicht mehr links, sondern konservativ zu sein. Ihm folgte diese Woche Tobias Haberl vom Magazin der “Süddeutschen” nach. Unter dem Titel “Mein Jahr in der Linkspartei” schildert er auf sieben Seiten sein waghalsiges Experiment, für ein Jahr in die diese Partei einzutreten.
Quelle: Telepolis
Anmerkung AM: Ein mieses Stück Propaganda. Es lässt Zapp leider in einem unangenehmen Licht erscheinen. Da fragt man sich verzweifelt: Brechen jetzt auch noch die letzten aufklärenden Formate weg?
Schon die Sprache und Stimme der Autorin riecht nach Kampagnenjournalismus der üblen Art. Und das Zusammenspiel von Spiegel, Springers Welt und NDR. Achten Sie auf den Vertreter der „Welt“.
Ähnlich demagogisch, fast nur noch Kampagnen:
ZDF-Morgenmagazin Archiv: Beiträge 02.09.2009
Was ist los mit unseren Journalisten?
Innerhalb von vier Jahren erhöhte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) die Ausgaben für die Förderung begabter Studenten von rund 80 Millionen Euro jährlich auf stattliche 132 Millionen – eine Steigerung um mehr als 60 Prozent.
Erstmals untersuchten Forscher des angesehenen Hochschul-Informations-Systems (HIS) die soziale Herkunft der rund 20.000 Stipendiaten der Begabtenförderungswerke. Das Ergebnis: Die Stipendien bekommen vor allem die Kinder gut verdienender Akademiker. Arbeiterkinder schaffen es selten in den Kreis der Auserwählten. Werden Bildung und Berufsstatus der Eltern berücksichtigt, hat demnach weniger als jeder zehnte Stipendiat in der Studienförderung eine, wie die Forscher sagen, »niedrige soziale Herkunft«, kommt also beispielsweise aus einer Arbeiterfamilie. Die Kinder beruflich erfolgreicher Akademiker Stipendiaten mit »hoher sozialer Herkunft« – machen dagegen mehr als die Hälfte der Geförderten aus.
Zum Vergleich: In der Studentenschaft insgesamt werden nur 37 Prozent der Gruppe »hoher sozialer Herkunft« zugeordnet. Damit zeigen die neuen HIS-Zahlen sogar, dass die soziale Selektion bei der Förderung von Begabten noch stärker greift als beim Hochschulzugang.
Quelle: Zeit.de
ZDF-Intendant Markus Schächter: “Die Kooperation zeigt, wie die technische und inhaltliche Kompetenz zweier erfolgreicher Medienunternehmen in hervorragender Art und Weise zusammen gebracht werden kann.”
Quelle: Presseportal
Anmerkung WL: Da drängen die privaten Medienunternehmen zuerst über Brüssel darauf, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk neue Online-Angebote nur nach einem teuren und bürokratischen Verfahren zulässig sind und dass diese nach wenigen Tagen wieder aus dem Netz genommen werden müssen und jetzt hängt sich der Oligopolist an das ZDF an, um sein Online-Angebot auf die Beine zu bringen. Der Gebührenzahler sponsert nun auch noch den WAZ-Konzern.
Anmerkung J.A.: Also dieselbe Absurdität wie in Deutschland: nachdem jede der drei Steuersenkungen zu einer höheren Arbeitslosigkeit geführt hat (von mehr Armut usw. ganz zu schweigen), dann muss – ideologiegemäß – die vierte “positiv” wirken. Schön der Satz, “Forschungsergebnisse und die Erfahrungen etlicher anderer Staaten hätten bewiesen, dass dies die wirkungsvollste Art sei, Arbeitsplätze zu schaffen. Höhere Steuern auf Arbeit führten zu geringerer Beschäftigung.” Kann Reinfeldt Beispiele nennen? Mir fallen gerade keine ein. Einfach Unsinn.
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