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Titel: Hinweise des Tages (2)

Datum: 11. September 2009 um 15:38 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich:

(AM)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:

  1. Guttenberg im Wahlkampf – Ha, ha, ha, ha, ha, welch ein Augenblick!
  2. Wie sicher sind wir?
  3. „Auch ich werde den SPIEGEL verklagen“ – Interview mit Diether Dehm in junge Welt
  4. Kommentare zu: Clement macht Werbung für die FDP
  5. Plädoyer für die Pauschalbesteuerung
  6. Amerikas unsichtbare Obdachlosigkeit
  7. Am US-Arbeitsmarkt herrscht grösstes Leiden seit Jahrzehnten
  8. Elite-Universitäten – Harvard und Yale haben sich verspekuliert
  9. Satiregipfel vom 10.9.2009

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.

  1. Guttenberg im Wahlkampf
    Ha, ha, ha, ha, ha, welch ein Augenblick!
    Es geht die Sage, Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg werde bei seinen Wahlkampfauftritten wie ein Popstar gefeiert. Unter den vielen Legenden, die sich um den jungen Minister aus dem alten Geschlecht ranken, ist diese Geschichte eine der wahren. Zum standesgemäßen Empfang gehört, dass Fans sich als Doppelgänger kostümieren. Auf dem Berliner Platz vor der Markthalle in Kronberg tragen etliche Herren Janker. Daneben sind Blazer sehr stark vertreten, ebenso die um den Hals geschlungenen Pullover über dem hochgekrempelten blauen Hemd mit offenem Kragen. Die Anzugsdichte wäre bei einer Rede von Guido Westerwelle auf dem Frankfurter Börneplatz nicht höher.
    Quelle: FAZ

    Anmerkung: Lesenwert!

  2. Wie sicher sind wir?
    Wer wollte Einwände erheben gegen mehr Licht in Bahnunterführungen und Videoüberwachung in Parkhäusern. Gefährlich sind all die Vorsorgemaßnahmen dennoch, weil sich in ihnen staatliches Misstrauen gegen im Zweifel jeden Bürger bündelt. Sie gaukeln eine Sicherheit vor, die unvollkommen bleiben muss und gerade deswegen unendlich zu steigern ist. Und sie machen uns alle zu Verdächtigen – zum Hohn der alten Unschuldsvermutung. Ein fataler Dreiklang befördert den Ruf nach steter Strafverschärfung, und der hat wenig zu tun mit realer Kriminalität oder gar mit Terror, Mord und Totschlag bilden in der Statistik 0,1 Prozent aller Fälle; in der über Medien wahrgenommenen Welt ist jede zweite Straftat ein Gewaltverbrechen. So werden über Krimis und Nachrichten die Ängste der Bürger geschürt, die Politik wähnt sich zum Handeln genötigt, also zu Härte, worauf die Medien in ihrer Mehrheit bei jedem neuen, spektakulären Fall dringen. Diese Endlos-Schleife ist nur schwer zu durchbrechen, auf dem mühevollen Weg über Aufklärung und Vernunft. Wir müssen einsehen, dass es keine perfekte Sicherheit geben kann, nicht mal in Diktaturen. Dann könnten wir auch erkennen, dass ein “Kampf” gegen jegliches Verbrechen die Republik nicht sicherer macht, sondern bedrohlicher. Ein solcher Blickwinkel verändert das Genre: vom biederen “Tatort” zu Wildwest.
    Quelle: FR
  3. „Auch ich werde den SPIEGEL verklagen“ – Interview mit Diether Dehm in junge Welt
    Quelle: LWI
  4. Clement macht Werbung für die FDP
    Quelle: WAZ

    Kommentar: Hinweis nur wegen der Kommentare der Leserinnen und Leser unter dem Artikel, die eindeutig ausfallen.

  5. Plädoyer für die Pauschalbesteuerung
    Eine Studie im Auftrag des Vereins «Mehrwert Schweiz» hat die volkswirtschaftlichen Effekte der Pauschalbesteuerung untersucht. Demnach sind schweizweit rund 35 500 Arbeitsplätze und 4,5 Milliarden Franken Investitionen jährlich auf Pauschalbesteuerte zurückzuführen, wie am Mittwoch bekannt gegeben wurde.
    Quelle: NZZ

    Emotionen über die Pauschalbesteuerung können teuer sein
    Das Bauchgefühl ist verbreitet: Es kann doch nicht sein, dass reiche Ausländer in der Schweiz weniger Steuern zahlen als Schweizer mit deutlich tieferen Einkommen und Vermögen. Die Pauschalbesteuerung, die solches möglich macht, steht denn auch innenpolitisch unter Beschuss – genährt durch publizitätsträchtige Fälle à la Viktor Vekselberg und Johnny Hallyday. Politik ist ein Geschäft mit Emotionen, doch Emotionen sind oft nicht der beste Ratgeber. Die gestern von Verteidigern der Pauschalbesteuerung vorgelegte Studie bestätigt, dass die Abschaffung des Systems ziemlich teuer käme.
    Quelle: NZZ

    Anmerkung OP: Ein wenig kommen einem die Schweizer (Ausnahmen bestätigen die Regel) wie Kinder vor, die einfach von der Rosinenpickerei nicht lassen können. Auf die Idee, dass dieser Konsum, die Investitionen, die Steuerzahlungen und Arbeitsplätze in den Herkunftsländern dieser Pauschalbesteuerten als Verlust gebucht werden müssen, kommen die Journalisten der NZZ gar nicht.

  6. Amerikas unsichtbare Obdachlosigkeit
    Obdachlose Kinder in den USA betteln nicht, und sie schlafen auch nicht auf der Strasse. Ihre Not bleibt deshalb den meisten Amerikanern verborgen. Jedes fünfzigste Kind, insgesamt 1,5 Millionen Minderjährige, so das Resultat der Erhebungen des National Center on Family Homelessness (NCFH), muss auf ein festes eigenes Zuhause verzichten. Die Resultate einer vergleichbaren Erhebung wurden vor einem Jahrzehnt publiziert, damals gab es rund einen Fünftel weniger betroffene Minderjährige als heute. Das Elend dieser Kinder hat verschiedenste Gesichter und bleibt doch den meisten Amerikanern verborgen. Sie leben entweder mit einem Elternteil oder seltener mit Vater und Mutter in einem Heim für Obdachlose, oder sie wohnen auf Pump in einem Billigmotel. Andere Familien nisten sich in einem zum Abbruch freigegebenen Haus ein, kommen vorübergehend bei Freunden oder Verwandten unter, übernachten im Van, Kombi oder gar Zelt. Wieder andere Kinder werden in provisorischen, häufig wechselnden Pflegefamilien placiert, weil ihre Eltern im Gefängnis oder in der Gosse gelandet sind.
    Quelle: NZZ

    Anmerkung: Es häufen sich die Schreckensnachrichten aus den USA, heute 1,5 Millionen Minderjährige obdachlos, im Mai 3,5 Millionen Kinder von Hunger bedroht (Siehe Hinweise 8. Mai 2009, Ziffer 22).
    Sie beginnen ihr Leben als die Wehrlosesten, die Unschuldigsten und wenn dann nicht wenige, ungefähr ein Drittel, als Erwachsene in der gleichen Sackgasse wie ihre Eltern landen, werden sie in dieser barbarischen Gesellschaft eines selbstverschuldeten Elends beschuldigt.
    Aber was heißt in dieser barbarischen Gesellschaft? Laut DIW ist in Deutschland jedes fünfte Kind arm, laut UNICEF und OECD jedes sechste Kind. In Berlin lebt jedes dritte Kind lebt von Hartz IV.
    Auch sie werden, wenn sie nicht aus diesem Teufelskreis von Armut, abgebrochener Schulausbildung und Arbeitslosigkeit ausbrechen können, als Erwachsene mit der Rede von der Eigenverantwortung konfrontiert werden, oder mit diffamierenden Auslassungen wie die von Herrn Clement, durch die immer präsente Bildzeitung oder von Herrn Westerwelle heute, die den Boden für eine zunehmende Ausgrenzung von ALG II- Beziehern betrieben haben bzw. es immer noch tun. Das ist das eigentlich Erschreckende, wenn mir eine Rentnerin, die mit etwas Schwarzarbeit ihre kärgliche Rente aufbessert, erzählt dass sie sich in Konkurrenz zu Hatz-IV Beziehern empfände und mit diesen „Gesochse“ nichts zu tun haben möchte. Dahin führt die Rede vom Missbrauch von Sozialleistungen. – Leider rückt uns das ungerechte Amerika, das Amerika des Elends, dem wir uns so überlegen fühlten, immer näher

  7. Am US-Arbeitsmarkt herrscht grösstes Leiden seit Jahrzehnten
    In den USA sind 15 Mio. Amerikaner oder 9,7% der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter offiziell arbeitslos. Inoffiziell sind noch einige Millionen mehr betroffen. Die Lage ist seit mindestens Anfang der achtziger Jahre nicht mehr so schlecht gewesen. Die finanziellen und psychologischen Auswirkungen für die Betroffenen sind gravierend.
    Quelle: NZZ
  8. Elite-Universitäten
    Harvard und Yale haben sich verspekuliert
    Quelle: FAZ
  9. Satiregipfel vom 10.9.2009
    Quelle: ARD


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