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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 14. Juli 2009 um 9:26 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(WL)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Straubhaar plädiert für ein System mit niedrigen (Steuer-)Sätzen und wenigen Ausnahmen. So könnten Privilegien wie etwa die Steuerfreiheit von Nacht- und Sonntagszuschlägen gestrichen und die Regeln zu den Werbungskosten verschärft werden. Dazu sollten die sozialen Sicherungssysteme statt durch Lohnabgaben über Steuern finanziert und die indirekten Steuern erhöht werden. Auf diese Weise würde das Steuersystem effizienter, die Leistungsbereitschaft stiege und das Wachstumstempo würde beschleunigt.
“Die nächste Bundesregierung steht vor einem rentenpolitischen Scherbenhaufen, den die große Koalition angerichtet hat”, sagt Bert Rürup, der frühere Wirtschaftsweise und heutige Chefökonom des Finanzdienstleisters AWD. Durch diverse Eingriffe sei die seit 2005 geltende Rentenformel diskreditiert. “Ich erwarte deshalb für 2011 eine Rentenreform mit einer neuen Rentenanpassungsformel“, prognostiziert Rürup.
Die langfristigen Finanzprobleme seien in der gesetzlichen Krankenversicherung größer als in allen anderen Sozialversicherungen, warnt der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen: “Hier brennt es lichterloh.” Er plädiert dafür, die Finanzierung wie in der Schweiz auf ein Prämienmodell umzustellen, bei dem jeder Erwachsene die gleiche Pauschale zahlt und der Sozialausgleich über Steuern läuft. Damit würden die Gesundheitsausgaben nicht mehr als Lohnnebenkosten die Arbeit verteuern.
“Wir müssen politische Tabus überwinden“, sagt Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung fordert der Ökonom, die Rente mit 67 schneller als bislang geplant umzusetzen.
Wachstumsfördernd wäre nach Einschätzung von IW-Chef Hüther auch eine Flexibilisierung des Arbeitsrechts. So sollte man beispielsweise Beschäftigten bei der Neueinstellung die Option einräumen, auf ihren Kündigungsschutz zugunsten einer Abfindungsregelung zu verzichten.
Die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte wird nach Einschätzung des Chefvolkswirts der Deutschen Bank (Walter) nur gelingen, “wenn wir die Aufgaben des Staates neu definieren“. Nötig seien eine Verringerung der Ausgaben und Effizienzsteigerungen.
Auf der Einnahmeseite biete es sich in vielen Fällen an, staatliche Leistungen über Nutzungsgebühren statt über allgemeine Steuern zu finanzieren. Dies gelte für eine Pkw-Maut ebenso wie für Studiengebühren, sagt Walter.
Quelle: Welt Online
Anmerkung WL: Darauf weisen wir nur deshalb, damit Sie sich schon mal darauf einstellen können, was nach dem 27. September auf der Tagesordnung sein wird. Es sind dieselben „Experten“, die seit Jahren nur immer noch mehr „Reformen“ fordern und damit die Senkung der Löhne (Lohnebenkosten sind auch Lohnkosten), Steuersenkungen vor allem für Kapitalbesitzer bei gleichzeitiger Erhöhung der Verbrauchssteuern oder die Einführung von Gebühren, Privatisierung der sozialen Sicherungssysteme, Abbau des Kündigungsschutzes und Verlängerung der Arbeitszeiten meinen. Es sind dieselben Experten, die jämmerlich versagt haben, und jetzt schon wieder den dicken Max spielen.
Doch an der Börse zählen Stimmungen mehr als fundamentale Überlegungen. Die vergangenen Monate waren so stark vom Herdentrieb geprägt wie selten zuvor. Der Gleichschritt aller Anlageklassen von Rohstoffen bis zu Firmenanleihen beweist: Die manisch-depressiven Zocker halten das Zepter noch immer fest in der Hand. Deshalb heißt es diese Woche: Bitte anschnallen!
Quelle: FR
Dennoch befürchten manche Marktteilnehmer eine neue Verschärfung der Krise und sehen keine «grüne Knospen» eines Konjunkturaufschwungs. So glaubt der CIO von Pimco, Mohamed El-Erian, dass die Krise (in den USA) erneut eine andere Gestalt annimmt. Habe sie nacheinander und kumulativ den Wohnungsmarkt, den Finanzsektor und die Konsumenten betroffen, drohe sie nun die Glaubwürdigkeit des politischen Apparates zu untergraben, der keine Antworten auf verzögerte Kriseneffekte, vor allem den fortgesetzten Anstieg der Arbeitslosigkeit und die unbeabsichtigten Folgen der monetären und fiskalischen Rettungspakete, habe.
Quelle: NZZ
Anmerkung Orlando Pascheit: Der Jesuit Friedhelm Hengsbach wird immer wieder als Sozialethiker vorgestellt. Übergangen wird dabei, dass Hengsbach auch Wirtschaftswissenschaftler ist und zu ökonomischen Fragestellungen kompetent Stellung beziehen kann. Er hat 1976 über die Assoziierung afrikanischer Staaten an die EG promoviert. Im Internet kann z.B. ein schöner Übersichtsartikel zu Arbeitsmärkten gelesen werden:
Quelle 2: BPB
Dazu auch:
Gerupfte Erwerbsbiografien greifen um sich
Der Ökonom Ernst Kistler über Alters-Diskriminierung, Arbeit bis 67 und arme Rentner
Quelle: FR
Ungeachtet dieser Perspektiven hält die große Koalition bisher eisern daran fest, der Arbeitslosenkasse Finanzhilfen nur auf Darlehensbasis zu gewähren. „Es muss das Verursacherprinzip gelten“, sagte SPD-Haushaltsexperte Carsten Schneider dem „Handelsblatt“. Die BA müsse aus dem Bundesetat gewährte Mittel auch wieder zurückzahlen. Andernfalls drohe bei der Nürnberger Behörde „die Disziplin flöten“ zu gehen. Ähnlich äußerte sich der Haushaltssprecher der CDU/CSU-Fraktion, Steffen Kampeter: „Wir wollen bei der BA den Anreiz der Wirtschaftlichkeit aufrechterhalten“, betonte er.
Quelle: Tagesspiegel
Anmerkung Orlando Pascheit: Allein aufgrund dieser Äußerungen gehören SPD, CDU und CSU abgewählt. – Wenden wir doch das Verursacherprinzip an. Die Parteien mögen die gegenwärtige Krise nicht allein zu verantworten haben, aber ist sie sind verantwortlich dafür, dass Deutschland mit dieser Härte getroffen wird. Wenn die Finanzpolster der Bundesagentur für Arbeit derart drastisch schmelzen, u.a. auch weil die Koalition gegen besseres Wissen den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung abgesenkt hat und beim Kurzarbeitergeld die Unternehmen weiter entlastet hat, so ist doch in der Hauptsache die Wirtschaftspolitik der letzten Regierungen für die Malaise der BA verantwortlich, weil
“Die Russische Staatsbahn, die selbst dringend Geld braucht, kann die beim Tausch erhaltenen Aktien jederzeit an private Kapitalgruppen weiterverkaufen” kommentiert Carl Waßmuth vom Bündnis Bahn für Alle den Vorgang. “Im Aufsichtsrat der DB ML AG säße dann ein privater Investor. Das Kreditranking der DB AG würde sofort heruntergestuft, so dass zusätzliche Zinsen in Milliardenhöhe anfallen würden.”
Auch wenn ein Weiterverkauf zunächst ausgeschlossen würde, wäre die Beteiligung der RZD an Teilen der DB AG hochproblematisch. Dabei gehe es nicht um Fremdenfeindlichkeit, so Waßmuth. Die Interessen der Russlands an der Deutschen Bahn seien geostrategischer Art: Hier gehe es um den langfristigen Zugriff auf die Verkehrs- und Energieinfrastruktur in Deutschland und auch um Interessen der russischen Autoindustrie, wie das derzeitige Tauziehen um Opel zeige. Die Interessen russischer Oligarchen wie RZD-Chef Jakunin und Regierungsschef Putin, die sich beide noch aus alten KGB-Zeiten kennen, sind von denen der russischen und der deutschen Bevölkerung weit entfernt.
Quelle: DailyNet
Die Arbeitnehmer fehlten im Durchschnitt 3,24 Prozent der Sollarbeitszeit, 2008 waren es 3,34 Prozent…Das sei der niedrigste Stand in einem ersten Halbjahr seit Einführung der Krankenstands- Statistik im Jahr 1970. Die Fehlzeiten entsprechen 3,5 Arbeitstagen.
Quelle: FTD
Besonders in der bürgerlichen Mitte – Menschen mit mittleren Einkommen, mittlerer Bildung, überwiegend im mittleren Alter – finden sich auffällig Beispiele, dass man es als hochnotpeinlich empfindet, beim Kauf von Bioprodukten im Supermarkt von Nachbarn oder Freunden erkannt und identifiziert zu werden – als “Spinner” nämlich.
Den größten Bogen um Artikel, die das Bio-Etikett tragen, macht erwartungsgemäß die “neue Unterschicht”. Dort wird über die unerschwinglichen Preise geklagt.
Als Kontrastgruppe dazu gilt gemeinhin die “postmaterielle” Lebenswelt. Doch auch in diesem gewissermaßen originären Öko-Milieu mit erheblichen Wahlpräferenzen für die Partei von Frau Künast und Herrn Trittin findet man wenig Leidenschaft zum Umweltschutz, jedenfalls kaum noch Bereitschaft zur Aktivität.
Die sogenannten Eliten in Deutschland jedenfalls weigern sich, individuell weitere, anstrengende Beiträge zum Schutz der Umwelt zu leisten.
Während die sogenannten Leitgruppen derzeit alles andere als eine Vorbildrolle einnehmen, ragt in dieser Frage ausgerechnet das sogenannte “traditionsverwurzelte Milieu” durch exemplarisches umweltschonendes Alltagsverhalten heraus.
Quelle: Spiegel Online
Anmerkung WL: Diese Studie entspricht nun so gar nicht dem Bild des Deutschen als Weltmeister beim Mülltrennen und als Bio-Kost-Konsument Nr.1. Die Studie erklärt vielleicht auch, warum die Grünen sich immer mehr zur Öko-FDP wandeln.
Anmerkung WL: Es ist schon makaber, da setzt das CHE seit Jahren alle Propagandamittel ein, die „unternehmerische Hochschule“ durchzusetzen. Die über Jahrhunderte gewachsenen Hochschulstrukturen in Europa werden platt gemacht und in eine derzeit vorherrschende (markt- bzw. anreizbezogene und jedenfalls nicht wissenschaftsimanente) Wettbewerbsideologe als „unternehmerische“ Hochschule eingezwängt.
Und jetzt spielen sich die Brandstifter als Feuerwehr auf.
Anmerkung Orlando Pascheit: Es ist eine Sache, dass Schwarzafrika den mächtigsten Mann der Welt als einen der ihren vereinnahmen möchte, eine andere Sache ist, was Barak Obama in Ghana konkret gesagt bzw. getan hat. Der Tagespiegel fand es ganz toll, dass er “erfrischend deutlich” die schlechte Regierungsführung auf dem Kontinent kritisierte. Die SZ schrieb: “Ein Bruder darf die Wahrheit sagen”. So oder so ähnlich kam es aus dem deutschen Blätterwald. Nur, wenn er Korruption, Gewalt, Kriege, Kindersoldaten geißelte und starke Institutionen, mehr Transparenz, Eigentumsrechte, Rechtsstaatlichkeit einforderte, so muß doch einmal gesagt werden: das ist ein alter Hut. Die afrikanischen Nationen wissen um die Bedeutung einer “guten Regierung” bzw. deren Fehlen aus alltäglicher Erfahrung und weltweit kennt jeder, der sich auch nur ein wenig mit Entwicklungsländern beschäftigt den Begriff: Good Governance. Der Begriff wurde 1989 in einem Weltbank-Report über das subsaharische Afrika eingeführt. Good Governance sei “ein effizienter öffentlicher Dienst, ein verlässliches Justizsystem, und eine Regierung, die der Öffentlichkeit gegenüber rechenschaftspflichtig ist.” Good Governance war die Antwort auf das Versagen der Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank, welche im wesentliche auf die Preisbildung in funktionierenden Märkten setzten. Wie das halt so ist mit Märkten, auch wir können heute ein Lied davon singen, hatte man vergessen, dass Märkte nur unter gut funktionierenden Rahmenbedingungen gut funktionieren. Dafür stand nun der neue Begriff. Was Barak Obama da forderte, ist ein alter Hut. Ob sich die Afrikas führende Politiker sich davon beeindrucken lassen, nur weil der amerikanische Bruder das ausgesprochen hat, was alle wissen, ist mehr als fraglich.
Mich stört aber vor allem, dass Barak Obama bei all seinen Stippvisiten sich als guter Zuhörer zeigte und sich dadurch auszeichnete, dass er die Probleme seiner Gesprächspartner zu verstehen suchte, sich aber in Afrika als großer Lehrer, als Master, gerierte – und das mit uralten Rezepten. Obama ignoriert in Afrika, was er ansonsten im Gegensatz zur Bushregierung erkannt hat, dass Problemländer nicht isoliert werden dürfen, sondern zumindest in Gespräche eingebunden werden müssen. Kenia und Nigeria wurden bewußt ausgeschlossen, weil man mit Ghana ein Musterland auszeichnen wollte. Es spricht zumindest gegen seine Referenten, dass er genau den Ansatz, den er z.B in Russland oder auch im arabischen Raum verfolgt, in Afrika ignoriert. Dann wäre er auch, was die entwicklungspolitische Diskussion betrifft, wieder up to date. Denn hier wird schon längstens auf die Notwendigkeit hingewiesen, gerade den Kontakt zu problematischen Partnerländern (difficult partnerships), mit “Low Income Countries Under Stress” zu suchen sei und man sich mit “good enough governance” begnügen müsse. – Vielleicht sollte sich Barak die Zeit nehmen und diese Länder wirklich besuchen, sich einige Tage Zeit lassen, und möglichst vielen Gesprächspartnern zuhören, statt große Reden zu schwingen
Cheney ist auch jener Politiker, der Obama die Ausweitung staatlicher Einflüsse auf die Privatökonomie vorhielt. Das ist deshalb pikant, weil der rechte Republikaner Cheney in seiner Rolle als Verteidigungsminister unter Bush Senior just jene Firma mit staatlichen Aufträgen überhäufte, deren Vorstandschef er nach seiner Abwahl werden sollte.
…aber Cheney ist ein ehrenwerter Mann. Es hat ihm noch niemand einen Prozess gemacht.
Quelle: FR
Im Mai hatten die Fabris-Werker bereits die Produktion blockiert und Waren zerstört, um Druck auf Gespräche mit Übernahmeinteressenten auszuüben. Doch die Investoren sprangen ab. Am 16. Juni wurde die Schließung besiegelt. Seitdem besetzen die Arbeiter das Werk. Jetzt wollen sie von ihren Kunden so viel Geld rausholen wie möglich. Für Donnerstag ist eine Demonstration vor der Renault-Zentrale geplant.
Renault und PSA sollen zahlen, weil sie aus Sicht der Fabris-Werker ihren Lieferanten fallengelassen haben.
Quelle: FTD
Anmerkung Orlando Pascheit: Wir helfen noch beim Abbau der Anlagen, damit sie nach China verschachert werden können.
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