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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages (2)
Datum: 26. Juni 2009 um 16:20 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(WL)
Unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Die ungeheuerlichen Vorwürfe wurden schnell und gründlich ausgeräumt.
Es ist vorbei. Ein Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtags marschierte vor zwei Jahren los, den “Sachsensumpf” trockenzulegen. Er fand sich in einer Steppe wieder. Sogar die Linke und die Grünen blieben am Ende ratlos zurück. Man könne nicht beweisen, dass es diese korrupten Netzwerke gegeben habe, sagte die Linke, als jetzt die Abschlussberichte vorgelegt wurden. Man habe auch nicht beweisen können, dass es sie nicht gegeben habe, behaupteten die Grünen.
Quelle: FR
Anmerkung in eigener Sache WL: Auch die NachDenkSeiten haben auf den Jürgen Roth Blog und auf Artikel von ihm über den Sachsensumpf hingewiesen. Da wir die Unschuldsvermutung als ein wichtiges rechtsstaatliches Prinzip halten und nichts Gegenteiliges beweisen können, weisen wir ausdrücklich auf diesen FR-Beitrag hin und distanzieren uns von unhaltbaren Vorwürfen, auch wenn Jürgen Roth dem Beitrag in der FR mangelnde kritische Distanz zu den staatlichen Institutionen vorwirft.
Voraussetzung für Kapitalbeteiligungen sind echte Gewinnbeteiligungen und keine Lohnverzichte, wie sie zurzeit in kriselnden Unternehmen diskutiert werden. Auch die in der Vergangenheit in einigen Betrieben gezahlten Erfolgsprämien waren keine echten Gewinnbeteiligungen.
Diese Prämien wurden nicht aus den versteuerten Profiten als Gewinnverwendung verteilt, sondern als Personalaufwand verbucht. Damit senken sie den Unternehmensgewinn und damit auch die Steuer.
Die Steuerzahler beteiligten sich hier mit an den von den Unternehmen gewährten Bonuszahlungen. Echte Gewinnbeteiligungen, und nur diese sind gesamtwirtschaftlich akzeptabel, setzen dagegen auf tarifvertraglich fixierte und an der Produktivitätssteigerung orientierte Reallöhne auf.
Quelle: FR
Anmerkung Orlando Pascheit: Also ich würde für ein Bonussystem plädieren, in dem der fixe Lohnanteil im gleichen Verhältnis zum variablen steht, wie bei den Managern der Firma.
68 Prozent der 1-Euro-Jobber haben eine abgeschlossene Ausbildung. Die Befragung unterstreicht damit und insbesondere mit der Aussage zur Art der Tätigkeiten („entspricht regulärer Arbeit“) die Aussage des IAB-Kurzberichts, dass die Hälfte der 1-Euro-Jobber fit ist für den ersten Arbeitsmarkt und 1-Euro-Jobs reguläre Beschäftigung „in nicht zu vernachlässigendem Umfang“ ersetzen.
Insbesondere in Ostdeutschland und in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit werden 1-Euro-Jobs hinsichtlich der sozialen Integration eher positiv bewertet, da sie oftmals als (einzig realistische) Alternative gesehen werden, um Arbeitslosigkeit zumindest vorübergehend zu unterbrechen.
Man fügt sich in eine (vermeintliche) Notwendigkeit, ohne dass damit das eigentliche Problem einer fehlenden beruflichen Perspektive gelöst wäre.
Quelle: DGB arbeitsmarkt aktuell Nr. 04/2009 (zum Download)
Demnach gingen alle Privatisierungen zu Lasten der Beschäftigten. So seien Arbeitsplätze verloren gegangen, es sei zu einer Erosion von Tarifstandards und zu einer Arbeitsverdichtung gekommen. “Wesentliche Privatisierungsziele wurden nicht erreicht”, schreiben die Autoren. Vielfach seien weder die Preise gesunken, noch die Qualität der Leistungen gestiegen. Als Motive für die politischen Entscheidungen nennt das Memorandum ideologische Gründe, konkret den Siegeszug des Neoliberalismus, der sich Mitte der 1980er Jahre auch in Deutschland durchgesetzt habe.
Quelle: FR
Siehe auch:
Das bestätigen die überwiegend negativen Erfahrungen mit Privatisierungen in den letzten 20 Jahren. Der Beitrag bilanziert diese Erfahrungen am Beispiel der Energieversorgung und ist ein Plädoyer für starke, bürgernahe und transparente Stadtwerke.
Quelle: WISO direkt [PDF – 107 KB]
In einer turbulenten Fragestunde des Düsseldorfer Landtags verlangten Abgeordnete von SPD und Grünen am Mittwoch (24.06.09) Aufklärung darüber, ob hinter den Aufkäufern der 93.000 landeseigenen LEG-Wohnungen zwielichtige “Heuschrecken” und “Briefkastenfirmen” stünden.
Zuvor hatten Zeitungen berichtet, entgegen der Darstellung der Landesregierung seien die LEG-Wohnungen am 11. Juni 2008 nicht etwa an die Goldman-Sachs-Tochter “Whitehall”, sondern an windige Firmenkonstrukte mit zum Teil ausländischen Unternehmenssitzen verkauft worden.
Die Frankfurter Lancaster GmbH & Co. KG, die in Düsseldorf eingetragene “Kronen tausend230 GmbH & Co. Vorrats KG”, die in Amsterdam residierende Restio B.V und die in Luxemburg ansässige Peery LuxCo S.a.r.l. Nach den WDR.de vorliegenden Handelsregisterauszügen handelt es sich bei diesen LEG-Erwerbern um Firmenkonstrukte mit häufiger wechselnden Namen und Gesellschaftern und einem eher bescheidenen Stammkapital von 25.000 bis 30.000 Euro. Die Auskunftei “Kreditreform” meldete bei diesen Firmen zuletzt “stagnierende Unternehmensentwicklung” und “rückläufige Auftragslage”. Noch wenige Tage vor dem LEG-Erwerb trug die Firma Lancaster den italienischen Namen “Vendetta”, was auf Deutsch “Blutrache” heißt. Das Unternehmenskonstrukt “Kronen tausend230” firmiert als “Rote Rose” oder “Weiße Rose”.
Quelle: wdr
Quelle: ver.di [PDF – 36 KB]
Es ergäben sich ohne Karte nur Probleme mit der Abrechnung. Laut §15 II SGB V habe der Versicherte die Pflicht, vor einer Behandlung seine Karte vorzulegen. Daraus abzuleiten, dass der Versicherungsschutz verfallen könne, wie es die Zeitung tue, sei “sehr gewagt”.
Wenn sich auch nach der Übergangsphase jemand weigere, ein Foto einzuschicken, fehle ihm zwar eine gültige Mitgliedskarte. Nach dem Sachleistungsprinzip könne er dann keine Leistungen in Anspruch nehmen. Er könne aber dann die Kostenerstattung wählen, erklärte Bärenfänger. „Es wird immer Leute geben, die Fotos oder Volkszählungen ablehnen. Wie die groß die Gruppe bei der elektronischen Gesundheitskarte sein wird, weiß heute niemand.
Quelle: Freie Ärzteschaft
Die Durchhalteparolen von Verteidigungsminister Franz Josef Jung angesichts der neuerlichen Toten in Afghanistan sind ebenso scham- wie bedenkenlos. Wer im Angesicht des Todes von drei Bundeswehrsoldaten in einem sinnlosen Krieg davon redet, man sei es den Toten “schuldig”, dass der “Stabilisierungseinsatz” in Afghanistan fortgesetzt werde, hat den Ernst der Lage nicht verstanden und nimmt gedankenlos weitere Todesopfer in Kauf. Das ist das Gegenteil von Fürsorge, wozu der oberste Dienstherr der Bundeswehr seinen Untergebenen gegenüber verpflichtet wäre. Die Soldaten sind auch nicht “im Einsatz für den Frieden gefallen”, wie es aus dem Ministerium tönt, sondern im Einsatz für die NATO. Die NATO hat auf ihrem Gipfel in Straßburg nicht den Frieden, sondern den Erfolg in Afghanistan zur “obersten Priorität des Bündnisses” erklärt. Dafür werden zusätzliche Truppen stationiert, dafür werden nun auch AWACS-Flugzeuge eingesetzt (die den Krieg aus der Luft effektivieren sollen) und dafür soll auch die Bundeswehr einen immer größeren Beitrag leisten.
Quelle: AG Friedensforschung an der Uni Kassel
War man in personellen Fragen von der taz schon immer Turbulenzen gewohnt, so kommt die gestrige Nachricht, dass Bascha Mika im Juli die Kommandobrücke der taz verlässt, doch überraschend.
Spekulationen sind allerdings erlaubt. Mit Ines Pohl (42) kommt eine Nachfolgerin, die zum ersten Mal in der taz-Geschichte kein Eigengewächs des Kochstraßenbiotops ist. Ines Pohl arbeitete als Korrespondentin für die Mediengruppe Ippen in Berlin, zuvor leitete sie das politische Ressort der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA). Ferner war sie für ein Jahr als Stipendiatin für Journalismus an der Harvard University.
Dass die taz nun auf eine Lösung von außen setzt, kann als Indiz dafür gewertet werden, dass man sich eine Energiezufuhr von außen erhofft in einer Zeit, in der beinahe stündlich Ausschau nach neuen Medienstrategien gehalten wird.
Quelle: FR
Die ursprünglich weit gesteckten Ziele des AFG – unter anderem der Schutz vor Qualifikationsverlust durch “unterwertige” Beschäftigung – wurden ersetzt durch “vermittlungsorientierte Maßnahmen”, beschreiben Oschmiansky und Ebach den Status Quo. Diese zielten auf eine möglichst schnelle Wiederbeschäftigung ab – zu welchen Bedingungen, sei eher zweitrangig. “Angesichts der enormen Unterbeschäftigung sind die Erfolgsmöglichkeiten dieser Instrumente jedoch begrenzt. Einen arbeitsmarktpolitischen Beitrag zum Strukturwandel leisten sie nicht”. Vielmehr sei die Gefahr groß, dass so reguläre Beschäftigung verdrängt werde.
40 Jahre nach Inkrafttreten empfehlen die WZB-Forscher daher, sich stärker auf die ursprünglichen Instrumente des AFG zu konzentrieren und die berufliche Weiterbildung “sukzessive wieder zum Kern aktiver Arbeitsmarktpolitik” zu machen. Dafür sprächen auch Evaluationsstudien, die zeigen, dass “vermittlungsorientierte” Instrumente “keineswegs erfolgreicher als berufliche Bildungsmaßnahmen sind”.
Quelle: Böckler impuls 11/2009
Wie zu erwarten, spielen Studiengebühren da mit hinein. Zwar sorgte ihre Einführung in einigen Bundesländern nicht für die befürchtete “massenhafte Abschreckung”. Repräsentativen Befragungen zufolge wird nur etwa jeder Zehnte in seiner Entscheidung, ob und wo er studiert, durch die Gebühren beeinträchtigt. Aber ihre Bedeutung sei dennoch nicht zu unterschätzen, erklärt Heine. Denn ihr negativer Einfluss ist vor allem bei den Gruppen mit ohnehin unterdurchschnittlicher Studierneigung spürbar. Wenn aber die Bundesrepublik mehr Studierende möchte, dann müssten eher Barrieren ab- denn aufgebaut werden, so der Forscher. Hinzu kommt, dass die Wirkungen von Gebühren sich mit den bereits bestehenden negativen Einflüssen kombinieren und so deren Wirkung verstärken.
Quelle: Böckler impuls 11/2009
Auf der Bundes- und der Länderebene wurde versucht, die Reformen der Studiengänge an Kriterien ökonomischer Verwertbarkeit des Studiums auszurichten. Die Zwischenausstiegsstelle Bachelor wurde in ein Instrument zur Herstellung einer international präsentablen Akademikerquote mit geringstmöglichem Aufwand umfunktioniert. Der Bologna-Prozess wurde genutzt, um im Schatten von Wettbewerbs- und Autonomierhetorik mehr administrative Kontrolle über die Universitäten zu etablieren. Im Windschatten von Bologna, aber ohne jeden sachlichen Bezug zur Bolognadeklaration, entstanden etwa ein „Akkreditierungsrat“ und „Akkreditierungsagenturen“ – merkwürdige Gütesiegelvergabestellen für Studiengänge, zu deren kostspieliger Inanspruchnahme die Universitäten vom Landesgesetzgeber verpflichtet wurden. Die Institute und Fakultäten wurden gedrängt, „Alleinstellungsmerkmale“ zu entwickeln, also originelle und singuläre Lehrpläne zu entwerfen. Nicht gesehen wurde, dass dies mit dem Ziel der Steigerung der Mobilität zwischen den Universitäten kollidiert. Dazu kamen noch die Verdichtung und Verschulung der Studiengänge und allerlei Idiosynkrasien einzelner Fakultäten und Institute, so dass im Ergebnis Mobilität nicht erleichtert sondern behindert wird.
All dies führte zur Verringerung studentischer Freiräume und Selbständigkeit, zur Verkomplizierung der hochschuladministrativen Verfahren, zu Tendenzen zur Verlängerung des Studiums und insgesamt zu einer extrem niedrigen Akzeptanz der Ergebnisse des Bolognaprozesses bei Studierenden, Lehrenden und potentiellen Arbeitgebern. Man sieht: Auf allen Stufen wurden zusätzliche Absichten und Ziele eingebaut, alles unter dem Schutz von „Bologna“, meist mit Verweis auf den politischen Willen der EU-Minister. Der Bolognaprozess ist ein gutes Beispiel für das Sündenbock-Spiel zwischen der EU, den Nationalstaaten, Ländern und unterschiedlichen Teilen der Universitäten: Was sich auf der eigenen Handlungsebene nicht rechtfertigen lässt, wird von den unteren Ebenen als Vorgabe von oben, oder umgekehrt von den höheren Ebenen als falsch verstandene Umsetzung weiter unten dargestellt.
Quelle: FAZ
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