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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 12. Mai 2009 um 9:29 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(WL/AM)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Obwohl die deutschen Sparer zu den konservativsten Anlegern der Welt gehören, sind auch sie nicht ungeschoren durch die Finanzmarktkrise gekommen. Um 4000 Euro pro Haushalt sei das Finanzvermögen im vergangenen Jahr geschrumpft, teilte die Bundesbank mit. Das Geldvermögen insgesamt lag mit 4,41 Billionen Euro unter dem Rekordwert des Vorjahres von 4,55 Billionen. Bis dahin war das Vermögen der Bundesbürger seit 2002 von damals 3,57 Billionen kontinuierlich gestiegen.
Allerdings sagt die Statistik nichts über die Verteilung des Vermögens aus. Durchschnittlich hatte jeder Haushalt Ende 2008 ein Vermögen von 111.000 Euro, die Verschuldung blieb mit 39.000 Euro konstant, das Sachvermögen kletterte von 132.000 auf 134.000. Das „Reinvermögen“ lag demnach bei 206.000 Euro, nur 2000 Euro unter dem hohen Vorjahreswert.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger
Anmerkung AM: Bei solchen Prognosen, die vermutlich nicht unrealistisch sind, bedarf es immer wieder der Anmerkung, dass dieser Schuldenzuwachs nicht die Folge von Konjunkturprogrammen ist, sondern die Folge der Finanzkrise und des ausgespannten Rettungsschirms, also des bewusst gemachten Versuchs, den Banken und Spekulanten, die das ganze Unheil angerichtet haben, mit öffentlichem Geld ihre Risiken abzunehmen. Bitte klären Sie über diese Zusammenhänge jene Menschen auf, die wie Bundesfinanzminister Steinbrück das Wort Konjunkturprogramm nicht ohne das Beiwort „schuldenfinanziertes Konjunkturprogramm” verwenden. Das ist ein Propaganda-Trick, der über die wahren Ursachen hinwegtäuschen soll.
Anmerkung WL: Auf den NachDenkSeiten haben wir unter Bezugnahme auf Artikel aus dem Handelsblatt aus dem Jahre 2003 über ein Treffen Schröders, Eichels und Clements mit Spitzenvertretern der Banken- und Versicherungsbranche berichtet. Bei diesem Treffen war der Vorschlag gemacht worden, für notleidende Kredite deutscher Institute eine Auffanggesellschaft zu gründen, für deren Risiken letztlich der Staat, also wir Steuerzahler, einstehen soll. Dieses Dokument zeigt, dass die hohen Risiken der Politik spätestens seit dem Jahr 2000 bekannt sind.
Buntenbach wandte sich in diesem Zusammenhang gegen die Kritik, die Sicherungsmaßnahmen würden die jungen Generationen belasten. „Das größte Problem für die jungen Generationen ist, dass die gesetzliche Rente um bis zu 25 Prozent gekürzt worden ist und sich viele Junge aufgrund des Lohndumping und der prekären Beschäftigung nicht ausreichend fürs Alter absichern können. Zusammen mit der hohen Langzeitarbeitslosigkeit und der geplanten Rente mit 67 droht uns in Zukunft Altersarmut in ungeahntem Ausmaß, wenn die Bundesregierung nicht schnellstens gegensteuert“.
Von den Sicherungsmaßnahmen für mehr Sicherheit im Alter würden auch die jungen Generationen profitieren. „Was den heutigen Rentnerinnen und Rentnern gestrichen wird, ist auch für die zukünftigen Rentnerinnen und Rentner weg. Und 20- oder 25-prozentige Rentenkürzungen können durch zusätzliche Vorsorge kaum wieder aufgeholt werden, nicht zuletzt weil dafür die Beiträge der Arbeitgeber fehlen“, betonte Buntenbach. Es sei deshalb billige Stimmungsmache, wenn die Protagonisten der Versicherungswirtschaft Rentenkürzungen mit einem angeblichen Generationenkonflikt begründen.
Der DGB fordert die Weiterentwicklung der Gesetzlichen Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung, in die auch Politiker, Selbstständige und perspektivisch auch Beamte einbezogen werden.
Quelle: DGB
Anmerkung AM: Ein wirklich interessantes Gespräch.
Im Gesellschaftsspiel haben die Meisten wohl den Glauben an die Mythen des Bürgertums und des Kapitalismus verloren. Das wird auch von einer Umfrage bestätigt, auf deren Ergebnisse die Hans Böckler Stiftung unlängst hingewiesen hat. Die Daten stammen aus den Sozialstaatssurveys 2005-2007, die von Wissenschaftlern des Frankfurter Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) im Rahmen ihrer Studie über die Einstellungen zum Reichtum in Deutschland ausgewertet wurden. An eine Chancengleichheit glaubt in Deutschland nur eine Minderheit, am stärksten zweifeln daran die mittleren 80 Prozent der Gesellschaft, am ehesten glauben an die Chancengleichheit die obersten 10 Prozent. Die überwiegende Mehrheit sagt auch, dass die Entwicklung der sozialen Gerechtigkeit abgenommen hat.
Quelle: Telepolis
Siehe dazu auch:
Der Geist der Rebellion an Frankreichs Universitäten war bislang nicht klein zu kriegen. Seit Monaten schon legen Studenten immer wieder Uni-Veranstaltungen lahm, auch Professoren und Assistenten gingen auf die Straße gegen die Reformen von Bildungsminister Xavier Darcos und Hochschulministerin Valérie Pécresse. Seit 15 Wochen versammeln sich täglich Reformgegner auf dem Pariser Rathausvorplatz und wandern schweigend im Kreis.
Die Protestbewegung ging von Dozenten aus, weitete sich dann aber auf die Studenten aus. Sie richtete sich gegen das “Gesetz über die Autonomie an Universitäten”, das kurz nach der Wahl Präsident Sarkozys 2007 beschlossen wurde. Demnach sollen alle 85 Universitäten bis 2012 ihre Finanzmittel, Räumlichkeiten und Lehrpersonal selbst verwalten. “Die Universität ist kein Unternehmen, Bildung ist keine Ware”, lautet das Credo der Demonstranten. Zusätzlich sieht das neue Gesetz vor, die Arbeit der Hochschullehrer durch die Universitätspräsidenten evaluieren zu lassen. Die Reformgegner befürchten auch den Abbau von Stellen.
Quelle: SPIEGEL
Als ihr Erfinder galt jener Robert Rubin, der vom Chefposten bei Goldman Sachs in den des Finanzministers wechselte. Bei Bush war es Henry Paulson, der vom Chefposten bei Goldman Sachs in den des Finanzministers wechselte. Die Kontinuität der Wirtschaftspolitik über mindestens drei Präsidentschaften hinweg drückt man deshalb wohl am besten als Kontinuität des Einflusses von Goldman Sachs aus.
Obamas Finanzminister Timothy Geithner fällt nur auf den ersten Blick aus dem Rahmen. Weil die Republikaner sich jetzt in der Opposition befinden, skandalisieren sie im Moment die in Bushs Regierungszeit arrangierte Doppelrolle Stephen Friedmans als Aufsichtsrat bei Goldman Sachs und zugleich Aufsichtsrats-Chairman bei der Fed New York, jener wichtigsten Untergliederung der Notenbank, der Geithner als Chef der Exekutive vorstand. Paulsons Plan vom letzten September, 700 Mrd. $ willkürlich und ohne nähere Kontrolle des Parlaments an die großen Banken zu verteilen, stammt aus der Fed New York. Geithners Maßnahmen, die Spekulation mit faulen Krediten durch viel Staatsknete wieder in Gang zu setzen, stammt – nun ja, von Geithner oder von der Fed New York oder direkt von Goldman Sachs.
Es soll hier nicht behauptet werden, andere Banken hätten keinen Einfluss auf die Wirtschaftspolitik. Nur ist der von Goldman Sachs auch personell besonders augenfällig. Die Bank trägt traditionell erhebliche Beiträge für den Wahlkampf der beiden Großparteien bei. Sie setzt dabei auch regelmäßig aufs richtige Pferd. Anders ausgedrückt: Wem Goldman Sachs mehr Geld zukommen lässt, der gewinnt die Wahl. Das war bei Clinton so, das war bei Bush so, und das ist nun auch bei Obama so.
Quelle: FTD
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