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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 26. März 2008 um 9:18 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung KR: Ein Abschnitt des Interviews ist bemerkenswert. „Frage: Die Deutsche Bahn expandiert in Europa … Was hat der deutsche Kunde davon?
Antwort: Zusätzliches Geschäft im Ausland stärkt den Konzern und damit auch das Geschäft im Inland. Wir bewegen uns zunehmend in einem europäischen Markt. Wachstumschancen hören nicht an der Grenze auf, und von einem erfolgreichen Unternehmen profitieren immer auch die Kunden, denn nur dann wird in das Angebot investiert.”
In anderen Worten: Ein Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn hat es nicht für nötig gehalten, sich als Vorbereitung auf dieses Interview eine wenigstens halbwegs plausible Antwort für diese naheliegende Frage zu überlegen. Darf man daraus schließen, dass der Bahn die Bedürfnisse der Kunden wie auch die öffentliche Meinung über die Privatisierung gleichermaßen gleichgültig sind?
Anmerkungn WL: Bild macht mit der Schlagzeile „Arbeitsloser bekam 3846,38 Euro Stütze“ den Auftakt und Spiegel Online, die Bild-Zeitung für die Pseudointellektuellen, zieht natürlich sofort mit der Stimmungsmache gegen Hartz IV-Empfänger nach. Das Zynische dabei ist wie üblich, dass keine Gegenrechnung angestellt wird, wieviel ein Arbeitnehmer bei 9 (neun) Kindern an Kindergeld, Wohngeld, Heizungsgeld und sonstigen Transferleistungen für Kinderreiche erhielte.
Vielleicht sollte sich einer der Herren Skandaljournalisten einfach mal einer einfachen Divisionsaufgabe stelle. Diese Familie erhält 2653,41 Euro monatliche Regelleistung, das macht geteilt durch 11 Familienmitglieder pro Person 241,22 Euro im Monat.
Die Bild-Hetze arbeitet immer mir der gleichen Masche: Man greift ein extremes Beispiel heraus, vernachlässigt die näheren Umstände und tut so, als würden Menschen, die arbeiten und niedrige Einkommen beziehen, keine Transferleistungen bekommen. Dann wird das Extrembeispiel verallgemeinert und der Schluss gezogen, allen Hartz-IV-Empfängern ginge es zu gut, als dass sich Arbeit für sie noch lohnte.
Vgl. BILD: Wer arbeitet, ist der Dumme!
Zu den sozialen Konsequenzen solcher Hetzkampagnen vgl. BILD: Wozu Arbeiten? Hartz IV reicht doch!
Anmerkung: Mit ein paar interessanten Grafiken.
Anmerkung AM: Interessant
Anmerkung: Typisch Metzger: Er tritt in eine Partei ein und erwartet ein Bundestagsmandat.
Das spricht von einer Selbstüberschätzung und Missachtung von demokratischen Prinzipien in Parteien sondersgleichen. Aber keine Sorge: Seine Freunde beim INSM und in den Medien werden ihm schon helfen.
Dazu:
Viel Spaß!
Der ehemalige Grünen-Politiker Oswald Metzger wechselt zur CDU – da gehört er auch hin. Fraglich ist indes, ob er dort ebenso viel Wirbel erzeugen kann. Metzger braucht dieses Mandat, und dies nicht nur deshalb, weil es ihm die Voraussetzung für seine politische Selbstinszenierung bietet. Ein ehemaliger Abgeordneter ist schließlich für die Medien nur halb so interessant wie ein aktueller. Aber darüber hinaus sichert ihm das Mandat auch seine Zukunft als Berufspolitiker. Denn alle seine Versuche, sich jenseits der Politik eine berufliche Existenz aufzubauen, waren in den letzten Jahren nur mäßig erfolgreich.
Quelle: ZEIT
Anmerkung Martin Betzwieser: Für Metzgers zahlreiche Lobbyisten-Nester ist Metzgers Austritt bei den Grünen auf jeden Fall ein Verlust; der Eindruck überparteilicher Ausgewogenheit von INSM & Co. dürfte damit futsch sein.
Anmerkung: Ein Leser der NachDenkSeiten meint dazu: Ich konnte es mir nicht verkneifen, diesen Schwachsinn zu kommentieren (in kursiv).
„Entweder wir modernisieren, und zwar als soziale Marktwirtschaft, oder wir werden modernisiert, und zwar von den ungebremsten Kräften des Marktes, die das Soziale beiseite drängen würden“, sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder am 14. März 2003 als Begründung für die Agenda 2010.
Wer hat das Soziale beiseite gedrängt? Wer hat dem kleinen Bürger immer mehr Opfer abverlangt und den Wohlhabenden Steuergeschenke beschehrt? Wer ist Schuld an Kinderarmut, Altersarmut und der Erpressbarkeit der noch arbeitenden Menschen?
Die Agenda war das mutigste – und wie wir heute wissen erfolgreichste – Reformprojekt in der bundesdeutschen Geschichte.
Mutig vielleicht. Schröder konnte nicht ahnen, dass die Linken in seiner Partei willen-und kampflos selbst die unsozialsten Veränderungen (ich meide das Wort Reformen) mitgetragen haben. Erfolgreich ja – für die Reichen.
Die Agenda 2010 ist mehr als „Hartz IV“. Sie ist ein umfassendes Programm zur Reform des Arbeitsmarktes, zum Umbau der Sozialsysteme, für wirtschaftliches Wachstum und für eine bessere Familien-, Bildungs- und Forschungspolitik. Kurzum: Sie ist ein Programm zur Erneuerung des Landes.
Die Veränderung des Arbeitsmarktes ging zu Lasten der Arbeitenden und am wirtschaftlichen Wachstum provitierten nur einige Wenige, die ihren “Gönner”, den Staat, durch Steuerhinterziehung betrogen und weiter betrügen. Das Land wurde nicht “erneuert”, sondern teilweise in die Zeit der Weimarer Rebuplik zurückgeworfen.
Nach fünf Jahren steht Deutschland viel besser da als vorher.
Für wen?
Das Wirtschaftswachstum stieg von 0,2 Prozent auf 2,5 Prozent im vergangenen Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen sank von 4,3 Millionen im Jahr 2003 auf 3,78 Millionen im letzten Jahr, wobei sich besonders die Lage für ältere und junge Menschen unter 25 verbessert hat. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm deutlich zu.
Wenn es Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt gab, wobei ich Leiharbeit, Ein-Euro-Jobs und prekäre Beschäftigungsverhältnisse nicht als Verbesserung verstehe, dann nicht durch die Agenda 2010, sondern trotz dieser menschenverachtenden “Reform”.
Deutschland war im vergangenen Jahr zum vierten Mal in Folge Exportweltmeister und ist wieder bevorzugter Wirtschaftsstandort in Europa.
Was haben die Normalbürger davon?
Die Forschungsausgaben sind gestiegen, damit Deutschland technologisch führend bleibt. Die Exzellenzinitiative hat unsere Universitäten modernisiert und ihr Profil geschärft. Bald werden Eltern durch ausreichend Krippenplätze Beruf und Familie besser vereinbaren können.
Versprechungen an die bei dieser Regierung keiner mehr glaubt.
Und als Beitrag zur Generationengerechtigkeit haben wir die Konsolidierung der Staatsfinanzen so energisch angepackt, dass für 2011 ein ausgeglichener Bundeshaushalt angepeilt werden kann.
Trotz aller Erfolge vergessen wir nicht diejenigen, die vom Aufschwung bisher nicht profitieren.
Dieser Zynismus ist kaum noch zu überbieten.
Der Beschluss „Gute Arbeit“ des Hamburger Parteitags, zum dem unter anderem die Forderung nach Mindestlöhnen zählt, gibt Antworten darauf, wie man Lohndumping und prekäre Beschäftigung wirksam bekämpft.
Will man den Mindestlohn etwa mit der FDP oder der CDU verwirklichen? Für wie blöd halten die Seeheimer ihre Mitmenschen?
Die Agenda hat unser Land zukunftsfest gemacht. Sie ist Grundlage unserer jetzigen Regierungspolitik. Die SPD hat mit ihr gezeigt, dass sie die einzige Partei ist, die soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in Einklang bringt. Darauf sind wir stolz.
Ein altes Sprichwort sagt: Dummheit und Stolz wachsen aus einem Holz.
Zieht man nämlich so genannte “leistungsrelevante Merkmale” wie soziale Herkunft, Intelligenz und Migrationshintergrund in Betracht, schmilzt der Vorsprung der Privatschulen, in den Naturwissenschaften und Mathematik fielen die Pisa-Ergebnisse sogar eher zugunsten der staatlichen Schulen aus. Mit anderen Worten: Das Gros der Privatschulen ist auch nur ein Spiegelbild der Staatlichen; Privatschulen sind nur deshalb “kaum zu toppen”, weil sie sozial selektiv sind. Das zeigt sich auch daran, dass fast keine Risikoschüler aus sozial schwachen Familien private Schulen besuchen.
Quelle: DLF
Anmerkung: Der Boom der Privatschulen ist ein typisches Beispiel dafür, wie man ein öffentliches Angebot verkommen lässt und damit eine Flucht ins Private auslöst. Bessere Bildung nur für diejenigen, die bereit sind und es sich leisten können, mehr zu bezahlen.
Der Skandal dabei ist, dass zwei Drittel der Kosten noch vom Steuerzahler zugeschossen werden.
Zum Hintergrund:
Stipendien ungleich verteilt: Arm bleibt arm und reich studiert
Quelle: Studis online
Stipendien: “Nicht Lösung, sondern Teil des Problems”
Quelle: BaföG-Rechner
Einfach die entsprechenden Einkommensgruppen etwas stärker zur Kasse bitten – und schon ist das Problem erledigt. Sollen doch die “Staatssekretäre, Professoren, Journalisten, Richter und Manager” mehr Steuern zahlen. Auf die Idee aber kommt Füller nicht.
Quelle: Emanzipation oder Barbarei
Zu guter letzt:
Eigenlob stinkt bekanntlich, aber gegen das Lob Dritter kann man sich nicht wehren:
„Deutschlands bestes Weblog bringt Jahrbuch heraus“
Albrecht Müller und Wolfgang Lieb, die Deutschlands mit Abstand bestes Weblog NachDenkSeiten führen, haben soeben ein kritisches Jahrbuch 2007 veröffentlicht. So ein Ei passt in jedes Nest!
Quelle: Redaktionsblog: Berliner Journalisten
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3089