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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 5. Dezember 2007 um 9:07 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Albrecht Müller
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Kommentar vorweg: In der jetzt erkennbaren Entwicklung wird sichtbar, wie grotesk eine Privatisierung ist, die dazu führt, mehrere Briefträger und Paketzusteller hintereinander durch eine Straße laufen oder fahren zu lassen. Allenfalls betriebwirtschaftlich scheint das irgendwie sinnvoll – und auch nur deshalb, weil z.B. von den neuen Anbietern Kosten auf die Allgemeinheit abgeschoben werden. Volkswirtschaftlich betrachtet landet man bei der alten Erfahrung, dass die Produktion von Gütern und Dienstleistungen, die mit sogenannten Unteilbarkeiten verbunden sind und damit mit sinkenden Stückkosten arbeiten, besser in öffentlicher Regie betrieben werden. Alles andre führt zu absurden Konstrukten – wie etwa zu den Regulierungsbehörden. Undinger! Und die Folgen sind aufgeteilte Märkte mit privaten Monopolen wie etwa bei der Energiewirtschaft. – Und nun einige Hinweise zum Thema:
Der in dem Eingangszitat formulierte Anspruch, dass der Lohn jedem Beschäftigten “ein anständiges Leben” ermöglichen soll, stammt aus einer Rede von Franklin D. Roosevelt vor dem US-Kongress anlässlich der Verabschiedung des National Industrial Recovery Act am 16. Juni 1933.
(…)
Die deutsche Exportwirtschaft sehe es aber nicht als schlechte Nachricht
an, wenn sie irgendwann den Titel an China abgeben werde, sagte
Paffenbach. “Wir werden weiter wachsen, Titel hin oder her.” Hohe
Qualität der Produkte und technologische Innovation seien
ausschlaggebend für den deutschen Exporterfolg. Hieran müsse man auch in
Zukunft anknüpfen.
(…)
Die Zahlen machten deutlich, dass ein erfolgreicher Abschluss der WTO-Verhandlungen zur Doha-Runde gerade für Deutschland große Bedeutung habe. “Weitere Liberalisierungen des Welthandels haben nachhaltig positive Auswirkungen für den globalen Handel und würden Wachstum und Beschäftigung gerade im exportorientierten Deutschland weiteren Schub verleihen”, sagte Pfaffenbach.
Quelle: Spiegel-Online
Kommentar: Siehe gesonderten Eintrag im Kritischen Tagebuch.
Kommentar R. Strassburg: Mir kommen die Tränen. Diese Meldung enthält eigentlich nichts Neues, auch nichts Überraschendes. Die heutige Bildungspolitik, Lohnpolitik, Sozialpolitik, Arbeitsmarkt usw. ermuntern nicht gerade dazu, als Fachkraft nach Deutschland zu kommen oder in Deutschland zu bleiben oder überhaupt zu studieren – sofern man nicht schon im Alter von zehn Jahren aussortiert wurde.
Ein Zitat aus dem Beitrag:
Für viele Betriebe sei der einzige Weg aus der Fachkräftemisere, das eigene Personal weiterzubilden. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen habe die Mitarbeiter zu Seminaren geschickt, um sie für weitere Aufgaben fit zu machen.
Was für eine innovative Idee!
(…)
Als der Stuttgarter Technologiekonzern MW Zander im Juni 2006 den Besitzer wechselt, feiert der Vorstand dies als “Befreiungsschlag”.
(…)
Doch der Traum von der neuen Freiheit gerät zum Albtraum. Was sich seit dem Erwerb durch den Finanzinvestor bei dem Stuttgarter Konzern ereignet hat, gleicht einem Schurkenstück, das Hollywood nicht besser hätte inszenieren können. In den Hauptrollen: ein geldhungriger Emporkömmling, ein aggressiver Hedge-Fonds-Manager, zwei wenig zimperliche österreichische Finanzjongleure und verunsicherte Banker. Auch die Nebenrollen sind hochkarätig besetzt mit Staatsanwälten, Finanzaufsehern
und einer betrogenen Ehefrau. Die Story kann mit dem Drehbuch jedes Grisham-Thrillers mithalten: Heuschrecke übernimmt Familienunternehmen, überwirft sich mit anderer Heuschrecke, es kommt zum Machtkampf, die Firma wird unter dubiosen Umständen weiterverkauft, die Käufer fühlen sich erpresst, nehmen es
aber mit ihren eigenen Pflichten offenbar selbst nicht so genau und verschieben ihre Besitztümer in die abstrusesten Subgesellschaften. Die Hausbank wird nervös und will die Darlehen kündigen. Derweil wächst die Unruhe im Unternehmen.
(…)
Denn beim Eigentümerwechsel von Gruschkas Springwater auf Homms ACM und Peciks Victory haben die Käufer ein weiteres Detail übersehen. Vor dem Verkauf von MW Zander hat Gruschka eine Schweizer Komplementär GmbH zwecks späterer Rechtsformänderung gegründet und darauf den Geschäftswert von gerade einmal 100 Euro übertragen. Diese kleine Gesellschaft ist jedoch nicht miterworben worden, der Eigentümerwechsel auf Victory mithin unwirksam. Der “Mini-Treuhänder” sei ein “technischer Mishap”, räumt Springwater ein. Aber Gruschka ist ja ein achtbarer Geschäftsmann. Zur schnellen Klärung der Eigentumsverhältnisse ist er bereit, das Missverständnis zu “heilen”, und die 100-Euro-Bude nachzureichen – gegen “kleines Entgelt”. Seine Preisvorstellung soll bei mindestens 25 Mio. Euro gelegen haben,
was Springwater allerdings ins Reich der Fantasie verbannt.
(…)
Bei dem Objekt der Begierde, der MW Zander in Stuttgart, liegen längst die Nerven blank. Der Eigner-Zoff lastet schwer auf dem Management. Zwar läuft das aktuelle Geschäftsjahr dank des weltweiten Aufschwungs noch ausgezeichnet, doch allmählich wirken sich die Irritationen auch operativ aus: Die ersten langfristigen Verträge in dreistelliger Millionenhöhe sind nicht verlängert worden. In Unternehmenskreisen heißt es, dass Firmenchef Wolfgang Häfele persönlich bei Großkunden vorspricht, um sie zu beruhigen.
Quelle: FTD
Kommentar: Für den außenstehenden Leser eine sehr spaßige Scharade. Für die
Mitarbeiter, inklusive der Geschäftsführung, ist es wahrscheinlich nicht
so lustig nicht zu wissen, wer der Eigentümer ist.
Den vollständigen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL
Quelle: manager-magazin
Kommentar: Irgendwie paradox: die Politik erkennt langsam die Sprengwirkung exorbitant hoher Managergehälter und Gewerkschafter fangen an, diese zu rechtfertigen.
Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Karin Roth, hat heute die erste Vereinbarung über die Förderung eines PPP-Pilotprojektes im Krankenhausbereich unterzeichnet. Der Landkreis Esslingen beabsichtigt, den Neubau und den Betrieb des Gesundheitszentrums Ruit in einem PPP-Projekt an einen privaten Anbieter zu vergeben.
PPP-Modelle können einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Leistungsfähigkeit öffentlicher Krankenhäuser leisten”, so Staatssekretärin Roth. “Steigende Ausgaben, die demografische Entwicklung und der zunehmende Wettbewerbsdruck stellen die Krankenhäuser gerade im Hinblick auf den wachsenden Investitionsbedarf vor neue Herausforderungen.
Im Gegensatz zu einer Privatisierung von Krankenhäusern bleibt bei PPP-Projekten dieser Art die Öffentliche Hand in der Verantwortung für die Daseinsvorsorge. Dabei wird lediglich privates Kapital und Know-how genutzt.
Das Pilotprojekt in Ruit soll dabei helfen, weitere Erkenntnisse bei der Anwendung von PPP-Strukturen im Gesundheitswesen zu sammeln. Ein Ziel ist es, auch durch praktische Empfehlungen den Kommunen den Einstieg in ein PPP-Projekt zu erleichtern.
Ergebnisse aus bereits laufenden PPP-Projekten bestätigen, dass Effizienzvorteile bei sorgfältiger Vorbereitung in Höhe von durchschnittlich 15 Prozent möglich sind”, betonte Staatssekretärin Roth.
Quelle: bmvbs
Kommentar: Eine der typischen Werbeaktionen eines Ministeriums zugunsten privater Interessen. Interessant, dass sich die Staatssekretärin nicht einmal die Mühe macht, die angeblichen Effizienzvorteile von PPP bei Kliniken zu begründen. Ich habe beim BMVBS per Email darnach gefragt. Mal sehen, ob ich eine inhaltsreiche Antwort erhalte.
Kommentar: Den Hinweis auf dieses Interview habe ich nur deshalb aufgenommen, weil das Interview ein Paradebeispiel für eine Mischung von klugen und sehr fragwürdigen Aussagen ist. Bei Frau Allmendinger weiß ich partout nicht, woran ich bin. Zum Beispiel:
Ich höre auf mit der Kommentierung. Wenn Sie dieses Interview einer immerhin wichtigen Person lesen, dann tun Sie das bitte kritisch – gerade wegen der Mischung.
Das ist eine Antwort auf
www.lichtaus.info
Kommentar: Aufgepasst.
Kommentar: Eines der ernstesten Probleme. Wenn wir mit einer falschen Geldpolitik wieder in eine Rezession gestürzt werden, dann leiden darunter Millionen Menschen in Europa. – Zur großen Rolle der Geldpolitik verweise ich wiederholt auf Heiner Flassbecks und Friederike Spieckers neues Buch „Das Ende der Massenarbeitslosigkeit“ .Hoffentlich kommt das Ende bald.
Kommentar: Wenn Sie dazu gelegentlich Infos begegnen, bitte uns mailen. Denn hier zeichnet sich die Verschärfung einer ernsten Entwicklung ab.
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