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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 2. August 2007 um 9:21 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Anmerkung eines unserer Leser:
Schauen Sie mal, wer bei der IKB alles im Aufsichtrat und unter “Beraterkreis” firmiert. Neben “Allzweckwaffe” Tacke sitzen da Jürgen Thumann, Randolf Rodenstock, Michael Rogowski, Martin Kannegiesser und viele mehr.
Bei der geballten Kompetenz ist der letzte Finanzbericht hochinteressant zu lesen. Offenbar ist der 0,04%-Fall eingetreten, der die Vorkämpfer für Eigenverantwortung informell nach dem Staat rufen ließen:
“… Um dem Anspruch des Kapitalmarktes im Hinblick auf unser Rating gerecht zu werden, legen wir bei unseren Berechnungen ein Konfidenzniveau von 99,96 % zugrunde. Dies bedeutet, dass die von uns simulierten unerwarteten Risiken in nur 0,04 % aller Fälle über der von uns gesetzten Grenze liegen dürfen. …”
Tatsächlich drängt sich eher der Eindruck auf, dass auch hier bunte Bilder und nichts- sagende Sprechblasen gerne geglaubt wurden, wo der ökonomische Sachverstand leider nicht ausreichte, das zu kontrollierende auch nur zu überblicken, geschweige denn zu durchschauen.
Nur folgerichtig, dass der Aufsichtsrat absegnete, dass sich das Marktpreisrisiko seit dem Vorjahr offenbar auf 100 Mio. halbiert hat (Seite 75).
Würde mich interessieren, ob die womöglich bereits das Fiasko andeutende Randnotiz
“… Die Zunahme der Handelsaktiva um 1,5 Mrd. EUR auf 2,1 Mrd. EUR resultiert primär aus dem Aufbau von kurzfristigen Handelsbeständen mit dem Ziel, diese in Kürze auf eine Asset-Management-Gesellschaft zu übertragen. …” überhaupt jemand aus dem Aufsichtsrat zur Nachfrage veranlasst hat (Seite 65). Auf deutsch bedeutet das ja wohl, dass beim Spiel “den letzten beißen die Hunde” offenbar vor dem Bilanzstichtag kein letzter Hund mehr aufgetan werden konnte.
So hieß es im letzten Geschäftbericht im Anhang nämlich bereits (Seite 145): “… Die in den Forderungen und Verbindlichkeiten eingebetteten Derivate (Embedded Derivatives) werden – sofern abspaltungspflichtig – getrennt bilanziert und zum Marktwert unter den Handelsaktiva oder -passiva in Ansatz gebracht (vgl. hierzu auch die Ausführungen unter Kapitel 6). …”
Quelle: IKB [PDF – 3.3 MB]
„Banal und irreführend“ nannte ein senatsinternes Gutachten das Berger-Konzept.
Quelle: Hamburger Abendblatt
Anmerkung: Weiteres Zitat aus dem Artikel: „Der deutsche Medienkonsument erfährt so gut wie nichts über die Desaster, die sich im Land seiner Erfindung um das neue Wundermittel PPP entwickeln. Die englischen Medien sind seit Jahren voll mit Katastrophenmeldungen. Die Korrespondenten von Handelsblatt, FAZ, Spiegel, ARD, ZDF, RTL bekommen das hautnah mit. So hat die Tageszeitung Guardian seit den ersten Verhandlungen über die Privatisierung der Londoner U-Bahn bis heute immer wieder ausführlich berichtet. Das größte PPP-Projekt Englands und die Folgen sind dort ein Dauerthema, auch im Fernsehen und in den Boulevardblättern …Doch in deutschen Medien taucht die Londoner U-Bahn vor allem auf, wenn es um tatsächliche oder vermeintliche terroristische Anschläge geht. Dass die Privatisierung nach dem PPP-Muster einen Daueranschlag auf die Sicherheit und die Geldbörsen von Millionen Fahrgästen darstellt – dazu herrscht verbissenes Schweigen.“
Kommentar: Tu felix italia
Anmerkung: Schon einigen Tagen hat der Stuttgarter Verleger Dieter von Holtzbrinck, 66 Jahre, den Board des amerikanischen Medienunternehmens Dow Jones & Co verlassen. Er befürchtet, dass bei Dow Jones unter der Ägide des 73 Jahre alten australischen Medienzaren langfristig “die einzigartigen journalistischen Werte” des “Journal” leiden werden.
Anmerkung: Die europäische Gleichschaltung zur „unternehmerischen“ Hochschule geht weiter. Siehe dazu „Der Zug der Lemminge – Hochschulen unter dem Druck der Lissabon Strategie“
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