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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 19. April 2007 um 10:14 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Anmerkung: Es ist klar, dass die Institute jetzt lamentieren, geht ihnen doch jetzt die Sicherheit eines Dauerauftrags verloren. Aber offen gestanden, ich kann die Regierung verstehen: Von den meisten dieser Institute halten wir nicht viel, so etwa vom Ifo-Institut des „Boulevard-Professors“ (FTD) Sinn, dessen wissenschaftliche Reputation selbst der Wissenschaftsrat vor einigen Jahren in Frage gestellt hat. Auch das IfW in Kiel und inzwischen auch das RWI und nach dem Rauswurf des Leiters der Konjunkturforschung, Gustav Horn, inzwischen auch das DIW gehören zu den mehr oder weniger dogmatisch neoliberalen Instituten, nach deren Dogma konjunkturelle Schwankungen, ohnehin nur deswegen entstehen, weil sich die Kräfte des Marktes nicht voll entfalten können – denn sonst gäbe es ja auf allen Märkten ein Gleichgewicht. Konjunkturpolitik bedeutet für diese Institute im Wesentlichen die Durchsetzung von „Strukturreformen“ – vor allem die Deregulierung des Arbeitsmarktes.
Dass künftig nur noch drei Institute das Gemeinschaftsgutachten erstellen sollen, halte ich auch für alles andere als tragisch. Wir haben ohnehin eine Überversorgung mit Konjunkturprognosen. Da prognostizieren, neben den genannten fünf Instituten, auch noch das IAB (der Bundesanstalt für Arbeit), das (arbeitgebernahe) IW, das (eher gewerkschaftsnahe und eigentlich das einzige ehe nachfrageorientierte) IMK, dann begutachtet auch noch der Sachverständigenrat den Verlauf der Konjunktur und natürlich erstellen auch die OECD, die EU und gerade kürzlich der IWF Prognosen. Alle paar Tage geistern neue Prognosezahlen durchs Land.
Da die Prognosen der Konjunkturforscher seit Jahrzehnten notorisch neben der tatsächlich eingetretenen Entwicklung lagen, hätte ich mir als Bundesregierung ein ganz einfaches Auswahlverfahren ausgewählt. Ich würde immer die drei Institute nehmen, die mit ihren Gutachten in den zurückliegenden Jahren im Durchschnitt der realen Entwicklung am nächsten lagen. Das wäre dann ein echter Leistungswettbewerb.
Statt einer Anmerkung zu den Ausflüchten von Müller-Böling lesen Sie z.B.: „Hochschulfreiheitsgesetz“ in NRW – oder der Putsch von oben gegen ein öffentlich verantwortetes, demokratisches Hochschulwesen
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