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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 5. Oktober 2011 um 8:41 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Heute unter anderem zu folgenden Themen: Occupy Wall Street; Heiner Flassbeck – “Das geht niemals gut”; Joseph E. Stiglitz – Heilung der Wirtschaft; Weg für Asmussen als EZB-Chefvolkswirt frei; Einmal Hartz-Kind, immer Hartz-Kind; Nur die Billigreserve; Die Zuschussrente: »Honorierung von Lebensleistung«?; Rüttgers fordert Aus für gesetzliches Rentenalter; Stuttgart 21 – Aktuelle Lage: Grabungsarbeiten im Mittleren Schlossgarten; SR2: Fragen an den Autor:; Haushaltsausschuss: Die neue Macht ist in Gefahr; Das Allerletzte: Journalisten in Griechenland – Schreiben wie geschmiert (MB/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung MB: Ein gerechteres Amerika, Steuererhöhungen, die Zerschlagung der Finanzkonzerne, eine Bildungsreformen. Was ist an diesen Forderungen wirr? Da schreibt der Kommentator hin und her gerissen zwischen Sympathie und Sozialismus-Phobie-Rethorik: „Einige fordern Steuererhöhungen, andere eine Zerschlagung der Finanzkonzerne. Helfen würde beides.“ Und bezeichnet diese Forderungen davor und danach als wirr. Und was an den Demonstrationen chaotisch war oder gewesen sein soll, lesen wir auch nicht. Demonstrieren will eben auch gelernt sein.
Anmerkung MB: Und solche Interviews lesen wir dann mit höherer Wahrscheinlichkeit in österreichischen Publikationen als in deutschen.
dazu: Joseph E. Stiglitz: Austerity not the way to go for Europe
Most economists thought that when the euro was put together, it was an incomplete task. They’d taken out too many adjustment mechanisms and had not put anything in its place.
Quelle: BBC
Anmerkung unseres Lesers S.P.: Und so wird ein gedankenloser Vertreter und Förderer des Finanzkapitalismus und seiner Interessen neuer EZB-Chefvolkswirt. Es ist schon erstaunlich, wie eine Person mit einer – gelinde gesagt – mehr als zwiespältigen beruflichen Bilanz mit einem derart wichtigem Posten betraut werden kann. Ab einer bestimmten Hierarchiestufe fällt man offenkundig auch als Versager nach oben. Auf der anderen Seite ist Herr Schäuble den SPD-Mann(!) Asmussen elegant losgeworden.
Ergänzende Anmerkung J.B.: Hinzu kommt, dass Asmussen schlichtweg nicht über die akademischen Meriten verfügt, um die Rolle des EZB-Chefvolkswirts glaubhaft auszufüllen. Ganz Europa schüttelt mittlerweile den Kopf vor der deutschen Personalpolitik in europäischen Gremien.
Anmerkung unseres Lesers R.J.: Wenn erst das „FESTE“ Rentenalter fällt, wird als nächstes auch die „BERECHENBARE“ Rente fallen und somit die gesetzliche Rente als ganzes abgeschafft werden. Eine Berechnungsgrundlage für den Versicherungsträger (den Staat) wird es nicht mehr geben, die Menschen mit geringen Rentenanspruch werden länger arbeiten MÜSSEN um einigermaßen über die Runden zu kommen, die bessergestellten werden frühzeitiger aus der Versichertengemeinschaft aussteigen. Somit wird der Einnahmenbereich wegbrechen, der Ausgabenbereich unkalkulierbar. Somit wird auch an dieser Stelle die Solidargemeinschaft (Renten- Kranken- Arbeitslosen- und Pflegeversicherung) aufgebrochen. Interessant erscheint mir in diesem Zusammenhang, woher der Vorschlag kommt – Jürgen Rüttgers ist in der Kanzei Beiten Burkhardt beschäftigt, die als Wirtschaftskanzlei für den Arbeitgeber aktiv ist.
Ergänzende Anmerkung MB: S. dazu die Hintergrundinformationen z.B. hier, hier und hier. Wer sich die Kompetenzbereiche dieser Anwaltskanzlei anschaut, wird die Vermutung nicht für abenteuerlich halten, dass es z.B. auch in Griechenland viel zu verdienen geben wird.
Fehlen darf hier natürlich nicht die Variation des Agenturbildes mit den Rentnern, die auf der Parkbank hocken.
Anmerkung unseres Lesers D.B. aus Stuttgart: Nun, das wird spannend. Ab Dienstag will man also im mittleren Schlossgarten buddeln. Das ist genau in der Ecke, in der letztes Jahr am 30.9. die “Begegnung der schwäbischen Art” stattgefunden hat. Man gräbt also im “Allerheiligsten”.
dazu: „Schwarzer Donnerstag“ – die Einsätze bei der S21-Demonstration aus zwei Perspektiven
Am “schwarzen Donnerstag” vor genau einem Jahr kam es bei den Stuttgart-21-Demonstrationen zu heftigem Polizeieinsatz gegen Demonstranten. Wir betrachten den Tag aus zwei Perspektiven.
Quelle 1: detektor.fm (Text)
Quelle 2: detektor.fm [Audio – mp3]
dazu: Ahnungslose Abgeordnete: Rettungsschirm? “Irgendwie teuer…”
Nicht nur für Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) war es die wichtigste parlamentarische Entscheidung dieser Legislaturperiode – die Abstimmung über die Aufstockung des so genannten europäischen Rettungsschirms. Eine Sternstunde der Volksvertretung, ein großer Tag für die Abgeordneten. Monatelang hatten sie in den Ausschüssen beraten – um heute frei von Fraktionszwängen namentlich abstimmen zu können, nach bestem Wissen und Gewissen. Der Bedeutung des Tages angemessen waren die Parlamentarier so gut vorbereitet wie selten im Bundestag zusammengekommen – sollte man zumindest meinen. Doch wusste tatsächlich alle, wofür oder wogegen sie ihre Stimmkarte in die Urnen steckten?
Quelle: Panorama
Anmerkung eines Nachdenkseiten-Lesers: DAS ist für mich der absolute Tiefpunkt des deutschen Parlamentarismus! Erst kämpfen unsere Abgeordneten darum, bei Entscheidungen über den Eurorettungsschirm mitbestimmen zu dürfen, und dann solch ein Offenbarungseid und geistiges Armutszeugnis.
Anmerkung Orlando Pascheit: Die obigen Berichte vermitteln den Eindruck, dass der Artikel 38, Absatz 1 des Grundgesetzes, der die Abgeordneten des Deutschen Bundestages von Aufträge und Weisungen freistellt und nur ihrem Gewissen unterwirft, derzeit von drei Seiten bedroht ist. Da wäre einmal der Fraktionszwang, der in Koalitionsverträgen noch einmal in besonderer Weise festgehalten wird und vor allem die Macht und Handlungsfähigkeit sowie das Außenbild der Koalition stabilisieren soll, desweiteren damit eng verknüpft die karrierebezogene Strategien der einzelnen Abgeordneten. Die Abgeordnetenkarrieren sind im deutschen, politischen System vom Wohlwollen der Partei abhängig, die sowohl über die Aufstellung als Direktkandidat als auch über einen Listenplatz und später über die Besetzung diverser Kommissionen entscheidet. – Diese Problematik ist weitgehend bekannt, hinzukommt aber ein Drittes: Die Uninformiertheit und die mangelnde Sachkompetenz vieler Abgeordneter. Ob nun Gewissensentscheidung oder Fraktionszwang, in der Frage des tagelang in allen Medien diskutierten Rettungsschirms darf man erwarten, dass die Abgeordneten auch einen gewissen Kenntnisstand ausweisen können. Das von Panorama aufgezeigte Ausmaß an Unkenntnis ist ein Desaster für unsere Demokratie. Was ist eine im Grundgesetz verabredete Gewissensentscheidung wert, wenn die Abgeordnete gar nicht weiß, worum es geht. Ähnliches gilt für die Kompetenz des Ausschusses, der das zentrale Gremium in Sachen Euro-Rettung bilden soll.
Anmerkung Thorsten Hild: Köstlich, dass dies bei Spiegel-online zu lesen ist. Etwas “SelbstbeSPIEGELung” läge hier doch nahe! Auch, wenn Spiegel-Redakteure dies ganz ohne Bezahlung durch Dritte tun: schreiben wie geschmiert und den Mächtigen schmeicheln; vgl. dazu zum Beispiel auch Albrecht Müller: Spiegel-online Redakteure, die man sich merken sollte und “Journalist´ Gathman halluziniert über die SPD” , oder den bekannten, einseitigen Stichwortgebern, denen Spiegel-online gern Platz für Gastbeiträge einräumt.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=10898