Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 19. Januar 2009 um 8:42 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Kai Ruhsert
(KR/AM)
Heute unter anderem zu diesen Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Ein paar Informationen zum Institut zur Zukunft der Arbeit unter…
Quelle 2: Nachdenkseiten – Hinweise des Tages vom 04.07.2008 (Nr. 6)
Mehr dazu beim Förderverein für eine Freie Informationelle Infrastruktur e.V. und bei Ars Technica.
Anmerkung: Schön, dass nun endlich auch das Handelsblatt dies bemerkt hat …
Kommentar AM: Diese undifferenzierte Beschimpfung von uns allen als faule Säcke könnte man sich zu Gemüte führen, um wieder einmal zu erfahren, wie es um den Anstand unserer Eliten, hier im Falle eines religiösen Fundamentalisten, bestellt ist.
Bemerkenswert ist noch: Hahne tut so, als hätte sich der Krankenstand in letzter Zeit dramatisch entwickelt. Es ist eher umgekehrt. Er hat abgenommen.
Hahne zitiert zwei Studien, ohne die Quelle zu nennen, er informiert nicht einmal über den Namen der Autoren oder die Titel der Studien. Auf diese Weise kann man alles behaupten, weil es selbst aufmerksame Leser nicht nachprüfen können.
SPD-DEBAKEL IN HESSEN: Isch – bin Geschichte
Ein Kommentar von Claus Christian Malzahn
Selten wurde ein politischer Kurs so abgestraft wie jetzt in Hessen – der Versuch Andrea Ypsilantis, entgegen allen Wahlversprechen mit Hilfe der Linken eine Regierung zu bilden. Die Wählerbotschaft an die SPD ist von simpler Klarheit: Du sollst nicht lügen.
Erinnern wir uns: Vor zwölf Monaten ließ sich Andrea Ypsilanti als gefühlte Siegerin in Hessen feiern. Ihre Partei lag knapp hinter der CDU, doch tat das dem Jubel keinen Abbruch. An diesem Sonntag verbucht die SPD das schlechteste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte. Die Ursachen für das Debakel lassen sich in vier Buchstaben zusammenfassen:
Isch. Das war Ypsilantis Programm.
Jetzt ist die Sozialdemokratin von ihren Ämtern zurückgetreten. Der Abgang kommt freilich zwei Monate zu spät. Es ist im Rückblick geradezu gespenstisch, wie es einer Person gelingen kann, fast im Alleingang das kostbarste Gut ihrer Partei zu verspielen: Vertrauen. Doch Andrea Ypsilanti hat nicht nur ein schlechtes Wahlergebnis zu verantworten.
Wie man zuletzt mit den sogenannten “Abweichlern” umgesprungen ist und sie mit Hass und Häme abstrafte, war mehr als unwürdig. Es war geradezu abschreckend, wie der kalte Hauch vom Hotel Lux da über Hessens SPD wehte. Von den persönlichen Verletzungen, die sich die Genossinnen und Genossen in den vergangenen Monaten gegenseitig beibrachten, wird sich die SPD vermutlich noch schwerer erholen können als von dem politischen Desaster. …
Quelle: SpiegelOnline
Nachtrag AM: So lief es den gestrigen Abend auf allen Kanälen. Diese Demokratie geht kaputt an Journalisten, die sich inzwischen nahezu vollständig gleichschalten lassen und nur noch ein Ziel vor Augen haben: die Diffamierung einer Option links von der Mitte und die Sicherung einer konservativen, das heißt heute neoliberal geprägten Mehrheit. – Die SPD hat noch nicht gemerkt, dass man ihr mit der Kampagne gegen Rot-Rot und gegen Rot-Grün-Rot jegliche Machtoption nehmen will, oder, was wahrscheinlicher ist, die führenden Sozialdemokraten wollen es nicht merken.
Siehe dazu und zum oben zitierten Absatz über die angebliche Abstrafung der Abweichler den Tagebucheintrag vom 4. November 2008. Dieser ist zusammen mit einigen anderen Analysen der NachDenkSeiten auch im gedruckten „kritischen Jahrbuch 2008/2009“ in Kapitel 8, „Die ‚blinden’ Hessen – Kampagne gegen Rot-Rot“ abgedruckt.
Machen Sie bitte Interessierte ohne Internetanschluss auf das Jahrbuch aufmerksam. Wir haben dort auch die wichtigsten Elemente der Kampagne zu Hessen analysiert. Die wichtigsten Informationen über die Veröffentlichung finden Sie hier.
Und noch etwas zu Hessen:
Hui und Pfui
Koch kann Ministerpräsident bleiben, auch die FDP jubelt – die SPD ist dagegen tief gefallen: Die Hessen-Wahl 2009 ist die Quittung für die Dummheit Ypsilantis – und zeigt auf, wie sich Deutschland politisch verändert. Aus dem Wahlergebnis sind mehrere Lehren zu ziehen.
Ein Kommentar von Heribert Prant.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Kommentar AM: Gelegentlich kann man die Kommentare von Herbert Prantl mit Genuss und Gewinn lesen, diesen nur mit Kopfschütteln. Ich würde einfach gerne wissen, worin dieser berühmte Journalist die „Dummheit Ypsilantis“ sieht und wie er begründet, dass diese „Dummheit“ die „Quittung“ für das Wahlergebnis der SPD in Hessen war. Einfach nur nachzuschreiben, was man bei den Kollegen/innen sonst auch immer lesen, hören und sehen kann, reicht nicht. Vielleicht erklärt Heribert Prantl das bei Gelegenheit einmal, dann werde ich auch wieder Kommentare von ihm lesen. Vorerst ist das einfach Zeitvergeudung – übrigens auch wegen folgender Passage:
Die Krise der alten Volksparteien befördert die eher rechtsliberale FDP und die eher linksliberale grüne Partei in einem Maß, das mit den Verdiensten dieser Parteien nicht zu erklären ist. Es gibt eine großliberale Kraft als gesellschaftspolitische Strömung, die nur wegen der gegenseitigen Animositäten der sie verkörpernden Parteien koalitionspolitisch nicht zum Tragen kommt. Geradezu wundersam ist der Triumph der FDP.
„Es gibt eine großliberale Kraft als gesellschaftspolitische Strömung, …“ – das ist ja doll, eine „gesellschaftspolitische Strömung“ hat also für den großen Sprung der FDP gesorgt. Darunter geht es wohl nicht. Wenn man genauer hin schaut, dann kann man eher folgendes beobachten: Die FDP hat ihre Wähler mit billigsten Sprüchen eingesammelt, meisterhaft von ihrem Generalsekretär Niebel am Wahlabend selbst demonstriert. Er forderte gleichzeitig Steuersenkungen und Schuldenabbau. So ist das. Das ist „die großliberale Kraft als gesellschaftspolitische Strömung“.
Und noch etwas zu Anne Will und Hessen
Der NachDenkSeiten Leser J.R. schickt folgenden Hinweis:
Ein Leckerbissen aus dem Blog zu “Anne Will” vom 18.01.2009. Es gibt dort viele bemerkenswerte Beiträge, die belegen, dass sich die TV-Konsumenten nicht länger für dumm verkaufen lassen. Dieser hier gefiel mir besonders:
A.O.
18. Januar 2009 23:25 Uhr
fassungslos habe ich diese Sendung verfolgt! Nicht wegen der Inhalte, die waren mehr oder weniger erwartbar, sondern wegen des Einknickens der Moderatorin. Anne Will hat nicht nur die übliche, geschlechterspezifische Verteilung der Redeanteile – zwei Drittel der Zeit sprachen die Männer – zugelassen und durch ihre Fragen unterstützt, sondern auch – nachdem der Rüttgers sich künstlich über die Meinung von Wagenknecht ereifert hat – klein beigegeben und die Wagenknecht (fast) gar nicht mehr in die Diskussion mit einbezogen. Das war schon an ihrer Körperhaltung zu sehen, sie war nach Rüttgers Ausbruch fast die ganze Zeit der “Herrenseite” zugewandt. Sie ist der Wagenknecht auch mehrmals ins Wort gefallen. Damit ist sie endgültig auf dem Niveau ihrer Vorgängerin Christiansen angelangt. Alles was nur entfernt nach links der Mainstream-Mitte riecht, wird niedergeredet bzw. ignoriert. Mir geht es dabei weder um die politischen Inhalte, noch neige ich einer der Parteien im Besonderen zu. Es geht mir vielmehr um den journalistischen Umgang mit unterschiedlichen Meinungen. Ausgewogenheit der Berichterstattung bzw. Redeanteile scheinen inzwischen auch bei Anne Will ein Fremdwort zu sein. Schade! Diese Frau war mal ein journalistisches Vorbild. War.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3711