Renten-Trauma der SPD

Die Rentenpolitik bleibt für die SPD eine existentielle Bedrohung. Die Rente mit 67 ist einer der Kristallisationspunkte, an dem sich entscheidet, ob die SPD bei ihren traditionellen Wählerschichten verloren gegangene Glaubwürdigkeit als Kämpferin für die  Sicherung des Sozialstaates, eines Grundpfeilers unserer Demokratie, zurückgewinnen kann. Von Ursula Engelen-Kefer

Dienstleistungs- und Entsenderichtlinie: Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion [PDF – 77,3 KB] räumt die Bundesregierung ein, dass eine seriöse eindeutige Zuordnung bzw. Quantifizierbarkeit der Auswirkungen der Dienstleistungsrichtlinie nicht möglich sei. Einen Dumpingwettbewerb von Dienstleistern aus anderen EU-Ländern, die – weil sie nicht dauerhaft niedergelassen sind – ihre Arbeitnehmer lediglich zu Arbeits- und Entlohnungsbedingungen des Heimatlandes beschäftigen, sieht die Regierung nicht, da über die über das Arbeitnehmerentsendegesetz geltenden Branchenmindestlöhne auch von den ausländischen Dienstleistungserbringern einzuhalten seien.
Das ist leider wieder einmal nur die halbe Wahrheit, denn in der Mehrheit der Niedriglohnbranchen gibt es aber entweder keine nationalen Tarifverträge oder die Arbeitgeber zeigen bislang keine Bereitschaft, einen Mindestlohn auszuhandeln, oder die Tarifbindung liegt unter 50 Prozent.
Darüber hinaus sind gewerkschaftliche Gegenmaßnahmen gegen ein solches Lohndumping nach EU-Vertragsrecht erheblich eingeschränkt. Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: China überholt Japan; Konjunkturerwartungen sinken; Schäubles Chart-Werkstatt; Risikotest für die Banken; Reiche ticken anders; Bildungskarte; eine Million zahlen keine Zusatzbeiträge; Bundesdruckerei wird auskonkurriert; Stuttgart 21 – unterirdisch; Sicherungsverwahrung; politisches Product Placement; Nebeneinkünfte Steinbrücks; Gysi nimmt Ernst in Schutz; Land für ein Linsengericht; Wal-Mart erleidet Kundenschwund; Truppabzug im Irak; Fehler in Afghanistan; Frankfurter Rundschau will kürzen; neuer Vorwärts-Chefredakteur; Englands Unis vor dem Kollaps; Volker Pispers: Pawlowsche Reflexe. (WL)

Wie wir leben und was wir sind

Rede zum „Kölner Karls-Preis für engagiert Literatur und Publizistik“, benannt weder nach Karl dem Großen noch nach Karl dem Vierten, sondern nach Karl dem Marx. Die Verleihung fand am 6. August in der Gaststätte „Weißer Holunder“ in Köln statt. Von Wolfgang Bittner

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Trotz Rekordwachstum keine Feierlaune; Jojo-Effekt; Paradies für Finanzjongleure; Haiders Erbe; Atomdeal; Auswirkungen der Finanzkrise auf die Altersvorsorge; legaler Betrug bei Lebensmittel; Google is watching you; freie Welt im Würgegriff; doppelte Schuldenbremse in Schwaben; Stuttgart 21; SPD und die Rente mit 67; mit Note 2 zu schlecht für den Master; Einfach-Grundsteuer; britischer Häusermarkt in Talfahrt; mit warmen Worten gegen Hunger; das Allerletzte. (JK/WL)

Neue Lese-/Vortragstermine von Albrecht Müller in Chemnitz, Erfurt und Ulm

Im März und April mussten leider und unvermeidbar mehrere Termine gestrichen werden. Ich hole zunächst drei Termine zur Vorstellung meines Buches „Meinungsmache“ nach. Die Debatte um das Renteneintrittsalter zeigt, wie schrecklich aktuell auch der Untertitel ist: „Wie Wirtschaft, Politik und Medien uns das Denken abgewöhnen wollen.“ Wir wehren uns. So Sie in der Nähe von Chemnitz, Erfurt oder Ulm wohnen, sind Sie herzlich eingeladen. Die aktuellen Termine finden Sie hier. Albrecht Müller.

Aussetzung der Rente mit 67: „Schließen wir nen kleinen Kompromiss“

Diese Zeile des Refrains eins Spottlieds von Hanns Eisler mit dem Text von Kurt Tucholsky fällt einem ein, wenn man „Kompromissvorschläge“ aus der SPD liest, die Rente mit 67 vorläufig auszusetzen, sie aber nach wenigen Jahren in um so schnelleren Schritten wieder einzuführen. Das ähnliche Gauklerstück, nämlich eine Scheinlösung als Korrektur der von der überwiegenden Mehrheit der Menschen abgelehnten Fehlentscheidungen auszugeben, finden wir auch schon bei der sog. „Rentengarantie“. Auch dieser Lockvogel wird von den Rentnerinnen und Rentnern schon ab 2011 mit niedrigeren Rentensteigerung oder so genannten Nullrunden refinanziert bzw. sie ist durch die Kürzungfaktoren, wie Riester-, Nachhaltigkeits- oder Ausgleichsfaktor längst eingepreist. Wolfgang Lieb

Bleibt Ostdeutschland ein Niedriglohnland?

Ostdeutschland ist auch im 20. Jahr der Vereinigung als generelles Niedriglohngebiet einzuordnen, wie die jüngsten Daten der Bundesstatistik zeigen. Zwar gibt es im Westen auch regionale bzw. branchentypische Niedriglöhne, aber die faktischen und tariflichen Unterschiede sind im Durchschnitt in den neuen Bundesländern (NBL) am stärksten ausgeprägt. Die Rangfolge der ostdeutschen Bundesländer in den effektiven Brutto-Stundenlöhnen offenbart eine dramatische Bilanz nach zwanzig Jahren bundesdeutscher Lohn- und Einkommensentwicklung. Von Karl Mai

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Boom oder nicht; düsterer Sommer in USA; Juncker wirft Deutschland “Sozialdumping” vor; arbeitslos und krank; der nächste Rentenschock; Hartz-IV-Chipcard; Atomlobby spielt mit der Politik; täglich Schwabenstreiche; gestutzte Bankenkontrolle; Karlsruhe als Schutzpatron der Manager; Katastrophenkonzerne; Netzwerke; Justiz im „Sachsen-Sumpf“; gemeinnützige Bertelsmann Stiftung; Brodeln in der Gesellschaft; Freiheit-Gleichheit-Elite; arme Doktoranden; Krieg gegen den Terror schafft Terror; US-Einmischung in Lateinamerika; Du musst den Gürtel enger schnallen. (WL)

Hinweise des Tages (2)

Unter anderem zu folgenden Themen: Rekordzuwachs; Auswirkungen der Unternehmensteuerreform; Steuerrecht im Ausland; Hilfspaket für US-Staaten; Sozialschmarotzer; Lohnzuschüsse für ältere Arbeitnehmer; Panik der Versicherer; Sanktionen gegen Hartz IV-Empfänger; vom Niedriglohn zum Niedrigstlohn; Untreue; heißer Herbst; Slowakei spielt nicht mit; Islamisten nutzen Notlage; schleichende Katastrophe; zum Tod von Tony Judt; Kurt Tuchulsky: Bürgerliche Wohltätigkeit (WL)

Das wahre Motiv für die Erhöhung des Renteneintrittsalters bleibt meist verborgen: es ist schlicht ein Verkaufsargument.

Das wichtigste Verkaufsargument der Versicherungsagenten für die Privatvorsorge ist die angeblich mangelhafte Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rente, also der Hinweis darauf, dass die Rente nur noch 50 % oder gar nur noch 40 % oder noch weniger ausmacht, wenn der von der Privatvorsorge-Propaganda Angesprochene in Rente gehen will. Die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rente ist systematisch vermindert worden – durch Nullrunden, den Nachhaltigkeitsfaktor usw. Die Erhöhung des Renteneintrittsalters war dann ein besonders großer Schritt bei der bewusst betriebenen Erosion des Vertrauens in die gesetzliche Rente. Albrecht Müller

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Gutscheine für Hartz IV-Empfänger; Psycholeid; unter jungen Menschen wächst die Angst; Sanktionen für Zahlungsverweigerer; Milliardärsspenden; Rente mit 67 und mehr; Beschäftigungsquote Älterer; immer mehr junge Arbeitslose; Niedriglöhne kosten 50 Milliarden; qualifizierte Zuwanderer; der Aufschwung geht an uns vorbei; Städtebaumittel rasiert; Bahn verschwendet Steuergeld; USA halten Deutsche für Finanztrittbrettfahrer; Demokratie und Glück; Stern TV türkt; TV-Tipp; die griechische Wirtschaft schrumpft; Pinwart hat sich verrechnet. (MB/WL)

EU bzw. IMF haben Ungarn gezwungen, ein obligatorisches System der privaten Rentenversicherung einzuführen. Nicht nur Ungarn.

EU und IMF waren die Handlanger der privaten Rentenversicherer während des Transformationsprozesses in Mittel- und Osteuropa. Diese Machenschaften kommen jetzt wieder hoch, weil Ungarn bei Verhandlungen mit EU (und Merkel) ohne Erfolg darauf dringt, die mit der Privatisierung notwendig gewordenen staatlichen Zuschüsse zur gesetzlichen Rentenversicherung aus der Defizitberechnung herausnehmen zu können. Ähnliches gilt für Polen. Zum Gesamtkomplex erreichte uns die Übersetzung von Teilen eines interessanten Artikels aus der Tageszeitung “Népszabadság” zum Thema „Ungarn, die EU, der IMF und die privaten Rentenkassen“. Albrecht Müller

Hinweise des Tages

Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante aktuelle Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen. Heute u. a. zu folgenden Themen: Rente mit 67, Rente mit 70, Rückkehr zur lebensstandardsichernden und armutsfesten Rente, Maschmayer und Familienpflegezeit, Schickanen bei Hartz-IV-Empfänger, Doku-Soaps, Überwachung, unbezahlte Praktika, Bertelsmann Republik Deutschland, Wahltrend, Statistik, Rettunsmaßnahmen im Euroraum, Ölpreise, Lohn-Preis-Spirale, Rede zum Karls-Preis, Bloglesern unter 30, Loveparade-Dokumente, Steffen Seibert, Stuttgart 21, Streumunition, zu guter Letzt. Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert. (RS/WL)

Der kollektive Aufstand der Medien gegen die Diskussion um eine Aussetzung der Rente mit 67

Kaum gibt es in der SPD eine Diskussion über eine Anpassung des Renteneintrittsalters an die Wirklichkeit des Arbeitsmarktes und der physischen und psychischen Arbeitsfähigkeit, schon baut sich der geballte Widerstand der Medien auf. Gestern Abend um 22.55 Uhr wies Google News 531 Artikel zur Rente mit 67 aus. In nahezu allen Beiträgen wird ausschließlich auf die demografischen Entwicklungsmodelle abgestellt und die vom Bundesarbeitsministerium eingespeiste Beschönigung, dass in den letzten Jahren die Beschäftigungsquote leicht angestiegen sei, wird als Annahme in die Zukunft fortgeschrieben.
Es ist erschreckend, eine derartige freiwillige Gleichschaltung des Denkens festzustellen. Wolfgang Lieb