Das „Geschäftsmodell“ der philanthropischen Multimilliardäre. Zweifellos gelten Bill Gates und Warren Buffet als Philanthropen. Beide sind Multimilliardäre. Sie haben bedeutende Stiftungen ins Leben gerufen und firmieren als Wohltäter. Beide stehen in enger, freundschaftlicher Verbindung zueinander. Die Stiftung des Groß-Investors Warren Buffett verfügte 2018 über ein Stiftungskapital von 36 Mrd. US-Dollar. Der Stifter, dessen persönliches Vermögen auf weitere 83 Mrd. US-Dollar geschätzt wird, kündigte 2006 an, 85 Prozent davon an fünf Stiftungen zu verschenken, vier kleinere Teile an Stiftungen der Mitglieder seiner Familie, den Großteil aber an die Stiftung von Bill und Melinda Gates.[1] Der Microsoft-Gründer Bill Gates wiederum plant, dass er zu Lebzeiten 96 Prozent seines gegenwärtig auf 110 Mrd. US-Dollar geschätzten Vermögens an die nach ihm und seiner Frau benannte Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) übertragen wird.[2] Von Rudolph Bauer.
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Der folgende Beitrag untersucht exemplarisch[3] die Aktivitäten von Bill Gates und Warren Buffett. Zunächst werden die philanthropischen Ansätze der Stifter beschrieben. Am Beispiel der mit einer Schenkung von Buffett aufgestockten BMGF wird über eine Stiftungspolitik berichtet, deren Hauptanliegen es ist, weltweit Entwicklungen im landwirtschaftlichen und medizinischen Bereich zu fördern. In einem weiteren Abschnitt wird eine Auswahl von Investitionen vorgestellt, die aus dem Vermögen von Buffett und Gates bzw. ihren Stiftungen finanziert und mit der Absicht einer Gewinnsteigerung – d. h. einer Maximierung des persönlichen Vermögens bzw. des Stiftungskapitals – getätigt wurden. In einem dritten Schritt des Beitrags wird ein Resümee gezogen und eine kritische Bewertung der Investitions- und Stiftungsmaßnahmen vorgenommen. Sind Bill Gates und Warren Buffett Sozialisten?
- Die philanthropischen Stiftungsprogramme der Multimilliardäre
Die Bill & Melinda Gates Foundation[4] ist nach Selbstauskunft in drei Bereiche gegliedert: Globale Entwicklung, globale Gesundheit und das United-States-Programm. Letzteres fördert vor allem Projekte im Bereich der Bildung. U. a. werden Digital-Initiativen unterstützt, welche die Nutzung von Computern und des Internets in öffentlichen Büchereien zum Ziel haben. Ferner werden Stipendien an Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen vergeben, damit den als förderungswürdig geltenden Jugendlichen der Besuch einer weiterführenden Schule ermöglicht wird.Das Engagement der Gates-Stiftung im Rahmen der landwirtschaftlichen Entwicklungshilfe fördert agrarwirtschaftliche Maßnahmen sowie entsprechende Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Für Vorhaben, die als landwirtschaftliche Entwicklungshilfe ausgegeben werden, wurden bis 2011 rd. 1,8 Mrd. US-Dollar bereitgestellt. Das größte der geförderten Projekte nennt sich „Alliance for a Green Revolution in Africa“ (AGRA). Die Allianz wurde 2006 mit Geldern der Gates- und der Rockefeller-Stiftung[5] ins Leben gerufen. Größere Beträge standen ferner für das „Harvest Plus“-Programm zur Verfügung. Es dient der Entwicklung von Züchtungsmethoden für nährstoffangereicherte Pflanzen sowie von Projekten zur Entwicklung von trockentoleranten Maissorten und Weizensorten gegen Pflanzenparasiten wie den Rostpilz.Weitere Projekte dienen der Förderung von national repräsentativen Längsschnittstudien, der Unterstützung von Frauen beim Studium der Agrarwissenschaften sowie als Hilfe für Reforminitiativen in einzelnen Ländern Afrikas, ferner zur Unterstützung von Kaffee- und Milchproduzenten sowie zur Ermöglichung des Marktzugangs von Kleinbauern.Im Bereich Globale Gesundheit unterstützt die Gates-Stiftung ihren Berichten zufolge die Behandlung und Bekämpfung von Krankheiten. Gefördert werden Projekte zur Versorgung von AIDS-Kranken in Botswana und die Bereitstellung von Geld für Impfprogramme von Kindern in Indien und Afrika. Die BMGF stellt Impfstoffe bereit gegen Kinderlähmung, Diphtherie, Keuchhusten, Masern und Gelbfieber. Sie finanziert Forschungsvorhaben für neue Impfstoffe gegen AIDS, Tuberkulose und Malaria. Gates hat im Jahr 2005 zusätzliche 258,3 Mill. US-Dollar für die Bekämpfung von Malaria gespendet. 2009 stellte er für das Rotary-Programm zur weltweiten Ausrottung der Poliomyelitis 255 Mio. US-Dollar zur Verfügung. 2010 gab die BMGF bekannt, dass sie bis 2020 insgesamt 10 Mrd. US-Dollar für neue Impfstoffe spenden wolle.[6]Weitere Spendenadressen der BMGF im Bereich Gesundheitsförderung sind beispielsweise: mit 1,5 Mrd. US-Dollar die „Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung“ (GAVI)[7] (dort verfügt der Stifter, der im Jahr 1999 ihr Gründer war, über einen ständigen Sitz und entsprechenden Einfluss im Aufsichtsrat); die Weltgesundheitsorganisation WHO[8], deren Etat etwa in 2018/19 mit mehr als 12 Prozent (210 Mill. Euro) programmgebunden von der Gates-Stiftung getragen wurde und weiterhin wird; das Berliner Universitätsklinikum Charité[9]; das dortige Labor für Testentwicklung mit 250.000 US-Dollar; das privatwirtschaftliche Biotechnologie-Unternehmen Biontech[10] für dessen Forschung an Impfstoffen gegen HIV und Tuberkulose; die „Therapeutics Accelerator“, gegründet von Gates-Stiftung, Mastercard und Wellcome Trust[11] zur angeblich rascheren Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid 19; FIND, eine Stiftung für innovative neue Diagnostik, deren wichtigster Geldgeber die BMGF ist; die 2017 von den Regierungen Norwegens und Indiens sowie dem Weltwirtschaftsforum (IWF)[12] gegründete „Koalition für Epidemievorsorge“ (CEPI)[13] (ihr wurden von der BMGF neben einer Spende von 92 Mill. US-Dollar mehr als 20 Prozent des Startkapitals zur Verfügung gestellt); nicht zuletzt die unlängst von der EU-Kommission veranstaltete Geberkonferenz „Coronavirus Global Response“, bei welcher von 40 Staaten und privaten Spendern – darunter die Bill & Melinda Gates Foundation – 7,4 Mrd. Euro eingesammelt wurden.
Im Februar 2020 kündigte Bill Gates an, dass seine Stiftung rund 100 Millionen Dollar in Maßnahmen für eine globale Antwort auf die Corona-Pandemie spenden werde. Im März 2020 ließ er verlauten, dass seine Stiftung zusammen mit Wellcome und Mastercard bis zu 125 Millionen Dollar in die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von Covid-19 investieren werde. Mit 46 Mill. Euro unterstützt die Bill & Melinda Gates Foundation das Tübinger biopharmazeutische Unternehmen Curevac, das dabei sei, einen Coronavirus-Impfstoff zu entwickeln.[14] Gates sprach sich für die Massenentwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus aus.[15]
Außerdem unterstützt die Gates-Stiftung im Rahmen einer Image-Kampagne überregionale Medien – in der Bundesrepublik wurden Der Spiegel und Die Zeit gefördert –, um im Sinne des Stiftungszwecks über die Relevanz jener Projekte zu berichten, die im Interesse der Anliegen von Bill und Melinda Gates arbeiten.
Zusammenfassend lässt sich feststellen: Ein Großteil der aktuellen Gesundheits- und Entwicklungsprojekte weltweit ist dem Wirken der Gates-Stiftung und ihrer Förderprogramme zu verdanken. Aufgestockt wird das Stiftungskapital der BMGF durch die Schenkung zusätzlicher Mittel aus dem Vermögen des Investment-Unternehmers Warren Buffett. Die zahlreichen, vorwiegend auf den Medizin- und Landwirtschaftssektor bezogenen Projekte werden teils unmittelbar und praxisbezogen gefördert. Teils werden sie konzeptionell sowie durch Forschungs-, Implementations- und Entwicklungsprogramme unterstützt.
Schließlich dient ein Netzwerk aus Overhead-Organisationen ihrer Lenkung und Supervision. Die BMGF und ihr Stifter haben einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der medizinischen und ernährungsbasierten Salutogenese der Weltbevölkerung, insbesondere an der Erhaltung und mehr noch an der Wiederherstellung von deren Gesundheit. Mit dieser offiziellen Begründung unterstreicht Bill Gates die Wichtigkeit der Förderung des Agrobusiness sowie der Lebensmittel- und Getränkeindustrie durch seine Stiftung.
- Die gewinnorientierten Investitionsentscheidungen der Wohltäter
Das global angelegte Förderinteresse von Bill Gates gilt nicht nur einzelnen Projekten und Nichtregierungsorganisationen, die durch monetäre Zuwendungen unterstützt werden. Interessiert sind Gates bzw. seine Stiftung auch an einzelnen Wirtschaftsunternehmen, die etwa auf dem Gebiet der Landmaschinenproduktion sowie pharmazeutischer Forschung und Entwicklung sowie als Anbieter auf dem Arzneimittelmarkt tätig sind. Deren Förderung erfolgt durch gezielte Investitionen und den Erwerb von Aktienmehrheiten. Zweck der Kapitalbeteiligungen ist aber nicht zuletzt die Gewinnsteigerung der erworbenen Aktien, d. h. die Maximierung des persönlichen Vermögens bzw. des Stiftungskapitals. Wohltätigkeit ist sekundär.Die Förderpraxis der BMGF überschneidet sich hier mit der von Warren Buffett[16]. Wie letzterer durch die Aufstockung der BMGF aus seinem Vermögen mit den Programmen von Gates verbunden ist, so partizipiert Gates mit seiner Stiftung gleichfalls am Warren’schen Investment-Unternehmen Berkshire Hathaway (BH)[17], und zwar durch Kapitalbeteiligungen. Die US-amerikanische Holdinggesellschaft BH umfasst insgesamt ein Konglomerat von über 80 Firmen. BH besitzt beachtliche Aktienanteile von mehr als 25 Unternehmen.Mit einem Beteiligungswert von ca. 16 Mrd. Euro und 27 Prozent der Aktien ist BH beispielsweise bei der weltgrößten Nahrungsmittel- und Getränkefirma The Kraft Heinz Company vertreten. Warren Buffett, angeblich selbst „ein bekennender Fan von Fastfood und Cola“[18], zählt zu seinem Imperium u. a. Ketchup von Heinz, vorgefertigte „Macaroni and Cheese“ von Kraft, das Sortiment Capri Sun, Oscar Mayer Hot Dogs sowie Getränke wie Pepsi und Coca. In den 1980er Jahren machte Buffett Schlagzeilen durch die Ansammlung größerer Aktienbestände des Getränkeherstellers Coca-Cola[19] (Beteiligungswert ca. 15 Mrd. Euro).2009 erwarb Buffett für 3 Mrd. US-Dollar Aktien bei Dow Chemical. Weitere Kapitalbeteiligungen von Buffetts Investmentholding BH erstrecken sich u. a. auf Versicherungen, die Pharmaindustrie sowie John Deere[20], den Weltmarktführer für Landtechnik. Deere produziert land- und forstwirtschaftliche Maschinen, Geräte für Bodenbearbeitung, Baumaschinen und Motoren. Berkshire Hathaway hat derzeit weitere 5 Mrd. US-Dollar beim Investmentbanking- und Wertpapierhandelsunternehmen Goldman Sachs[21] platziert.Auffallend bei den Kapitalbeteiligungen von Warren Buffett ist der äußerst problematische Ruf eines Teils der Firmen, bei denen er als Aktionär investiert. Das gilt beispielsweise für die Firma Dow Chemical, die zusammen mit Bayer als Herstellerfirma des Entlaubungsgiftes Agent Orange eine unrühmliche Bekanntheit erlangt hatte. Das Dioxingift ist seit seinem flächendeckenden Einsatz während des Vietnamkrieges bis auf den heutigen Tag für massenhafte Fehlbildungen, Krebs und Immunschwäche verantwortlich.Die englische Gesundheitsbehörde Public Health England verwies im Zusammenhang mit Coca-Cola auf „besorgniserregende Häufungen von Fettleibigkeit und Karies bei Kindern“. Wegen des Zuckergehalts könne häufiges Konsumieren von Cola die Gesundheit beeinträchtigen und Übergewicht, Fettleibigkeit sowie Diabetes zur Folge haben. Auch die Erkrankung an Osteoporose wird mit dem Getränk in Verbindung gebracht.[22] Als problematisch galt auch Buffests Erwerb von Anteilen eines Finanzdienstleisters, der durch einen Salatöl-Skandal in Schwierigkeiten geratenen ist.
Im Januar 2007 veröffentlichten Journalisten der Los Angeles Times einen Bericht, in welchem sie die Gates-Stiftung beschuldigten, nicht ausreichend zu prüfen, ob die von ihr geförderten Unternehmen umweltschonend agieren bzw. ob sie AIDS-Medikamente nicht überteuert, sondern zu angemessenen Preisen verkaufen.[23] Eine andere Kritik bezieht sich auf die enge Verknüpfung der Gates-Stiftung mit dem Agrochemiekonzern Monsanto. Dieser produziert das Herbizid Glyphosat mit gesundheitsgefährdenden Auswirkungen.[24] Monsanto steht u .a. auch deshalb in der Kritik, weil seine Geschäftspraktiken die angestammte Landwirtschaft in den Drittweltländern bedrohen. Vor allem würden z. B. afrikanische Bauernfamilien durch die Patentierung des Saatguts von bestimmten Pflanzen-, Gemüse- und Getreidearten in wirtschaftliche Abhängigkeit gezwungen.[25]
Wirtschaftliche Verbindungen zu Monsanto ebenso wie zu Dow Chemical, aber auch zu den Chemiekonzernen Cargill, DuPont, BASF und Bayer unterhalten sowohl die Gates-Stiftung (infolge eines erheblichen Anteils der Aktien dieser Firmen) als auch die von der BMGF und der Rockefeller-Stiftung ins Leben gerufene „Alliance for a Green Revolution in Africa“ (AGRA)[26]. Insbesondere die im Auftrag von AGRA forcierte Förderung des Einsatzes chemischen Düngers und von Hybridsaatgut sowie die Zerstörung gewachsener kleinbäuerlicher Strukturen erhöhe die Abhängigkeit der Regionen von den genannten Großkonzernen. Ferner bestünden zwischen dem Direktorium der BMGF und Monsanto personelle Verbindungen.[27]
Der Arzt David McCoy kritisierte 2014 u. a. die Konzentration auf wenige ausgewählte Technologien und Krankheiten, das fehlende Bekenntnis zu sozialer Gerechtigkeit und nachhaltiger Entwicklung; die BMGF berücksichtige für ihre Geldanlagen keine Ethik- und Nachhaltigkeitsstandards.[28] Der Gates-Stiftung wird angelastet, dass sie gezielt Maßnahmen gerade jener Firmen propagiere und unterstütze, deren Aktien sie hält.
- Das kapitalismuskonforme Handlungsmuster des Bourgeoissozialismus
Bei der Gegenüberstellung der mit Stiftungsmitteln geförderten Projekte einerseits und jener Firmen andererseits, bei welchen Stiftung und Stifter in Form von Kapitalbeteiligungen investieren, fällt eine Art „Geschäftsmodell“ ins Auge, das im Kern auf einen menschenverachtenden Zynismus verweist:Während auf der einen Seite Projekte finanziell unterstützt werden, die der Gesundheit des Einzelnen und ganzer Gesellschaften förderlich sind (oder sein sollen), wird im Gegenzug bei solchen Wirtschaftsunternehmen investiert, deren Produktionsweisen und Produktpaletten die Schädigung der individuellen und kollektiven Gesundheit zur Folge haben. Abgelenkt wird von diesem Zusammenhang sowohl durch die nach außen zur Schau getragene und von den meisten Medien kritiklos gefeierte Philanthropie als auch dadurch, dass die Stiftungsprogramme auf vielfache Weise im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften mit dem staatlichen und Regierungshandeln auf allen Ebenen – bis hin zur UNO – verflochten sind.Ich resümiere nachfolgend in der bewussten Absicht, die Debatte über das philanthropische Verhalten von Gates und Buffett zuzuspitzen und den Blick auf jene Verhältnisse freizulegen, innerhalb derer die sich offenbarenden Widersprüche nicht verschwörungstheoretisch zu deuten sind, sondern systemtheoretisch: Die Multimilliardäre Gates und Buffett verhalten sich kapitalismuskonform. Ihre Handlungsmuster folgen paradigmatisch den folgenden Anweisungen:Erstens: Investiere in jene Unternehmen der Chemischen Industrie, des Agrarbusiness sowie der Lebensmittel- und Getränke-Industrie, deren Produkte der Gesundheit lang- oder kurzfristig schaden bzw. die krank machende Lebensumstände in Arbeit, Wirtschaft und Gesellschaft zur Folge haben!Zweitens: Fördere professionelle Akteure und Kampagnen sowie Maßnahmen, Forschung und Erzeugnisse der Pharma- und Gesundheitsindustrie, der Apparatemedizin und Digitaltechnologien! Ziel sei die vollständige oder vorübergehende Wiederherstellung der Gesundheit. Versichere dich hierbei der Zustimmung und des Beifalls durch Politik und Medien!
Drittens: Gründe eine wohltätige Stiftung! Sie muss als unabhängig handelnder Akteur in Erscheinung treten und folgende Vorteile aufweisen: (a.) Sie garantiert ein philanthropisches Image, dessen Pflege in der Öffentlichkeit, der Fachwelt, den Medien und anderen Multiplikatoren durch Spenden aus dem Stiftungsvermögen erreicht und sichergestellt wird. (b.) Sie ermöglicht steuerliche Vergünstigungen und größtmögliche Handlungsfreiheit, ungeachtet irgendwelcher Erwägungen bezüglich des Wählerverhaltens und unabhängig von demokratischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen. (c.) Aus dem Stiftungskapital lassen sich Investitionen finanzieren, die wiederum für die Erwirtschaftung von Gewinnen maßgeblich sind und Stiftungszwecken zugeführt werden können.
Dieses „Geschäftsmodell“ wurde von mir in den vorausgehenden Abschnitten exemplarisch beschrieben. An verschiedenen Beispielen der Investitions-, Förder- und Stiftungstätigkeit wurde aufgezeigt, dass Gates und Buffett sich wirtschaftliche Handlungsweisen zunutze machen, aufgrund derer es gerechtfertigt erscheint, an der Aufrichtigkeit ihres philanthropischen Ethos zu zweifeln. Sie handeln als Akteure einer gesellschaftlichen Ordnung, deren Marktprinzipien ein Handeln in Gewinnabsicht begünstigen und belohnen.
Kurz: Die durch die Corona-Krise besonders ins Blickfeld geratenen US-Multimilliardäre Gates und Buffett handeln gemäß den Gesetzmäßigkeiten der politischen Ökonomie des imperialistischen Kapitalismus. Ihr Wohltäter-Image lenkt allerdings den kritischen Blick davon ab. Es lässt den Eindruck entstehen, dass der Kapitalismus hier sein menschliches, sein menschenfreundliches und „soziales“ Gesicht zeigt.
Sind Gates und Buffett also eine Art Sozialisten? Karl Marx und Friedrich Engels würden diese Frage bejahen. Im Kommunistischen Manifest karikieren sie den „konservativen oder Bourgeoissozialismus“, der „den sozialen Missständen abzuhelfen (wünscht), um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern“[29]. Sie schreiben: „Es gehören hierher: Ökonomisten, Philanthropen, Humanitäre … Der Sozialismus der Bourgeoisie besteht eben in der Behauptung, dass die Bourgeois Bourgeois sind – im Interesse der arbeitenden Klasse.“
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[«1] de.wikipedia.org/wiki/Warren_Buffett – abgerufen am 23.06.20
[«2] de.wikipedia.org/wiki/Bill_Gates – abgerufen am 23.06.20
[«3] Exemplarisch meint, dass die vorliegende Studie nicht mit dem Anspruch erstellt wurde, eine allumfassende Darstellung vorzulegen. Es ist beabsichtigt, an Hand von Beispielen, die sich im Internet finden und nachprüfen lassen, das Grundmuster der „Geschäftsidee“ von Gates und Buffett zu beschreiben und seine Problematik zur Diskussion zu stellen.
[«4] Hierzu und – wenn nicht anders vermerkt – zu den folgenden Angaben über die Gates Stiftung: de.wikipedia.org/wiki/Bill_%26_Melinda_Gates_Foundation – abgerufen am 24.06.20
[«5] de.wikipedia.org/wiki/Rockefeller-Stiftung – abgerufen am 25.06.20
[«6] de.wikipedia.org/wiki/Bill_Gates – abgerufen am 23.06.20
[«7] Mitglieder sind neben der Gates-Stiftung Regierungen von Industrie- und Entwicklungsländern, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die UNICEF, die Weltbank, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Impfstoffhersteller aus Industrie- und Entwicklungsländern, Gesundheits- und Forschungseinrichtungen sowie weitere private Geldgeber.
[«8] de.wikipedia.org/wiki/Weltgesundheitsorganisation – abgerufen am 25.06.20
[«9] de.wikipedia.org/wiki/Charit%C3%A9 – abgerufen am 25.06.20
[«10] de.wikipedia.org/wiki/BioNTech – abgerufen am 25.06.20
[«11] de.wikipedia.org/wiki/Wellcome_Trust – abgerufen am 25.06.20
[«12] de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_W%C3%A4hrungsfonds – abgerufen am 25.06.20
[«13] de.wikipedia.org/wiki/Coalition_for_Epidemic_Preparedness_Innovations – abgerufen am 25.06.20
[«14] de.wikipedia.org/wiki/Curevac – abgerufen am 16.06.20 – Unlängst gab die Bundesregierung bekannt, dass die staatseigene Förderbank KfW sich mit 300 Millionen Euro an Curevac beteiligen wird.
[«15] Bill Gates: Massenproduktion von Corona-Impfung vorbereiten. Die Welt, 1. April 2020
[«16] de.wikipedia.org/wiki/Warren_Buffett – abgerufen am 23.06.20
[«17] de.wikipedia.org/wiki/Berkshire_Hathaway – abgerufen am 26.06.20. Wenn nicht anders vermerkt, entstammen die folgenden Angaben über Berkshire Hathaway derselben Quelle.
[«18] Handelsblatt vom 26.02.19; zitiert in: www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/kraft-heinz-nestle-coca-cola-fast-food-ist-out-die-krise-der-grossen-lebensmittelmarken/24038946.html?ticket=ST-1279054-1E255UbFAOmKTvyzrYr7-ap6 – abgerufen am 24.06.20
[«19] de.wikipedia.org/wiki/Coca-Cola – abgerufen am 24.06.20
[«20] de.wikipedia.org/wiki/John_Deere – abgerufen am 24.06.20. Größter Einzelaktionär bei Deere ist seit 2011 auch der Buffett-Freund Bill Gates.
[«21] de.wikipedia.org/wiki/Goldman_Sachs – abgerufen am 26.06.20
[«22] de.wikipedia.org/wiki/Coca-Cola – abgerufen am 24.06.20
[«23] Charles Piller / Edmund Sanders / Robyn Dixon: Dark cloud over good works of Gates Foundation. Los Angeles Times, 07.01.2007
[«24] Helmut Burtscher-Schaden: Die Akte Glyphosat. Wie Konzerne die Schwächen des Systems nutzen und damit unsere Gesundheit gefährden. Wien 2017
[«25] John Vidal: Why is the Gates foundation investing in GM giant Monsanto? The Guardian, 29.09.2010
[«26] de.wikipedia.org/wiki/Rockefeller-Stiftung – abgerufen am 25.06.20
[«27] Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Alliance_for_a_Green_Revolution_in_Africa – abgerufen am 25.06.20
[«28] Interview mit Medizinexperten McCoy: „Die Gates-Stiftung ist ein Mittel, um Macht auszuüben“. Spiegel Online/enorm, 27.07.2014, abgerufen am 27.07.2014. – Sonja Zekri: Kinder verseucht, aber gegen Masern geimpft. Süddeutsche Zeitung, 17.05.2010
[«29] MEW 4, Berlin 1964, S. 488