Auch Teile der SPD haben eine schlimme Vergangenheit
Wolfgang Lieb weist in seinem Beitrag „Politikwechsel in NRW gescheitert – Alles läuft auf eine Große Koalition hinaus“ zu Recht auf die NS-Vergangenheit von CDU/CSU- und FDP-Politikern hin. Wer die Zeit nach 1945 erlebt hat, könnte dies mit persönlichen Erfahrungen ergänzen. Albrecht Müller
Wir wurden zum Beispiel in der 6. und 7. Klasse eines Heidelberger Gymnasiums unentwegt und stundenlang von einem Mathematiklehrer und Nazi mit der gloriosen Schilderung von Panzerschlachten unterhalten. Baden-Württemberg war damals schon CDU-regiert. Von dort kam das NSDAP-Mitglied Bundeskanzler Kiesinger und der Marinerichter Filbinger (CDU) Lauter rassenreine Demokraten!!!
Auch die Rolle des sozialdemokratischen Reichspräsidenten Ebert, des Innenministers Noske und anderer Sozialdemokraten beim Beginn der Weimarer Republik ist wahrlich kein Ruhmesblatt. – Vielleicht wäre es ganz gut, Hannelore Kraft würde in ihrer Freizeit ein bisschen bei Sebastian Haffner nachlesen. Hier zwei Tipps:
- Sebastian Haffner. Der Verrat: Deutschland 1918/1919
(Oder als Titel: Die deutsche Revolution 1918/1919) - Sebastian Haffner. Geschichte eines Deutschen: Die Erinnerungen 1914-1933.
Einige wichtige Sozialdemokraten mit hohen Ämtern haben damals mit dem Militär und rechtsnationalen Kräften paktiert. Andere Sozialdemokraten haben sich übrigens auch damals schon prima geschlagen. Menschen, die wie ich in den sechziger Jahren der SPD beigetreten sind, haben sich an diesen wackeren Sozialdemokraten orientiert und die Fehler von 1918 ff verziehen.
Später war der Radikalenerlass und die Überprüfungspraxis wahrlich auch kein Nachweis besonderer demokratischer Gesinnung. Es hätte jedenfalls viele guten Gründe für die SPD-Vorsitzende in Nordrhein-Westfalen gegeben, weniger selbstgerecht in die Gespräche mit der Linkspartei zu gehen.
Ich erwarte übrigens – anders als mein Mitherausgeber Wolfgang Lieb – nicht die Große Koalition, sondern eine Ampelkoalition. Die FDP braucht noch ein bisschen Wartezeit, damit der Wortbruch leichter verdaut werden kann. Und Frau Kraft will Ministerpräsidentin werden. – Aber das ist alles Spekulation.