Hinweise des Tages
(MB/AM)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
- Deutsche Bank bietet : Sal. Oppenheimer unter dem Hammer
- Vorstoß von Guttenberg: Zwangsverwaltung für taumelnde Banken
- Kündigung wegen Stromklaus : Arbeiter hat Job zurück
- Mehdorns Vermächtnis
- Selbstständige beantragen zunehmend Hartz IV
- Warum bekommen nur Arbeitslose mit Anspruch auf Lohnersatzleistungen einen Vermittlungsgutschein?
- Rekord bei Auftragseingängen: Industrie überwindet Weltuntergangsangst
- Forscher bezeichnen Angst vor Überalterung als unbegründet
- Barbarisierung – Rechtsradikale in Ungarn und anderswo
- Naumann-Stiftung holt Putschisten in den Bundestag
- Was einen Manager zum Millionär macht
- Zu der BILD-Meldung „Jedem 2. droht Altersarmut“
- Abgeordnete verheimlichten Kontakte zu Rüstungslobby
- EU-Kommissionspräsident: Grüne bringen Joschka Fischer ins Gespräch
- Besatzer in Defensive
- Putin sprengt “Nabucco”
- Zu guter letzt eine Ausgrabung vom Mai 1993:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
- Deutsche Bank bietet: Sal. Oppenheimer unter dem Hammer
Die Deutsche Bank baut konsequent ihr Privatkundengeschäft aus. Und die Gelegenheit dazu bietet jetzt die Finanzkrise, in der auch vornehme Privatbanken unter den Hammer kommen.
Quelle: Frankfurter Rundschau - Vorstoß von Guttenberg: Zwangsverwaltung für taumelnde Banken
Wirtschaftsminister Guttenberg will von der Insolvenz bedrohte Banken künftig per Verordnung unter eine Art staatliche Zwangsverwaltung stellen.
Quelle 1: SüddeutscheAnmerkung: Die Insolvenz wird von einer externen Anwaltskanzlei angepasst. Da können wir wohl nicht damit rechnen, dass den von Insolvenz betroffenen Beschäftigten die härtesten Härten erspart bleiben – z.B. die Rückforderung von drei Monatsgehältern, die zur Insolvenzmasse gehören und gepfändet werden.
Quelle 2: Spiegelfechter vom 04.08.2008
- Kündigung wegen Stromklaus: Arbeiter hat Job zurück
Das Risiko eines öffentlichkeitswirksamen Prozesses um 0,014 Cent war der Firma offensichtlich ein zu großes Risiko.
Quelle: SüddeutscheAnmerkung: Es scheint ja doch immerhin einige positive Entwicklungen zu geben.
- Mehdorns Vermächtnis
Hartumut Mehdorn muss eine wunderbare Zeit verleben. Fern von allen Problemen der Bahn dürfte er sich in Südfrankreich sonnen, und eines ist sicher: Einen besseren Zeitpunkt für seinen Abgang als den März dieses Jahres hätte der ehemalige Bahnchef nicht finden können. Denn daheim bei der Bahn türmen sich die Probleme wie schon lange nicht mehr. Das Eisenbahn-Bundesamt hat mal eben zwei Drittel der Berliner S-Bahnen lahmgelegt, der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix leitet erneut Nachforschungen bei der Bahn ein, und in zwei Wochen darf Mehdorns Nachfolger Rüdiger Grube erstmals Zahlen präsentieren – nämlich die schlechtesten seit langem.
Quelle: Süddeutsche - Selbstständige beantragen zunehmend Hartz IV
Die Wirtschaftskrise macht immer mehr Selbstständige zu Hartz-IV-Empfängern. Deren Einkünfte seien so stark geschrumpft, dass sie zusätzlich auf Arbeitslosengeld II angewiesen seien, berichtet die Bundesagentur für Arbeit (BA). Experten gehen davon aus, dass sich dieser Trend noch weiter fortsetzt.
Quelle: WeltAnmerkung H.-P.F.: Das ist doch eine wunderbare Welt. Wo werden die erfaßt, welche 60 Stunden und mehr in einem Angestelltenverhältnis für die Arbeit aufbringen; 2/3 des Nettolohnes dafür aufbringen, arbeiten zu können (Fahrtkosten, Übernachtung), vorgenanntes Geld monatlich vorschießen – mit schlechten Aussichten auf Bezahlung?
- Warum bekommen nur Arbeitslose mit Anspruch auf Lohnersatzleistungen einen Vermittlungsgutschein?
Quelle: AbgeordnetenwatchAnmerkung MR: Warum werden überhaupt Vermittlungsgutscheine vergeben – der Staat finanziert damit die privaten Arbeitsvermittler. Wieso macht das die Arbeitsagentur eigentlich nicht selbst?
Ergänzende Anmerkung MB: Das ist das Grundprinzip der Privatisierung. Der Staat gibt Verantwortung und Kontrolle ab und zahlt und die Privaten verdienen – auch, wenn das auf Anhieb jetzt vielleicht etwas pauschal klingt. Dass die „privatisierten“ Arbeitslosen aus der Statistik verschwinden, spielt sicher auch eine Rolle.
- Rekord bei Auftragseingängen: Industrie überwindet Weltuntergangsangst
Es ist der vierte Anstieg in Folge – und der stärkste seit zwei Jahren: Die deutsche Industrie freut sich wieder über Aufträge, vor allem aus den Euro-Ländern. Ein Analyst frohlockt schon: “Die Rezession ist zu Ende”. …
(AM: und im letzten Satz erst der Zipfel der Wahrheit:)
Dass die Industrie mit ihren zahlreichen Weltmarktführern trotz des Aufwärtstrends noch immer stark unter der globalen Rezession leidet, zeigt der Vergleich mit dem Vorjahresmonat: Hier liegt der Rückstand noch bei 25,3 Prozent.
Quelle: Financial Times DeutschlandAnmerkung W.F.: Glaubt man den derzeitigen Medien-Meldungen, ist alles paletti und es geht wieder aufwärts. Dass einem derzeitigen Anstieg der Produktion ein 30 – 40%iger Abstieg vorausgegangen ist, wird verschwiegen (AM: bzw im letzten Absatz nachgereicht, s.o.). …
Es boomt, weil all die Arbeitslosen und Kurzarbeiter wie verrückt ihre Millionen-Vermögen auflösen und kaufen, konsumieren, und ähnlichen Unsinn mehr.
Ist das jetzt alles den Landtagwahlen Ende August und der BTW im September zu verdanken, und wie gelingt es eigentlich der Politik und der Wirtschaft, reale Zahlen zu unterdrücken? … Aber vielleicht leide ich auch an Paranoia, und die Nachdenkseiten sind dran Schuld – was meinen Sie?AM: Eine richtige Kampagne:
Die Industriezahlen sind ein Grund zur Freude
Die Industrie bekommt überraschend viele Aufträge. Für den Arbeitsmarkt ist dies eine blendende Nachricht. Sollten weniger Menschen arbeitslos werden, könnten auch pessimistische Prognosen Makulatur werden, die für das kommende Jahr einen erneuten Wirtschaftseinbruch vorhersagen.
Quelle: WeltKonjunktur
Guttenberg gibt sich vorsichtig optimistisch
Der wirtschaftliche Tiefpunkt ist nach Ansicht von Wirtschaftsminister Guttenberg erreicht. Gemeinsam könne die Krise gemeistert werden, verkündet er. Er warnt aber vor einem erneuten Rückschlag.
Quelle: FocusAnmerkung B.H.: Der Export soll die Krise stoppen? Irrsinn.
- Forscher bezeichnen Angst vor Überalterung als unbegründet
Je reicher ein Land, desto weniger Kinder werden geboren. Diese Aussage stimmt nach Ansicht von US-Forschern nur bedingt: Sie haben analysiert, dass die Geburtenrate in Nationen mit sehr großer Wirtschaftskraft, hoher Lebenserwartung und gutem Bildungsgrad wieder zunimmt.
Quelle: Spiegel onlineAnmerkung AM: Für NDS- und Reformlügen-Leser wahrlich nichts Neues.
Anmerkung unseres Lesers G.G.: Ich war überrascht, eine solche Meldung bei Spiegel-Online zu finden, aber unter der Rubrik “Wissenschaft” schienen die politischen Implikationen der Studie gerade noch vertretbar zu sein. Die Rückständigkeit in vielen Bereichen der bundesrepublikanischen Gesellschaft ist bedrückend und beschämend. Warum greift die SPD solche Themen nicht offensiv auf? Ich möchte jedenfalls nicht in einer Gesellschaft leben, in der es nur noch darum geht, in die “richtige” Schicht geboren worden zu sein und sich dann zeitlebens ängstlich nach “unten” abzusichern, aber zur Zeit ist genau das mein Eindruck, wie es mittlerweile in Deutschland zugeht. Darauf kann man ganz gewiss nicht stolz sein.
- Barbarisierung
Der ungarische Philosoph Gáspár Miklós Tamás über postfaschistische Tendenzen in EU-Parlament, den gegenwärtigen Klassenkampf von oben und Tritte nach unten.
Quelle: Freitag - Naumann-Stiftung holt Putschisten in den Bundestag
Die FNS lädt “Menschenrechtsbeauftragten” der Putschregierung ein. Kritische Abgeordnete, Mitarbeiter und Journalisten wurden ausgeschlossen.
Quelle: Amerika21Anmerkung unseres Lesers B.H.: Wer nach diesem Vorfall die FDP immer noch für einen Hort der Freiheit hält, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
- Was einen Manager zum Millionär macht
Die Manschettenknöpfe: Montblanc, der Anzug: maßgeschneidert – so sitzt Hans-Jürgen Lang (52) im zwölften Stock des wuchtigen Turms im Mediapark Köln, vor sich nichts als Telefon, Laptop, ein Familienfoto. Hier, sagt der Schreibtisch, hält man sich nicht mit Papier auf, mit Klein-Klein. Hier wird entschieden, gestaltet, dirigiert. Lang ist Direktor beim Finanzdienstleister AWD und einer von rund 9000 Menschen in Deutschland, die so erfolgreich in ihrem Beruf sind, dass sie das 25fache des Durchschnittseinkommens – oder mehr – verdienen. Lang ist Einkommensmillionär.
Quelle: SpiegelAnmerkung: Es fehlt der Hinweis darauf, dass wir diese Gehälter mitbezahlen – mit unseren Riester-Raten und unseren Steuern.
- Zu der BILD-Meldung „Jedem 2. droht Altersarmut“
BILD meldet, dass fast jedem zweiten Erwerbstätigen im Alter der finanzielle Absturz drohe. BILD bezieht sich dabei auf eine Studie von Professor Raffelhüschen, die von Union Investment in Auftrag gegeben wurde. Die Deutsche Rentenversicherung nimmt zu den Aussagen in BILD sowie zu der Studie folgendermaßen Stellung:
…
Die Studie von Professor Raffelhüschen macht Aussagen über die Entwicklung der Rentenhöhen und Alterseinkommen in den verschiedenen Regionen Deutschlands. Die in der Studie vorgestellten Ergebnisse sind teilweise fragwürdig. Grundlage der Studie sind Daten aus den verschiedensten Quellen, die teilweise nicht kompatibel sind. Darüber hinaus ist auch der extrem lange Vorausberechnungszeitraum bis zum Jahr 2060 mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. Problematisch ist auch die – teilweise aus Durchschnittswerten für das Bundesgebiet abgeleitete – regionale Differenzierung. Union Investment will offensichtlich auf der Grundlage der Zahlen eine Vertriebsoffensive starten. Vor diesem Hintergrund sind die Zahlen zu interpretieren.
Quelle: Deutsche Rentenversicherung - Abgeordnete verheimlichten Kontakte zu Rüstungslobby
Mehrere Bundestags-Abgeordnete haben ihre Mitwirkung in Vereinen verheimlicht, die der Rüstungslobby nahe stehen.
Quelle 1: ZeitAnmerkung von Orlando Pascheit zu einem Handelsblatt-Artikel zum gleichen Thema: Wenn sich Gerd Höfer und Johannes Kahrs jetzt auf die ehrenamtliche Tätigkeit herausreden wollen, so wird doch damit überspielt, dass Politiker sich für Lobbyarbeit nicht direkt bezahlen lassen müssen. Kahrs hat in der Vergangenheit Parteispenden von der Rüstungsindustrie kassiert, darunter Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann. Man kann davon ausgehen, dass nach Ausscheiden aus der aktiven Politik Beraterverträge oder Aufsichtsratspositionen winken.
Ergänzende Anmerkung MB: Genannt werden im Artikel auch die SPD-Abgeordnete Ulrike Merten, Verteidigungsfrau in Steinmeiers Kompetenzteam, sowie der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium Thomas Kossendey (CDU) als Vorstands bzw. Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik. Wer sich die Liste der dortigen Kooperationspartner anschaut, wird Augen machen.Quelle 2: Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik
- EU-Kommissionspräsident: Grüne bringen Joschka Fischer ins Gespräch
Der Grünen-Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit will unbedingt eine weitere Amtszeit von Kommissionspräsident Barroso verhindern – und ihn durch Ex-Außenminister Joschka Fischer ersetzen.
Quelle: FocusAnmerkung D.H.: Der erste grüne Minister – Umweltminister! – überhaupt als Lobbyist der Energiewirtschaft. Gar kein Problem. Eine Piplene durch Krisen- und Bürgerkriegsgebiete. Gar kein Problem. Joschka soll Kommissionspräsident werden und trotzdem als Lobbyist weiterarbeiten. Gar kein Problem. Es ist traurig, wie tief die Grünen gesunken sind und wie viele ihrer Ideale sie verraten haben.
Ergänzende Anmerkung MB: Fairerweise sollte korrigiert werden, dass nicht DIE Grünen Joschka Fischer als Kommissionspräsidenten ins Gespräch bringen sondern DER Grüne Cohn-Bendit.
- Besatzer in Defensive
Mehr als ein Drittel Afghanistans gilt als unsicher, in den entsprechenden Gebieten muß jederzeit mit einem Angriff der Taliban oder anderer aufständischen Gruppen gerechnet werden. Einige Regionen sind sogar »fest in der Hand des Feindes«. Das geht aus einer geheimen Karte der afghanischen Regierung hervor, die in Kabul der britischen Nachrichtenagentur Reuters zugespielt wurde.
Quelle: junge Welt - Putin sprengt “Nabucco”
Ankara gestattet Moskau Gasleitungsbau durch Hoheitsgewässe: Das russisch-italienische Southstream-Konsortium läßt so Konkurrenz aus Westeuropa hinter sich
Quelle: junge WeltAnmerkung: Europäische Energiepolitik: Jeder ist sich selbst der Nächste.
- Zu guter letzt eine Ausgrabung vom Mai 1993:
Moralisch erstrebenswert
Thüringens Kultusminister dürfte im eigenen Land kaum Lehrer werden – wegen seiner Vergangenheit im SED-Staat.
Quelle: Spiegel