Hinweise des Tages (2)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
- Öffentliche Petition gegen die Privatisierung der Bahn
Anmerkung (v. 20.5.2008): An dieser Stelle hatten wir auf die Möglichkeit hingewiesen, eine Petition gegen die Privatisierung der Bahn online mitzuzeichnen.
Inzwischen wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass der Petent Mitglied der Partei “Die Republikaner” ist. Diese wollen wir ausdrücklich nicht unterstützen. Wir ziehen den Hinweis daher zurück und bitten unsere Leser um Entschuldigung. - Deutsche Bahn mit Hansen: Wendehals mit Statusvorteil
Frech und dreist – der einstige Gewerkschafter als Top-Manager und Topverdiener. Via “Bild” verkündet Norbert Hansen, wie er als Arbeitsdirektor Jobs einsparen will. Das ging selbst Bahn-Chef Hartmut Mehdorn zu schnell. Er dementiert.
Quelle: SZ - Bahn-Gewerkschafter werfen Überläufer Hansen Verrat vor
Transnet-Mitglieder befürchten mittlerweile das Schlimmste: Ist mit ihrer Gewerkschaft das Gleiche passiert wie mit der AUB? Ist die Transnet vielleicht nur ein Konstrukt des Bahn-Vorstands? Und vor allem: Sind die Funktionäre käuflich?
Quelle: SPIEGEL - Union und SPD in historischem Umfragetief
So wenig Bundesbürger wie noch nie würden einer Umfrage zufolge ihre Stimme einer der großen Volksparteien geben. Der gemeinsame Anteil von Union und SPD bei einer Wahl am nächsten Sonntag würde auf 61 Prozent sinken, ergab der am Freitag veröffentlichte Deutschland-Trend der ARD. Die Union bekäme demnach 36 Prozent der Stimmen, die SPD 25 Prozent. Dies ist der niedrigste Wert für die Sozialdemokraten seit vier Jahren. Er lag damit zwei Prozentpunkte unter der Umfrage von Anfang Mai. Die Union verlor einen Prozentpunkt.
Quelle: ReutersAnmerkung: Wir erinnern an einen Kommentar des Direktors des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, zur Verabschiedung der Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre: „Für die Investoren ist entscheidend, dass es der Regierung gelungen ist, ein Projekt gegen die Mehrheit der Bevölkerung durchzusetzen.” Der Willen des Volkes wird noch auf vielen anderen Gebieten missachtet, so etwa bei der Privatisierung der Bahn oder der zweitklassigen, medizinischen Versorgung für 85% der Bevölkerung (die gesetzlich Krankenversicherten). Dass, wer gegen die Mehrheit regiert, die Mehrheit zu verlieren droht, sollte niemanden überraschen.
- Mehrere große Lebensversicherer schlecht in Form
Vor 20 Jahren, als die Anlagemärkte noch halbwegs in Ordnung waren, konnten die Lebensversicherer die Gewinnbeteiligung eines Geschäftsjahres nehmen, die mathematischen Konsequenzen in einen fiktiven Vertrag umrechnen und dem Kunden damit ungefähr skizzieren, was eines Tages aus seiner Lebensversicherung herauskommen könnte. Das war über den Daumen nach 20 Jahren rund das 1,5-fache der Versicherungssumme, stimmt heute aber längst nicht mehr. Trotzdem bleiben Beispielrechnungen spannend: als Gradmesser dafür, wie viel die Kunden in den vergangenen Jahren von ihren Versicherern bekommen haben. „Viele Formkurven sind allerdings sehr unerfreulich“, hat Manfred Poweleit, Chefredakteur von Map-Report, beobachtet.Es “liegen Welten” zwischen tatsächlicher und fiktiver Ablaufleistung. Der Beweis: Haben 30-jährige Lebensversicherungen, die im Jahre 2008 fällig werden, im Schnitt noch eine Ablaufrendite von 5,45 Prozent gebracht, so stehen auf den Beispielrechnungen, die sich aus der Gewinnbeteiligung für 2008 ergeben, nur noch bescheidene 3,92 Prozent. Zwischen tatsächlicher Ablaufleistung 2008 und fiktiven Leistungen in 30 Jahren liegen also Welten, falls sich die Zinsen weltweit nicht nachhaltig erholen. Auch bei kürzeren Laufzeiten wird es nicht besser. Rechnet man die Gewinnbeteiligung für 2008 auf die nächsten 20 Jahre hoch, so ergeben sich nur noch 3,74 Prozent Rendite auf die Ablaufleistung im Marktschnitt des von map-report gewählten Musterfalles (30 Jahre alter Mann wählt Vertrag mit einer jährlichen Einzahlung von 1.200 Euro bei 100 Prozent Todesfallschutz).
Quelle: VersicherungsmagazinAnmerkung Martin Betzwieser: Da sind die meisten Tagesgeldkonten lukrativer und weniger riskant.
- bAV-Umfrage: Freiwillig ist gut, Zwang ist besser
Soviel zum Thema Eigenverantwortung der Bundesbürger: Jeder zweite sozialversicherungspflichtig Beschäftigte spricht sich laut einer Umfrage des Versicherers Delta Lloyd und des F.A.Z.-Instituts dafür aus, eine Vorsorgepflicht über eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) gesetzlich zu verankern, nur 35,5 Prozent lehnen dies ab. Zwar sorgen acht von zehn Beschäftigten in mittelständischen Betrieben zusätzlich für ihren Lebensabend vor. Doch lediglich 47,2 Prozent nutzen die steuerlichen Vorteile der bAV.Nur sieben Prozent der Angestellten planen konkret bis 2011 den Abschluss eines neuen Altersvorsorgeprodukts, ergab die Untersuchung. Das Hauptargument gegen den Abschluss einer Entgeltumwandlung sind fehlende finanzielle Mittel – vor allem gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise sowie die höhere Mehrwertsteuer schlügen zu Buche. Und noch immer wiegen sich zu viele Deutsche in der trügerischen Sicherheit, ihre gesetzliche Rente reiche, um den Lebensabend finanziell zu bestreiten: Jeder dritte Angestellte, der auf eine zusätzliche Vorsorge verzichtet, ist dieser Meinung.
Quelle: VersicherungsmagazinAnmerkung KR: Die Versicherungswirtschaft hat durch langjährige Lobbyarbeit erreicht, dass die Leistungen der Gesetzlichen Rentenversicherung reduziert wurden und für ihre Angebote zur privaten Altersvorsorge Subventionen (in Form von Steuer- und Sozialabgabenbefreiungen) fließen. Nun fehlt nur noch der staatliche Zwang zum Abschluss der Verträge.
Das ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sich Einzelinteressen (der Wunsch von Finanzdienstleistern und Versicherern nach staatlicher Unterstützung für ihre Geschäfte) gegen das Gemeinwohl (hier: das Ziel der Vermeidung von Altersarmut) durchsetzen. Mehr dazu mit vielen weiteren Links zum Thema z.B. hier
- Flüchtiges Wachstum
Es schaut ganz danach aus, als ob die deutsche Wirtschaft nicht klein zu kriegen ist: Trotz Finanzkrise, Euro-Höhenflugs und steigender Ölpreise wuchs sie im ersten Quartal so stark wie zuletzt vor zwölf Jahren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März um 1,5 Prozent im Vergleich zum Schlussquartal 2007 zu. Das ist eine faustdicke Überraschung. Die 50 von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte hatten nur mit einem Plus von 0,7 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs das BIP um 1,8 Prozent. So weit die gute Nachricht. Die schlechte: Bereits im laufenden Quartal dürfte die deutsche Wirtschaft schrumpfen. Denn bei der tollen Wachstumszahl handelt es sich um einen Ausreißer.
Quelle: FRSiehe dazu auch:
Welche Zahl, bitte?
Von der Suche nach der passgenauen Wachstumsrate im Dschungel der Statistik
Quelle: FRAnmerkung Orlando Pascheit: So wohltuend sich die Frankfurter Rundschau in diesem Fall von vielen anderen Medien abhebt und auch noch einen kleinen, aufklärerischen Exkurs in Sachen Statistik anbietet, man kann diesen Exkurs noch ergänzen und damit auch dieses 12-Jahres-Gerede relativieren. Die Konzentration auf den Vergleich mit dem Vorquartal, also dem letzten des Jahres 2007, fällt schon allein deshalb so gut aus, weil die Wirtschaftsleistung in diesem Quartal ziemlich mager war. Das Wachstum war gegenüber dem 3. Quartal von 2,4% auf 1,6% um 0,8 Prozentpunkte zurückgegangen. Angemessener ist ein Vergleich mit dem ersten Quartal 2007, der sich immerhin auf ein ganzes Jahr erstreckt. Das BIP wuchs damals um 3,4 %, aber auch Vergleiche mit anderen Vorjahreswerten lassen das Wachstum des 1. Quartals 2008 ziemlich blaß aussehen.
- Konzerne plündern Kassen des Südens
Durch Steuerhinterziehung transnationaler Unternehmen geht den Drittweltländern jährlich anderthalbmal so viel Geld verloren, wie sie an öffentlicher Entwicklungshilfe bekommen.
Quelle: TAZ