Bitte werben Sie für die Anliegen der Beschäftigten der Telekom. Auch beim Mittelstand und allen, denen es besser geht.
In einem gestern eingestellten Hinweis auf einen Beitrag von Lucas Zeise in Financial Times Deutschland konnten Sie schon lesen, dass es beim Plan der Telekom um eine sinnlose Lohndrückerei geht. Zur Erinnerung: „Der Telekom-Vorstand handelt mit seinen Sparmaßnahmen nicht einmal im Interesse der Aktionäre. René Obermann ist keinesfalls zur Stellen-Auslagerung gezwungen.“ Hier wird mutwillig ein sozialer Konflikt angeheizt. Im Kern sollen auf Kosten der Beschäftigten und der Binnen-Kaufkraft Renditevorstellungen internationaler Großanleger durchgesetzt werden. Wo bleibt eigentlich der Hauptaktionär Bund?
Der Autor Zeise weist daraufhin, dass dann, wenn sich der Telekom-Vorstand mit seiner Lohndrückerei durchsetzt, eine Kettenreaktion auch bei anderen wie zum Beispiel den Beschäftigten der gelben Post zu erwarten ist. Ein weiteres sinkendes Lohnniveau ist jedoch das Gegenteil dessen, was wir gebrauchen können: Aus sozialen Gründen nicht, weil es unfair und ungerecht ist, immer mehr Menschen zu einem Lohn zu beschäftigen, der die Ernährung ihrer Familie nicht mehr möglich macht. Auch aus gesamtwirtschaftlichen Gründen können wir noch mehr Dumping-Löhne nicht gebrauchen. Wir brauchen eine Stärkung der Binnennachfrage.
Warum tut dann der Vertreter des Großaktionärs Bund im Aufsichtsrat, der Staatssekretär Thomas Mirow, und die Bundesregierung insgesamt nichts gegen diese Fehlentwicklung? Offenbar wird die Willensbildung der herrschenden Politik auch schon wesentlich von den internationalen Großinvestoren bestimmt – im konkreten Fall wedelt der 4,5%-Telekom-Eigentümer-Schwanz Blackstone mit dem Hund Bund. Die Verflechtung unserer politischen Eliten mit der internationalen Finanz schreitet offenbar voran.
Ich mache dazu auf die Übernahmeversuche bei der niederländischen Bank ABN Amro aufmerksam. Der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) warnte gerade vor den Folgen dieser Machenschaften. (Siehe Anlage 1) Er kritisierte, der Hedgefonds TCI habe dieses Europäische Kreditinstitut „sturmreif geschossen“. Und wer ist mit TCI verbandelt? Der CDU-Finanzexperte und Verweigerer der Offenlegung der Finanzbezüge der Abgeordneten Friedrich Merz.
Auf das inzwischen entstehende Geflecht von deutschen ehemaligen Politikern, Wissenschaftlern und Managern mit ausländischen Investoren habe ich in einer Rede vom 12.5.2007aufmerksam gemacht. Auszug siehe Anhang 2
Das war vor einem weit gehend mittelständischen, der Wirtschaft nahe stehenden Publikum. Die Mehrheit hat dennoch verstanden, dass die sich abzeichnende Entwicklung nicht gut ist.
Auch auf der Basis dieser Erfahrung rate ich dazu, die Beschäftigten der Telekom in ihrem Kampf zu unterstützen und dafür gerade auch in Kreisen zu werben, die sonst mit Gewerkschaften wenig am Hut haben.
Anhang 1:
Finanzaufsicht Bafin : Deutsche Banken in Gefahr Jochen Sanio, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) rechnet mit Auswirkungen aus den Vorgängen um die niederländische Bank ABN Amro. “Was sich hier in den Niederlanden abspielt, könnte über die Landesgrenzen hinaus eine Schockwelle auslösen und den Startschuss zur langerwarteten Konsolidierung im europäischen Bankensektor geben”. Um die ABN Amro tobt zur Zeit eine Übernahmeschlacht. Die britische Bank Barclays bietet 67 Milliarden für das Geldhaus. Ein Konsortium um die Royal Bank of Scotland ist sogar bereit, 72 Milliarden zu zahlen.
Angestoßen wurde das Bietergefecht vom Hedgefonds TCI, der an ABN Amro beteiligt ist. und sie aufspalten und verkaufen möchte.
Sanio kritisierte, TCI habe “ein großes europäisches Kreditinstitut sturmreif geschossen”. Nun stehe ABN Amro davor in ihre Einzelteile zerlegt zu werden. Für viele Angreifer seien heute Teile von Unternehmen wertvoller als das Ganze. “Manch ein Vorstand wird sein Schiff dann lieber schleunigst in den geschützten Hafen der Vernunftehe steuern, um nicht von der wilden Meute zerschlagen zu werden.“
Quelle: FR
Anhang 2:
Auszug aus Rede Albrecht Müller in Pforzheim am 12.5.07:
Inzwischen arbeiten die neuen Netzwerke, die das Kapitaleigentum in großen Unternehmen kontrollieren, mit erstaunlicher Affinität und Verankerung mit ausländischen Investmentfonds, Hedgefonds und PrivateEquity. Sie arbeiten für ausländische Investoren. Typisch dafür: Ron Sommer für Blackstone, Klaus Luft, früher Nixdorf, für Goldman Sachs, desgleichen der frühere Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank Otmar Issing, Jürgen Schrempp und Kanzleramtsminister a.D. Hans Martin Burry für Lehmann Brothers, der ehemalige Daimler Vorstand Eckhard Cordes beim schwedischen Finanzinvestor EQT, Wolfgang Clement für die Citigroup, Friedrich Merz für TCI, Karl Otto Pöhl und so weiter.
Übrigens, muss man offenbar keinen Leistungsnachweis erbringen, um zu dieser neuen Seilschaft zu gehören. Ich denke da an Jürgen Schrempp (DaimlerChrysler) oder an Ron Sommer (Telekom).