BILD fährt fort mit der Kampagne gegen die gesetzliche Rente

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

„BILD nennt die wahren Zahlen. Für so wenig Rente haben wir das ganze Leben gearbeitet“, heißt es am 7.3..
Auch dieser redaktionelle Artikel ist Teil einer Kampagne zur Erschütterung des Vertrauens in die gesetzliche Rente. Diese Kampagne soll der Versicherungswirtschaft und den Banken die Hasen in die Küche treiben und ist mit der Allianz Lebensversicherungs-AG abgesprochen. Mir liegt die Vertreterinformation der Allianz Lebensversicherungs-AG vom August 2005 vor, in der die redaktionelle(!) Zuarbeit von BILD sogar angekündigt ist. Auszug siehe unten. – Diese Propaganda würde nicht so verfangen, wenn die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rente nicht systematisch und parallel zur Propaganda mithilfe politische Entscheidungen zerstört würde.

  1. Hier zunächst noch die Anmoderation der Bild-Zeitung:

    Millionen Rentner in Deutschland merken es jeden Tag – das Geld reicht vorne und hinten nicht! BILD nennt zum ersten Mal die wirklichen Zahlen:
    In der Tabelle lesen Sie, wie viel Geld die Rentner in Deutschland zur Zeit durchschnittlich ausgezahlt bekommen. Bei diesen Zahlen fragt sich jeder: Kann man von dieser Rente überhaupt leben?

    Die angestrebte Antwort auf diese Frage von BILD: Jetzt hilft nur noch private Vorsorge.

  2. Auszug aus der Vertreterinformation der Allianz Lebensversicherung-AG zur VolksRente, dem Allianz-Begriff für Riester-Rente, vom August 2005.

    Unter der Überschrift „Presse“ ist dort auf Seite 7 zu lesen:

    VolksRente Aktion: Presse

    Klar wer mit Bild.T-Online.de kooperiert, der ist auch in der Bild-Zeitung vertreten. Und zwar nicht nur als Anzeige, sondern so, wie es sich für eine Kooperation gehört: rundum.
    Die Informationen zur VolksRente werden in zwei Formen aufbereitet – als Anzeige und als redaktionelle Artikel. …

    Kommentar: Das ist ein klarer Bruch journalistischen Ethos. Journalisten lernen in ihrer Ausbildung, dass man redaktionelle Arbeit und Werbung strikt trennen sollte. Diese Regel wird häufig gebrochen; dass sie so massiv gebrochen wird wie in diesem konkreten Fall und dies auch noch freimütig veröffentlicht wird, ist bemerkenswert.

  3. Und hier noch drei Beispiele von unendlich vielen BILD-Titeln, Artikeln, Kommentaren.
    Auszug aus einer PowerPoint Präsentation von Albrecht Müller [PPT – 620 KB]
  4. Das Vertrauen in gesetzliche Rente wird auch mithilfe von politischen Entscheidungen und Unterlassungen systematisch zerstört. Einige einschlägige Beispiele:
    • Erhöhung des Renteneintrittsalters = 3,6% Abzug p.a. bei Rente vor 67 J., also insgesamt 7,2%
    • Subvention der Minijobs, die den Niedergang der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse gefordert hat.
    • Subvention der Privatvorsorge (Riester-Rente=Förderrente, Rürup-Rente= massive Steuervergünstigung)
    • Beitragsfreie Entgeltumwandlung (Alterseinkünftegesetz)
    • Ankündigung weiterer Nullrunden bei den Renten
    • Festhalten des Beitragssatzes
    • Massive Frühverrentung in den neunziger Jahren
    • Beitragsbelastung durch falsche Finanzierung der Renten bei deutscher Einigung.
    • Beitragsbelastende Verrentung der zuwandernden älteren Aussiedler.
    • Verrentung von 400.000 Polen nach Deutsch-polnischem Sozialversicherungsabkommen, und eben nicht über Steuern, was ja hier wie bei den Aussiedlern akzeptabel gewesen wäre.
    • U.a.m.

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