Freie Wähler – Befreite Wähler?

Vor einer Woche, so behaupten es derzeit die Massenmedien, sei in Bayern eine neue Ära angebrochen. Das Ende der Alleinherrschaft der CSU sei besiegelt, dafür drängen neue Parteien in den Landtag. Unter diesen Neuen, unter den Siegern der Landtagswahl, findet sich eine Partei, die gar keine Partei sein will, die sogar bei Kommunalwahlen mit diesem Nichtwollen wirbt.

Wen hat sich der bayerische Wähler da selbst vor die Nase gesetzt?

Originell sind die inhaltlichen Ansätze der Freien Wähler nicht. Was sich in der Stichwortsammlung der „FW“ findet, ist keine Sensation, sondern vielmehr ein Sammelsurium verschiedenster Schlagworte und Parolen, die sich aus den Programmen anderer Parteien rekrutiert zu haben scheinen. Ja, man hat den Eindruck, dass sich hier das neoliberale, wirtschaftstreue Spießbürgertum vereint hat, um den spiegelbildgleichen Zeitgenossen, die innerhalb der CSU oder FDP Parteilichkeit ausüben, eine Konkurrenz aus dem “eigenen Ideologiegebäude” zu sein. Mit den Freien Wählern hat sich der bayerische Wähler sicherlich nicht befreit…
Von Roberto De Lapuente

Der Staudammwahn der Türkei

Das Ilisu-Staudammprojekt in der Türkei steht weiter im Kreuzfeuer der Kritik. Die NachDenkSeiten haben über die Hintergründe des Projektes berichtet. Nun liegt ein weiterer Bericht der Expertenkommission vor, der den Status quo beschreibt und bestätigt, dass die 153 Auflagen, an welche die Exportkredite gebunden sind, immer noch nicht erfüllt worden sind. Ungeachtet der Kritik plant die Türkei weitere Staudamm-Projekte und die Privatisierung von Flüssen, was zu heftigen Widerstand in der Bevölkerung geführt hat und noch führt. Auch diese Projekte zeichnen sich aus durch unprofessionelles Vorgehen und nicht geklärte Zuständigkeiten. Die Exportkreditagenturen wären gut beraten gewesen, wenn sie sich im Vorfeld über die Arbeitsweise der türkischen Behörden in Bezug auf die Staudammprojekte informiert hätten, vielleicht wäre ihnen die Beteiligung zu riskant gewesen, denn bei genauer Betrachtung scheint die Vorgehensweise des Ilisu-Staudammprojektes keine bedauerliche Ausnahme zu sein.
Von Christine Wicht

Hinweise des Tages

(KR/WL)

Heute unter anderem zu folgenden Themen:

  • Merkel muss für alle zahlen
  • Nach dem Scheitern des Rettungsplans für die Hypo Real Estate
  • Ein umfassend kontrollierender Staat kann Finanzkrisen verhindern
  • Zustimmung zur Bankenhilfe im Kongress
  • Das Beben erreicht den Alltag
  • Die Sturheit der EZB ist falsch
  • Opportunismus: Plötzlich rufen die liberalen Wirtschaftsredaktionen nach dem Staat
  • Demokratiealarm
  • Frankreich rutscht in die Rezession
  • Dumpinglöhne in der Zeitarbeit
  • Sozialleben ist für Hartz-IV-Empfänger zu teuer
  • Bundeswehreinsatz künftig auch im Inneren
  • Streit um den Mutterschutz
  • Über den Umgang der Medien mit Lafontaine
  • Der Unfall-Putsch gegen Beck
  • Arm. Dick. Krank. Wo die Schule versagt
  • Britischer General gibt Afghanistan-Krieg verloren
  • Premiere gab Kundenzahl viel zu hoch an

Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.

Hinweise des Tages

Unter anderem zu folgenden Themen:

  • Wie Banken Anleger um ihr Erspartes brachten
  • Einführung fragwürdiger amerikanischer Bilanzregeln
  • EU uneins über Rettungspaket nach US-Vorbild
  • Weltwirtschaft am Abgrund
  • Mail-Aktion an Steinbrück und Tiefensee
  • Deutschland im Bildungstief
  • Gysi im Rechtsstreit gegen ZDF erfolgreich

Wichtig für unser Land: Die politische und mediale Vorherrschaft des Finanzsektors muss gebrochen werden

Die Finanzwirtschaft ist ein Wirtschaftssektor wie alle anderen auch. Eigentlich nicht wichtiger als das Transportgewerbe, der Einzelhandel, das Handwerk oder die Automobilindustrie. Auf diesem Markt wäre dafür zu sorgen, dass der Zahlungsverkehr funktioniert, dass Sparer und Investoren zusammenfinden, also eine effiziente Kredittransformation stattfindet, und dass man sich gegen Risiken versichern kann. Das ist nahezu alles. In der Realität ist dieser Sektor in den letzten Jahrzehnten enorm aufgebläht worden. Der Finanzsektor hat Raum gegeben für die permanente Spekulation, für Wetten, für Spielernaturen und für Kriminelle. Er hat so einen Anteil des Volkseinkommens für sich in Anspruch genommen, der weit über dem liegt, was die Wertschöpfung dieses Sektors wert ist. In Großbritannien, so habe ich in Erinnerung, hat dieser Sektor rund 10% des Volkseinkommens vereinnahmt. (Quelle jetzt nicht auffindbar.) Diese Vorherrschaft ist möglich geworden, weil die Finanzwirtschaft sowohl die Politik als auch die Medien über weite Strecken beherrscht. Albrecht Müller

Buchrezension: „Die Ausgeschlossenen. Das Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft“ von Heinz Bude

„Unsere Gesellschaft steht vor einer tiefen Spaltung. Dieses Buch macht deutlich, warum wir uns vom Traum einer gerechten Gesellschaft verabschieden müssen. Immer mehr Menschen sind von den Segnungen des Wohlstands ausgeschlossen und haben keine Hoffnung, dass sich daran etwas ändert. Lebensläufe, die man für solide hielt, geraten ins Schlingern, weil Arbeitsplätze, die man sicher glaubte, wegbrechen. Ungelernte Aushilfskräfte kann es genauso treffen wie hochqualifizierte Wissenschaftler. Heinz Bude, einer der besten Kenner der deutschen Gesellschaft, entwirft zum ersten Mal ein umfassendes Bild jener zerklüfteten Verhältnisse, die in Zukunft immer stärker unsere Gesellschaft prägen werden. Jetzt ist es Zeit, darüber zu diskutieren, wie wir künftig leben wollen.“
So preist der Klappentext das neue Buch des Professors für „Makrosoziologie“ an der Universität Kassel an.
Der Sozialwissenschaftler Christian Girschner hat für uns das Buch rezensiert.
Sein Fazit: Das Buch „Die Ausgeschlossenen“ ist eine ideologische Rechtfertigungsgrundlage für eine Politik der „neuen Mitte“, die nicht mehr über die ungleiche Verteilung des Reichtums sprechen will, weil man sich von jeden politischen Ansatz der Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums (einschließlich einer keynesianisch orientierten Wirtschafts- und Sozialpolitik) längst verabschiedet und diese durch eine sozial-politische Metaphorik der noch zu realisierenden „Chancen- und Leistungsgerechtigkeit“ ersetzt hat.

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen

  • Zum Tag der Einheit: Von einer Angleichung der Lebensverhältnisse weit entfernt
  • Staat muss Risiken übernehmen, aber nicht zum Nulltarif
  • BayernLB ein Fass ohne Boden
  • HRE: Bundesbank und BaFin fürchteten Finanz-Katastrophe
  • Beliebiges zur Finanzkrise im SPIEGEL
  • Der amerikanische Patient
  • Finanzplatz London stürzt ins Bodenlose
  • attac: Casino schließen
  • Krisengewinnler Adecco
  • Einzelhandelsumsatz im August 2008 real um 3,0% gesunken
  • Umbau der Bahn: Arbeitsverdichtung und Verunsicherung
  • Unterschriftenaktion: Börsengang stoppen
  • Sozialverband: Gesundheitsfond führt in den Ruin
  • Geiselbefreiung: absoluter Unsinn
  • Sackgasse Afghanistan
  • China schließt Öl-Deal mit Irak
  • Uni Köln wird Medikamentenschmiede des BAYER-Konzerns

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Nachtrag zur abgesprochenen Meinungsmache: Sie verfängt … und sie verfängt nicht.

Auf den Beitrag zur Sendung Maischberger erreichten uns einige interessante Mails. Drei davon sind in den Anlagen wieder gegeben. In der ersten Mail wird beklagt, dass die beschriebene Propaganda verfange und dass viele Menschen sogar glauben würden, jene, die uns in das Malheur hinein geführt hätten, führten und auch wieder heraus. Da ist einiges dran. Da die Propaganda massiv und abgesprochen betrieben wird, wirkt sie in weiten Kreisen. Sie wirkt nicht nur bei Lesern der Bild-Zeitung zum Beispiel sondern besonders auch in Kreisen, die sich für gebildet halten und dies auf anderen Feldern als jenen der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik auch wirklich sind. Albrecht Müller

Hinweise des Tages

(KR/WL)

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Steinbrück: Ein Besserwisser wird entzaubert
  • Weitere Katastrophenmeldungen aus dem Casino
  • Dunkle Wolken über der EZB
  • Irische Regierung bürgt für alle Einlagen bei Banken
  • Aufruhr in den USA
  • Geschäftsklima in Euro-Zone sackt ab
  • Großhandelsumsatz im August 2008 real um 1,6% gesunken
  • US-Handelskammer empfiehlt Standort Deutschland
  • Die EU kauft Berichterstattung ein

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Wie sich ältere Herren in eine abgesprochene Meinungsmache einfügen – konkret bei Maischberger

In der Sendung von letzter Nacht kam es zu einer interessanten Konstellation: die älteren Herren Hans Jochen Vogel, Bernhard Vogel und Olaf Henkel auf der einen Seite, Peter Gauweiler (CSU) und Uli Maurer (Die Linke) auf der anderen Seite. Wie sich die älteren Herren in Kampagnen der Meinungsmache einspannen lassen beziehungsweise sie betreiben, ist schon erstaunlich. Albrecht Müller.

Landtagswahlen in Bayern seit 1946 – Ergebnisse unter Berücksichtigung der Nichtwähler

Unser Leser U.B. hat uns eine interessante Grafik zukommen lassen. Daraus wird etwa ersichtlich, dass das Wahlergebnis von über 60 % für die CSU im Jahre 2003 nur durch die dramatische Zunahme der Nichtwähler zustande kam und dass die beiden „Volksparteien“ parallel zu diesem Anstieg Stimmenanteile verloren haben.
Sollten sich die Union und die Sozialdemokraten also der Illusion hingeben, dass sie große Teile der Wählerschichten vernachlässigen und auf deren Wahlabstinenz bauen könnten und dabei dennoch relative Mehrheiten beim Anteil der abgegebenen Stimmen erreichen könnten, so täuschen sie sich.

Doppelmoral gegenüber Wortbrüchen

Eine Zusammenarbeit der hessischen SPD und der Linken wird von den Medien und von der Politik bis hin zur SPD als Wortbruch moralisch verdammt. Doch bei der Kampagne gegen Andrea Ypsilanti ging es in Wahrheit nie wirklich um Moral. „Glaubwürdigkeit“ wurde und wird als politisches Kampfmittel eingesetzt, um eine unerwünschte politische Mehrheit zu verhindern.Das belegt bereits der völlig unterschiedliche öffentliche Umgang mit den Koalitionsaussagen der Grünen in Hamburg: “Es mag rechnerisch eine Mehrheit für dieses Bündnis geben, doch es passt inhaltlich nicht”, erklärte die Landesvorsitzende der GAL Anja Hajduk vor der Wahl und ging dennoch mit Ole von Beust zusammen.

Das beweist schließlich die Gelassenheit, mit der in der veröffentlichten Meinung der Wortbruch durch die Genehmigung des Kohlekraftwerks Hamburg-Moorburg (paradoxerweise auch noch) durch die nunmehr zur Umweltsenatorin aufgestiegenen Anja Hajduk hingenommen wird. Auch diese Genehmigung ist eine Entscheidung für eine Regierungsmehrheit und gegen ein eindeutiges Wahlversprechen, dazu noch beim Klimaschutz, einem elementaren Feld des Selbstverständnisses der Umweltschutzpartei. Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

Heute unter anderem mit diesen Themen:

  • Der Rettungsplan für die Finanzmärkte ist geplatzt
  • Ende der Arroganz
  • Finanzkrise: „Banken stehen Schlange am Abgrund“
  • China: Die neue Geldmacht
  • Verstaatlicht alle Banken!
  • Jeffrey Garten – Zeit für die Superzentralbank
  • Europäischer Tarifbericht: Keine Anzeichen für Lohn-Preisspirale
  • Bush: Krankenversicherung für arme Kinder zu teuer
  • Cross Border Leasing: Eine gefährliche Last für die Kommunen
  • Arbeitsplatzverluste durch Privatisierung
  • Lohnentwicklung in Europa: Weitere Verschiebung von Arbeits- zu Kapitaleinkommen
  • Wahl in Bayern: Ein Grund zur Freude?
  • Quereinstieg an deutschen Universitäten die Ausnahme
  • Gibt es wirklich einen deutschen Dschihad?
  • John Bird & John Fortune: The Subprime Crisis

(KR/WL)

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Wahlumfragen und Wahlergebnisse – Demoskopen sind die Verlierer der Bayernwahl

Nicht ein einziges der demoskopischen Unternehmen hat den Absturz der CSU auch nur annähernd ermittelt. Alle Erhebungen im September ergaben eine absolute Mehrheit der CSU. Am deutlichsten verfehlte Forsa das tatsächliche Wahlergebnis, noch zehn Tage vor der Wahl ermittelte Manfred Güllners Institut einen Prozentanteil von 50 % für die Christsozialen. (WL)

Hinweise des Tages

(KR/WL)
Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Wut auf die Wall Street – US-Banker schreiben staatlichen Plan zu ihrer Rettung selbst
  • Nouriel Roubini: „Das ist der Anfang vom Ende des US-Imperiums“
  • Finanzcrash setzt sich fort – eine Zwischenbilanz
  • Die Hoffnung stirbt zuletzt
  • IKB: Bundesrechnungshof geht Bundesbank an
  • Wirtschaftslehrer sind blind für die Zukunft
  • Bald trifft die Krise den deutschen Arbeitsmarkt
  • Energiepolitik: Überflüssige Kohle
  • Blood for oil? – Wie die US-amerikanische Öl-Industrie den Irak erobert
  • Mehdorn ist nicht zu bremsen: Die Bahn wird verscherbelt
  • Joschka Fischer: Die grüne Raupe Nimmersatt

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.