Auch wenn es fast sinnlos ist, einem „Ochs ins Horn zu pfetzen“, was bleibt uns anderes übrig.

So sieht es auch Heiner Flassbeck und schreibt an Wolfgang Schäuble einen Offenen Brief zu der vom Bundesfinanzminister anvisierten Austeritätspolitik. Gestern hatten wir auf die Torheit hingewiesen, die die erkennbar prozyklische Politik leitet. Fast ein hoffnungsloser Fall. Damit der Badener Schäuble versteht, wie man sein Verhalten werten muss, wähle ich in der Überschrift den ihm wie mir geläufigen badisch-kurpfälzischen Sprachgebrauch. Hier „pfetzt“ man einem Ochs ins Horn. Nutzen tut es selten. Aber man kann nie wissen. Vielleicht erreicht den BMF der Tonfall seiner Heimat. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

Heute u. a. zu folgenden Themen: Griechen verlangen Respekt, Union stuft Merkel herab, Deutsche verlieren Vertrauen in Bankberater, AWD, Lehman-Geschädigte, Rösler glaubt an starkes Wirtschaftswachstum, Billigarbeit, Mindestlohn, Burn-out, Verteilungsdebatte, Pflegereform, EU-Wettbewerbshüter durchsuchen Gaslieferanten, Embryonenforschung, Peitschenhiebe wegen Autofahrens, Einmal Elend und zurück, zu Guter Letzt: Das Allerletzte. (RS)

Nichts gelernt aus der Geschichte: Prozyklische Politik wie bei Brüning

Aus Schaden wird man klug, diese Lebenserfahrung gilt allenfalls für einzelne Personen. Für Völker und ihre Politiker gilt sie offensichtlich nicht. Sie lernen nichts aus der Geschichte, auch wenn ihre Ignoranz Millionen Menschen ins Unglück stürzt. In dieser Situation sind wir heute: Bundesfinanzminister Schäuble und viele Sekundanten in Politik, Wissenschaft und Medien wenden sich – wie hier im Handelsblatt von gestern berichtet – trotz erkennbarer Anzeichen einer weltweiten Rezession gegen konjunkturfördernde Maßnahmen und pochen darauf, die Finanzen zu konsolidieren. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: “Goldman Sachs regiert die Welt” – Börsenhändler entblößt sich selbst; Alte werden aus der Arbeitslosenstatistik getrickst; Bernd Raffelhüschen im Interview – „Länger arbeiten für immer weniger Rente“; Erfolg: Steuerabkommen vor dem Aus!; Chaos in Griechenland; Stephan Schulmeister: Europa braucht einen New Deal – 10 Thesen; Christine Lagarde: IMF may need billions in extra funding; Insolvenzregeln für Banken – Barnier will Aktionäre bei Pleitegefahr enteignen; Reichensteuer Enteignung? Andere Länder, andere Steuersitten; Geht jetzt Deutschland pleite?; Arbeit in Teilzeit – Darf’s ein bisschen weniger sein?; Reichtum und Armut in Amerika; Vor allem die Banken machen bei Fonds Kasse; Jean Ziegler: Wie der Rebell vom Genfer See die Welt wachrüttelt; Der Neoliberalismus braucht keine FDP; Kauderwelsch im Internet: Union auf Piratenjagd; Das Gebührenwucherphantom; zu guter Letzt: “German Eiertanz” zieht ins Englische ein (JB)

Die „Psychopathen“ kommen

Götz Eisenberg
Ein Abgesang auf das „Zeitalter des Narzissmus“

Unter der Überschrift Das Buch des Wahnsinns berichtet die Süddeutsche Zeitung vom 9./10. Juli 2011 über die neue Ausgabe des Diagnosemanuals DSM – eine gängige Abkürzung für Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders. Dieses Diagnose-Handbuch existiert seit 1952 und wird von der American Psychiatric Association herausgegeben. Es will und soll weltweit die Kriterien dafür festlegen, wann ein Mensch im psychiatrischen Sinn für gestört zu erklären ist. 2013 soll die nächste, die fünfte Fassung erscheinen, und es wird schon im Vorfeld heftig über sie diskutiert. Das Diagnosemanual stellt den Versuch dar, einen gewissermaßen sachlichen, rein symptomorientierten Zugang zum psychischen Geschehen zu schaffen und ihn allgemein verbindlich durchzusetzen. Man möchte sicher gehen, dass man überall dasselbe meint, wenn man „Depression“ oder „Schizophrenie“ diagnostiziert. Die neue Version will unter den Persönlichkeitsstörungen aufräumen und „ausmisten“, denn von den elf bislang aufgelisteten werden nur zwei regelmäßig diagnostiziert: die „Borderline“- und die „antisoziale Persönlichkeitsstörung“. Welche Kränkung für die Narzissten: Es gibt sie gar nicht, oder demnächst nicht mehr, jedenfalls nicht in ihrer Reinform!

Die Kanzlerin bei Günther Jauch – Regierungs-PR und Pseudojournalismus auf Kosten der Gebührenzahler

Als der CNN-Mann Peter Arnett im Jahre 1997 als erster westlicher Journalist den Terrorfürsten Osama Bin Laden interviewen durfte, musste er zuvor seine Fragen schriftlich vorlegen. Um unangenehme Nachfragen zu verhindern, sorgte bin Ladens PR-Abteilung dafür, dass während des gesamten Interviews kein Dolmetscher vor Ort war. So kam es, dass Arnett das Interview seines Lebens führte, ohne zu verstehen, was sein Gegenüber sagte und ohne dass er in der Lage gewesen wäre, an interessanten Punkten nachzuhaken. Da hatte es Günther Jauch an diesem Sonntag mit Angela Merkel schon bedeutend einfacher, immerhin sprechen sie beide die gleiche Sprache. Dennoch machte Jauch von seinem Recht, Nachfragen zu stellen und an interessanten und kontroversen Punkten nachzuhaken, keinen Gebrauch. Jauch fühlte sich offensichtlich wie Arnett gebauchpinselt, dass er ein 60-minütiges Exklusivinterview mit einer Person führen durfte, die ansonsten keine Exklusivinterviews gibt. So verkam die Sendung zu einer faden PR-Veranstaltung für die Bundeskanzlerin und markierte dabei einen neuen Tiefpunkt im öffentlich-rechtlichen Reigen der journalistischen Minderleistungen. Von Jens Berger

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Robert von Heusinger – Abstimmung über das Gestern; Griechenlands verlorene Generation; Jacques Delors – „Wir stehen am Abgrund“; Kurssturz bei Gold; Böse Politik, unschuldiger Markt; Thomas Mayer und Hans-Werner Sinn – Eine Versicherung gegen den „Weich-Euro“; Sarkozy kann Schuldenbremse abschreiben; OECD-Bilanz – Finanzkrise vernichtet mehr als 13 Millionen Jobs; Zu wenig für die Miete; Bahn trennt sich von Partner für Neubaustrecke – Neuer Rückschlag für Stuttgart 21; EU-Missstände – Ein Beamter kämpft gegen Brüssel; Sarkozy – Jugoslawische Prinzessin packt aus; Zu dumm für die FDP; Neues aus der Anstalt; das Allerletzte: Friedrich Merz – Der Mann mit dem Bierdeckel ist wieder da (JB)

Albrecht Müllers Wochenrückblick: Zur besonderen Verankerung der Union bei Medien und Vorfeldorganisationen.

Bei den Wahlen in Berlin am vor-vergangenen Sonntag ist die FDP abgestraft worden. Die CDU nicht. Warum eigentlich nicht? Die Politik von Merkel (CDU) und Schäuble (CDU) in der wichtigen Frage, wie man mit der Finanzkrise und der Krise um Griechenland umgeht, ist nur in Nuancen kompetenter. Auch diese beiden haben die Spekulation im Zusammenhang mit Griechenland immer wieder angeheizt. Und sie huldigen der populären aber falschen Vorstellung, mit Sparabsicht könne man immer und überall einen Sparerfolg erzielen. Die Union kommt trotz ihrer wirtschaftspolitischen und finanzpolitischen Inkompetenz besser weg als die FDP, und als SPD, Grüne und Linke sowieso, weil CDU und CSU in den Medien und auch in anderen wichtigen Einrichtungen ausgezeichnet vertreten ist. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Eurokrise; Aktienhändler riskieren mehr als Psychopathen; Wo ist die Inflation, liebe FAZ, SZ, FTD, Spiegel usw. usf.?; So ist kein Staat zu machen; Risiko Gutachten; Enge Maschen im Ärztenetz; Putins Rückkehr in den Kreml – Der Staat bin ich; Syrien: Verschleppt, gefoltert, getötet; Ersatzreligion Alternative Medizin – Wo der Zweifel ist, da ist die Freiheit; Interview mit Oskar Lafontaine – “Wir haben die Antworten auf die Finanzkrise”; Die Piratinnenfrage – Die Grenzen der Genderpolitik; Politische Strategie: Alles besser anders machen; Was Sie über eine private Krankenversicherung wissen müssen; Neues Buch über Rohstoffhandel – Blutsauger der Dritten Welt (KR/JB)

Hinweise des Tages II

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Viviane Reding – Die sechs AAA-Staaten als Fels in der Brandung; Schaumschlägerei mit Prozenten; Thomas Fricke – Papst Jens I.; Fabian Fritzsche – Unsinnige Vertrauens-Märchen; Ulrike Herrmann aus Athen: Mit dem Rücken zur Wand; Paul Krugman – The Social Contract; Facebook verstärkt Lobbyoffensive; Bei Menschenrechten muss die Staatenimmunität an Grenzen stoßen – Blockierter Fortschritt; Historie der Familie Quandt in der NS-Zeit – “Bedingungslose Beteiligung am Unrecht”; Kretschmann über die Grünen – “Keine schwarz-grüne Koalition”; Die Moral von Paris; Eine Burschenschaft und ihre Spitzenpolitiker; Stürmer von links – Die Tageszeitung “Junge Welt”; Meinung im Internet – Vom Elend der Nutzerkommentare; “Politically Incorrect“ – Die Islamhasser bitten zur Kasse; zu guter Letzt: Das 3sat-Festival (JB)

Warum Eurobonds?

Wie wir aus zahlreichen Zuschriften wissen, gibt es bei unseren Lesern ein großes Interesse am Thema Eurobonds. Zeit, sich dieses Thema einmal ausführlicher anzunehmen, zumal viele klassische Medien sich bei der Berichterstattung nicht eben mit Ruhm bekleckern und verschiedene Interessengruppen gezielt Desinformation streuen. Von Jens Berger

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Putsch der Finanzmärkte; Lagarde rät zu Verstaatlichung; Die Griechen haben andere Sorgen; Von Tobin zu Robin; Konsequenz aus der Krise: Privatbanken wollen Garantien für Sparer senken; Die Alternative zum Rettungsschirm; Rückschau: Griechenland-Schulden – Stillstand bei der Privatisierung; Mehr als 1000 Firmen haben mit Kurzarbeit abgezockt; Höhe der Hartz-IV-Zuschüsse – Kinder brauchen doch nicht so viel Wasser; Clevere Krisenköche: Von Arbeitslosen zu gefragten Sparexperten; Der Osten bleibt ärmer; Gott wird bestreikt; Stuttgart 21 wird 370 Millionen Euro teurer; Lukrative Nebenjobs; Tax Justice Network kritisiert – Abkommen mit großen Schlupflöchern; Gelenkte Berichte – Autokonzerne und Journalisten; „Land Grabbing“ – Ein Gebiet so groß wie Westeuropa; Pssst, Revolution: #occupywallstreet (MB/JB)

Steht die Kirche des Papstes auf den Boden der FDGO?

Zum Papstbesuch und zu seinem Auftritt im Deutschen Bundestag hätte ich mich nicht geäußert, wenn heute Früh nicht in meiner Regionalzeitung stünde, der für die Einhaltung des Grundgesetzes und seiner Versprechen zuständige Bundesinnenminister Friedrich habe jene Abgeordneten, die der Ansprache des Papstes fernbleiben wollten, scharf kritisiert. Ihr Verhalten zeige eine „Mischung aus Hochmut und Kleingeist, aus Provinzialität und Überheblichkeit“. Der Bundesinnenminister sollte sich besser darum kümmern, ob die religiöse Praxis von Teilen der katholischen Kirche mit dem Versprechen des Art. 1 des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ vereinbar ist. Meines Erachtens nicht. Schon deshalb hätte auch ich, wäre ich noch Abgeordneter, den Auftritt des Papstes im Deutschen Bundestag kritisiert. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante aktuelle Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen. Heute u. a. zu folgenden Themen: Griechenland, Staaten vom Diktat der Finanzmärkte befreien, Ratingsagentur straft Italien ab, Bundestag redet bei eiligen Euro-Beschlüssen mit, Schäuble setzt auf Rot-Grün, „Die Märkte neigen zu Übertreibungen“, Peter Bofinger: Die FDP hat mit dem Feuer gespielt, misstraut Siemens französischen Banken?, satirische Jubelsdemo in Berlin, Rede Oskar Lafontaine, der verdiente Untergang der Rechtspopulisten von der „Freiheit“, Panne bei Auszählung in Berlin, Sicherheitsverwahrung, Sayonara Atomkraft, die Präsidentenfreunde, Obama will Abbas von Palästina-Plänen abbringen, Robin Meyer-Lucht ist tot. (RS)