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Titel: Nord-Stream-Sprengung – Gedanken zur „Ukraine-Version“

Datum: 15. Juni 2023 um 9:00 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Audio-Podcast, Terrorismus
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Westliche Dienste und Medien berichten mittlerweile im Wochentakt von neuen Erkenntnissen zur Sprengung der Nord-Stream-Pipelines im letzten September. Auch wenn diese Erkenntnisse den Recherchen des bestens vernetzten Journalisten Seymour Hersh widersprechen, sind sie nicht unplausibel und daher nicht von vornherein auszuschließen. Wenn man einmal hypothetisch annimmt, dass diese Erkenntnisse korrekt sind, würde dies für die US-Regierung und mehr noch die Bundesregierung eine ganze Reihe an unbequemen Fragen aufwerfen. Immerhin ginge es um Staatsterrorismus, wenn nicht gar um einen kriegerischen Akt gegen die deutsche und europäische Energieversorgung. Begangen von der Ukraine; einem Land, das die Bundesregierung als einen Wertepartner und sogar Verbündeten sieht und das nicht nur finanzielle, sondern auch militärische Hilfen in Milliardenhöhe von Deutschland bezieht. Von Jens Berger.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Wenn die von Diensten und Medien favorisierte Version stimmt, dann war es der niederländische Militärgeheimdienst MIVD, der bereits im letzten Frühling die amerikanischen und deutschen Dienste über Hinweise auf ein geplantes ukrainisches Kommandounternehmen zur Sprengung der Nord-Stream-Pipelines informiert haben soll. Der geplante Anschlag sollte demnach im Juli 2022 stattfinden. Zumindest die Amerikaner nahmen diese Warnung Pressemeldungen zufolge so ernst, dass die CIA die Ukraine angeblich gewarnt haben soll, einen solchen Plan zu verwirklichen. Inwieweit dieses Details stimmen, ist jedoch eine weitere offene Frage, hatten die Amerikaner doch ein großes Eigeninteresse an der Sprengung. Zwei Monate später kam es bekanntlich zur Sprengung.

Wie dem auch sei – laut den Berichten wurden auch die deutschen Dienste von den Niederländern gewarnt und spätestens hier wird die Geschichte interessant. Wenn denn die USA diese Warnung so ernst genommen haben soll, dass man die Ukraine förmlich gewarnt hat, zu welcher Einschätzung kamen die Deutschen? Und warum? Ganz offensichtlich gab es ja keine Warnung an die Ukraine durch die deutschen Dienste oder gar die Bundesregierung. Hat man – anders als die USA – die Berichte der Niederländer nicht ernst genommen? Hat man das Risiko vielleicht sogar billigend in Kauf genommen? Oder hat man die Berichte ernst genommen, die Ukraine ebenfalls gewarnt und wurde dann von der Ukraine eiskalt hintergangen? Fragen über Fragen. Interessant ist, dass diese Fragen von den Medien gar nicht gestellt werden. Das ist unverständlich, da ebendiese Medien ja offenbar die Version der ukrainischen Täterschaft für wahrscheinlich halten. Wenn man nun A sagt, muss man aber auch B sagen und die richtigen Fragen stellen.

Die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines stellt den wohl größten Fall von Staatsterrorismus in der Nachkriegsgeschichte dar. Opfer dieses Anschlags sind nicht nur Russland, sondern auch allen voran Deutschland und die anderen EU-Staaten, die über Nord Stream mit preiswertem Erdgas versorgt wurden. Wenn sich die ukrainische Täterschaft bestätigen sollte, ist davon auszugehen, dass ein kriegerischer Akt von dieser Dimension nicht ohne Wissen und Billigung der ukrainischen Regierung hätte durchgeführt werden können. Die kolportierte Erklärung, dass Kreise des ukrainischen Militärs ihre Regierung aus „Eigenschutz“ über diesen Anschlag nicht informiert haben sollen, ist vollkommen unglaubwürdig.

Sollte sich die Version bestätigen, kann dies nicht ohne Folgen bleiben. Wie dumm muss man sein, einen Staat, der einen kriegerischen Akt in dieser Dimension auf unsere Infrastruktur begangen hat, weiterhin zu unterstützen? Seltsamerweise wird aber auch diese Frage nicht gestellt. Man legt sich darauf fest, dass die Ukraine hinter den Anschlägen steht, weigert sich aber, die Konsequenzen daraus zu ziehen. Das kann zwei Gründe haben:

  • Man hat seine Souveränität und seine eigenen Interessen bereits so weit aufgegeben, dass man sich von einem Land wie der Ukraine vor der Weltöffentlichkeit auf der Nase herumtanzen lässt.
  • Oder aber die ganze Geschichte ist nur ein Ablenkungsmanöver, um sich nicht die ernstere Frage nach den Konsequenzen für den Fall einer amerikanischen Täterschaft zu stellen.

Suchen Sie es sich aus. Beide Antworten sind kein Ruhmesblatt für unsere Regierung.

Titelbild: Omurali Toichiev/shutterstock.com


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