Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 15. Juni 2011 um 8:43 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Heute unter anderem zu folgenden Themen: Hartz IV für Selbständige – Arm gerechnet; Stuttgart 21; Jens Weidmann – Keine weiteren Risiken!; Eurozone: Griechenland am Abgrund; Kein gutes Geschäft; Schmutzige Finger; Wie die Banken sich um die Rettung drücken; Ungerechte Löhne begünstigen Herzerkrankungen; ALG II: Gescheiterte Nachhilfe und üppige Kosten, die nicht ersetzt werden; Die große Freiwilligenschimäre; Der Dresdner Wohnungsstreit eskalier; Versuchte Erpressung – Ergo erstattet Anzeige; SPD-Kritik an GIZ: Entwicklungshelfer in “Luxus-Karossen”; Die Sache mit dem Schal; DJI-Betreuungsatlas 2010 zeigt regionale Disparitäten im Angebot und Niveau der Kindertagesbetreuung; Studenten sollen Anarchisten werden; stern.de: Anatomie einer Attrappe; Schnittblumen und Grundversorgung: Abgründe der Globalisierung (MB/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung Jens Berger: Da dürfen wir ja mal gespannt sein, ob die „verschärften Einkommensstichproben“ der BA auch ihren Weg in die Steuergesetzgebung finden. In der Tat gibt es auch sehr viele sehr gut verdienende Selbstständige, die sich vor der Steuer „arm rechnen“. Wer allerdings die schikanöse Behandlung der BA kennt, wird nicht kaum glauben, dass er sonderlich viele Selbstständige gibt, die so viel Masochismus auf sich nehmen. Der Artikel der SZ und der Kommentar der BA klingen viel mehr nach: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Es gibt nämlich sehr viele Selbstständige, bei denen das Einkommen nicht zum Überleben reicht und die Hartz IV in Anspruch nehmen müssen. So lange die Medien sich aber mit ihrem „Aufschwung XXL“ selbst etwas vormachen, ist es auch nicht verwunderlich, dass sie den Kahlschlag im sozialen Wald vor lauter Baumstümpfen nicht sehen. Alleine in Berlin gibt es rund 1.500 freie Journalisten, die auf Hartz-IV-Aufstocker angewiesen sind und auch viele Künstler, wie Schauspieler oder Musiker, werden oft nur projektbezogen verpflichtet und gelten als Freiberufler und somit laut BA zu den Selbstständigen. Die Zahl von 118.000 ist also keinesfalls unglaubwürdig – im Gegenteil, es kann davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer noch wesentlich höher ist.
Anmerkung unseres Lesers G.A.: Ich bin einer dieser vermeintlichen Selbständigen.
Ich habe seit ein paar Jahren eine geringfügige Beschäftigung als Honorarkraft und verdiene die maximalen 100€/Monat. Vor ca. einem Jahr wurde ich von meinem zuständigen Jobcenter (vormals ARGE) von jetzt auf gleich in den Stand der Selbständigen erhoben. Ich bin nicht selbständig und habe es auch nicht vor zu werden! Aber ich bin mit Sicherheit ein Teil dieser Statistik. Bei solchen Meldungen platzt mir der Kragen!
Anmerkung unseres Lesers H.J.: Die BA betrachtet das Phänomen mit Sorge. Da kann man sich nur fragen, ob die BA die Entwicklung in den letzten 10 Jahren vollkommen verschlafen hat.
Hier aus einem Bericht aus “Mittelstanddirekt” vom 15.06.2010:
Diesen Zustand bezeichnet man als: “Notselbständigkeit” Schon mal gehört?
Seit Hartz IV steigt die Zahl der Menschen in Deutschland, die keine staatlichen Sozialleistungen mehr beantragen wollen. Recherchieren Sie doch einfach einmal, wie viele Menschen in den letzten Jahren versucht haben sich als Freiberufler oder Selbständige durchzuschlagen. Die Zahl ist ständig gewachsen. Das dabei auch die Zahl derjenigen wächst, die auf der Strecke bleiben ist naheliegt.
Zu vermuten ist auch, dass die Zahl der kleinen Selbstständigen und Freiberufler, die Hartz IV beantragen könnten, aber es nicht tun, noch viel höher ist.
dazu: Neue Sündenböcke
Bundesagentur für Arbeit beklagt angeblichen Sozialmißbrauch von Selbständigen. Sie liefert damit neue Argumente für Kürzung der Hilfe bei Existenzgründungen.
Die Hetzer gegen vermeintliche Betrüger und »Sozialschmarotzer« haben ein neues Opfer gefunden: den Selbständigen auf Hartz IV. […] Der SZ-Artikel ist mit »Arm gerechnet« überschrieben, suggeriert also vorsätzlich betrügerisches Handeln der Betroffenen. Arbeitsvermittler meinen, die Antragsteller könnten ihr Einkommen bei fehlender Bedürftigkeit so »herunterrechnen«, daß sie auf »dem Papier Anspruch auf Hilfe zum Lebensunterhalt haben«, ohne wirklich auf das Geld angewiesen zu sein. Außer einem vagen Verdacht hat die BA allerdings nichts vorzuweisen. […] Das klingt wie ein Verriß des eigenen Schaffens: Die BA hat jahrelang unter dem Schlagwort »Ich-AG« Existenzgründungen in großem Stil gefördert, vielfach aussichtslose Initiativen, die den Bezug von Transferleistungen bestenfalls kurzfristig unterbrachen. Trotzdem ist der sogenannte Existenzgründungszuschuß nachgewiesenermaßen noch eines der erfolgreicheren Förderinstrumente der BA. Doch ausgerechnet diese Maßnahme soll nun nach dem Willen der Bundesregierung drastisch zusammengekürzt werden, wogegen sich bei Arbeitsmarktexperten und selbst im Unternehmerlager Unmut regt.
Quelle: Junge Welt
Anmerkung AM: Wolfgang Lieb kommentierte diesen Gastbeitrag des neuen Bundesbankpräsidenten so: „Herr Papen ist wieder auferstanden, als Zombie.“ So ist es. An diesem Beitrag wird schlaglichtartig wieder einmal klar, wie dürftig unser Spitzenpersonal ist. Schon in der Analyse, in der Therapie sowieso. Ein paar Hinweise für den Fall, dass Sie dieses eigenartige Pamphlet lesen wollen:
Es wäre ein Segen für unser Land, wenn die Bundesbank in Frankfurt geschlossen und dieser Bundesbankpräsident in den einstweiligen Ruhestand verabschiedet würde. Und der Süddeutschen Zeitung täte es gut, wenn sie ihre Wirtschaftsredaktion im Englischen Garten spazieren gehen lassen würde, statt Beiträge wie jenen von Jens Weidmann anzuheuern und zu veröffentlichen.
Anmerkung MB: Im Video sehen wir rechts neben dem Minister Niebel übrigens jemanden, der sich mit dem ganz großem Geld auskennt – Staatssekretär der Finanzen Jörg Asmussen ist im Aufsichtsrat der GIZ vertreten.
Anmerkung Jens Berger: Ein erfreulich unaufgeregter und differenzierter Artikel zu diesem Thema.
Es verbleiben:
Quelle: Stefan Niggemeier
Sendetermine auf „Eins Festival“: Mi 15.06. um 20.15 Uhr, Mi 15.06. um 00.00 Uhr, Do 16.06. um 14.15 Uhr, Do 16.06. um 04.00 Uhr, Fr 17.06. um 09.00 Uhr
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=9779