Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Leserbriefe zu „Aufruf zum Verzeihen“
Datum: 13. April 2023 um 11:19 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
In diesem Beitrag schreibt Jürgen Fliege, Pfarrer im Ruhestand, „ein paar Worte aus der Stille (…) der heiligen Woche vor Ostern, die helfen sollen, den schweren Weg des Friedens“ zu finden. In der vorösterlichen Stille sei das Geschrei der aufgescheuchten Menschen umso lauter. Es sei „das große Geschrei nach Rache und Recht (…) nach Auge um Auge, nach Zahn um Zahn“. Es töne „in diesem Jahr lauter denn je aus Ost und West, aus Moskau, Kiew, aus Den Haag bis Washington“. Und „wir, in unserem von Corona und Kriegsgeschrei aufgescheuchten Land“, seien mittendrin. In der Stille jedoch werde es offenbar: „Nur wer vergeben kann, ist frei. Wer nicht vergeben kann, ist nicht frei“. Der Friede wachse aus dem Verstehen und dem ihm folgenden Verzeihen. Der Weg beginne in uns selbst. Wir seien der erste Schritt. Es ist ein inneres Wachsen aus tiefsten Einsichten in die Gesetze des Lebens, der Liebe und des Friedens. Wir danken für die interessanten Zuschriften, in denen auch andere Meinungen mitgeteilt werden. Hier eine Auswahl der Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Lieber Herr Fliege,
“Vergebung macht frei!” ?
Ist es nicht umgekehrt: Frei macht Vergebung!? Vor der Vergebung kommt die Liebe. Zunächst die Fähigkeit sich selbst zu lieben. Besser gesagt, sich selbst zu nehmen wie man ist, denn mit narzisstischer, egoistischer “Liebe” hat das nichts zu tun. Das ist die Voraussetzung dafür, dass man andere Menschen bedingungslos lieben kann. Im Grunde ist das nicht menschengemacht, denn das ist die Liebe Gottes.
Wie ist man frei? Individualismus auf die Spitze getrieben, ist das Gegenteil davon. Freiheit bedeutet “frei von etwas”. Ein großer Fortschritt wäre schon, wenn der Mensch statt “du sollst” hört: “du darfst!” Mit den Begriffen “Innerer Weg” und Mystik” deuten Sie an, was damit zu tun hat.
Den Weg findet jeder für sich selbst, er ist ganz einfach. Leider hat der moderne, westliche Mensch so viel Verblendung über sich angehäuft, dass er meint, ihn nicht finden zu können. “Der Weg des Herzens”, richtig. Oder auch: Vertrau auf Dich selbst. Dieses vertrauenswürdige “Selbst” zu finden ist schließlich dasselbe wie die Erfahrung der Liebe Gottes. Dazu braucht es Demut, Erkenntnis der menschlichen Begrenztheit.
“Vergebung macht frei” ist nicht die Leugnung der vielfältigen Gewalt, ob sie als “Corona-Maßnahme” daher kommt oder als Panzerlieferung in Kriegsgebiete. Sondern ein Neuanfang ohne Gewalt.Und das beginnt mit Frieden, “Freiheit” im Kopf. Besser gesagt “im Herzen”.
Liebe Grüße zu Ostern,
Rolf Henze
2. Leserbrief
Liebes Nachdenkseiten Team,
dies ist, glaube ich, mein erstes Feedback, nachdem ich schon viele Jahre ein gelegentlicher Leser der Nachdenkseiten bin. Für mich die perfekte Ergänzung zum inzwischen leider zur Staatspropaganda mutierten Mainstream-Medienwelt.
Ich möchte gerne meine Meinung zum Artikel von Pastor Jürgen Fliege “Aufruf zum Verzeihen” los werden. Ich würde es der Redaktion auch nicht verübeln, wenn sie der Meinung ist, eine Veröffentlichung auf den Nachdenkseiten lohne aus verschiedenen Gründen nicht, aber in diesem Fall wäre ich froh, wenn meine E-Mail wenigstens an Herrn Fliege selbst weitergeleitet werden würde. Vielen Dank!
Lieber Herr Fliege,
ich kann ihrem Artikel “Aufruf zum Verzeihen” zu 99% zustimmen, und ich halte es für sehr bedauerlich, dass es dieser Tage keine Selbstverständlichkeit mehr ist, dass Geistliche sich für Frieden und Versöhnung statt Waffenlieferungen einsetzen. Jetzt fragen Sie sich sicher, welches 1% mich an Ihrem Artikel stört. Ich will es auf den Punkt bringen: Sie sind Pfarrer, es ist Ostern. Wo bleibt Gott in ihrem Artikel? Wir Christen feiern, dass Jesus Christus vom Tod auferstanden ist. In seinem Brief an die Christengemeinde in Korinth macht der Apostel Paulus deutlich, dass dieses Ereignis die Grundlage unseres christlichen Glaubens ist: die Gläubigen werden eines Tages ebenfalls an der Auferstehung teilhaben (1. Korinther Kapitel 15). Dafür steht Ostern. Das ist eine Botschaft, die uns auch im Angesicht des Todes einen echten, tiefen Trost geben kann. Egal wie krank diese Welt ist, Gott hält da etwas bereit für die, die ihm vertrauen. Es gibt einen Grund, warum ich den gewagten Versuch mache, diesen Gedanken in einem weltanschaulich neutralen, politischen Forum einzubringen: Vor nicht ganz 2 Monaten starb mein Sohn plötzlich und unerwartet an einem Herzstillstand (nein, er ist nicht Covid-19 geimpft gewesen). Nichts, außer dem Glauben an einen persönlichen Gott, der tatsächlich den einzelnen Menschen liebt und durch sein persönliches Opfer den Tod besiegt hat, könnte mir in so einer Situation eine echte Hilfe sein. Und auch wenn es eher die Ausnahme ist, dass Kinder vor ihren Eltern sterben: früher oder später wird jeder mit dem Thema Tod konfrontiert. Ich gönne es jedem von Herzen, dass er – schon jetzt – zu einem Glauben an Gott kommt, mit dem man in Frieden leben und in Frieden sterben kann.
Mit stillem Gruß,
Matthias Peters
3. Leserbrief
Liebes NDS-Team,
ich bin auch Christ (katholisch), ich glaube auch an Gott, der sich in Christus als Liebe bis zum Letzten geoffenbart hat, aber ich habe große Zweifel, ob der Pfarrer mit seinen Ausführungen zur Vergebung richtig liegt.
Ich denke, auch aus christlicher Perspektive ist eine elementare Voraussetzung um vergeben zu können, die Reue und die Bitte um Verzeihung durch den Peiniger. Im Idealfall sollte der Peiniger auch eine Buße im Sinne einer Wiedergutmachung leisten. Ich weiß, das ist nicht immer realisierbar, aber dann sollte der Frevel wenigstens so gut als möglich gebüßt werden.
Wie soll man von einem Verbrechensopfer Vergebung erwarten können, wenn der Peiniger grinsend daneben steht und auch noch sagt, dass er es wieder tun würde?
Wenn man die Zeilen von Jürgen Fliege liest, meint man, er denkt alle Menschen haben mystische Veranlagungen und Fähigkeiten wie Theresa von Avila oder Pater Maximilian Kolbe. Aber auch da irrt er, selbst die allermeisten Christen haben keine mystischen Fähigkeiten.
Selbst Gott hat anno domini 30 gemäß dem christlichen Glauben den Menschen ihre Sünden nicht einfach so vergeben (können), sondern es bedurfte doch eines Opfers, also einer Sühne. Das herausragende war hier aber, dass Gott sich in Christus selbst zum Sühneopfer für die Sünden der Menschen gemacht hat und alle die an Christus den Heiland und Erlöser glauben, können so (also durch das Kreuzesopfer des Gottessohnes) die göttliche Vergebung und damit das ewige Heil erlangen (sola fide = allein aus Glauben). Für Gott ist das nicht unmöglich, für die in Sünden verstrickten Menschen ist dieser Weg aber eine vollkommene Überforderung.
Peter Werner
4. Leserbrief
Lieber Leserservice,
ich habe einen Leserbrief zum Beitrag “Aufruf zum Verzeihen” von Pfarrer i.R. Jürgen Fliege verfasst. Ich würde mich freuen, wenn Sie ihn veröffentlichen würden.
Vielen Dank und viele Grüße
Ruben Schattevoy
—
Für mich spricht aus dem Beitrag von Pfarrer i.R. Jürgen Fliege das kirchliche, nicht unbedingt das Jesus-christliche Weltverständnis von Schuld und Sühne bzw. Buße. Die Kirche hat den Sündern immer wieder verziehen, um sich selbst damit zu entlasten. So verstehe ich auch dieses Wort zur heiligen Woche vor Ostern. Genutzt hat das Verzeihen freilich nicht. Es fühlt sich vielmehr so an, als befänden wir uns seit bald zweitausend Jahren in einer Zeitschleife gefangen. Die Sünder können sich bereits bei ihrem Tun darauf verlassen, dass sie auch diesmal im Nachhinein entlastet werden.
Ich habe ein anderes Weltverständnis. Nach meinem Weltverständnis geht die Vorstellung vom Verzeihen am Thema vorbei. Die Menschen haben ihre persönlichen Bewältigungsstrategien entwickelt, um durchs Leben zu kommen. Sie müssen schauen, dass sie mit ihrem Handeln und dessen Folgen klar kommen. Ob und wie sie das tun, geht mich nichts an. Ich kümmere mich um mich und sie sich um sich. Ich entlaste sie nicht, nur um mich selbst zu entlasten und dabei billigend in Kauf zu nehmen, dass sich die Dinge in immer neuen Variationen wiederholen.
Was mir und nur mir alleine obliegt, ist, ob und wie ich mit den anderen Menschen interagiere, ob ich ihnen vertraue. Dieses Vertrauen ist durch deren Tun restlos zerstört worden. Vertrauen kann nicht durch Verzeihen ersetzt oder neu aufgebaut werden. Vertrauen kann nur dadurch aufgebaut werden, dass die Menschen mir zunächst durch ihre Worte, dann aber vor allem durch ihre Taten zeigen, dass sie mein Vertrauen verdienen.
Derzeit ist das nicht zu erkennen. Ich kann hier aber vorsorglich schon mal den Hinweis geben, dass mein Vertrauen genau nur dann wieder neu entstehen wird, wenn ich sehe, dass sich die Menschen – nötigenfalls den Rest ihres Lebens – bemühen, die Ursachen für ihr vertrauenzerstörendes Tun zu erkennen und zu beseitigen.
5. Leserbrief
In wohlformulierten und beeindruckenden Worten und Sätzen plädiert Pfarrer Fliege, ein mutiger Aufklärer der ersten Stunde, für das Vergeben in Stille, das uns Menschen frei macht. Bei vielen Aussagen bleibt mir nur zustimmen und danke zu sagen. Danke, lieber Herr Pfarrer Fliege, für ihren erneuten Mut und Ihre starke Stimme. Nicht unerwähnt lassen möchte ich an dieser Stelle, dass ich Ihren ersten offenen Brief “Das Schweigen der Lämmerhirten”, der ebenfalls bei den Nachdenkseiten erschienen ist, vielfach weitergereicht habe, unter anderem auch einem Stadtdekan, der nach mehrmaliger Bitte freundlicherweise bereit war, mit mir ein Gespräch über die Rolle und das Versagen der Kirche in der Coronazeit zu führen.
Nun zu dem Vergeben: meines Erachtens bleiben wir als Menschen nicht zwingend unfrei und gefangen in uns selbst, wenn wir Menschen, die böse an uns gehandelt haben, nicht verzeihen. Es gibt ein Verzeihen, das letztlich nur Gott vorbehalten bleiben kann. Das ist der Fall, wenn Menschen überhaupt nicht einsehen wollen, dass sie falsch und bösartig gehandelt haben. Wir können aber für diese Gruppe von Menschen, die leider immer noch an verantwortlicher Position in Politik, Medien, NGO`s u.a. stehen, wie Jesus am Kreuz für seine Schächer beten: “Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.” Jesus selbst hat zu den Tätern nicht gesagt: “Ich vergebe euch jetzt.” Diese hätten sich vermutlich nur weiter über ihn belustigt.
Menschen, die in der Coronazeit Vieles verloren haben, können und sollten meines Erachtens nicht leichtfertig vergessen und vergeben. Sie sollten immer wieder mutig die Stimme gegen diejenigen erheben dürfen, die Unrecht verübt oder zugelassen haben. Menschen, die womöglich einen schweren Impfschaden davongetragen haben oder einen nahen Angehörigen aufgrund der Nötigung zur angeblich nebenwirkungsfreien mRNA-Spritze verloren haben, sollten nicht vorschnell zum Verzeihen angehalten werden, vor allem nicht bösartigen Tätern gegenüber, die in ihrer unbeschreiblichen Arroganz und kriminellen Energie noch nicht einmal erkennen, dass sie sich ins Unrecht gesetzt haben.
Was bleibt ist das Gebet: “Herr, führe uns Menschen nicht in Versuchung, Böses zu tun, sondern erlöse uns davon. Verleihe Verantwortlichen in Politik, Medien, Rüstungs-, Pharma- Digital- und Finanzindustrie, in Schulen, Kirchen, Vereinen u.a. die Einsicht, dass sie sich im Befolgen einer gottlosen Agenda auf einem destruktiven Irrweg befinden, der die Menschheit in den Abgrund führt, die Schöpfung mit Füßen tritt und Leben zerstört. Befreie sie von ihrer unersättlichen Gier und ihrem grenzenlosen Machtstreben. Lass in ihnen die Erkenntnis reifen, dass sie tagtäglich schwere Schuld auf sich laden, indem sie sich über deine Gebote hinwegsetzen, die Nächstenliebe missachten, die Würde anderer Menschen verletzen und Tod und Verderben bringen. Gütiger Gott, es bleibt deinem weisen Ratschluss überlassen, ob du diesen Menschen, die so viel Böses tun, eines Tages vergeben möchtest. Auch böse Menschen bleiben Menschen. Hilf Menschen, die so sehr unter dem Coronaregime gelitten haben oder aktuell unter von Menschen zugefügtem Leid durch Krieg oder andere Verbrechen zu leiden haben. Gib ihnen die Kraft, sich erneut aufzurichten und ihren Weg in Würde weiterzugehen. Ermögliche ihnen die Erfahrung, liebenden Menschen zu begegnen, von denen sie Hilfe und Unterstützung erfahren können.”
Im Gleichnis vom verlorenen Sohn geht der jüngere Sohn mit wackligen Beinen und vermutlich zitternder Stimme auf den Vater zu und bereut sein Fehlverhalten. Die äußere Wende folgt der tiefen Einsicht im Herzen falsch gehandelt zu haben, theologisch gesprochen ist es der Weg der Metanoia, der Umkehr, welche einen Neubeginn ermöglicht und ein “zweites” Leben schenken kann. Nur wegen der ernsthaften Reue und der Bereitschaft zur Buße konnte der Vater dem Sohn verzeihen.
“Wir werden einander viel zu verzeihen haben”. So lautet der Buchtitel von Jens Spahn. Ihm möchte ich entgegnen: In erster Linie werden diejenigen um Vergebung bitten und Wiedergutmachung leisten müssen, die anderen Menschen schweres Leid zugefügt haben.
Herrn Pfarrer Fliege würde ich zum Schluss gerne antworten wollen: Wir können auch dann frei sein, wenn wir ganz sachlich und gemessen an dem zugefügten Schaden von und für die Täter persönliche Konsequenzen und persönliche Wiedergutmachung fordern. Das ist etwas anderes als der blinde Schrei nach Rache, der uns in der Tat unbarmherzige Gefangene eines fanatischen Gerechtigkeitseifers bleiben ließe.
Von unserem Leser S.N.
6. Leserbrief
Auge um Auge, Zahn um Zahn? Leben um Leben! Niemals, niemals werden wir vergeben! Niemals! Zu groß die Wunden! Zu groß der Schmerz! Was da geschehen ist an mir, meinen Liebsten, an den Kindern und den Alten, an den Brüdern und Schwestern, an Tieren und Pflanzen und was auch immer, an der ganzen Gesellschaft und der ganzen Schöpfung, muss gesühnt werden! Das muss bezahlt werden! Das muss gerächt werden. Das Leben verlangt Ausgleich. Und wer das Leben anderer verletzt hat oder gar ausgelöscht hat, warum auch immer, bezahlt mit gleicher Münze: Eben: Auge um Auge, Zahn um Zahn, Leben um Leben! Es geht nicht anders!
Sehr geehrter Herr Pfarrer i.R. Jürgen Fliege,
wieso steht dann in der Bibel: Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr?
Wenn der Vergebung keine Bitte um Vergebung voran geht, was sollte ich dann vergeben?
Dem würde ja zunächst ein Verzeih mir, Vergeb mir vorangehen.
Ist das, in bezogen auf die Gewaltausbrüche im Namen von Corona ob an mit durch wegen denn bisher erfolgt?
Ich muss es überlesen haben.
Und so es dann erfolgt, liegt an jedem Einzelnen, ob er vergibt und verzeiht.
Das heißt jedoch nicht, das der Schuldige einfach so weiter machen darf.
Das er neue Chancen zur Unrechtanrichtung erhält.
Und es bedeutet schon lange nicht, das es keine Aufarbeitung zur zukünftigen Schadensverhinderung geben darf.
In diesem Sinne
D. Mittelbach
7. Leserbrief
Ich respektiere die Sicht des Pfarrers Jürgen Fliege. Teile sie aber nicht.
Sie mag für den ein oder anderen eine individuelle Lösung sein.
Aber ist sie ein geeignetes Mittel hinsichtlich zukünftig potentieller Täter und Mitläufer gesellschaftlich positiv beeinflussend zu wirken ?
Es ist schon unreflektierte Tradition bzw. ein wahrnehmbarer Automatismus, dass bestimmte gesellschaftliche Kräfte nicht den Versuch einer zukünftigen Verhinderungsprophylaxe predigen. Auch wenn diese zu Beginn marginal sein mag. Sondern es auf die individuelle Ebene niederbrechen.
Und es uns als Stärke verkaufen.
Haben wir nicht mittlerweile eine Täterverständnis- und Opferverhöhnungskultur?
Von enorm vielen Bürgern verachtet!
Im Alltag hat Mensch die Konsequenzen für Fehlverhalten zu tragen.
Anscheinend soll das mit Zunahme des Verbrechens nicht mehr gelten.
Meistens sind solch Rat gebende Befrieder selbst nicht betroffen.
Die Opfer bringen sich idR selten in den gesellschaftlichen Diskurs ein. Wen wundert es?!
Die Entscheider treffen die gesellschaftlichen Regelungen dazu aus dem Abstraktionsniveau ihres akademischen Elfenbeinturms.
Straft dann wenigstens das Schicksal oder Gott?
Schaut man sich um, bekommt man große Zweifel, wenn man viele Schergen sieht, wie sie in hohem Alter ohne Leiden weiterleben und sterben, ohne je bereut zu haben.
Fazit: Selbst wenn das menschlich Böse nicht verhinderbar zu sein schein mag, so sollte man endlich mal den gesellschaftlichen Umgang und damit die Kultur der Konsequenz ändern. Täterent- statt Ermutigungskultur.
Selbst wenn die Prophylaxe anfangs nur marginal wirken mag, aber immerhin, sie wirkt und reduziert das Mass an potentieller Täterschaft.
Es dürfte nachdenkenswert sein, dass Überlebende menschlicher Gemeinschaften, die einer Vernichtung ausgesetzt waren, es geschafft haben, dies einer Kultur des Vergessens zu entreißen und zumindest eine mahnende zu etablieren.
Dagegen die, die aufgrund diesbezüglicher Aussichtslosigkeit um einen mehr oder weniger inneren Frieden zu finden, unauthentisch den Tätern vergeben.
Und vergeben sollen?
Ein klares NeinDanke !
Anton Auer
8. Leserbrief
Hochverehrtes NDS-Team! Schmeißen Sie meinen Brief in die Ecke, wenn er die 2000 Jahre alte Dystopie des nach wie vor existierenden Christentums just zur Osterwoche ins richtige Licht rückt. Der nachdenkende Leser will verstehen , das auch ein Pfarrer im Ruhestand, der sich Mühe gibt, eine andere Sicht darzubieten als Kinderschänder und Kriegstreiber Gutes aufrufen will. Monotheismus hat nun höchst erfolgreich den Massentod kultiviert und die Würdenträger heiligen die Waffen hüben wie drüben. Nach wie vor! Sogar in der Ukraine, wo gerade die einen orthodoxen Fanatiker die anderen – die russischen – ins Nirwana befördern wollen. Man denkt ungern an Irland! Oder Schiiten vs Sunniten oder treibt die Juden ins Meer! Die allerdings haben mit ihren Totalradikalen genug zu tun, so dass ein Verzeihen nicht aufgerufen werden kann. Herr Fliege a.D. ist ein studierter Mann und kann lesen und Schlüsse ziehen! Man darf ihm zutrauen, dass er weiß, dass ein Christus oder Heiland oder Jesus nie existiert hat. Noch nicht einmal von dem Mann, der historisch existiert hat, gibt es auch nur ein Wort, das er dem Kaiser in Rom bezüglich der Kreuzigung berichtigt hat – und die Römer hatten einen tollen Apparat in solchen Angelegenheiten. Gemeint ist Pilatus, der seine Hände in Unschuld wusch. Ein kleiner Teil völlig irrer Legendenbildung. Möge Fliege auch als a.D. im Dienst bleiben – wenn er an die Tür da oben klopft, macht ein Petrus dieselbe nicht auf.
Von unserem Leser D.M.
9. Leserbrief
Fliege toppt Kipping
Alsooo: Der Aprilscherz mit Katja Kipping war ein Volltreffer. Wer eine „Denkfabrk“ gründet, ohne allem Vernehmen nach je eine Denkfabrik von außen gesehen zu haben, muss da wohl durch. Ob sie das wirklich verdient hatte? Immerhin ist sie eine „ehrliche Haut“.
Aber nun toppt Pfarrer i.R. Jürgen Fliege sie mit „Vergebung ist der Weg! Einen anderen Weg, der zum Frieden führt, haben wir nicht.“ Also Flieges ultimativer Rat von ganz oben an die NDS-Redaktion: Hört endlich auf (nach-) zu denken – nur vergeben führt zum Frieden!
„Vergebung“ macht natürlich nur Sinn, wenn sie den Haupt(übel)tätern gewidmet wird:
Liste unvollständig. Na denn man tau!
W.S.
10. Leserbrief
Liebe Redaktion der NachDenkSeiten,
als regelmäßiger Leser der NachDenkSeiten und inzwischen aus der Ev. Kirche ausgetretener ehemaliger Kirchenmusiker und für die Sekundarstufe II ausgebildeter Musik- und Religionslehrer bin ich äußerst befremdet, um nicht zu sagen, entsetzt, dort eine “Osterpredigt” des ehemaligen Fernsehpfarrers Jürgen Fliege vorzufinden.
Ich bitte um Vergebung für mein hartes Urteil, aber das frömmelnde Geschwurbel des Herrn Fliege macht mich einigermaßen fassungslos. Und ausgerechnet Herrn Ballweg in dieser “Osterpredigt” zu erwähnen, finde ich absolut unpassend, ja geschmacklos. Bis heute ist vollkommen intransparent und ungeklärt, was mit den Spendengeldern in vermutlich nicht gerade unerheblicher Höhe geschehen ist, die dieser Herr eingesammelt hat. Ich habe seinerzeit das Einsammeln von Spendengeldern von exponierten Kritikern der Corona-Maßnahmen nicht zuletzt deshalb sehr aufmerksam verfolgt, weil der Betreiber eines Bordells in einem Nachbarort im Zusammenhang mit dem Transferieren von Spendengeldern auf zugriffssichere Konten eine Rolle spielte und in die Schlagzeilen nicht nur der lokalen Presse geriet (z. B. gab es dazu auch einen längeren Artikel auf netzpolitik.org) geriet. Zu diesem interessanten Thema wäre Aufklärung von Seiten eines kritischen Mediums wie den NachDenkSeiten höchst erwünscht und sehr willkommen!
Um nicht mißverstanden zu werden: Ich sehe manche Entscheidungen, die im Zusammenhang mit der Epidemie getroffen wurden, durchaus kritisch. Aber Kritik wende ich grundsätzliche auf ALLE Erscheinungsformen fragwürdiger Methoden, Praktiken und Weltbilder an, unabhängig davon, von welcher Seite diese angewendet oder vertreten werden.
Zum Verkauf der “Fliege-Essenz” im Zerstäuber für 39,95 Euro (35 ml, zuzüglich Versandkosten), das aus durch Herrn Fliege “geheiligtem” Wasser besteht, mag sich jeder seine eigenen Gedanken machen. Schließlich muß ja auch ein Fernsehpfarrer schauen, woher er seine Einkünfte bezieht. Ich zitiere aus einem kritischen Beitrag auf evangelisch.de:
“Ich lege meine Hände auf die Maschine, in der die Essenz hergestellt wird”, sagte Fliege der Zeitung. Dann spreche er das Vaterunser und biblische Worte aus dem 1. Korintherbrief, Kapitel 13. “Wahrscheinlich ist der Mensch, der diese Essenz kauft, einsam”, sagte er. Wenn er sie dreimal am Tag nehme und dabei sage “Ich liebe, ich glaube, ich will zuversichtlich sein”, dann sei das “wie Meditation, wie Selbsthypnose”. Unglaublich, eigentlich war ich der Meinung, die Aufklärung hätte dazu beigetragen, solche Geschäftspraktiken unmöglich zu machen.
Die NachDenkSeiten schätze ich wegen ihrer vielen guten Artikel, nicht nur zum Ukraine-Konflikt, sehr. Allerdings stößt es mir immer dann sehr unangenehm auf, wenn das Thema “Corona” selbst in Beiträgen bemüht wird, in dem es primär überhaupt nicht um dieses Thema geht. Daß es zu diesem Themenkomplex durchaus unterschiedliche Standpunkte gibt, und das aus gutem Grund, sollte die Redaktion meiner Meinung nach souverän(er) aushalten.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkehard May
11. Leserbrief
Moin Herr Fliege
Ich schreib hier mal frei von der Leber wech:
1.: WOW
Mich hat schon lange kein Text mehr so ergriffen und geschüttelt wie dieser.
Ich verachte die Institution Kirche und mag keine “Predigten”…
Aber, meine Herren, war das eine wahrhaftige, positive Predigt ?
Oh, ja.
Seit Jahren wächst ein schwarzer Fleck in meinem Herzen, der mich fragen lässt:
Meine Antworten waren nicht positiv.
Sie haben meine Welt angehalten.
So wie es einst, lang her, – pardon, dass ich diesen kleinen Namen in grosse Scheine wechsle, in diesem Moment und in einem anderen Maßstab -, Herrman Hesses “Siddharta” meine Welt anhielt.
Sie haben mich aufgeweckt.
Wie konnte ich DAS vergessen !?!
Dass es nur auf mich ankommt.
Und dass Vergeltung keinen Wert hat.
Rache führt zu nichts.
Nur Vergebung und die Liebe zu deinem Nächsten kann Positives wachsen lassen.
Wie konnte ich das nur vergessen ?
Vielen Dank, dass Sie mich erinnert haben !
Sie geben mir Hoffnung und Richtung.
Wünscht Ihnen alles Gute:
Linus
Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten
Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.
Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:
Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=96289