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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages II
Datum: 27. Mai 2011 um 16:55 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Heute unter anderem zu folgenden Themen: Eurokrise; Zukunft der Arbeit: Feierabend? Gibt’s nicht mehr; Ärztepräsident will bei Kranken Unterschiede machen; GEW: „Geben Sie Tariffreiheit!“; Immer gefährlicher, immer rentabler; Wahlrechtsreform fällt wohl aus; Aufbewahrungsfrist für DDR-Lohnunterlagen läuft ata; Bundesagentur für Arbeit erhob rechtswidrig Mahngebühren; Die Gesetze des Krieges; Georgische Sicherheitskräfte rücken gegen Regierungsgegner vor; Spaniens Protestbewegung verändert das Land; Interview als Kontaktanzeige; Gefährlich prekär: Die neue FDP; Wie sozial sind unsere Schulen?; Die „verschwejkte“ Reform; 15 Jahre Telepolis; Konsequenzen aus den abgeschlossenen Drei-Stufen-Test- Verfahren der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten; Arm wegen Arbeit; zu guter Letzt: Heckmeck (KR/WL/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung Jens Berger: Auch die anderen Berichte der aktuellen Kontext-TV-Sendung sind interessant:
SZ: Welche Folgen hat das für die Beschäftigten?
Schneider: Sie nehmen das Risiko zu scheitern mit nach Hause. Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verwischt.
SZ: Schön. Aber wenn die Arbeitnehmer höher qualifiziert sind und mehr Risiko tragen – müssten sie dann nicht auch mehr verdienen?
Schneider: Diese Entwicklung ist keine ausschließliche Angelegenheit der Topleute. Pförtner, Kassiererin, alle übernehmen unternehmerische Verantwortung. Es ist notwendig, um den Arbeitsplatz zu behalten. Nur wer sehr erfolgreich ist, kann mit Gehaltssteigerungen rechnen…
SZ: Jeder ist sich selbst der Nächste?
Schneider: Ja, der Wettbewerb wird härter.
SZ: Wer sind die Gewinner?
Schneider: All jene, die sich wie ein Unternehmen managen, sich vermarkten und in sich investieren. Diejenigen, die vernetzt sind, hohe Qualifikationen und soziale Kompetenzen haben. Wer das alles nicht hat, wird große Schwierigkeiten bekommen. Doch das wird sich weder mit staatlicher Regulierung noch mit einer besseren Bildungspolitik vermeiden lassen.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Anmerkung WL: So sieht also die schöne neue Arbeitswelt des „Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit“ (IZA) aus. Die selbst-unternehmerische Ich-AG, die ohne über die unternehmerischen Ziele und Entscheidungen auch nur ein Wörtchen mitzureden hat, das Risiko des Scheiterns alleine zu tragen hat. Es geht nur noch um Selbstvermarktung und den Wettbewerb eines jeden gegen jeden und jeder ist seines Glückes Schmied. Man braucht keine solidarische Interessenvertretung der Arbeitnehmer gegen die Zwänge des kapitalistischen Wettbewerbs mehr. Die Kapitalverwertung gibt die Zwänge vor deren Erfüllung sich jeder im Wettbewerb gegen den anderen abfordern muss. Und wer sich dem verweigert, für den gibt es eben Zwangsarbeit.
Schneiders IZA ist neben dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Dauerauftragnehmer der INSM und dessen pseudowissenschaftliches Aushängeschild. So z. B., wenn es etwa um Jubelmeldungen über die Arbeitsmarktreformen, die „Arbeitspflicht für alle Hilfeempfänger“ oder die Anhebung des Arbeitslosengeldes ging. Auch das Netzwerk zwischen IZA und der arbeitgeberfinanzierten Propagandaagentur INSM ist eng. Im Beirat (den Policy Fellows) des IZA finden wir viele Köpfe, die sich auch für die INSM hergeben. Unter anderen etwa den als Chef der Bundesagentur wegen dubioser Berateraufträge geschassten Florian Gerster, neuerdings als Präsident des Arbeitgeberverbandes Postdienste im Einsatz gegen den Mindestlohn bei den Briefzustellern, Martin Kannegiesser, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall (Geldgeber der INSM), Prof. Dr. Dieter Lenzen, den ehemaligen „unternehmerischen“ Präsidenten der Freien Universität Berlin, Friedrich Merz, ehemals CDU-MdB und Multi-Berater, oder einmal mehr Prof. Dr. Thomas Straubhaar, Direktor des gleichfalls von der Wirtschaft ausgehaltenen Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). Das IZA findet es nicht im Geringsten anrüchig, dass es regelmäßig Forschungsaufträge von einer Arbeitgeber-PR-Agentur annimmt, die diese dann wieder zum Zwecke ihrer politischen Propaganda nutzt. Hilmar Schneider kam 2006 mit dem zynischen Vorschlag, Arbeitslose versteigern zu lassen und mit den Einnahmen die explodierenden Kosten für ALG II zu kompensieren. So viel zur ideologischen Grundhaltung und zur „Unabhängigkeit“ des von der SZ als „Arbeitsmarktforscher“ vorgestellten Hilmar Schneider.
Anmerkung unseres Lesers M.R.: Es ist nicht wahr, dass das Gesundheitssystem unterfinanziert ist. Es ist genug Geld vorhanden, um alle Patienten gut zu versorgen. Und wenn tatsächliche Prävention stattfinden würde, wäre noch mehr Geld zur Verfügung. Wahr aber ist, dass sich ganz einfach die Anbieterseite der “Gesundheitsindustrie” maßlos und schamlos bereichert.
dazu: Korrupte Ärzte und Pharma-Vertreter kosten Kassen Milliarden
Durch Korruption, Betrug und Falschabrechnung verlieren die Krankenkassen jedes Jahr Milliarden von Euro. Dabei wird nur ein kleiner Prozentsatz überhaupt aufgedeckt.
Der Schaden ist gespenstisch hoch. Durch Korruption, Betrug und Falschabrechnung gehen Jahr für Jahr drei bis zehn Prozent der Gesundheitsausgaben verloren, schätzen die Experten des European Healthcare Fraud and Corruption Network. Auf Deutschland umgerechnet wären das allein für die gesetzlichen Krankenkassen fünf bis 18 Milliarden Euro. Die SPD will diese “Verschwendung von Beitragsmitteln” nicht länger hinnehmen und fordert gesetzliche Änderungen. Zumal eine durch Schmiergeldzahlungen beeinflusste Behandlung und Arzneiauswahl auch Gesundheit und Leben der Patienten bedrohe, wie Fraktionsexperte Karl Lauterbach betont.
Quelle: ZEIT
dazu: Katastrophe von Fukushima erreicht die Nahrungskette
Auch in Fisch und anderen Meeresfrüchten von der Küste Fukushimas scheint sich die Radioaktivität anzureichern. Anfang Mai war Greenpeace mit der Rainbow
Warrior vor Ort und hat zwei Wochen lang Proben gesammelt. Schon die ersten Geigerzähler-Tests haben aufschrecken lassen. Teilweise war die radioaktive
Kontamination von Meeresalgen so hoch, dass eine Messung nicht möglich war.
Quelle: Greenpeace
dazu: „Vergiftetes Angebot“
Klaus Ernst, Vorsitzender der Linken, spricht im Interview mit der Frankfurter Rundschau über die Lockrufe der Sozialdemokraten, die Irrwege der SPD und Dreckslöhne in Deutschland.
Quelle: Frankfurter Rundschau
Anmerkung Jens Berger: Telepolis wird 15 und die NachDenkSeiten gratulieren!
Anmerkung WL: Siehe dazu auch Online-Angebote der Rundfunksender – Gebühren-Millionen für die Selbstzensur und Beschränkung der Onlineangebote der Rundfunkanstalten: Zensur durch den Markt.
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