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Titel: Leserbriefe zu „Lasst uns „umstritten“ sein!“
Datum: 11. März 2023 um 11:45 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
Jens Berger kommentiert in diesem Beitrag den von Journalisten inflationär verwendeten Gebrauch des Begriffes „umstritten“. Die Sätze mit „umstrittenen“ Personen und/oder Positionen seien bekannt. Die „vielzitierte Vierte Gewalt“ maße sich an, die gültigen Werte und Normen zu definieren. Eine kleine Gruppe von Haltungsjournalisten definiere die Regeln und die Leitplanken, innerhalb derer eine anerkannte Debatte möglich sei. Wer anderer Meinung sei, sei umstritten. Aber Deutungsmonopole, Leitplanken für Debatten und Denkverbote würden sich nicht mit einer vermeintlich pluralistischen Gesellschaft vertragen: „Debatte braucht Widerspruch!“. Danke für die zahlreichen und interessanten E-Mails. Hier nun eine Auswahl der Leserbriefe. Christian Reimann hat sie für Sie zusammengestellt.
1. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
es ist schon geschickt, dass die fundamentalistischen Lautsprecher des totalitären Systems das Wörtchen “umstritten” verwenden. Damit tun sie so, als seien sie noch auf dem Pfad der Dialektik unterwegs, analysierend, scheinbar neutral und offen für die Wirklichkeit.
Was sie wirklich meinen, haben sie längst und immer wieder ausposaunt, vom “Querdenker” bis zum “Putinversteher”, Etiketten die nur bedeuten sollen: “Redet nicht mit denen, die sind böse und aus der Gesellschaft auszustoßen!” Genau so fing das vor 90 Jahren auch an.
Ich werde mir aber nicht das Label dieser Fundamentalisten ans Revers heften, ich bin nicht “umstritten”. Sondern skeptisch und hoffentlich einigermaßen wach wie immer. Nicht ich habe mich geändert, sondern der machthabende Teil der Gesellschaft. Hat von Aufklärung und Wissenschaft eine 180-GradWende vollzogen (bzw. 360 Grad, wenn man das heute mit Baerbocks Geometrie ausdrücken muss).
Von wegen “umstritten”. Jens Berger, z.B., ist das keineswegs, sondern ein Leuchtturm in der düsteren Nacht der degenerierten Mainstreampresse.
Weiter so, danke,
Rolf Henze
2. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
ich bin froh, dass es die Nachdenkseiten gibt. Die Gleichschaltung aller Medien im Sinne der jeweiligen Staats- und Parteidoktrin ist so jämmerlich und ekelhaft. Als ehemaliger Bürger der DDR hatte ich diese plumpen und einseitig agierenden Staatsmedien 38 Jahre ertragen müssen. Mit der Wende 1989 hoffte man, dass diese Zeiten ein für allemal vorbei sind. Was nicht alles der als freiheitlich demokratisch propagierter Leitfaden „Grundgesetz“ versprach. Aus heutiger Sicht eine Fata Morgana, deren schöne und kluge Artikel von den gewählten Volksvertretern ignoriert werden.
Die Bundesrepublik Deutschland lebt keine Demokratie, sondern entwickelt sich zu einem totalitären Staat. Dafür sind wir 1989 nicht auf die Straße gegangen.
Ich war in der DDR kein Mitläufer und werde dazu auch unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen nicht degenerieren. Und übrigens, in der Herde sieht man auch nur die Ärsche der anderen. Ich bin sehr stolz, zu den „Umstrittenen“ zu gehören. Solche Persönlichkeiten wie Wagenknecht, Schwarzer, Kekule, Streek, Lüders, Krone- Schmalz, Guerot etc. und natürlich Ihr, die alternativen Nachdenkseiten, alle ehrlichen und wahrhaftigen Mitstreiter sind mir ans Herz gewachsen. Die kluge, warnende und selbst denkende Minderheit wird Recht behalten. Das ist historisch bewiesen. Die schweigende und ängstliche Mehrheit wird erst erwachen, wenn das Kind inden Brunnen gefallen ist. Das charakterisiert ein Herdenvolk. Und wie so oft in der Geschichte war das vielen nicht bewusst.
Dazu noch ein Zitat von Jean Cocteau: „Die Menschheit besteht aus einigen wenigen Vorläufern, sehr vielen Mitläufern und einer unübersehbaren Zahl von Nachläufern.“
Weiter so, NDS.
Euer Peter Raue.
3. Leserbrief
Liebe NachDenkSeiten,
vielen Dank an Jens Berger für diesen wunderbar zutreffenden Kommentar.
Der Begriff „umstritten“ wird aus meiner Sicht auch deshalb so inflationär genutzt, um sich mit den Argumenten der anderen Seite erst gar nicht auseinandersetzen zu müssen. Man würdigt sie mit diesem angeklebten Etikett lieber gleich in Bausch und Bogen herab; das Konzept einer argumentativen Auseinandersetzung hat in großen Teilen der Medien leider längst ausgedient. Dabei wäre ein kritischer Diskurs ja gerade die Aufgabe der „vierten Gewalt“.
Die Mainstreammedien sind mittlerweile wirklich in einem jämmerlichen Zustand.
Vielen Dank für Ihren unermüdlichen Einsatz, das immer wieder schonungslos aufzudecken und zu benennen!
Freundliche Grüße
Peter Sauer
4. Leserbrief
Hallo Jens Berger, vielen Dank für Ihren Artikel.
Wer war -nur- in der abendländischen Geschichte nicht alles umstritten!
Heute sind sie unsere Vorzeigepersönlichkeiten und wir tun so, als ob wir damals selbstverständlich ihre Parteigänger gewesen wären. Ein paar Beispiele:
Wo wären wir, wenn keiner von den Genannten und den vielen anderen Ungenannten nicht den Mut gehabt hätte „umstritten“ zu sein?
U.u.U. Böttcher
5. Leserbrief
Prima, Jens Berger, dass Sie mit “Lasst uns umstritten sein”, dabei an die altbekannte nautische Redensart erinnern, die da heisst: “Den Wind aus den Segeln nehmen”.
Statt ständiger Gegenwehr und Rechtfertigungen gegenüber einem systemisch eingehegten Journalismus lässt man diesen mit ihren Zuschreibungen ins Leere laufen und ‘bekennt’ sich gleich selbst als “umstritten”.
L. G.
Ute Plass
6. Leserbrief
Vergleiche ich „Liberté, Égalité, Fraternité“ mit „Einigkeit und Recht und Freiheit“ so kommt es mir vor, als verlange die „Deutsche DNA“ in erster Linie nach Einigkeit und nicht nach Freiheit. Für Gleichheit und Brüderlichkeit scheint kein Bedarf zu bestehen.
Nun will ich diese „Textanalyse“ auch nicht überstrapazieren, aber das Streben der Deutschen Seele nach Widerspruchsfreiheit und Wagenburg-Mentalität führt nahezu automatisch in faschistischen Totalitarismus. Das ist längst historisch dokumentiert.
Auch im Zusammenhang mit dem Pandemie-Totalitarismus hatten Deutschland und Österreich (letzteres bis heute!) eine beängstigende Führungsrolle, wenngleich auch andere Länder dem Totalitarismus-Gebot globalistischer Herkunft gehorsam folgten.
Grüße
K.H.Bernhart
7. Leserbrief
Guten Tag verehrtes Team Nachdenkseiten.
So ist das mit dem „umstritten“ Sein.
Per Definition im Kontext: „Person des öffentlichen Lebens, die nicht auf Linie ist“.
Es ist (für mich) allerdings unumstritten, daß dieses umstritten Sein allemal besser ist, als unumstritten auf Linie zu sein.
Deshalb weiter so, ganz im Sinne von umstritten, sachlich, kontrovers, aufklärerisch, aufrichtig den Dingen auf den Grund gehen.
Beste Grüße und gute Zeit
Rainer Mrochen
8. Leserbrief
Seinen Humor hat Jens Berger noch nicht verloren und hat sich selbst zur Umstrittenheit erhoben. Eigentlich ein Qualitätsmerkmal! Man lausche Arthur Schopenhauer: “Man muss wissen, dass der Kampf das Gemeinsame ist und das RECHT der STREIT und dass alles Geschehen vermittels des Streites und der Notwendigkeit erfolgt.” Wir wissen, was Streitkultur ist – nämlich respektvolle Konfliktklärung. Dieses Prinzip sollte dem Wesen der 4. Gewalt innewohnen, aber sie ist es höchstpersönlich, die im Wertewesten an der Zerstörung ihrer selbst arbeitet. Riesige wertewestliche Thinktanks sind vollgetankt mit der neuen Unumstrittenheit: Russophobie und Sinophobie. Das Gefährliche an der Entwicklung ist die vermeintliche Sicherheit derjenigen, die sich auf der sicheren Seite wähnen: Barböcke und Strack-Zimmerfrauen oder unumstritten in einer lead-position: Nuland. Da macht ja der BK, der ja die Richtlinienfunktion innehat, einen wahrlich streitunfähigen Eindruck. Er ist ja auch nicht unumstritten, wie er da aus den USA zurückreist mit seinem Köfferchen voller Befehle des POTUS. Um ihn herum tummeln sich folgerichtig aufstiegsbereite Mitstreiter wie der Roderich oder der Hofreiter oder einer aus Persien, der ganz vergessen hat, dass ihm die USA damals die Demokratie geklaut haben als sie mit den Angeln und Sachsen den gewählten Präsidenten Mossadegh absetzten und den Iranern vor die Nase hievten. Nun bläst sich der Grüne aus dem Iran als unumstrittener Gefolgsmann der Amis auf. Und nun mach ich Schluss. Die gerade aufgeführten Beispiele zeigen, dass sie NICHT das Prädikat umstritten tragen dürfen. Ganz sicher nicht der BERÜCHTIGTE P(…)pianist aus Kiew, der noch eine kurze Weile als Blutpumpe wirken darf. Ihn nennt man nicht “umstritten”.
Von unserem Leser D.M.
9. Leserbrief
Lieber Jens Berger,
ich unterschreibe alles, was Sie sagen, denn ich bin ein Fan der Meinungsfreiheit und offener Diskurse.
Sie erwähnen am Schluss auch den guten alten Lenin. Daran anknüpfend versuche ich mal Ihre Überlegungen weiterzuführen und zwar wie folgt:
Diskutieren soll man oft und viel und jeder soll seinen Senf dazugeben dürfen – alles okay! Aber irgendwann müssen Fragen, auch heftigste Streit-fragen auf die eine oder andere Weise entschieden werden. Und da will natürlich jede Partei, Bewegung, Strömung, soziale Klasse usw. möglichst die Nase vorn haben und gerne die Entscheidung so gestaltet wissen, wie sie es für richtig und geboten hält – aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive, zur Stärkung des Weltfriedens, Rettung des Klimas oder aus purem eigenem Klasseninteresse (s. Lenin).
Daher meine These: Es ist dem Klassenkampf immanent, dass die eine Klasse versucht, die andere (antagonistisch gegenüberstehende) nieder zu halten bzw. sie von den Hebeln der Staatsmacht zu entfernen. Vor allem die jeweils gerade herrschende Klasse versucht das Gegenüber in Schranken zu halten. Ein wichtiges Feld dieses Kampfes ist der öffentliche über alle möglichen Medien geführte Diskurs. Nach Lenin leben wir gegenwärtig unter der Diktatur der Bourgeoisie, in der konkreten Gestalt der bürgerlichen Demokratie. Sollte es irgendwann einmal anders kommen (ich selbst wage es nicht mit Sicherheit vorherzusagen, dass dies geschehen wird), aber nehmen wir mal an, in welcher konkreten Ausformung auch immer, bringen die werktätigen Massen unter Führung eines revolutionären Proletariats wieder eine revolutionäre Partei hervor und nach einem verheerendem grossem Krieg mit viel Elend und Leid und allen möglichen Verwerfungen gelingt eine revolutionäre Umwälzung und eine neue Diktatur des Proletariats (in Gestalt einer sogenannten sozialistischen Demokratie) wird errichtet. Dann werden die bürgerlichen Schichten bzw. die Reste davon (also vor allem die Großbourgeoisie) mit ihren Protagonisten, Verbänden und Parteien von den Medien des dann herrschenden Proletariats auch in steter Regelmäßigkeit als “umstritten” (reaktionär, chauvinistisch, rückwärtsgewandt usw.) hingestellt, wiederum in der Absicht sie klein zu halten, sie nicht zur Entfaltung kommen zu lassen – Klassenkampf eben.
Conclusio: es ist richtig und absolut wichtig, dass alternative Medien wie die Nachdenkseiten (so lange sie es noch können und dürfen!), die medialen Methoden des bourgeoisen Klassenkampfes analysieren (vor allem die mit diesem einhergehende Heuchelei nach dem Motto “Wir sind doch so demokratisch, so wertebasiert, grenzen niemanden aus, es ist doch alles supergut” etc.) und Aufklärungsarbeit dazu in die Gesellschaft hinein leisten. Wir müssen aber andererseits auch wieder mehr ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass der große geschichtliche Rahmen, in dem das geschieht, eben der Klassenkampf (Bourgeoisie vs. Proletariat) ist, zu dem solche Methoden wie z.B. den (Klassen)Gegner medial schlecht aussehen zu lassen, dazu gehören. Dieser Kampf muss als solcher angenommen, strategisch ausgerichtet und taktisch klug geführt werden. Das wiederum ist ein Kapitel für sich, welches das Format eines Leserbriefes sprengen würde. Auch jeder einzelne sollte bewusst entscheiden, auf welcher Seite er steht und wofür er kämpfen möchte.
Es grüßt freundlich
Peter Werner
10. Leserbrief
Werter Herr Berger,
„umstritten“ als Kampfbegriff ad hominem der regierungstreuen Vasallen: wieder mal den Punkt getroffen, danke.
Die Nachdenkseiten sind seit Jahren wichtiger Teil meiner täglichen Lektüre, und dafür danke ich sehr.
Jedes Thema in unserer Menschenwelt hat wohl stets einen Gegenpol. Ich erlaube mir daher, auf die Nachdenkseiten-Rückseite der Medaille „umstritten“ hinzuweisen:
Seit kurzem verwenden die Nachdenkseiten ihrerseits – als wohl wichtigstes und weitverbreitetes „alternatives“ Medium – den Kampfbegriff ad hominem „jämmerlich“.
Zugegeben, in den meisten Fällen tun Sie alle dies sehr gut begründet und jeweils mit Quellenangaben auch dokumentiert, in deutlichem Kontrast zu den Regierungsvasallen, die den Kampfbegriff „umstritten“ einfach so in die Runde werfen, ohne sich um Belege zu bemühen und genau um dessen Wirkung auf die Massen wissen.
„Jämmerlich“ bleibt aber gleichwohl ebenfalls ein verbaler Hammerschlag, mit dem Ziel, das sachlich zutreffende Argument zu verstärken. Er steht mithin also kaum bestreitbar auf gleicher Ebene wie der Begriff “umstritten” – obwohl die ND ihn jeweils gut begründen.
Um einem Mißverständnis vorzubeugen: meine persönlichen Gedanken zu den Vorgängen vornehmlich in den Medien, aber auch in der Regierung, sind sogar noch krasser als der Begriff „jämmerlich“. Aber soll ich diese Gedanken publizieren, um ein Umdenken zu erreichen?
Die Strategie-Frage für ein führendes Alternativ-Medium ist also, ob es langfristig für das Image der Nachdenkseiten klug ist, Kampfempfindungen und Gefühle aus der subjektiven Ebene verstärkt in die Artikel zu tragen; oder, ob es langfristig nicht doch zielführender ist, tendenziell eher sachlich zu bleiben.
Ja, die Zeiten sind rauer, die Herrschenden in Regierung und Hauptmedien (explizit in Deutschland) bedienen sich ihrerseits einer totalitären Sprache und subtiler Manipulation (von Albrecht Müller hervorragend in seinen Publikationen aufgedeckt).
Ob dann aber die Nachdenkseiten ihrerseits, ebenfalls rauer werden sollten (langfristig), hm, ich bin gespalten.
Jedenfalls: Sie haben völlig Recht, „umstritten“ ist die beliebteste Framing-Methode der Hauptmedien – neben “rechts”, “Querdenker” und dergleichen. Sie haben nun den Kampfbegriff ad hominem „jämmerlich“ dagegengesetzt. Ich genieße das, keine Frage, es rettet jeweils den Tag. Aber: ist es langfristig klug?
Mit freundlichen Grüßen
Christopher Sprung
11. Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten!
Der Artikel ist eine sehr gute Analyse und benennt ein große Krankheit.
Aber der letzte Satz “frei nach Lenin: Sag mir, wer Dich kritisiert und ich sage Dir, was Du richtig gemacht hast.” ist doch m.E. das genaue Gegenteil von Lasst uns umstritten sein und debattiert mit Argumenten!
Wenn man diesen Satz von Lenin umdreht, wird das klarer: ‘Sag mir, wer Dir zustimmt und ich sage dir, was du falsch gemacht hast.’
Das war doch das Problem der Wagenknecht-Demo-Berichterstattung: Weil da einige ‘Rechte’ auch für den Frieden waren, müssen wir dann etwa für den Krieg sein???
Mit großen Frieden-Grüßen!
Reinhard Müller
12. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
sehr schöner Beitrag, der Ihre Fähigkeit dokumentiert, zu den Informationen vorzudringen, die soviel Brennwert haben, dass sie das Potential haben, den Heizwert in den Maschinen zwischen den Ohren Ihrer Leser so zu erhöhen, dass die zu mehr Wahrnehmung, mehr Leistung, kommen – was voraussetzt, dass Sie sich einer elementaren Fähigkeit bedienen: Sie lesen.
Zu meinen Wahrnehmungen gehört es, etwas zu identifizieren, dass sich – allerdings nicht nur in Texten – sehr viel umfänglicher finden lässt: Das „Schweigen“. Ihr Beitrag ist ein Beitrag dafür, sich damit nicht abzufinden, um so die kognitive Diversität in unserer Gesellschaft zu stärken – wie ich schon zuletzt selbst empfahl.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Liske
13. Leserbrief
Liebe Redaktion & Werter Herr Reimann!
… zum heutigen Jens Berger Artikel auf NDS: „Lasst uns froh und lustig sein!“
Marcus Klöckner (Heise-Verlag, telepolis) hat das Thema unter dem Titel „Urteil vollstreckt: Michael Lüders ist umstritten“ vor 6 Jahren in ähnlicher Tiefe einer Medienkritik angesprochen, wie jetzt wieder Jens Berger: „Lasst uns ‚umstritten‘ sein!“ Es sind also 6 fruchtlose Jahre vergangen. Wir ahnen es wieder: Ein Schelm, der da Böses … (!)
Meiner Erinnerung nach wird Michael Lüders vom Deutschlandfunk (ich nenne DLF bereits: ‚Klubradio Raderberggürtel‘) auch nur noch zweimonatlich eingeladen – was ein deutliches Zeichen, dass man an seiner Expertise nun nicht völlig vorbeikommt. Obwohl ja gerade Michael Lüders dafür ‚umstritten’ ist, die Kartenhäuser, die von ganzen Netzwerken namens ‚Nachrichtenredaktionen‘ mühsam aufgebaut sind, permanent wieder einzureißen. Solo gegen den Sowjet. Unfein!
Kern von Klöckners Kritik: MSM stört es nicht, wenn UvdL als Bundesministerin der Verteidigung in punkto Syrien vor Millionenpublikum bewiesen vorsätzlich lügt, gleicher Mainstream bei Lüders aufgrund ‚unsauberen Zitierens‘ eine Hexenshow veranstaltet. Und am Ende wieder ein typischer ‚fäulnis- verpilzter Wurstzipfel‘ erscheint: Lüders hatte Dündar & Hürriyet zwar ungenau recherchiert, schlimmer aber hatte FAS per telefonischer Nachfrage bei Dündar die ‚maßgeschneidert gefälschte Frage‘ gestellt und Dündar hatte sie entsprechend ‚exakt richtig beantwortet’. Um Lüders damit zu diffamieren. Was Dündar danach nochmals klarstellte. Der wahre Fälscher war also nicht Michael Lüders, sondern die FAS!
telepolis.de/features/Urteil-vollstreckt-Michael-Lueders-ist-umstritten-3693138.html
Zitiere ich Klöckner:
„Die Art und Weise, wie führende Medien mit Lüders umgehen, zeigt deutlich: Ein Teil der Presse weigert sich von ihrer Fähigkeit Gebrauch zu machen, Themen den journalistischen Standards entsprechend einzuordnen und zu gewichten.“
„Die Äußerungen des Buchautors (Lüders) führen zu reichlich Nervosität in den Reihen der großen Medien. Rasch legen sie fest: Wer Michael Lüders als ernstzunehmendes Medium von nun an zitieren möchte, sollte am besten immer das Adjektiv ‚umstritten‘ anführen (und, falls der Platz ausreicht, erwähnen, dass er ‚ergraut‘ ist). Die Falschaussage von Ursula von der Leyen, also einer Person, die eines der höchsten politischen Ämter dieses Landes innehat, ist in der Medienberichterstattung allenfalls eine Marginale. … Um was für einen Journalismus handelt es sich, der einen sprachlichen Fehlgriff eines Autors höher bewertet als die Falschaussage einer Bundesministerin vor einem Millionenpublikum? Was sind das für Medien, die sich aufgeregt mit dem Auftritt von Lüders auseinandersetzen, aber dabei den Auftritt von der Leyens ignorieren? Wieder einmal können wir beobachten, dass nicht gerade unwesentliche Teile der Medienlandschaft bei einer der Kernaufgaben des Journalismus, nämlich der Gewichtung und Einordnung von Informationen und Nachrichten, eine sehr eigenwillige Vorstellung haben.“
„Sehen wir von den gewohnten Reflexen innerhalb der Medien, die sich bekanntlich vor allem bei Nichtigkeiten bis zur Ekstase empören können, einmal ab: Lüders’ Aussagen werden als Axthieb auf eine Wirklichkeitskonstruktion verstanden, an der Politik und Leitmedien mit sehr viel Einsatz gemeinsam gebaut haben.“
„Das ist der Grund, warum Lüders ‚unter Beschuss‘ geraten ist. Würde es nur um die Sache gehen, stünde Ursula von der Leyen im Mittelpunkt der medialen Auseinandersetzung. Dann würden Medien mit Nachdruck Fragen stellen wie: Was ist von einer Verteidigungsministerin zu halten, die sich zu einer der bekanntesten Polit-Talkshows des Landes begibt, um über Syrien zu reden, und dabei bei einer so zentralen Frage wie die der Urheberschaft für einen Giftgasangriff falsch aussagt? Doch gerade, wenn es um Themen geht, bei denen Leitmedien und Politik im Gleichklang agieren, sind solche Fragen deplatziert. Das Verhalten bestimmter Medien zeigt: Solange Ungenauigkeiten, Falschaussagen, Lügen oder gar Propaganda nicht am Realitätsverständnis dieser Medien kratzen, finden sie auch kaum einen Anstoß daran. Für einen Journalismus, der so agiert, wäre die Bezeichnung ‚umstritten‘ ein Euphemismus.“
Beste Grüße, Hans-Jörg Kramer
Ausgesprochen unorthodox ist es, zu genau diesem Artikel auf telepolis, auf den nachfolgenden Chat zu verweisen. Es sind aber einzelne Kommentare derart treffend, dass sie die Qualität des Autors Klöckner erreichen.
Auch nicht ganz „wert es zu ignorieren“ … die ‘Überläuferin Lisa Fitz’ wurde den NDS bereits vor sechs Jahren vorausgesagt. Auch wenn user tiptor gegnerische Cyborgs auf NDS voraussagt, womit er ja ausdrücklich Lisa nicht adressiert hat. (Teilt diese frühe Prophezeiung ‚Ganz Natürlichste der Welt!, was schon 2017 erwartet wurde‘ der lieben Lisa bitte mal mit!)
Auszug:
telepolis.de/forum/Telepolis/Kommentare/Urteil-vollstreckt-Michael-Lueders-ist-umstritten/Wer-unseren-grossen-Medien-bei-kriegsrelevanten-Fragen-noch-vertraut/posting-30302909/show/
26.04.2017 12:38
‚gondorianer’
Wer unseren großen Medien bei kriegsrelevanten Fragen noch vertraut…
… der ist doch dem Kreis der verstandesbenutzenden Menschen ohnehin schon seit geraumer Zeit verloren gegangen.
Man soll nicht alles pauschal verwerfen, was in dem MSM berichtet wird, aber wer so eingeschränkt ist, ihnen nach den vielen Kriegslügen noch zu glauben, ist ohnehin wehrloses Opfer für jegliche Propaganda, auch für schlecht gemachte und leicht durchschaubare, gemacht von Leuten, die zigfach der Lüge überführt wurden.
Aber wieso sollte ich auch versuchen, Propaganda zu durchschauen, wenn sie mir angenehm ist und ich vor vollen Tellern und großen UHD-Flatscreen-TVs sitze und über nix nachdenken muss?
Worauf ich hinaus will:
1. Wer den herkömmlichen Medien noch glaubt, der beschäftigt sich nicht mit der Medienrealität oder WILL glauben, was er dort hört.
2. Auf wen 1. zutrifft, der liest auch keine Bücher zu Medienkritik, da dies Satz 1 ja eben widersprechen würde.
Daraus folgt: Man kann die MSM weitgehend ignorieren, denn
1. Als Richtgröße taugen sie nicht mehr.
2. Wer diese noch für bare Münze nimmt, dem kann man auch nicht mehr helfen, also braucht man sie auch nicht für andere zu analysieren, denn wer sie verteidigt, hängt im Zweifel im System drin und verfolgt eigene Interessen mit dem Vertreten seines Standpunkts. Sprich: Vernunft spielt da keine Rolle.
Aus Spaß kann man sie ab und zu einschalten, aber wenn ich Fakten brauche, recherchiere ich ganz woanders (immer mehrere Quellen, eine davon ist heise).
Und zum Spaß gehören nicht die Talkshows, da ärgert man sich nur über die Propagandahaftigkeit.
Eymontop
26.04.2017 12:57
Im Grunde alle politischen Sendungen ohne “offizielle” Satire wie “Monitor” “Brisant” etc. Allen voran die Tagesschau/Heute, da wird ein völlig falsches Bild der Wirklichkeit im Nahen Osten präsentiert, indem einfach alles weggelassen wird, was irgendwie gegen die USA/NATO sprechen könnte.
Wenn man viele internationale Medien betrachtet, sind im Vergleich zu denen die Deutschen Medien zu fast 100% durchzensiert. Inzwischen wundere ich mich schon, dass Sendungen wie “die Anstalt” überhaupt noch gebracht werden dürfen. Internet-Seiten wie DWN oder die Nachdenkseiten werden in den großen “Medien” auf das Heftigste attackiert, wo es nur geht. Oft genug mit unwahren Unterstellungen. Gut möglich, das die sich demnächst auch mit Telepolis oder Heise.de generell “beschäftigen”. Zu objektiv!
Deutschland ist zum Zensur-Arm der USA in ganz Europa geworden. Die ganzen Zensur-Bestrebungen in der EU gehen vor allem von Deutschland aus. Wir müssten uns gegen diese Regierung viel mehr wehren.
Tiptor
26.04.2017 17:57
Demnächst tauchen dann in den Foren von TP, NDS und DWN die Cybersoldaten von der Flinten-Uschi auf.
Unsäglich was uns diese Maulhuren in den MSM auftischen, besonders im ÖR.
Etliche Kabarettisten sind ja auch schon ins Regierungslager übergelaufen, Lisa Fitz nennt sie “systemimmanente Hofnarren”
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