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Titel: Die NATO und der Atomkrieg
Datum: 7. Februar 2023 um 9:00 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Aufrüstung, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Redaktion
NATO-Strategien ziehen auch Atomwaffen als reale Option in Betracht. Ein Atomkrieg rückt dadurch – technisch immer perfektionierter – theoretisch näher. Auch die Gefahr eines Nuklearkriegs aus Versehen steigert sich mit modernen Raketen massiv. Zur Rechtfertigung dieser gefährlichen Taktik werden manipulative Argumente genutzt. Von Bernhard Trautvetter.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Bereits 1983 schrieb der US-Militärstratege Colin S. Gray seinen Bericht „Victory is possible“. Er machte sich auch darüber Gedanken, wie sich ein Atomkrieg gewinnen ließe: Dafür müsste „eine intelligente amerikanische Offensivstrategie, in Verbindung mit Heimatverteidigung, die Verluste auf etwa 20 Millionen Menschen reduzieren… Eine Kombination von Entwaffnungsschlag, Zivilschutz und einem Abwehrsystem … müsste die US-Verluste so niedrig halten, dass ein nationales Überleben und Wiederaufbau möglich sind“.
Diese drei Säulen finden sich in der Politik der NATO der letzten Jahrzehnte.
Das Raketenabwehrsystem etabliert und perfektioniert die NATO seit Jahren in Osteuropa.
Für einen möglichen Enthauptungsschlag brauchen die Militärs Arsenale, wie die seit Ende 2022 in Büchel bei Koblenz stationierten Nuklearsysteme B 61-12: Sie gelten aufgrund ihrer ‚differenzierten‘ Dosierbarkeit der Wirkung und aufgrund ihrer Zielfindungstechnik (sie sind keine reinen Fallbomben, sondern finden ihr Ziel in der Schlussphase des Angriffsfluges selbstständig) als besonders gebrauchsfreudig, wie es u.a. der US-General Cartwright zur Kenntnis nimmt.
Für den Enthauptungsschlag sind Arsenale wichtig, die die Kommandozentralen und Nuklearbunker möglicher Gegner in einem minutenschnellen Angriff, der für eine effektive Gegenreaktion keine Zeit zulässt, attackiert. Dafür sieht die US-Armee die Stationierung von Dark-Eagle-Hyperschall-Raketen im Raum Wiesbaden vor.
Zur Rechtfertigung bringt die NATO das Argument, dass auch Russland solche Systeme habe. Das ist so wahr wie manipulativ: Der Vergleich wäre erst dann keine Desinformation mehr, wenn die russischen Systeme vor der Grenze der NATO-Zentralmacht USA ständen. So aber baut die NATO eine umgekehrte Kuba-Krise auf: Sie stationiert in Europa Enthauptungsschlagwaffen. Als die UdSSR Nuklearraketen auf Kuba stationierte, drohte US-Präsident John F. Kennedy mit dem Atomschlag, sollten diese Arsenale nicht aus der Nähe des US-Territoriums verschwinden.
Infolge der minutenkurzen Flugzeit steigern die ‚Dark Eagle‘ in Europa die Gefahr eines Atomkriegs aus Versehen: Die Radaraufklärung der russischen Armee hat im Fall eines Atomalarms kaum Zeit, zu überprüfen, ob der Alarm Folge eines technischen Fehlers ist oder nicht. Im Falle eines realen Angriffs auf Steuerungszentralen und Atomsilos verbleiben nur wenige Augenblicke, um einen Gegenschlag auszulösen, ehe der Enthauptungsschlag Russland um seine Zweitschlagfähigkeit bringt. Die Kombination aus „Dark Eagle“ und B 61-12 stellt die Basis für eine Erstschlag-Strategie der US-Armee als Führungsmacht der NATO dar; NATO-Partner drängen aktuell darauf, die Strategie eines ‚vorsorglichen‘ (preemptiven) Atomangriffs beizubehalten.
Alles in allem erweist sich die NATO-Strategie unserer Tage als Gefahr für die Existenz der Zivilisation, da sie die Eröffnung eines nuklearen Infernos vorsieht und technisch immer perfektionierter möglich macht.
Titelbild: Melinda Nagy / Shutterstock
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