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Titel: Die Anstalt zum Iran. Beachtlich.

Datum: 16. November 2022 um 14:20 Uhr
Rubrik: Kultur und Kulturpolitik, Länderberichte, Medien und Medienanalyse
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Gestern Abend lief eine bemerkenswerte Sendung der Anstalt. Sie war den Verhältnissen im Iran gewidmet. Ausgesprochen kritisch und berechtigt emotional. An der Sendung maßgeblich beteiligt waren zwei Comedians mit iranischen Wurzeln, Negah Amiri und Enissa Amani. Die Sendung war, so könnte man es zu Recht verstehen, den vielen Verfolgten und Ermordeten im Iran gewidmet. Ohne Vorbehalt ist das ausgesprochen positiv zu werten. Das einzig Störende war vielleicht, dass auch diese Sendung getragen war vom üblichen westlichen Grundgefühl: Dort sind die Bösen, hier sind die Guten. Man könnte es auch anders sagen: Die eigene Lage, die Lage der eigenen Länder und Völker, wird absolut unkritisch gesehen. Aus diesem Grund würde ich gerne mit der vorbehaltlos positiven Würdigung der gestrigen Sendung ein paar Vorschläge für weitere Sendungen des ZDF und der Anstalt verbinden. Albrecht Müller.

Zum Beispiel: Über das Leben und das Schicksal junger afrikanischer Frauen, die sich in Deutschland für 30 € verkaufen müssen. – In einer Sendung zu diesem Thema könnte man ähnlich wie in der gestrigen Anstalt direkt Betroffene, im konkreten Fall afrikanische Mädchen und Frauen, auftreten lassen, vielleicht auch ein paar Freier. Mit der großen Recherchekapazität der ZDF-Redaktion müsste das zu schaffen sein. Das würde sicher auch eine ähnlich emotionale Sendung wie Dienstag Abend.

Zum Beispiel: Über die Bedeutung der ungerechten Verteilung von Einkommen und Vermögen für die Lebenslage und seelische Situation des ärmeren Teils der US-Bevölkerung.

Zum Beispiel: Über die wahre Lage der westlichen Demokratien angesichts starker Konzentration der Medien- und Meinungsmacht in wenigen Händen. Wie sieht es um die Substanz unserer Demokratie aus – jenseits der üblichen, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit vorgetragenen Behauptung, wir lebten in einer Demokratie?

Zum Beispiel: Über die sozialen und menschlichen Folgen westlicher Kriege, dargestellt am Beispiel des Irak. – Bei diesem Thema könnte man direkt an der gerade gelaufenen Sendung der Anstalt anknüpfen.

Zum Beispiel: Regime Change – der hehre Anspruch und die Realität. Dargestellt am Beispiel Libyen oder Afghanistan oder Syrien.

Zum Schluss möchte ich noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass mit diesen Vorschlägen nicht relativiert wird, welche aufklärende Leistung in der ZDF-Anstalt vom 15.11.2022 enthalten war und ist. Deshalb die Empfehlung, falls Sie diese Sendung nicht gesehen haben, sich diese nachträglich bei nächster Gelegenheit anzuschauen. Hier noch einmal der Link.

Nachtrag: Eine kritische Anmerkung zur Sendung selbst ist fällig und sei hiermit nachgeholt. Es wäre wenigstens in einem Halbsatz erwähnenswert gewesen, dass es im Iran schon einmal bessere Verhältnisse gegeben hat, und dass der damalige Premierminister Mossadegh und dessen Regierung von unseren westlichen Freunden 1953 weggeputscht worden war. Die jetzigen Verhältnisse gäbe es wahrscheinlich in dem Ausmaß nicht, wenn damals der von USA und Großbritannien betriebene Regime Change nicht stattgefunden hätte. Die Macher der Anstalt haben einen Teil der Geschichte vergessen, sonst hätten sie auch darauf kommen müssen, dass die 68-er zu Recht gegen den Schah demonstriert haben.

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