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Titel: Leserbriefe zu „Gibt es überhaupt noch eine Chance zu einem grundlegenden politischen Wechsel? Ja“

Datum: 28. September 2022 um 16:29 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
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In diesem Beitrag vertritt Albrecht Müller die These, es gebe heute – basierend auf den Erfahrungen mit der Bundestagswahl von 1972 – eine „gute Ausgangsbasis dafür, eine Gegenöffentlichkeit aufzubauen“. Es sei aktuell sichtbar, dass „das Große Geld und insbesondere die Rüstungswirtschaft unsere Außen- und Sicherheitspolitik bestimmt und uns in kriegerische Auseinandersetzungen treibt“. SPD, Grüne und die Linkspartei würden „offensichtlich unter dem Einfluss der USA und der NATO auf diese Parteien“ leiden. Außerdem würden die herrschenden Medien „die geistige Aufrüstung mitmachen und fördern“. Es gebe „also einen klaren Interessengegensatz zwischen der von den Medien hergestellten Öffentlichkeit und den Interessen der Mehrheit“. Plädiert wird für eine neue Bewegung. Hingewiesen wird auf eine von Sahra Wagenknecht am 8.9.2022 im Deutschen Bundestag gehaltene Rede, für deren Positionen es eine „breite Unterstützung“ bei der nächsten Bundestagswahl geben könnte. Danke für die Zuschriften. Hier nun eine Auswahl der Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.

1. Leserbrief

Hallo Herr Müller,

diese Personalie (Sahra Wagenknecht) kristallisiert sich gewissermaßen gesetzmäßig aus der momentanen Situation heraus.

Ich wüsste keine andere Person in der derzeitigen politischen Landschaft, die fähiger wäre eine wirkliche Zeitenwende anzuführen.

Bleibt zu hoffen, dass sie das auch so sieht und die entsprechende Kraft dafür findet. Meine Stimme hätte sie allemal!

Herzliche Grüße!
Frank Kanera


2. Leserbrief

Bravo Herr Müller! Ich bin ein alter Mann, aber für diese Bewegung würde ich noch einmal “den Hut in den Ring werfen”.

Mit freundlichem Gruß
Eberhard Schwarz


3. Leserbrief

Liebes Nachdenkseiten-Team, verehrter Herr Müller,

Ihren Optimismus in allen Ehren, aber da muss ich widersprechen. Ich sehe hier keine Chance mehr für einen grundlegenden politischen Wechsel. Auch wenn die Gegenöffentlichkeit eine feste Größe im Medienspektrum ist, hier wichtige Arbeit leistet und zum gegenwärtigen Zeitpunkt alle Angriffe der Diskreditierung gescheitert sind, so ist doch die Öffentlichkeit fest in der Hand der “etablierten” Medien – der privaten genauso, wie der öffentlich-rechtlichen. Gerade letztere haben inzwischen gezeigt, dass sie straflos ihren gesetzlichen Auftrag ignorieren können und es keinen breiten gesellschaftlichen Widerspruch gegen das faktische Umfunktionieren des ÖR zu Organen der Regierungspropaganda gibt. Ja, sie können sogar unwidersprochen behaupten, sie seien objektiv, unvoreingenommen und unabhängig.

Am meisten aber erschreckt mich, wie leicht man immer noch Hass und geheuchelte Empörung in die meist denkfaulen Hirne einpflanzen kann und wie schnell der letzte Rest zivilisierten Verhaltens über Bord geworfen wird, wenn man das nur professionell orchestriert. Krieg ist Frieden und Einschränkungen sind Freiheit usw. Ich hätte das vor einem Jahr nicht für möglich gehalten, wenngleich es keine Neuigkeit ist, dass die Deutschen sich besonders viel gefallen lassen. Und vor lauter eingepflanzter Empörung bemerken sie nicht einmal den Verfassungsbruch und die kaltschnäuzige Aggression der Regierung gegen die eigene Bevölkerung – den angeblichen Souverän.

Nein, hier wird sich nichts ändern, es wird natürlich geklagt, aber letztlich wurschteln sich alle wieder durch und die Regierung muss nur standhaft bleiben und darauf vertrauen, dass ihre Medien schon das passende Framing produzieren, damit die Wut und der Hass auch richtig kanalisiert werden.

Es brechen dunkle Zeiten an und das für sehr lange – vielleicht ist das etwas zu pathetisch, aber ich denke nicht, dass es für Optimismus wirklich eine Grundlage gibt.

Der Vollständigkeit halber muss natürlich erwähnt werden, dass Putin den westlichen Hardlinern immer wieder neues “Material” liefert, die kriegen sich wahrscheinlich gar nicht mehr ein, dass er ihnen das alles vor die Füße schmeißt. Krieg ist keine Lösung und das wird gerade wieder mehr als deutlich.

Freundliche Grüße
Patrick Sieber


4. Leserbrief

Lieber Herr Müller, liebe Redaktion,

Frau Wagenknecht gehört zu den ganz wenigen PolitikerInnen denen ich noch zuhöre. Leider ist die Linkspartei schon zu sehr Teil des Mainstreams geworden, um für mich noch wählbar zu sein, so dass ich aus Verzweiflung schon bei der AfD gelandet bin. Frau Wagenknecht mag noch ohne Erfahrung in einem Regierungsamt sein, aber das traf ebenso auf Frau Baerbock zu, als diese 2021 für die Kanzlerschaft kandidierte.

Und so warte ich voller Sehnsucht auf die Gründung einer „alternativen Linken“, die Nordstream 2 in Betrieb nimmt, die Sanktionen abbaut, die Waffenlieferungen beendet und noch einiges mehr von dem in den Müll entsorgt, was Uncle Sam für wichtig und unverzichtbar hält. Da wüsste ich wieder, wo ich mein Kreuzchen machen kann – und die neue Partei würde die fünf Prozent mühelos schaffen, da bin ich mir sicher.

Mit freundlichem Gruß
Hugo Müller


5. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

vielen Dank für Ihren Mut machenden Artikel “Gibt es überhaupt noch eine Chance zu einem grundlegenden politischen Wechsel? Ja”

Ein klein wenig hebt ihr Beitrag die Stimmung. Und Sie sprechen das an, was ich schon seit einiger Zeit auch glaube und vor allem hoffe. Eine Gegenöffentlichkeit, die keinesfalls rechts gerichtet ist.

Als ich Sahra Wagenknecht sprechen hörte, dachte ich mir (und viele meiner Freunde bestätigten meinen Gedanken): So geht Demokratie und so geht Bundestag. Es erinnerte mich an Debatten aus den 70er Jahren. Herrlich. Endlich wieder Lebendigkeit in dieser gelähmten Debatten-Öde. Und auch die Empörung, die durch die Reihen wahrzunehmen war, war herrlich.

Es braucht in all dem Elend, was alles entschieden wird, Persönlichkeiten wie Frau Wagenknecht. Auch wenn man nicht alles teilt, was sie sagt, ist sie glaube ich aktuell eine (ge)wichtige Person, klug, mutig, authentisch, eloquent und natürlich auf der richtigen Seite :-)

Ich wünsche Ihnen ein schönes und entspanntes Wochenende. Entspannung braucht es viel in diesen Zeiten.

Machen Sie und all Ihre Redakteure bitte weiter so.

Beste Grüße
S. Macher


6. Leserbrief

Ich sag immer:

Die SPD entsinnt sich – oder sie ent-sinnt sich.

Sie entsinnt sich ihrer Werte, für die sie mal stand – oder sie verliert gänzlich ihren Sinn. Allerdings glaube ich nicht, wie Herr Müller, dass es Doofheit ist, warum die Granden von SPD / Grünen / Linken das nicht kapieren, sondern die sind eingebunden in Pläne ganz anderer Leute …

Ich hoffe sehr auf eine neue Bewegung (die ihr in Pleisweiler angedeutet habt)! Und wir brauchen – ist vielleicht doof, dass das so ist, aber es ist so – eine mitreißende Galionsfigur! Und zweitens ein glaubwürdiges mitreißendes „Was denn dann?“ = also, was wollen wir denn STATT der derzeitigen Misere? Etwas, das realistisch umsetzbar ist UND Leute mitreißen und begeistern kann, die jahrelang durch das graue „es muß so sein“ von Merkel, Tagesschau und Spiegel betäubt wurden! Wir können ja nicht bloß die Uhr auf den Anfang von Corona oder den Anfang der Ukraine-Sanktions-Spirale zurückdrehen, oder? Also, WOFÜR stehen wir denn, statt nur WOGEGEN? Eine schöne Kurzformel, wofür wir sind, und vielleicht auch ein Symbol (so wie die Christen ihren Fisch am Auto haben), um zu zeigen, wie viele wir schon sind – brauchen wir! Ich persönlich würde ja am liebsten alle – die Freiheitsgeister der Querdenker bis zu den Sozialgeistern von Aufstehen – zusammen haben, das brauchen wir jetzt …

Martin


7. Leserbrief

So sehr die Rede von Frau Wagenknecht mir gefallen hat: ist der Bundestag der richtige Adressat? Anders gefragt: wer trifft die Entscheidungen, die unser Leben bestimmen? Das gilt für die neoliberale Wirtschaftspolitik, das gilt für den Wirtschaftskrieg gegen Russland, das gilt für die Teilnahme an einem Stellvertreterkrieg, den niemand will. Die EU – wer immer das sein mag – setzt den Rahmen innerhalb dessen die nationalen Entscheidungen immer irrelevanter werden. Deren außenpolitische Weichenstellungen wiederum werden in den USA festgelegt. Sollten wir nicht lieber dort an den Wahlen teilnehmen?

Von unserem Leser G.R.


8. Leserbrief

Lieber Herr Albrecht Müller!

Die Chance auf einen politischen Wechsel wird deshalb sehr schwer sein, weil der allergrößte Teil der Bevölkerung ihn nicht für nötig hält. Viele denken doch, da haben wir doch die CDU als laute Opposition im Bundestag und “Fridays for Future” bilden ja nicht nur in Deutschland, sondern weltweit eine Gegenbewegung. Also unsere Demokratie funktioniert doch, das Fernsehen berichtet doch über diese Konflikte recht neutral. Diesen Eindruck kann man in dem geschilderten Zusammenhang auch haben, wenn man täglich die sogenannten Nachrichten sieht. Aber wehe, da will jemand diese (scheinbar) funktionierende Demokratie mit den angeblich objektiven öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten kritisieren, dann ist er ein Extremist. Wer nämlich Banken, Bahn und Post wieder auf reine staatliche Füße stellen will, ist ein Demokratiefeind und wünscht sich die DDR zurück. Wer die “sinnvollen” Coronamaßnahmen für unangemessen hält, gehört zu den politischen Rändern und wer etwas gegen die Sanktionen sagt, der ist von Russland gesteuert. Weder die Medien, noch die Oppositionspartei CDU, noch solche Organisationen wie “Fridays for Future” kritisieren Privatisierungen, Coronamaßnahmen oder die Sanktionen und aus diesem Grunde haben wir bis jetzt eben keine Gegenbewegung zu unserem derzeitigen schrecklichen Zustand. Die hatten wir aber in den siebziger Jahren tatsächlich. Da gab es eine FDP, die von einer Mende-FDP zu einer sozialen und vor allem liberalen FDP Walter Scheel-FDP überwechselte und sich zusammen mit Willy Brandt für die Bürgerrechte einsetzte. Solche, die persönliche Freiheit aussetzenden Coronamaßnahmen wären damals undenkbar gewesen, denn die Parteien der großartigen Politer Scheel und Brandt hatten ja bereits die Bürgerrechte im Programm. Außerdem gab es auch bei den Medien zwei Lager, die sich gegenseitig kontrollierten. Da gab es die konservatien Printmedien, die von der Frankfurter Rundschau und dem damals noch anderen Spiegel kontrolliert wurden. Im Fernsehen gab es das rechts-außen agierende ZDF-Magazin mit Gerhard Löwenthal, dem die für die Entspannungspolitik eintretenden Sendungen Panorama und Monitor gegenüberstanden. Panorama und Monitor gibt es zwar noch, aber sie haben längst ihre Funktion als kritische Medien verloren. Von ihnen wird jeder Systemkritiker in die rechte oder linke Ecke geschoben. Der Vergleich mit früher zeigt einerseits, wie notwendig eine unabhängige Gegenbewegung ist, er zeigt aber auch gleichzeitig, wie schwer es eine erfolgreiche Gegenbewegung hat. Wie schwer es aber ist, in der eigenen Partei gegen den Strom zu schwimmen, zeigen die Reaktionen auf ein russlandfreundliches Verhalten von Wolfgang Kubicki, Michael Kretschmer oder Manuela Schwesig. Niemand, kein einziger Journalist im Fernsehen unterstützt deren Bestreben. Hier müsste doch jedem Deutschen, der noch etwas Verstand im Kopf hat, klar sein, dass in unserem System irgend etwas nicht stimmt. Da nützt es auch nichts, wenn unsere jungen “Fridays for future” Teens wieder herumhüpfen oder die CDU im Bundestag mal wieder poltert und der deutsche Michel darauf hin meint, dass mit unserer Demokratie doch alles in Ordung wäre. Die politische Gegenbewegung ist bitter notwendig, aber sie wird es schwer haben. Es kommt auf die richtige Vernetzung an. Als größtes Problem sehe ich bei dieser Vernetzung wieder, dass die Elite behauptet, es würden Rechte und Linke zusammenarbeiten. Spalten darf man sich auf keinen Fall lassen. Sonst braucht man eine Gegenbewegung erst gar nicht aufzubauen. Leider werden wieder bestimmte Einflussagenten versuchen, auf eine solche Spaltung hin einzuwirken.

Mit freundlichem Gruß
Harald Pfleger


9. Leserbrief

Ich würde die obige Frage von Ihnen, Herr Albrecht Müller – in weltweiter Dimension gedacht – wie folgt stellen: Gibt es überhaupt noch eine Chance für legitime und ethisch begründete Volksaufstände in Diktaturen, autoritär gelenkten oder versagenden Demokratien, die zu einer erfolgreichen Transformation im Sinne von grundlegender gesellschaftlicher Gerechtigkeit und echter sozialer Teilhabe führen. Meine Antwort auf diese Frage würde dann lauten: Nein, diese Chance gibt es nicht mehr, diese Zeiten sind vorbei. Der Blutzoll ist zu hoch und führt so nicht mehr in eine bessere Welt. Auch tendiert die Revolution leider immer wieder dazu, ihre Kinder zu fressen, wie ein bekannter Spruch lautet. Die Apparate sind übermächtig und hatten viel Zeit, sich für Ernstfälle zu rüsten. Wenn, dann könnte dies allenfalls noch gelingen, indem die jeweiligen hoch gerüsteten Herrschaftsapparate selbst innerlich erodieren und gute Wege ungewollt einigermaßen freimachen. Ob dabei der früher relevante „trotzkistische Entrismus“ oder der „lange Marsch durch die Institutionen“ noch einmal belebt werden kann und sollte, steht dahin. Es sollte zum Realismus der Linken gehören, all dies einmal unumwunden festzustellen und zuzugeben. Als neuer Ausgangslage sozusagen. Andererseits sollte uns dies nicht unbedingt hindern, gemäß der schönen Losungen „Seid realistisch, fordert das Unmögliche“ oder „Unter dem Pflaster liegt der Strand“ oder „Sand ins Getriebe“ oder auch: „Dienst nach bürokratischer Vorschrift“ zu agieren. Dies jedoch bitte schonend und nicht mit letztlich vergeblichen individuellen Opfern der besonders Tapferen, die dabei verschlissen werden. Auch die Zeit der politischen Märtyrer ist vorbei. Die manifesten Gattungsfragen überlappen weltweit zunehmend die legendäre Klassenfrage, das war früher anders! Der Weg ist zum Ziel geworden, so bitter dies in diesem Fall klingt. Per aspera ad astra!

Mit freundlichen Grüßen
Fritz Feder


10. Leserbrief

Sehr geehrte NDS Redaktion,Albrecht Müller,

Die Idee ist gut scheitert aber, denn da gibt es ein Problem.
Dazu möchte ich Joschka Fischer zitieren: Das Amt verändert den Menschen schneller als der Mensch das Amt.
Ich verstehe es als: wer politische Spitzenposition erreicht der vergisst seine früheren guten Vorsätze und Ideen. Der Einfluss von Macht und Geld?

Dazu kommt noch, selbst wenn da eine neue Partei kommt, die die allerbesten Vorsätze hat und echt gute Spitzenleute.
Was bleibt davon übrig in einer Koalition? Wenig, lehrt uns die Erfahrung.
Diese gute Partei mit guten Leuten müsste schon die absolute Mehrheit erreichen, um grundsätzlich etwas zu ändern.

Nicht vergessen eine solche Partei und ihre Spitzenleute werden schwersten Widerstand erfahren. Da würde mit harten Bandagen gekämpft werden, auch unter der Gürtellinie.

Man sieht ja, wie Lafontaine und Wagenknecht stärksten Gegenwind bekommen.

Eine Partei, die tatsächlich die Nöte und das Wohlergehen der einfachen Bevölkerung als absoluten Leitsatz verfolgt, das wäre eine echte Zeitenwende.

Selbst als sehr gut informierter und belesener Mensch ist mir kein Land, keine Regierung bekannt im zeitlichen Rückblick, wo es eine solche Regierung wie der Artikel sich erwünscht, jemals gegeben hat. Selbst wenn es sie gegeben haben sollte, wie ist es ihr dann ergangen?

Kennt die NDS Redaktion einen solchen Fall? Würde mich interessieren.
Ist der Redaktion ein Fall bekannt, wo es über Wahlen zu einer großen Änderung zum Guten für das Volk gekommen ist?

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens

Albrecht Müller zur Frage im letzten Absatz: Ja, 1969, eindeutig. Friedenspolitisches und gesellschaftspolitisch – wenn dann auch schnell wieder teilweise konterkariert.


11. Leserbrief

Sehr geschätzter Herr Müller,

vielen Dank auch für Ihre letzten beiden oben genannten Artikel, die ich wieder mit großem Interesse gelesen habe und mit denen Sie auch mein Gedächtnis wieder auffrischen.

Allerdings möchte ich einwenden, dass die Zeiten unter Willy Brandts Politik für uns Deutsche und hinsichtlich unseres möglichen Beitrags zum Weltfriedenserhalt zwar im Vergleich zu jetzt als “golden” erscheinen lassen, eben als Willy Brandt, Egon Bahr und nicht zu vergessen auch Carlo Schmidt (den ich nachträglich von allen “Vätern und Müttern des Grundgesetzes” am meisten schätze), noch “mehr Demokratie wagen” wollte – ja, da habe auch ich natürlich SPD gewählt – aber was ist bspw. mit Willy Brandts “Berufsverboten”?

Halten Sie die nicht mehr für erwähnenswert? Gehörten Sie damals zu denen, die diesen “faulen Kompromiss” innerhalb des “Transatlantischen Bündnisses” mitgetragen” wollten?
Ich muss Ihnen sicher nicht aufzählen, wie viele beruflichen Existenzen vom Briefträger bis zum Lehrer damit zugrunde gingen.

Mit Dank für Ihre lesenswerten Beiträge und im Voraus für Ihre jetzige Aufmerksamkeit
Johanna Michel-Brüning

Anmerkung Albrecht Müller: Die 1972 eingeführte Überprüfung von Bewerbern für den öffentlichen Dienst – genannt Überprüfungspraxis oder Berufsverbote – war in der Tat ein großer Fehler. Ich war damals damit nicht befasst, sondern für die Öffentlichkeitsarbeit und den Wahlkampf zuständig. Aber damit will ich nicht kleinreden, dass dies ein großer Fehler war. Das hat Willy Brandt später auch so gesehen.


12. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Ihrer Analyse “Es bleibt also nur der Weg, auf eine neue Partei und ein neues Gesicht zu setzen” und Ihren Schlusssätzen kann ich vollends zustimmen:

“Also bleibt nur die Hoffnung auf eine neue politische Bewegung und auf neues Personal. Beneidenswert ist diese Rolle und die damit verbundene Anstrengung nicht. Aber es gibt ja so etwas wie eine demokratische Pflicht, die fassbare neue Gegenöffentlichkeit zu fassen und anzuführen.

Hoffnungsvoll stimmen mich in diesem Zusammenhang die Aussagen von Oskar Lafontaine in der Diskussion der letzten Pleisweiler Gespräche ab Minute 29 und Ihrer Ergänzung:

OL: “… und deswegen gibt es jetzt Gespräche – die Proteste die jetzt langsam kommen – denen eine bundesweite Organisationsstruktur zu geben, davon weiß ich – am Rande bin ich ja auch damit befasst – aber viel mehr kann ich dazu nicht sagen.

AM: ” … dass ich als Herausgeber der Nachdenkseiten es für NICHT problematisch halte, dass wir ein Stück der Informationsarbeiten leisten könnten für eine solche bundesweite Struktur.

Steht da nicht ein Elefant im Raum?

Oskar Lafontaine PLUS Sahra Wagenknecht PLUS den NDS und seinen 200.000 täglichen Besuchern?

Ich schätze, weitere eher progressive Organisationen wie die Kollegen der Makroskop Mediengesellschaft mbH, der Bürgerbewegung Finanzwende e.V., Parlamentwatch e.V., Paul Schreyer mit dem Multipola-Magazin und viele weitere würden sicherlich ein solches Projekt, das eine grundlegende Änderung der aktuellen politischen Zu- oder besser Missstände zur Agenda hat, protegieren.

Ich jedenfalls wäre sofort bereit, diese bundesweite Organisationsstruktur aktiv mit voller Kraft zu unterstützen.

Freundliche Grüße sendet
Arndt Embacher


13. Leserbrief

Sehr geehrtes Redaktionsteam, werter Herr Müller,

„Gibt es überhaupt noch eine Chance zu einem grundlegenden politischen Wechsel? Ja“. An das „Ja“ zu dieser Frage kann ich angesichts der heutigen Lei(d)tmedienlandschaft nicht mehr glauben. Dieser als Frage gestellte Ansatz besteht bei mir schon längere Zeit und hat mich in der Vorwahlzeit 2021 zu einem inhaltlich in der Zielsetzung gleichen Artikel in meinem Blog www.von-links-gedacht.de veranlasst. Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht sind meine persönlichen politischen Leitfiguren, wobei Sahra Wagenknecht in einem Blogbeitrag die Position eingenommen hat, die in Albrecht Müllers NDS-Beitrag vom 14.09.2017 bereits zur Wahl 2017 als Vorschlag zu lesen war. In meinem Blogartikel vom 23.April 2021, überschrieben mit „Wenn ich was zu sagen hätte … „ https://www.von-links-gedacht.de/index.php/wenn-ich-was-zu-sagen-haette/ und der Zweitüberschrift „Sahra Wagenknecht stünde auf Platz eins für das Kanzleramt“ war mir schon beim Verfassen des Beitrags klar, dass zu dieser Zeit die Partei „Die Linke“ keine Basis für meine Vorstellungen bildete. Daran hat sich ja bis heute nichts geändert; im Gegenteil.

Die Anregung – Also bleibt nur die Hoffnung auf eine neue politische Bewegung und auf neues Personal – könnte ein Weg aus dem Berliner Politzirkus sein; aber wer soll den Weg bereiten und wie soll das gehen? Weiterhelfen könnte gegebenenfalls eine Umfrage unter den Hundertausenden Lesern der NachDenkSeiten, die nach entsprechender Anlauf-Präsentation eine neue Parteiführung mit Frau Wagenknecht, vorausgesetzt sie würde das machen wollen, an der Spitze generiert. Es wäre eventuell ein Hinweis auf Erfolgsaussichten. Warum ich (82) derzeit noch Mitglied der SPD bin? Frage ich mich, weil sich zur Zeit und absehbar nichts Besseres findet!

Mit freundlichen Grüßen
Egon Sommer


14. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

bei einer solchen neuen politischen Bewegung – sehr gerne unter maßgeblicher Mitwirkung von Frau Dr. Wagenknecht – wäre ich dabei!

Unter der einschränkenden Voraussetzung allerdings, diese neue Bewegung macht nicht den gleichen Fehler wie einst “Aufstehen”, alles via Facebook organisieren zu wollen! Dann wäre ich erneut ausgesperrt.

Nachdenkliche Grüsse,
KK


15. Leserbrief

Sehr geehrter, lieber Herr Müller,

gerne würde ich mich Ihnen anschliessen und mit Ihnen hoffen, dass ein Wechsel noch möglich sein könnte. Aber wie soll das heute noch möglich sein? Die Zeiten haben sich zu damals geändert. Damals mit dem noch in der Erinnerung präsenten Nationalsozialismus waren die Akteure noch nicht so mutig.
Heute ist es ganz anders. Menschen wie Habeck und Baerbock und die ganz grüne Truppe halten den Nationalsozialismus für eine überwundene Zeit. Sie kämpfen ja schließlich nur noch für ganz hehre Ziele. Sie denken Schutzmechanismen gegen einen Faschismus seien nicht mehr nötig. Nur wegen dieses Zeitgeistes konnte das Grundgesetz demontiert, die Meinungsfreiheit so stark eingeschränkt und das Demonstrationsrecht entsorgt werden. Das alles ist heute weg und niemand von den Strategen erkennt die Gefahr daran. Jeder sonnt sich in dem Glauben in einer neuen Zeit zu sein, in der alle nur noch gegen das Böse kämpft und nur Gutes wollen. Und weil es so ist, darf der Gegner, der dann logischerweise der Böse sein muss, mit allen Mitteln bekämpft werden. Der Glaube, der Feind sei das reine Üble und man selber sei der besonders Gute ist wohl eine der Triebfedern für fast alles wirklich Böse auf dieser Welt. Ja auch die Nazis sahen sich als die Guten, die für eine neue ganz tolle Welt kämpften.
Wie soll mit einer derart verblendeten Bevölkerung ein Wechsel möglich sein?

Aber es ist nicht nur die Bevölkerung, an deren Weltbild es scheitert. Es ist natürlich auch die Politik, die zusammen mit den Medien, den Juristen gerade jeden Widerstand im Keim ersticken möchte und es zusehends auch tut. Und die meisten Menschen klatschen sogar dazu.

Von Parteien erwarte ich absolut nichts mehr. Wenn irgendeine Partei (wie die Linke) mal was versucht, wird diese sofort unterspült und an die wichtigen Positionen werden gesteuerte Leute eingesetzt. Die Kampagnen gegen Sahra Wagenknecht sind ja wie auch das Verhalten von Habeck und Baerbock keine Dummheit, sondern sehr bewusste Aktionen. Man denkt es sei Dummheit, weil die Linke sich ja selber zerstört und auch die Grünen ja früher oder später ihre Quittung bekommen werden. Aber dann wird vermutlich die CDU wieder ihre soziale Ader erkennen und von den meisten gewählt werden. Und genau das hatten wird schon mal. Aus den Sprüchen der damaligen CDU stammt auch das Gerücht, dass Merkel irgendwie sozial sein solle. (man muss sich nur die Reden von Merkel von damals anhören)
Den wahren Lenkern ist es völlig egal, wer die Regierung bildet. Sie muss nur von Ihnen gesteuert werden können und es müssen vor allem gute Schauspieler sein, damit die Bevölkerung ihnen auch alles glaubt.

Ziemlich dystopisch das Ganze. Ich für meinen Teil versuche, dass mich niemand mehr gegen andere aufzuhetzen vermag. Weder gegen Linke, Rechte, Flüchtlinge, Griechen, Flugreisende, Dieselfahrer, Schwurbler, “Antisemiten” usw. Meiner Meinung nach ist das das Wichtigste, was wir tun können. Zusammenhalten gegen die wahren Feinde.

Mich persönlich wundert, dass anscheinend viele Menschen glauben, dass ein Leben in einer Diktatur irgendwie angenehm sein könnte. Ich bin sehr sicher, das würde für niemanden angenehm. Auch nicht für die Kontrollierenden. Es ist wie beim Sex. Demokratie ist Liebe und Zärtlichkeit. Diktatur/Faschismus ist dagegen die Vergewaltigung. Nach Merkel wäre das “Die Chinesen bekommen Dinge getan, die haben nicht diese Querdenken”. Ob das toll ist, wenn man der Vergewaltiger ist, müssen die Mitmachenden für sich selber entscheiden. Anscheinend denken das viele von denen, die sich dem als Journalisten, Wissenschaftler oder Politiker andienen. Die sollten mal ganz genau nachdenken, ob diese Welt erstrebenswert sein wird. Auch wenn es die eigene Ideologie ist, die sich dabei durchsetzen sollte.

Viele liebe Grüße,
JB


16. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

Ich habe schon vor Corona gedacht, dass Sarah Wagenknecht und Frauke Petry ein interessantes Duo wären, um eine neue Partei für die Interessen der “Normalbürger” aufzubauen.

In gemeinsamen früheren Interviews haben sie sich auch eigentlich sehr gut verstanden,
erstaunlicherweise auch inhaltlich in vielen Punkten. Sie decken zusammen auf jeden Fall ein breites Spektrum ab. Und inzwischen ist leider auch eine EU- und €- kritische Haltung wohl mehr als angebracht.

Wenn die beiden dann noch einen Kreis von erfahrenen und angesehenen Persönlichkeiten als

“Beratergremium” bekommen würden – denke z.B. an Sie und Oskar Lafontaine an erster Stelle – , dann könnte das nach meiner Meinung eine sehr erfolgreiche Partei werden.

Viele Grüße
Thomas Weimer

Anmerkung Albrecht Müller: ich halte das für eine Fehleinschätzung und widerspreche auch der Empfehlung.


17. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

vielen Dank für Ihren Artikel!

Ich stimme Ihnen voll zu. Und ich habe ganz große Hochachtung, dass Sie Ihre Meinung bzgl. der SPD geändert haben — und damit Ihren Werten und Ansichten treu geblieben sind.
Ihr Artikel greift auch die aktuell weit verbreitete (auch bei mir vorhandene) Resignation angesichts der Arbeitsverweigerung deutscher vieler Politiker und Parteien auf.
Frau Wagenknechts Bundestags-Rede, obwohl ich sie schon zweimal gehört habe, reißt mich immer noch mit. Je mehr Dreck über ihr ausgegossen wird, desto mehr weiß ich, dass sie richtig liegt. Diese Schlammschlacht kann sie aber alleine nicht durchstehen, da braucht sie schwere und tatkräftige Unterstützung. Ich bin nur einfacher unterbeschäftigter Bürger, ein Leichtgewicht. Doch meine tatkräftige Unterstützung hätte sie.

Noch ein kurzer Ausflug: Aus familiären Gründen blicke ich etwas auf die Politik in Italien. Die Wahlbeteilung gestern war historisch niedrig, wahrscheinlich aus zwei Gründen: politische Resignation (meine Familienangehörige hat ihre Wahlunterlagen nichtmal geöffnet) und der Termin kurz nach dem Sommer (ich habe in den 3 Wochen vor dem 15.9. bei meinem Aufenthalt in Italien praktisch keinen Wahlkampf wahrgenommen). Für mich überraschend war das Comeback des Movimento 5 Stelle. Ihr Trick war, bei gleichem Personal eine komplette Neuerfindung auf der linken/sozialen Seite des politischen Spektrums vorzugeben. Ich habe selbst in Gesprächen mitbekommen, dass das verfangen hat. Das Potenzial im Volk ist da.

Apropos: Wenn ich, wie z. B. bzgl. eines Wahlausgangs, mal aktuelle Informationen brauche, dann schaue ich auch auf Seiten der Mainstreammedien. (Sonst bin ich eigentlich hauptsächlich im Dunstkreis von Makroskop, NachDenkSeiten und Anti-Spiegel unterwegs.) Die drei, vier Artikel, die ich gestern über die italienischen Wahlen auf tagesschau.de (von mir zwangsweise mitbezahlt) gelesen habe, haben mich angewidert angesichts ihrer Oberflächlichkeit und Parteinahme (Kampagne, Propaganda, Hetze, das würde alles passen). Ich stimme daher Herrn Lafontaine zu, dass die NachDenkSeiten enorm wertvoll sind. Als gelegentlicher Spender freue ich mich, dass der IQM e.V. satzungsgemäß arbeitet ;-)

Nochmals vielen Dank, Herr Müller
S. M.


18. Leserbrief

Hallo liebe Nachdenkseiten,

vielen Dank für diesen Artikel. Die Rede Sahra Wagenkechts im Bundestag ist wirklich ein großes Highlight in dieser dunklen Zeit.

Ich wundere mich jedoch darüber, dass die seit 2 Jahren existierende Partei “dieBasis” mit keinem Wort erwähnt wird. Trotz der leider gerade in der Öffentlichkeit ausgetragenen Unstimmigkeiten im Vorstand bietet sie doch mit ihrem Parteiprogramm eine durchaus viel versprechende Alternative. Auch im Pleisweiler Gespräch wurde sie von einer Zuschauerin erwähnt, aber von Ihnen, Herr Mül-ler, oder von Herrn Lafontaine einfach abgetan. Ich frage mich, warum?

Sollte es Ihnen noch nicht bekannt sein, finden Sie hier den link zum Rahmenprogramm der Basis:
https://diebasis-partei.de/wahlen/programm/

Mit freundlichen Grüßen
Gabi Herb

“Wenn das Aufdecken von Verbrechen wie ein Verbrechen behandelt wird,
dann werden wir von Verbrechern regiert” – Freiheit für Julian Assange!


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