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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Leserbriefe zu „Hier die Rede Oskar Lafontaines beim 34. Pleisweiler Gespräch. Eine interessante Rede“
Datum: 26. September 2022 um 11:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
In diesem Beitrag ist auf das aktuell letzte Pleisweiler Gespräch aufmerksam gemacht worden. Oskar Lafontaine hat eine Rede gehalten. Das Thema lautete: „Ende der Entspannungspolitik? Wer Frieden will, muss sich von den USA befreien“. Zuvor hat Albrecht Müller ihn und die Gäste begrüßt. Im beigefügten Video beginnt der Vortrag ab Minute 9:30. Nach der Rede hat eine rege Diskussion mit dem Publikum stattgefunden. Von Besuchern sei die Rede „in hohem Maße“ gelobt worden. Die Aufzeichnung der Diskussion kann hier verfolgt werden. Hierzu haben wir interessante E-Mails erhalten. Danke dafür. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe, die von Christian Reimann zusammengestellt worden sind.
1. Leserbrief
Liebes NDS Team!
Lieber Herr Oskar Lafontaine!
Die Rede hat die Gesamtsituation, wie ich finde, nochmals sehr überzeugend auf den Punkt gebracht.
Entscheidend ist dabei, die komplette Verblendung unserer Regierung festzustellen.
Die Weigerung die Realität zu akzeptieren und damit vor allem, dass die USA keine friedliebende und Frieden bewahrende Nation sind. Dies stellt doch für uns alle ein immer bedrohlicheres Problem dar!
Nun kann man diese Realitätsverweigerung ein aufs andere mal anprangern und hervorheben. Allein es ändert offenbar nichts.
Vielleicht sehe ich es ja gerade zu extrem. Doch wenn ich mir diese Situation konsequent vor Augen führe, kann und muss es doch nur noch darum gehen, diese Regierung zu stoppen.
Herzliche Grüße!
Frank Kanera
2. Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten,
ich war beim 34. Pleisweiler Gespräch nicht vor Ort und auch nicht online virtuell dabei.
Eben habe ich mir den Videobeitrag mit der Rede von Oscar Lafontaine angeschaut.
Schon die einleitenden Bemerkungen von Albrecht Müller waren gut.
Bei der Rede von Oscar wurde mir bewusst, dass die aktive Politikerklasse vergleichsweise durchgehend Kindergartenniveau hat.
Es ist schön, eine Stunde lang einem erfahrenen, klugen Menschen zuzuhören, der keine Infantilisierungs-Nachrichten aussendet oder Nudging-Versuche macht.
Mittlerweile glaube ich, dass wir in unserer besten Demokratie aller Zeiten Dissident neu definieren sollten; Oscar gehört dazu, Sahra auch – zumindest wohl bald Paria.
Walter Grossmann
3. Leserbrief
Sehr geehrte NDS’ler,
zwei Anmerkungen zu den Ausführen von Herrn Lafontaine:
1. Einerseits hat er korrekt darauf hingewiesen, dass die Geschwindigkeit, mit der die heute näher an Moskau herangerückten Raketensysteme, die russische Hauptstadt in noch kürzerer Zeit erreichen als das bei der sog. Kubakrise der Fall war. Es wird von 2 Minuten gesprochen. Dies zusammen mit der einseitigen Kündigung von Verträgen durch die USA, die auf Abrüstung und Vertrauensbildung gerichtet waren, sowie die immer fortschreitendere Einkreisung Rußlands durch die NATO, stellt aber doch andererseits die Frage in den Raum, wie lange Rußland denn noch hätte zuwarten sollen? Waren 8 Jahre, in denen Moskau entgegen der Bitten, die Donbasregionen nicht anerkannt hat und in denen verzweifelt versucht wurde, die Umsetzung des Minsk II Abkommens, einzufordern, nicht Bemühungen genug? Wer heute immer noch von einem Angriffskrieg Rußlands spricht, muß angeben, was denn realistischerweise noch hätte veranlaßt werden müssen/können. Die gleiche Frage wird sich bald auch für China stellen.
2. Lafontaine hat sein Unverständnis darüber zu Ausdruck gebracht, dass die Industrie bislang der Politik noch nicht in den Arm gefallen ist. Eine möglich Erklärung dafür wäre, dass, ebenso wie die Coronakrise, auch die Ukrainekrise den Charakter einer normalen kapitalistischen Wirtschaftskrise haben, in der kleine Unternehmen zugunsten der größeren verschwinden. Erst, wenn es auch bei den Großen ans Eingemachte geht, wird sich dort Widerstand einstellen.
Gruß
Michael Kringe
4. Leserbrief
Liebes Nachdenkseiten Team,
gerne wäre ich zu den Pleisweiler Gesprächen gekommen, ich war aber zu faul die knapp 200 Km in Kauf zu nehmen.
Oder besser gesagt ich wollte den Platz keinem Anderen wegnehmen, ich wußte ja ich kann die Aufzeichnung später sehen und würde ja so gesehen vom Inhalt nichts verpassen.
Was soll ich von Oskar Lafontaine erwarten?
Ganz wie erwartet war Lafontaine wie gewohnt in Hochform und hat die Tatsachen in gewohnter Manier für jeden allgemein verständlich dargebracht.
In einer ganz kurzen Passage war er meiner Meinung in seiner Argumentation und Ausdruck kurz hinter sein Niveau zurückgefallen, ja irgendwie in die Richtung, die ihm nicht entspricht, eher denn der Gegenseite. Schwamm drüber, das sollte gar kein Rüffel darstellen (vielleicht war es ja so gewollt)
Was mich dagegen stark wundert und verbittert ist, daß Menschen wie er, mit seinem Niveau, und da gibt es noch eine ganze Menge Leute mehr, wie zum Beispiel auch die Macher der Nachdenkseiten, deren Nachrichten ich auch jeden Morgen lese, gar nicht bei der Allgemeinheit ankommen.
Egal wie wahr und clever und auch einfach argumentiert wird – ein einfach und klar bekommt Oskar Lafontaine besonders gut hin und zeichnet sich damit auch noch besonders gut aus, finde ich (einfach ist am schwersten)
Von Albrecht Müller las ich einmal, ich zitiere aus dem Kopf, daß er schon bald an dem Sinn zweifle, eine Seite wie die Nachdenkseiten überhaupt weiter zu betreiben. (oder so ähnlich!) Ich habe ihn sofort verstanden, die Botschaft mit Hintergrund.
Auch in meinem ganzen Umfeld in dem ich diskutiere, auch in der Familie, komme ich mit all den Argumenten in Diskussionen wie aktuell beim Thema Ukraine (u. ä.) überhaupt nicht weiter. Ich rede teils sogar gegen eine Wand des Schweigens.
Völlig frustriert bin ich, es bringt mich innerlich ins wanken – sind denn alle so verbohrt?
Was hat denn die Leute all die Jahre so verdreht, ja, geradezu die Leute, die mal ganz anders waren?
Sogar meine Eltern, deren Väter im 2. Weltkrieg gekämpft haben und mich teilweise und auch die Schule, ich sage mal mit dem Nazischeiß genervt haben, sind scheinbar heute blühende Nachredner des Staates und schlucken jedes Narrativ.
Das beste ist, das sie auch aus Theaterstücken von Brecht und ähnlichen keinen tieferen Sinn und Lehren entdecken.
Und aus ihren Leben?
Was geht hier vor?
Wie krank und plump ist denn eine Gesellschaft eigentlich geworden? Ich beziehe teils meinen Familienkreis mit ein, denn so ehrlich muß ich sein.
Egal wie man die Sache zu Ende denkt und welcher Argumentation man folgt, komme ich zum Schluß das keine Attribute oder Ideale den Deutschen mehr zugesprochen werden können:
Die Deutschen sind keine Dichter und Denker mehr – da kommt zu wenig.
Die Deutschen sind auch keine Patrioten oder haben vaterlandsliebende – von den Amerikanern oder Franzosen ect. kann man das wohl behaupten
Die Deutschen haben keinen Mut und sind auch keine Helden – Maulhelden sie könnten sich doch einschreiben lassen…
Die Deutschen sind auch keine Pazifisten oder Gutmenschen, Demokraten schon gar nicht
(Lassen wir mal die Deutschen weg und sprechen mal von den Leuten, die vorgeben es zu sein)
In der ganzen Debatte sind die Deutschen, oder die, die ich kenne einfach: feige Befehlsempfänger, Nachplapperer, Mitläufer oder alles andere aber keine Nation, die Werte zu haben scheint oder richtig zusammenhält.
Vor 30 Jahren Jahren war ich noch halbwegs stolz auf unsere Nation und deren Werte haben zumindest halbwegs gestimmt.
Es war zumindest dein Gleichgewicht oder Ausgewogenheit.
Ich finde es schade, daß es so wenige Größen wie Brandt, Schmidt, natürlich wie Lafontaine und viele, viele mehr, gerade in diesen Zeiten, gibt und man sich geradezu verstecken muß, wenn man menschliche Werte verteidigt.
Ganz herzlichen Dank und Grüße an die Nachdenkseiten.
Von unserem Leser A.S.
5. Leserbrief
Sehr geehrtes Team der NachDenkSeiten,
Oskar Lafontaine hat es sowohl in seiner Rede vom 17.9.2022 beim 34. Pleisweiler Gespräch als auch in seinem Artikel „Die Rückkehr des Imperialismus und der Gedächtnisverlust“ vom 21.9.2022 auf den Punkt gebracht: Europa muss sich aus der Umklammerung seines US Hegemons lösen und sich geopolitisch neu positionieren! Doch dazu wird es nicht kommen, im Gegenteil: Die westliche “Wertegemeinschaft” steuert unbeirrt und sehenden Auges in die direkte Konfrontation mit der Russischen Föderation ! Klimatologen sprechen angesichts der drohenden Klimakatastrophe von Kipppunkten, die möglicherweise in naher Zukunft unwiderruflich den Klimawandel drastisch beschleunigen und einen neuen Dominoeffekt auslösen könnten. Übertragen auf die geopolitische Situation ist die Europäische Union, im Einklang mit den USA, angesichts der russischen Teilmobilisierung und der Ankündigung von Referenden in der Ost-Ukraine dabei, die Büchse der Pandora, den geopolitischen. Kipppunkt, anzustoßen! So erklärte am 20.9.2022 der Hohe Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borell: „Die Europäische Union unterstützt weiterhin uneingeschränkt die Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine und fordert die Russische Föderation nachdrücklich auf, ihre Truppen und ihr militärisches Gerät unverzüglich, vollständig und bedingungslos aus dem gesamten Gebiet der Ukrainer innerhalb ihrer international anerkannten Grenzen abzuziehen“. Im Klartext bedeutet dies, aus meiner Sicht, nichts anderes, als dass die Europäische Union und damit die NATO insgesamt sich in eine direkte militärische Konfrontation mit der Russischen Föderation hineinziehen lässt, anstatt dem Gebot der hohen Diplomatie zu folgen und alles Erdenkliche zu unternehmen, um auf dem Verhandlungswege die Büchse der Pandora, um nochmals im Bild zu bleiben, verschlossen zu halten. John F Kennedy hat einmal gesagt: „Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende“. Dem ist nur noch hinzuzufügen, dass sich EU und NATO verhalten wie die Titanic auf ihrer Jungfernfahrt 1912: Der Matrose im Ausguck meldet einen Eisberg voraus, doch der Steuermann hält unbeirrt strammen Kurs… Das bittere Ende ist bekannt, die Bordkapelle spielt, bis der Luxusliner der damaligen Zeit in den Fluten versinkt. Und heute?
Wilfried Böckmann
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