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Titel: Leserbriefe zu „„Werden am Ende 20 bis 30 Prozent ärmer sein“ – DIHK-Hauptgeschäftsführer zu Auswirkungen von Sanktionen und Ukraine-Krieg auf Deutschland“
Datum: 27. Juli 2022 um 10:43 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
Florian Warweg berichtet hier über ein Gespräch des Hauptgeschäftsführers des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Dr. Martin Wansleben, mit Journalisten, Wirtschaftsvertretern und Diplomaten am 20. Juli 2022. Dieser habe insbesondere ausgeführt, dass es nach dem Mauerfall die „Entwicklung einer Art gemeinsamen Nenners“ gegeben habe, die es seit dem Krieg in der Ukraine nicht mehr gebe, Russland sei als Freund und Partner verloren. Nun seien „Diversifizierung von Lieferketten und die generelle Vermeidung ´von zu großen Abhängigkeiten´“ nötig, aber ausschließlich auf Russland und China bezogen. Die Frage nach seiner „Einschätzung zu den Russland-Sanktionen und deren Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“ habe er u.a. mit „wohlbedacht“ sowie „Sanktionen haben immer auch die Dimension einer gewissen Hilflosigkeit an sich“ und „Ich würde mich nicht wundern, wenn wir am Ende 20 bis 30 Prozent ärmer sind“ beantwortet. Danke für die interessanten Leserbriefe. Hier eine Auswahl. Zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Lieber Herr Warweg,
danke für den authentischen Bericht aus der Deutschen Geisterbahn. Interessant, wie der Herr Hauptgeschäftsführer gleich loslegt:
“Dieser Krieg ist in jeder Hinsicht ein Verbrechen, unnütz, hat keinerlei Legitimation.”
In einem Satz “das Böse” gleich drei mal heftigst verurteilt. Spricht daraus Unsicherheit oder Hilflosigkeit, wenn man verbal dermaßen hoch nach den Sternen greifen muss, dass einem der Bodenkontakt vollends verloren geht? Oder ist es einfach nur das gute alte deutsche “dass nicht sein kann was nicht sein darf”? Nämlich, dass aus gewisser Hinsicht der Krieg kein Verbrechen (sondern Notwehr) ist, in Hinblick auf die Verhinderung von Schlimmerem durchaus nützlich und daher mit einer gewissen Legitimation ausgestattet?
Interessant dann auch der Schluss, wo er nach der ganzen Geiferei plötzlich doch zugibt, dass es ohne Kooperation mit Russland nicht gehen wird in Westeuropa. Er muss in seiner Position offenbar beide Seiten bedienen, der arme Mann, seine Mitglieder, die mit handfesten Produkten Geschäfte machen und die Ideologen aus der Politik, die sich von jeglicher Realität gelöst haben.
Meine Prognose zur Konkurrenzfähigkeit der Deutschen Wirtschaft habe ich schon vor gut 20 Jahren gemacht, als ich im Transrapid auf 482 km/h beschleunigt wurde, auf dem Weg von Shanghai Zentrum zum Flughafen. In Deutschland war das Projekt bereits eingestampft und die Schienen des ICE zwischen Hannover und Würzburg rosteten langsam vor sich hin. Da erschien mir die Vision der Zukunft des Deutschen Ingenieurs wir ein Tagtraum vor dem inneren Auge: Er wird in 20 Jahren mit einer Fahrradrikscha Chinesische Touristen zur Lorelei karren.
Herzlichen Gruß,
Rolf Henze
2. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Warweg,
Erst einmal mein Kompliment an Sie, dass Sie den Hinweis eines Lesers bezüglich Ihres Fotos und der Maske angenommen haben. Viel besser, offenes Visier! Nach dem unsäglichen Herrn Roth, mussten Sie nun die nächste dieser Granaten ertragen. Harter Job. Es stellt sich natürlich die gleiche Frage: Wie konnte dieser Herr nur zu diesem Posten kommen? Aber, anscheinend muss man heutzutage genauso sein. Der Mann hat Verantwortung, Vorbildfunktion und höchste Verbindungen. Und dann sind seine ganzen Gedanken und Sätze von Unlogik und mangelnder Geschichtskenntnis geprägt. Keine Ahnung von Diplomatie und der Vertretung seiner Mitglieder. Im einzelnen auf die Masse der Unwahrheiten und Verdrehung von Ursache und Wirkung einzugehen, da habe ich echt keine Lust mehr. Ich wunder mich nur immer über die großen Verbände und ihre Vorsitzenden in diesem Land. Da ist Keiner, der eine Krisensituation korrekt analysieren und dann daraus handeln im Interesse seiner Mitglieder ableiten kann. Und danach auch Forderungen an die Regierung stellt. Das ganze Gegenteil ist der Fall. Kritiklos, Verrat an Verband und Mitglieder, das ist der Standard heutzutage bei allen Themen. Er weiß, dass es nicht ohne Russland geht, bringt aber keinen Vorschlag, wie er das verbessern möchte. Er spricht den Russen und Chinesen jegliche positiven Eigenschaften ab. Wie will er da verhandeln? Und dann den ganzen Unsinn von Abhängigkeiten usw. ich kann es nicht mehr hören. Ein Transatlantiker mehr, dem der Weitblick fehlt und der nichts aus seiner Zeit, in der er aufgewachsen ist, gelernt hat. Deutschland, das ist dein Führungspersonal!
Beste Grüße, L. Bauer
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Warweg,
vielen Dank für den Bericht. Auch hier wird bestätigt, dass nicht nur Deutschland sondern Europa der Verlierer der Sanktionspolitik gegen Russland sein werden. Stutzig macht allerdings schon, dass Herr Dr. Wansleben als Voraussetzung seiner Ausführungen unausgesprochen die Beibehaltung der gegenwärtigen Führungsposition der USA wählt.
In letzter Konsequenz bedeutet dies nichts anderes, als dass auch er und mit ihm offensichtlich ein Großteil der Unternehmer die legitimen Souveränitäts- und Sicherheitsansprüche Russlands ihre Anerkennung versagen. Trotzdem bestätigt er im Grunde genommen, dass die gegenwärtig praktizierte Sanktionspolitik gescheitert ist.
Dabei ist weiterhin festzustellen, dass auch die Unternehmer in ihren vielen Organisationen nicht die Zweischneidigkeit dieser Politik erkannt und somit am eigenen Misserfolg gebastelt haben. Eigenartig diese Haltung, offensichtlich will man halt nicht öffentlich in Opposition zur gegenwärtigen Ampelkoalition gebracht werden, auch wenn es um eigene Gewinne und Vorteile geht. Man will sich die Möglichkeiten der kleinen, intimen Abstimmungen mit der Politik erhalten.
Wenn man den Beitrag liest und Bögen zu anderen aktuellen Geschehnissen schlägt, Entwicklung Ukraine-Konflikt, dann drängt sich der unheimliche Verdacht auf, dass unsere amtierenden Damen und Herren in der Politik aber auch in den Unternehmensetagen das Fell des russischen Bären unter der Stabführung der USA verteilen bevor das Tier erlegt wurde. Eine sehr unangenehme Vorstellung !
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Heyn
4. Leserbrief
Der DIHK-Hauptgeschäftsführer freut sich über die 80% Abhängigkeit von deutschen Medikamenten. Allerdings habe ich doch große Zweifel ob die 80% weiterhin so bleiben, wenn man sich umhört welche Probleme Russland hat mit dem Kauf und Import dieser Medikamente.
Stattdessen importiert Russland immer mehr Medikamente aus Indien und versucht ihre pharmazeutische Industrie wiederzubeleben.
Der Hauptgeschäftsführer des DIHK hat zwar einen akademischen Grad und hat es auf der deutschen Karriereleiter bis nach ganz oben geschafft (deswegen wird er garantiert nicht 30 bis 40% ärmer), aber ist alles in allem dennoch ein intellektueller und anscheinend auch menschlicher Kleingeist.
Vielleicht hätte dem Doktore Wansleben die eine oder andere Flasche Schnaps mit russischen und chinesischen Geschäftspartnern gut getan und er hätte dabei bemerkt wie grässlich seine Aussage ist.
Fraglich ob er sich überhaupt noch daran erinnert als vor 4 Jahren in Deutschland iranische Vermögen eingefroren wurden und der Iran es nicht in die Heimat bringen konnte. Spätestens damit war der angeblich existierende Vertrauensvorschuss nur ein Wunschdenken aus alten Zeiten.
Mit solchen Leuten an der Spitze der Wirtschaftslobby wundert mich der aktuelle selbstzerstörerische Kurs und die völlige Teilnahmslosigkeit in der Industrie und Wirtschaft in Deutschland überhaupt nicht.
BG
E
5. Leserbrief
Wenn ich das richtig verstanden habe machen wir den ganzen Sanktionswahnsinn nicht etwa weil er wirklich etwas bringt sondern weil Krieg nun einmal einer Antwort bedarf. Dieses hohe moralische Gut ist es dann auch wert 20-30% ärmer zu werden. So kann man wirklich nur reden wenn man von all dem was daraus folgt selbst in keinster Weise tangiert wird.
Wirtschaftlich bedeutet das für Europa das uns zukünftig diktiert wird bei wem wir zu kaufen haben, mit all den Konsequenzen die eine solche Monopolstellung privilegierter Anbieter auf deren Preisgestaltung haben wird. Wir werden sehr teuer importieren und billigst an ausgewählte Abnehmer exportieren, dafür wird auch der Euro Dollarkurs sorgen. Europa stellt sich damit praktisch freiwillig unter Kolonialrecht und ist zur Plünderung freigegeben. So etwas muss man sich heute vom Chef des DIHK anhören. Es ist eine Schande.
Vielen dank für diesen aufschlussreichen Artikel
S. Thomas
6. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Warweg,
Haben Sie vielen Dank für die treffliche Darstellung, vor allem für den Abdruck der sooo gequääälten Antwort, die ja trefflich die Geisteshaltung der Industrie zeigt. Diese wird auch deutlich an den Aber-Milliarden von Strafzahlungen der deutschen Industrie und Banken in den vergangenen Jahrzehnten für Verstöße gegen von den USA verhängten Sanktionen.
Wie man an den halbherzigen Sanktionen (siehe u.a. Titan-Oxyd für Airbus und Boeing) sieht, passen Krieg mit Kriegstoten und Industrie bestens zusammen. Eindrücklich zeigt das die innige Verquickung der deutschen und US- Wirtschaft im 2. Weltkrieg, die zu einer erheblichen Verlängerung des Kriegs beigetragen hat.
Saudi-Arabien kauft nunmehr russisches Erdöl für die Erzeugung seines Stroms und verkauft das frei gewordene Öl an Frankreich, während Robert Habeck meint, unser Gasproblem mit dem Verbot des Heizens von Schwimmbädern lösen zu können.
Wenn Dr. Martin Wansleben davon redet, daß wir um 20 bis 30 Prozent ärmer werden, so meint er wohl nur das gemeine Volk und nicht seine Brötchengeber in der Industrie.
Mit besten Grüßen
von unserem Leser G.K.
PS. Ceterum censeo Lapidem Ram esse translocandam!
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