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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Das Klima wird rauer und kritische Geister haben es immer schwerer – zwei unglaubliche Vorgänge, die leider repräsentativ für unsere Zeit sind
Datum: 10. Juni 2022 um 14:03 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
Raumverbote sind kein neues Phänomen. In der Vergangenheit traf es vor allem Veranstaltungen, die sich kritisch mit der Politik des Staates Israel auseinandersetzten. Die NachDenkSeiten berichteten darüber. Die Einschläge kommen „so langsam“ jedoch näher – auch Kritik an den Corona-Maßnahmen und eine kritische Sicht auf den Ukraine-Krieg reichen heute aus, um mit Raumverboten belegt zu werden. In dieser Woche erreichten uns zwei Mails, die unglaubliche Vorgänge beschreiben – einmal ein Hausverbot für unseren Stuttgarter Gesprächskreis in einer Räumlichkeit, in der man sich seit 2015 regelmäßig traf; und einmal die kurzfristige Kündigung von Räumlichkeiten für den linken Liedersommer aufgrund eines denunziatorischen Schreibens. Wir dokumentieren beide Vorfälle anhand der Mails. Die Organisatoren des linken Liedersommers haben zum Glück bereits eine Ausweichmöglichkeit gefunden. Jens Berger
1. Mail unserer Leserin Gerlinde Mauerhöfer
Liebe Frau Anette Sorg!
Ich habe gestern etwas erlebt, das macht mich heute noch sprachlos. Ein „schwarzer Pfingstsonntag“.
Unsere Truppe wollte sich gestern am 5.6. im Waldheim Clara Zetkin in Stuttgart-Sillenbuch treffen. Wir waren wegen Pfingsten wenig Teilnehmer und ein Neuer war dabei.
Wir treffen und dort seit Jahren mit unserer Ideenschmied (Hartz-IV-Beratung) zu der dann auch immer mehr Nachdenkseiten-Leser gekommen sind. Dann wurden die beiden Gruppen zusammengelegt. Wir machen jetzt nur noch den Nachdenkseiten-Gesprächskreis.
Unsere Themen waren die Rentenproblematik, Geldsystem, Mehr Demokratie etc., teilweise haben uns Experten bei den Themen unterstützt. Wir saßen am Tisch und haben uns mit dem Neuen unterhalten, während die G. *** hinaus ging um nachzusehen ob noch jemand kommt. Dabei hat sie dann mit einer Mitarbeiterin gesprochen, die wissen wollte wer wir sind. G. hat gesagt dass wir uns schon lange hier treffen. Wegen der ganzen Corona-Verordnungen ging das nicht immer, denn die älteren Herrschaften wollten mit der Maske nicht im ÖPNV fahren. Bei uns wären Ungeimpfte, Geimpfte und Genesene dabei, das war alles. Sie erwiderte dann, sie wäre solidarisch und hätte sich impfen lassen. G. sagte dann zu ihr das kann doch jeder für sich selbst entscheiden. Das war´s.
Ich habe mich mit dem Neuen unterhalten und meinen Kuchen gegessen. Plötzlich ist die Mitarbeiterin aufgetaucht und hat gesagt wir sollen das Lokal verlassen sie erteile uns Hausverbot. Bei uns war keiner betrunken oder hat sich störend und laut verhalten.
Ich wollte den Grund für das Hausverbot wissen. Sie sagte das brauche sie mir nicht mitteilen sie würde von dem Hausrecht Gebrauch machen. Ich habe noch weiter gebohrt, dann sagte sie wir wären „Querdenker.“ Ich wies daraufhin das wir ein Gesprächskreis der Nachdenkseiten wären und habe sie gebeten ihren Chef zu rufen. Nach einiger Zeit ist der Herr erschienen und ganz unverschämt gefordert wir sollen sofort sein Lokal verlassen.
Wir wollten dann alle den Grund wissen. Kurze Antwort ich mache vom Hausrecht Gebrauch.
Der Herr hat noch hinter uns hergerufen verlasst mein Grundstück. Er stand unter dem neu gedeckten Dach für das ich auch gespendet habe. Ich wünschte mir innerlich dass diese Ziegel dem Herrn auf den Kopf fallen sollen.
Ich bzw. wir kommen seit 2015 ins Waldheim zuerst mit der Ideenschmiede und später auch mit dem Nachdenkseiten-Gesprächskreis.. Die Ideenschmiede wurde aufgelöst.
Ich bin ganz einfach fassungslos, dass es so etwas in dem so demokratischen, wie es ja immer betont wird, Deutschland gibt.
Ich teile Ihnen den Vorgang mit. Herzlichen Gruß an Sie von Gerlinde Mauerhöfer *** nicht Quer- sondern Selberdenker.***
2. Mail unseres Lesers Klaus Hartmann
Lieber Albrecht,
ich habe am 04.06.2022 “aus gegebenen Gründen” dem Bundesvorsitzenden der Naturfreunde, Michael Müller, einen Brief geschrieben: Der Leiter des Naturfreundehauses Rahnenhof, Stephan Schenk, hat eine Woche vor dem Termin den Linken Liedersommer “abgesagt”. “Begründung” ist eine Diffamierung einzelner Künstler und unseres Verbandes aus der “antideutschen” Ecke. In dieser Mail wird “die ganze Geschichte erzählt, ich gehe auf die Diffamierungen ein und das “Kündigungsschreiben” ist dort ebenfalls zitiert; der diffamierende Text ist unter der Mail dokumentiert.
Als Anlage füge ich noch ein Rundschreiben von heute an die Teilnehmer bei, in dem über den neuen Veranstaltungsort informiert wird: “Jetzt erst recht!”
Herzliche Grüße
Klaus Hartmann
Anlage 1:
——– Weitergeleitete Nachricht ——–
Betreff: “Absage” des Linken Liedersommers?
Datum: Sat, 4 Jun 2022 16:47:18 +0200
Von: Klaus Hartmann
An: Michael Müller
Lieber Michael,
ich wende mich heute mit einem unerfreulichen Thema an Dich [nachdem wir uns wiederholt bei “Stopp Airbase Ramstein”, “Abrüsten statt Aufrüsten” u. ä. begegnet sind]: Gestern hat Stephan Schenk unsere Veranstaltung “Linker Liedersommer für eine solidarische Welt – gegen Ausbeutung und Krieg” abgesagt – 1 Woche vor Beginn.
Als Grund nennt er “heftigste Aufregung” um die Veranstaltung, die sich in erster Linie auf eine Mail von Aron Wilhelm (v. 02.06.2022) zu stützen scheint, seines Zeichens Jugendbildungsreferent Rheinland-Pfalz. Der holt zu einem Rundumschlag gegen etliche Personen aus – so diffamierend wie haltlos (ich hänge seinen Text unter meiner Mail an).
Bei einer Veranstaltung des Deutschen Freidenker-Verbandes moniert er: Die Veranstalterin Monique Broquard gehört dem “Deutschen Freidenker Verband” an. Ist das bemerkenswert!?
Die Freidenker haben während Corona immer wieder gemeinsam mit Querdenkern demonstriert … – das war örtlich sehr unterschiedlich: wo Linke tonangebend waren, trifft das zu und mancherorts waren Freidenker auch Initiatoren solcher Proteste; wo sich Nazis beteiligten, waren wir nicht dabei; und wo wir keinen Einfluss auf Inhalte nehmen konnten, waren wir auch nicht beteiligt, z.B. in Berlin.
Abgesehen davon war früher mal “Querdenker” ein Ehrentitel, ebenso wie Dissident; dass die Qualitätsmedien jetzt alle unterschiedslos als Querdenker labeln und als “voll Nazi” diffamieren, belegt nur den Verfall einer demokratischen Diskussionskultur. Die Freidenker wurden 1881 als Selbsthilfeorganisation von Dissidenten (verfolgt von Thron & Altar) gegründet, und wir lassen uns unseren guten Namen nicht durch Knallchargen ruinieren.
Nächster Vorwurf: Auf der Plattform der Freidenker (freidenker.org) wird offen über NWO, Great Reset, P(l)andemie u.ä. geschrieben. Tolle Recherche – das Stichwort P(l)andemie kommt in keinem der Hunderte von Beiträgen vor. NWO hingegen schon – denn wenn George W. Bush seinen Irakkrieg mit diesem Ziel begründete, sollen wir nicht darüber schreiben – gehts noch? Auch Great Reset, diese mysteriöse Seifenblase von Klaus Schwabs Weltkomikerforum, wird bei uns kommentiert. In Arons Augen ist das ein Fehltritt – denn einem irischen Sänger hängt er an: Guy Dawson tritt bei Veranstaltungen auf, die über den “Great Reset” (Thema der Neuen Rechten) reden … Da könnten wir uns verständigen, denn in unseren Augen ist dieser Klaus Schwab tatsächlich ein Neuer Rechter. Ist aber von uns nicht eingeladen.
Als nächster kriegt Reinhard Frankl sein Fett, er ist GEW-Gewerkschafter und attac-Aktiver, und publiziert gemeinsam mit Prof. Rainer Roth (vormals FH Frankfurt). Denn das online-Portal Rubikon hat einen Artikel von ihm nachgedruckt. Das liest sich bei Aron so: Rheinhard Frankl schreibt Artikel auf der verschwörungstheoretischen & antisemitischen Webseite Rubikon. Dazu fällt mir nur ein, dass verschwörungstheoretisch & antisemitisch in letzter Zeit zu beliebten Diffamierungslabels geworden sind. Damit gerät a) der zu bekämpfende reale Antisemitismus aus dem Blick, und b) gilt als “Verschwörungstheoretiker” seit der Ermordung von John F. Kennedy jeder, der nicht an die Einzeltäterthese der CIA glaubte.
Dietmar Sander ist Gründungsmitglied der Querdenker Partei “Die Basis” – ob das zutrifft, haben wir nicht ausgeforscht, doch selbst wenn es zutrifft, wäre das für uns kein Grund, den Opernsänger auszuladen. Denn in dieser Partei scheint es politisch recht vielfältig, aber nicht rechtsextrem zuzugehen, und Parteiprogramme dürfen auf Freidenker-Veranstaltungen ohnehin nicht propagiert werden.
Die zahlreichen Vorwürfe gegen Sabiene Jahn sind zu abstrus, um sie zu kommentieren, und insbesondere so haltlos, dass die Künstlerin bereits in vier Verleumdungsklagen Recht bekam. Die Verleumdungen zu wiederholen, kann nur bedeuten, dass ein fünfter Prozess angestrebt wird.
Besonders nett ist die Kommentierung Zu Dieter Dehm braucht man ja eigentlich nicht mehr viel sagen sowie die Begründung Schreibt für die DKP Parteizeitung. Haben die Naturfreunde schon einen Unvereinbarkeitsbeschluss gegen Kommunisten oder gar für Nichtmitglieder der Partei, die in ihrer Zeitung schreiben oder selbige lesen? Gerade vor kurzem hat er sogar ein Gespräch mit dem Querfrontler Boris Reitschuster gehalten. Leider verschweigt Aron, dass es ein Streitgespräch war… Nicht mehr viel zu sagen braucht man zu Diether Dehm wahrscheinlich, weil er fällt auch immer wieder durch rassistische, transphobe und andere menschenfeindliche Äußerungen auf. Belege bleibt der Inquisitor natürlich schuldig. Wie auch für die Behauptung, Dehm habe einen Song mit antisemitischen Klauseln veröffentlicht. Die hätten uns aber gerade brennend interessiert.
Zusammenfassend: das Verdikt Querfrontler, Querdenker, Verschwörungsgläubige, Rassisten und Antisemiten kennen wir seit Jahren zur Genüge als Standard aus dem “antideutschen” Spektrum, in der Regel gestützt auf den aus früherer Zeit bekannten Vorwurf “Ich habe den mit dem gesehen”, heute als “Kontaktschuld-Vorwurf” geläufig. Unser Freund Reiner Braun kann ein Lied davon singen, mindestens eines.
Und zu all dem keine Chance auf Erwiderung, audiatur et altera pars – nie gehört? Leider hat es Stephan vermieden, den Vorwürfen auf den Grund zu gehen, das Gespräch mit “uns Angeklagten” zu führen, und statt dessen gemailt, unter dem Betreff: Linker Liedersommer wird unsererseits komplett abgesagt
und zwar an die Liebe Monique,
die folgenden Absätze sind sehr deutlich formuliert, aber es geht nicht anders:
Der Linke Liedersommer 2022, der vom 10. bis 12.06.2022 bei uns im Rahnenhof hätte stattfinden sollen, wird unsererseits komplett abgesagt und alle gebuchten Übernachtungsplätze, Verpflegungsleistungen und Seminarräume gelten mit dieser Mail als ersatzlos storniert. Das NaturFreundehaus Rahnenhof wird für den Linken Liedersommer nicht zur Verfügung stehen; sollten dennoch Teilnehmer:innen zu dieser Veranstaltung anreisen, werden wir von unserem Hausrecht Gebrauch machen und sie vom Gelände des Naturfreundehauses Rahnenhof verweisen.
Begründung: nach sorgfältiger Prüfung des bei uns im Rahnenhof geplanten Ablaufes des Linken Liedersommers sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass einzelne Programmpunkte dieser Veranstaltung gegen die in der Satzung der NaturFreunde Bundesgruppe Deutschlands e.V., der NaturFreunde Ortsgruppe Frankenthal e.V., in dessen Eigentum das Naturfreundehaus Rahnenhof steht, und gegen viele weitere auf diversen Bundeskongressen der NaturFreunde Deutschlands gefassten Beschlüsse, verstoßen. Eine Absage unsererseits ist daher unumgänglich.
Lieber Michael,
wir können weder diese Ansage noch diesen Umgang miteinander akzeptieren, und noch viel weniger, dass auf diese Weise zwei traditionsreiche Kulturorganisationen der Arbeiterbewegung zu Feinden gemacht werden sollen. Wir haben nachgesucht, diese “Absage” zurückzunehmen, damit eine Klage auf Vertragserfüllung nicht notwendig wird.
Wir hoffen auf Deine Mithilfe und grüßen herzlich
Klaus Hartmann
Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes
Anlage 2:
Von: Aron Wilhelm
Gesendet: Donnerstag, 2. Juni 2022 14:17
An: Stephan Schenk
Betreff: “Linker Liedersommer” Veranstaltung im Rahnenhof
Hallo Stephan,
hier ist Aron, Jugendbildungsreferent NFJ RLP.
Seit gestern werde ich von verschiedenen Verbänden & Menschen angeschrieben, was da bei euch für eine Veranstaltung unter dem Namen “Linker Liedersommer” läuft.
Die verschiedenen geplanten Künstler*innen sind im Großteil Querfrontler, Querdenker, Verschwörungsgläubige, Rassisten und Antisemiten.
Die Veranstalterin Monique Broquard gehört dem “Deutschen Freidenker Verband” an. Die Freidenker haben während Corona immer wieder gemeinsam mit Querdenkern demonstriert und deren krude Theorien mittransportiert. Auf der Plattform der Freidenker (freidenker.org) wird offen über NWO, Great Reset, P(l)andemie u.ä. geschrieben.
Rheinhard Frankl schreibt Artikel auf der verschwörungstheoretischen & antisemitischen Webseite Rubikon.
Dietmar Sander ist Gründungsmitglied der Querdenker Partei “Die Basis”
Guy Dawson tritt bei Veranstaltungen auf, die über den “Great Reset” (Thema der Neuen Rechten) reden und über Impf-Faschismus
Sabiene Jahn war Initiatorin bei “koblenz: Im Dialog” Eine Veranstaltung bei der Nazis, Verschwörungsdullis u.a. zusammen kamen. dabei wurden Davidsterne mit dem Aufdruck “Ungeimpft” getragen. Bei dieser Veranstaltung wurden u.a. Hitlergrüße gezeigt. Auch sie ist bei den Freidenkern. Außerdem war sie auch engagiert bei der neuen rechtsextremen und AfD-nahen Partei “Widerstand 2020”. Sogar Gewerkschaften (z.B. GEW) mobilisieren gegen diese Frau.
Zu Dieter Dehm braucht man ja eigentlich nicht mehr viel sagen. Schreibt für die DKP Parteizeitung und fällt auch immer wieder durch rassistische, transphobe und andere menschenfeindliche Äußerungen auf. Gerade vor kurzem hat er sogar ein Gespräch mit dem Querfrontler Boris Reitschuster gehalten. Während Corona hat er einen Song mit antisemitischen Klauseln veröffentlicht.
Diese Veranstaltung ist mehr als schädlich für die Naturfreunde und sollte keinen Platz in einem unserer Häuser bekommen.
Alle Anschuldigungen sind belegbar und frei zugänglich, wenn man ein wenig googelt. Ich kann aber auch gerne ein Link Sammlung aus verschiedensten Quellen (Bündnisse gegen Rechts, Gewerkschaften, Zeitungen und Selbstdarstellungen der Akteure) nachreichen.
Viele Grüße & Berg Frei
—
Aron Wilhelm
Jugendbildungsreferent
Naturfreundejugend Rheinland-Pfalz
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