NachDenkSeiten – Die kritische Website

Titel: Geschichten verkürzt erzählen. Das ist die für die Erzählungen zum Ukrainekrieg wohl wichtigste Manipulationsmethode

Datum: 5. Mai 2022 um 12:01 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Audio-Podcast, Militäreinsätze/Kriege, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich:

Sie wird perfekt eingesetzt. In allen Hauptmedien und von allen Politikern mit Einfluss wird so getan, als habe der Krieg in der Ukraine mit der Invasion Russlands am 24. Februar 2022 begonnen. Der Krieg wurde jedoch spätestens mit der Ausdehnung der NATO, mit dem Putsch vom Maidan, der systematischen Aufrüstung der Ukraine durch NATO und USA u.a.m. vorbereitet und dann ab 2014 mit dem unentwegten Beschuss der abtrünnigen Provinzen im Osten der Ukraine fortgesetzt. Russland hat seine Invasion mit diesem militärischen Terror begründet. Die Mehrheit unseres Volkes hat dank der üblichen Vorgehensweise, die Geschichte verkürzt zu erzählen, keine Ahnung von der Grausamkeit der Militäraktionen gegen die Menschen im Osten der Ukraine. Jetzt gibt es ein Video von Wilhelm Domke-Schulz: „Leben und Sterben im Donbass“. Siehe hier. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

„Der Film ist wegen der notwendigen Untertitel anstrengend und wegen der schockierenden Bilder schwer verdaulich. Wer bis zum Schluss durchhält, wird nachdenklich.“ Das schreibt der NachDenkSeiten-Leser, der auf diesen Film aufmerksam gemacht hat. Er hat recht. Man wird nachdenklich, allerdings schon, ohne ganz bis zum Ende durchzuhalten.

Ich ergänze diesen Hinweis um drei weitere Dokumente und Vorgänge, die im Kontext des Krieges in der Ukraine notwendige Informationen bringen und zugleich nachdenklich stimmen.

Beim ersten weiteren Hinweis geht es in gewissem Sinne um die gleiche Manipulationsmethode. Die Geschichte wird verkürzt erzählt, indem in den meisten Auseinandersetzungen und Debatten um Waffenlieferungen und die Gräueltaten in der Ukraine nicht erzählt wird, wohin diese Auseinandersetzung führen wird, wenn wir nicht endlich zu einer Verständigung kommen: zur nuklearen Kriegsführung. – Ein Leser hat uns auf einen alten Film aufmerksam gemacht und den Link dazu geschickt. Es geht um den Dokumentarfilm „Atomic Cafe“ von 1982. Dieser ist jederzeit auf YouTube zu sehen unter dem Link: youtube.com/watch?v=lF0r1OdDIME. Auch wenn dieser Film eine Art Propagandafilm der US-Regierung darstellt, der den Menschen in den USA vermitteln sollte, dass die Atombombe keine Bedrohung für die Amerikaner darstellt, er zeigt uns, wie wir betroffen wären: massiv und tödlich.

Die Geschichte wird im Zusammenhang mit der großen, jetzt anberaumten Auseinandersetzung mit Russland auch insofern verkürzt erzählt, als die kriegerischen Verbrechen der USA – vom Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki über die Zerstörung des Irak bis hin zum Desaster in Afghanistan – in dieser Debatte keine Rolle mehr spielen. Das wird auch daran sichtbar, dass sich die Europäer einschließlich der deutschen Regierung noch beflissener als früher den US-Vorgaben und -Interessen unterordnen. Und die Basisvorstellung des Westens, wir seien die Guten, wird konsequent und penetrant weiterverbreitet.

Übrigens: Die Verbreitung und Nutzung des Grundgefühls „Wir sind die Guten“ ist eine hochwirksame Manipulationsmethode. Ich habe diese als Nummer 18 in die erweiterte Fassung von „Glaube wenig. Hinterfrage alles. Denke selbst“ aufgenommen.

Das zweite weitere Dokument, auf das ich hinweisen wollte, erschien gestern bei Lost in EUrope:

Das Ölembargo ist ein strategischer Fehler
4. Mai 2022
Nach intensiven Konsultationen mit dem Weißen Haus in Washington hat die Europäische Kommission einen Vorschlag für ein Ölembargo gegen Russland vorgelegt. Es umzusetzen, wäre ein großer strategischer Fehler …

Dennoch soll der Ausstieg aus dem russischen Öl (und später auch aus dem Gas) definitiv und irreversibel sein.
Die EU schneidet sich damit dauerhaft von günstigen Energiequellen in Europa ab, die für die “Transition” dringend benötigt werden.
In Brüssel sind wirklich tolle “Strategen” am Werk. In Berlin übrigens auch: Wirtschaftsminister Habeck gehörte (gemeinsam mit seiner grünen Parteifreundin Baerbock) zu den “Antreibern” beim Ölembargo.

Dazu passt ein Dokument, der Brief eines Sozialdemokraten aus Schleswig-Holstein an den sozialdemokratischen Bundeskanzler:

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz,

unsere kleine und hervorragende Bäckereikette Bahnsen mit fünf Filialen im Kreis Schleswig-Flensburg schließt Dank Ihrer wirklichkeitsfremden Politik Ende Mai 2022! Der Bäckermeister kann die hohen Energiekosten betriebswirtschaftlich nicht mehr realisieren.

Ihr naiver, wirtschaftspolitisch ahnungsloser und nur gut schnackender Wirtschaftsminister Habeck hat vor einer halben Stunde seine Pläne für die LNG – Terminals verkündet. Er will uns überzeugen, dass seine Pläne mit den europäischen Partnern abgestimmt sind und für uns alles gut wird. Er vermeidet darzustellen, was uns, den Bürgern, der Wirtschaft und dem Staat, seine unsinnigen Pläne konkret kosten werden. Ihr sog. “Wirtschaftsminister” hat schon in Schleswig-Holstein als Minister versagt. Er hatte so wenig Durchsetzungskraft in der realen Politik, dass sogar wertvolle Bauminseln vor seinen Augen rechtswidrig abgesägt werden konnten

Ich und eine Gruppe von Sozialdemokraten haben Gestern der Umwelthilfe zugesichert, sie bei Ihrer Klage gegen die LNG-Terminals gegen die Bundesregierung zu unterstützen!

Bei meinen Nachbarn und bei uns sind jetzt die ersten konkreten Ölrechnungen angekommen. Sie sind durchschnittlich doppelt so teuer wie im letzten Jahr! Teilen Sie uns bitte Ihr Abbuchungskonto mit!

Der Stromlieferant will uns noch im Mai mit Neuberechnungen der Abschlagszahlungen beglücken! Es wird über 50%ige Erhöhungen gesprochen!

Retten Sie Ihren Kopf zusammen mit Deutschland und Europa und bieten Sie den Russen die vor dem Kriegsbeginn geforderten Sicherheiten und zeigen Sie Mut gegenüber Amerika! Sie brauchen keine Angst vor den Amerikanern zu haben, mutige Deutsche werden Ihnen zur Seite stehen. Es geht um unsere Interessen! Und es geht um viele Menschenleben!

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Lurz

Das dritte weitere Dokument, auf das ich hinweisen möchte, stammt aus der Nachbarschaft:

Das FFE, das Forum Friedensethik in der badischen Evangelischen Landeskirche hat ein ausgesprochen differenziertes Dokument zum gegenwärtigen Krieg in der Ukraine erarbeitet und veröffentlicht. Hier der Link, sehr lesenswert.


Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/

Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=83564