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Titel: Leserbriefe zu „Privilegien vs. Verantwortung – der Fall Anne Spiegel“
Datum: 13. April 2022 um 12:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
In diesem Artikel setzt sich Jens Berger mit dem Fall „Anne Spiegel“ auseinander und sieht als eigentlichen Grund für ihr Versagen eine Mischung aus Selbstüberschätzung bei gleichzeitiger Unterschätzung der Aufgaben, die mit einem Ministeramt verbunden sind. Offenbar ist eine neue Generation von Politikern, wie sie vor allem bei den Grünen zu finden ist, bereit, die Privilegien, die ein öffentliches Amt mit sich bringt, gerne mitzunehmen, aber die damit verbundene Verantwortung zu ignorieren. Zusammengestellt von Jens Berger.
1. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
ein alter Hut: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ ( Bertolt Brecht ) – Wer ein Ministeramt bekleidet, ist Skipper, nicht Leichtmatrose. Der Skipper wird bestens bezahlt, versorgt und ausgestattet mit Fahrer, Assistenten, Referenten usw.
Frau Spiegel war gestern in der Argumentation indiskutabel, im ganzen Erscheinen absolut peinlichst und bewies, dass sie unfähig ist, zu erkennen, dass und wann der Skipper an Deck gehört; in Krisenzeiten immer! Pflichtvergessene Persönlichkeiten wie Anne Spiegel taugen mitnichten für Ämter. Und für Top-Ämter erst recht nicht. – Dass sie sich dann nicht entblödete, ihre Rolle als Mutter, ihre ‚Funktion‘ als Frau eines kranken Mannes sowie die vielen weiteren Funktionen zu apostrophieren, nach denen sie in den Jahren 2019/2020 machthungrig gierte, ist an Perfidie nicht zu überbieten angesichts der Katastrophe, die in Rede stand im Sommer 2021.
Es empört sich etwas in mir, wissend, dass Frau Ministerin in der Sonne badet, während im Ahrtal viele Menschen aus der gesamten Bundesrepublik die Ärmel hochkrempelten.
Frau Spiegel hat sich gedrückt ( wie vor Ort der CDU-Landrat übrigens ), schlicht schändlich verhalten, war mehr auf das richtige Gendern und PR für sich erpicht als darauf, vor Ort Flagge zu zeigen. So etwas geht gar nicht.
In einem Industrieunternehmen könnte der CEO seinen Hut nehmen. Und zwar sofort.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Weinert
2. Leserbrief
Hedonismus und Dekadenz in Reinkultur
Man muss schon sehr weichgespült sein, um den vierwöchigen Urlaub einer Ministerin, die nach den großen Überschwemmungen, Verantwortung für zehntausende betroffene Menschen hat, noch in irgendeiner Weise verstehen zu können. Kolleginnen und Kollegen der Rettung- und Einsatzdienste bekommen in solchen Situationen Urlaubssperren, eine Ministerin macht Urlaub. Ach ja, die Corona-Zeit war so hart – auch für Millionen andere -, der Ehemann ist krank, das fragt die Rettungssanitäterin auch niemand.
Hedonismus und Dekadenz in Reinkultur, so sieht das politische Personal heute in weiten Teilen aus.
Andreas Klotz, Hamburg
P. S. Als Innensenator Helmut Schmidt im Februar 1962 in den frühen Morgenstunden angerufen wurde, und hörte, dass ein großer Teil des Siedlungsraums entlang der Elbe überschwemmt ist und die Menschen sich in Lebensgefahr befinden, war er zwanzig Minuten später im Krisenstab.
3. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
über Gerhard Schröder kann man vieles sagen. Bomben auf Belgrad, Hartz-IV und Verrat von allen Wahlversprechungen von 1998 auf der negativen Seite, keine Teilnahme am Irak-Krieg und Kooperation mit Russland auf der positiven. Historischer Witz: Ein Erzkonservativer, Bismarck, hat den Sozialstaat in Deutschland eingeführt und ein Sozialdemokrat, Schöder, hat ihn wieder abgeschafft. Aber Sie bringen die Personalie wunderbar und viel kürzer auf den Punkt:
“Gerhard Schröder hat in seiner ganzen chauvinistischen Borniertheit …”
Danke dafür, kommt ins Poesiealbum.
Herzlichen Gruß,
Rolf Henze
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
fast hatte ich Mitgefühl mit Frau Spiegel bekommen.
Aber nur fast.
In ihrer finanziellen Situation hätte sie sich sicherlich durchaus eine finanzierte Kraft leisten können, die ihren schwer belasteten Mann im Urlaub bei den Kindern behilflich hätte sein können.
Hätte.
Natürlich hätte NUR durch vorheriges Handeln Schaden verhindert werden können.
Da dies unterblieb, Gendern wichtiger denn warnen war,
nahm das Unheil seinen Lauf.
Kein Toter wird lebendig
kein Schaden ist damit behoben.
Ob Geschädigte betroffene Politiker am Ereignisort sehen wollen? Fraglich.
Allerdings hätte sie, wie andere Menschen eben auch, Hilfe ankurbeln können.
Zu Spenden animieren können.
Hätte. Hat sie aber nicht.
Jetzt wird es wohl ein Show- Rücktritt. Konsequenzen zeigen.
Das irgendwas, neues inkompetentes in ein wichtiges Amt “gehoben” wird.
Gut, Frau Spiegel kann dann sich in die Mühlen des Noch ALG I/ ALG II Dramas eintreten, wenn sie ihr Vermögen aufgebraucht hat.
Optimale Bedingungen für ihre Kinder
Bedarfsgemeinschaft.
Vielleicht kein schlechter Erkenntnisweg.
Hilfe für Betroffene, Alleinerziehende, Menschen, die keine Privilegien haben und dennoch täglich ihrer Verantwortung gerecht werden und das hinbekommen, ohne Opferauftritte im TV.
Hilfe von der Basis sozusagen.
MfG
D.M.
5. Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion,
bei allem Verständnis für die berechtigte Kritik an dem Verhalten von Frau Spiegel, sollte auch die Seite der Vorgesetzten betrachtet werden.
Hier muss es auf mehreren Seiten Fehleinschätzungen zu Bedeutung, Qualifizierung und Arbeitsaufwand von Posten gegeben haben.
Wer war denn verantwortlich für die Personalführung und –besetzung?
Danke für Ihre Arbeit und herzliche Grüße
Katy Lühder, Kremmen
6. Leserbrief
Hallo NDS-Team und Herr Berger,
zu ihrem Beitag nachdenkseiten.de/?p=82854
das Entschuldigungsvideo von Frau Spiegel beim Sender Phönix.
2 Sätze, die nicht mal geübt gar auswendig gelernt waren so ersichtlich dass die Aussage nicht mal ehrlich ist.
Dann noch, dass Sie wohl nicht bemerkte dass dies live übertragen wurde.
Von solchen Leuten werden wir regiert. Es ist zum fremdschämen.
Ergänzend noch anbei eine Vergleichsbild von Helmut Schmidt und Anne Spiegel mit den Bemerkungen bzgl. der Flutkatastophen
Gruß
Michael B.
7. Leserbrief
Liebes NDS-Team,
wenn irgendwelche „Skandale“ bei uns aufgedeckt werden, zumal von neuerdings eher der Revolverblattszene zuzuordnenden Pamphlete wie „Spiegel“ – ich sage bloß Relotius – dann habe ich ernsthafte Probleme damit. Mag sein, dass Frau Spiegel sich selbst überschätzte, als sie diese Ämter annahm. Mag sein, dass sie damit zeigt, wie wenig sie davon hielt, was dieses Amt beinhaltete, doch das gilt in der selben Zeit von Herrn Spahn, und der hat wohl deutlich mehr zu verantworten gehabt, es gilt für die Verantwortlichen in der Rheinland-Pfälzischen Regierung, die versagt haben. Und zwar nicht erst 2021, sondern weit früher. Es gilt für alle genaugenommen. Wenn man sich jetzt auf Frau Spiegel einschießt, und die „opfert“, erscheint mir das so, als wolle man damit von allen anderen ablenken.
Entschuldigt, aber das kommt mir so vor. Auch bei Relotius hat man dies getan. Man hat geglaubt, mit dem Stoßen vom Thron wird alles wieder gut. In welcher Märchenwelt leben eigentlich unsere Medien? Ukrainekrieg: Beseitigen wir Putin und bewaffnen wir die Ukraine, und alles wird gut. Afghanistan: Isolieren wir die Taliban und alles wird gut. Leute, Leute von den (Mainstream-)Medien, merkt Ihr noch was? Ihr könnt Euch durch Bauernopfer nicht mehr retten, denn ihr habt komplett versagt. Und zwar nicht erst 2020. Schon bei Afghanistan, und vorher bei der Zerschlagung von Jugoslawien, Bei Libyen, dem Irak … Ach, und da findet ein Krieg im Jemen statt, der könnte doch wohl gleichsam jeden Tag eine Sondersendung produzieren, bei dessen brutalen Folgen. Und da wäre noch Mali. Aber was macht Ihr?
Ihr reduziert die Umweltzerstörung auf CO2, Ihr reduziert das Fehlverhalten von Politikern auf Laschet und Spiegel, Ihr reduziert die Kriege auf den in der Ukraine. Vielleicht, weil Ihr merkt, dass Ihr keine Ahnung habt, wie Ihr mit der Komplexität dieser Welt und deren Verflechtungen umzugehen habt, und daher auf den Trick mit der Vereinfachung kommt, um Euch sozusagen damit reinzuwaschen? Denn der Krieg in der Ukraine ist ja ein russischer, keiner des Westens, das CO2 produzieren wir alle, hat ja nichts mit Profit zu tun, wenn wir die Meere deswegen zerstören, die Wälder deswegen vernichten, die Flüsse deswegen vergiften, die Putins und Erdogans sind willkommene Opfer, um von eigenem Fehlverhalten abzulenken, das dermaßen um sich greift und alle Bereiche des Lebens totalitär erfasst.
Anmerkung zum Schluss. Wen ich „Ihr“ meine, meine ich die Mainstreammedien, die mit ihrer Arroganz sämtliche Grundsätze des Journalismus verwerfen. Die meinen, mit einer 12-Jährigen bei den Nachrichten hätten sie der Offenheit Genüge getan, vergessend, dass sie Jahrelang alles niedergeprügelt haben, was andere Meinungen als sie hatte, mit ihren „Faktencheckern“ oder „Faktenfüchsen“. Wir müssen unbedingt zurück zu einer wirklich offenen Gesellschaft, in der der Debattenraum breit ist, in der diskutiert werden kann ohne Vorurteile. Demokratie lebt nur durch Debatte. Aber dazu sind unsere Massenmedien nicht in der Lage. Stattdessen treten in Talkshows immer die gleichen Hansel auf. Ab und zu mal ein Feigenblatt, das aber eher vorgeführt wird, als wirklich ernst genommen wird.
Das nur zur Erklärung. Es ist schwer, über Leserbriefe zu diskutieren.
Weiter so gute Arbeit.
Mit solidarischen Grüßen
Gunther Troost
8. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
wenn man die üblichen Medien verfolgt, so ist Frau Spiegel nicht etwa wegen Verstoßes gegen Corona-Auflagen in die Bredouille geraten, sondern einzig wegen ihres Versagens im Fall der Flut im Ahrtal.
Ich sehe und höre da ein wunderbares Lehrstück zum Thema “Tarnen, Täuschen, Verpissen”.
Daß ihr Versagen in der Bewältigung der Flut, insbesondere das Überhören aller Warnungen, 134 Menschenleben gekostet hat, ist tragisch, und nicht zu entschuldigen.
Aber es darf doch auf keinen Fall sein, daß der Fokus auf Verstöße des politischen Personals gegen Regeln gerichtet wird, die dieses Personal selber erlassen hat, und mit denen 80 Millionen Bürger und Bürgerinnen monatelang mit extremistischen Methoden maltretiert, Kinder gequält und Existenzen vernichtet wurden.
Nein, dann lieber Rücktritt wegen ein paar Flutopfer! Das kratzt weniger am Image!
Und bevor mir etwas Falsches vorgeworfen wird: das ist nicht pietätlos in Bezug auf die Opfer, sondern mit aller Verachtung zynisch gegenüber der Politik gemeint!
Mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Klein
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