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Titel: Goldman Sachs Chef D meint, Deutschland müsse den Euro retten. (Finanzkrise B)
Datum: 4. Februar 2011 um 14:15 Uhr
Rubrik: Banken, Börse, Spekulation, Finanzkrise, Lobbyismus und politische Korruption
Verantwortlich: Albrecht Müller
Ein NDS-Leser schickt uns eine interessante Mail zum Thema. Er macht darauf aufmerksam, dass der Chef von Goldman Sachs Deutschland und zeitweilige Berater der Kanzlerin, Dibelius, die Verantwortung bei der Rettung des Euros vor allem bei Deutschland sieht – schließlich profitiere das Land stark von der gemeinsamen Währung. Seine Mail zeigt mal wieder deutlich, wie sehr die Politik in den Fängen der Finanzwirtschaft ist. Albrecht Müller.
Hier die Mail des NDS-Lesers:
Mit erstaunen las ich den RP-Online-Artikel “Deutscher Goldman-Chef: Deutschland soll den Euro retten”.
Ausgerechnet Goldman-Sachs-Chef Alexander Dibelius fordert offenbar vom deutschen Steuerzahler die Rettung des Euros bzw. die Umschuldung (… gemeint ist vielmehr Entschuldung) Griechenlands?
Jener umstrittene Privat-Spekulant, der am 14. Jan. 2010 mit seiner auf einer Studentenkonferenz geäußerten Ansicht „Banken (…) haben keine Verpflichtung, das Gemeinwohl zu fördern“ bei Vertretern im Bundesfinanzministerium für Entsetzen sorgte?
Jener Deutschland-Chef der Goldman Sachs-Bank, die Athen jahrelang bei der Verschleierung ihres immensen Schuldenproblems mit Rat und Tat zur Seite stand? Die durch verschleierte Kredite – deklariert als “Devisenkäufe” – dafür sorgte, dass Griechenland aufgrund gefälschter Bilanzen dem Anschein nach die Defizitvorgaben der Eurozone erfüllte? (Zur Erinnerung: “US-Bank soll Athen beim Schummeln geholfen haben”).
Laut New York Times ist noch im November 2009 eine Delegation von Goldman Sachs unter Führung von Bankchef Gary Cohn nach Athen gereist, um Anschlussgeschäfte auszuhandeln. Konkret ging es um die
Stundung von Fälligkeiten des griechischen Gesundheitssystems. Dies lehnte Athen jedoch ab, das Kartenhaus begann einzufallen. Zufall?Und ist es ein Zufall, dass ausgerechnet Ex-EZB-Direktoriumsmitglied Otmar Issing, seit 2008 “International Advisor” bei Goldman-Sachs, vor zwei Jahren von Fr. Merkel zum Vorsitzenden der Expertenkommission “Neue Finanzarchitektur” zur Neureglung der Finanzmärkte ernannt wurde?
Ist es ein Zufall, dass sich in dieser Expertenkommission ebenfalls Deutschland-Chef von Goldman-Sachs Alexander Dibelus sowie Jörg Asmussen wiederfinden – letzterer Brandstifter an der Seite Peer Steinbrücks in Sachen toxischer Verbriefungen?
Zitat Wikipedia:
“Nachdem im Februar 2010 bekannt geworden war, dass Goldman Sachs der griechischen Regierung beim Verschleiern der Verschuldung geholfen hatte, um die EU-Kriterien zu erfüllen, äußerte ein Vertrauter von Merkel: „Das Maß ist eigentlich voll. Eine Bank, die sich so verhält, darf nicht mit öffentlichen Aufträgen belohnt werden. “Dibelius beriet Bundeskanzlerin Merkel vor allem bei den Privatisierungsplänen von Staatseigentum wie an der Deutschen Bahn. Der Berliner Finanzsenator Ulrich Nußbaum kündigte im April 2010 die Zusammenarbeit mit Goldman Sachs auf und forderte die Bundesregierung ebenfalls zu einer Sperre von öffentlichen Aufträgen auf, da er „erhebliche Zweifel“ an der Seriosität von Goldman Sachs habe”.
Was bewirkt die Anwesenheit dieser Herren in dieser Kommission, wenn nicht Stillstand in Sachen Finanzreformen und extremer Lobbyismus?
Ebenfalls für bedenklich merkwürdig empfinde ich den Umstand, dass Goldman-Sachs die Rettung durch Deutschland nun empfiehlt, obwohl ausgerechnet ihr eigener Berater Ottmar Issing – der sich auch gerne “Vater es Euros” nennt – am 22. Febr. 2008 in einem Interview noch vor dem Brechen der Dämme bzgl. Hilfszusagen für Griechenland warnte und die Vorstellung “geradezu grotesk” nannte, durch Transfers könne der Euro gestärkt werden. Zitat aus dem Interview:
‘Schon jetzt konstruieren Juristen mögliche Ausnahmefälle, mit denen sie Hilfszahlungen an das marode Griechenland rechtfertigen könnten. Otmar Issing, Ex-Vorstand der Europäischen Zentralbank (EZB), warnt nachdrücklich davor, die Vorschriften lax auszulegen: “Das No-Bail-Out-Prinzip lässt keine Kompromisse zu. Wird eine Ausnahme gemacht, gibt es kein Halten mehr.”‘ (Quelle: FOCUS)
Und ist es Zufall, dass Goldman-Sachs-Berater Issing ebenfalls von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in ein vergleichbares Beratergremium in Brüssel berufen wurde?
Mit freundlichen Grüßen
N.S. – ein NDS-Leser
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