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Titel: Leserbriefe zu „Über die groteske Engstirnigkeit unseres Führungspersonals“
Datum: 12. März 2022 um 11:45 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
In diesem Beitrag wird darauf hingewiesen, dass die SPD-Bundesvorsitzenden einen Antrag der SPD Heidelberg zu einem Ausschlussverfahren gegen Gerhard Schröder an die zuständige Schiedskommission weitergeleitet und damit unterstützt hätten. Kurz wird über Schröders Rolle beim Irakkrieg, aber auch bei der Agenda 2010 und dem Jugoslawien-Krieg berichtet. Man solle, trotz aller Vorbehalte, Gerhard Schröder „für den Notfall als Kontaktperson“ erhalten. Das Ausschlussverfahren sei Irrsinn. Wir haben dazu interessante Leserbriefe erhalten. Danke dafür. Hier sind sie. Zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Lieber Herr Müller!
Ich bin Ihnen sehr denkbar über den Beitrag von Gerhard Schröder als Vermittler. Natürlich haben wir diesem Mann die Agenda 2010 zu verdanken und er war für den Jugoslawienkrieg verantwortlich. Nur hat er diesen Krieg mittlerweile bereut, weil er nicht durch ein UN-Mandat abgedeckt war. Zu seinen Gunsten spricht auch, dass er längst nicht so ein verbaler brutaler Hardliner wie Blair, Fischer und Scharping war und sich in der Art der Rhetorik zurückhaltender als unsere kriegsgeilen NATO-Medien verhielt. Ich empfehle Ihnen das Video aus dem Jahr 2014 mit dem Zeitjournalisten Josef Joffe anzuschauen, wo er zum Ärger Joffes die Krimkrise mit dem Jugoslawienkrieg verglich. Schröder bedauerte die Kriegsführung insofern, weil sie nicht mit der UNO zu vereinbaren war. Natürlich zeigte man dieses Video nicht im Fernsehen, denn Kritik an den vom Westen verursachten Kriegen darf natürlich nicht sein. Während man die Hartz 4 Gesetze von Seiten der Medien kaum kritisiert, wird natürlich jede seiner Äußerungen zur Entspannung der Ukrainekrise verteufelt. Ich bin mir sehr sicher, dass eine Vermittlung des Ex-Kanzlers den Krieg verhindert hätte. Aber das wollten die vielen Kriegstreiber bei uns nicht, und man könnte meinen, dass ihnen die Kriegsopfer in der Ukraine egal sein würden. Statt Konfliktentschärfung wird mehr mit der Wehrhaftigkeit der Zivilgesellschaft und dem immer mehr und näher Zusammenrücken der EU bzw. Europas geprahlt. Hoffentlich zerdrücken die sich nicht noch einmal vor lauter Zusammenrücken. Es wird angeblich für den Frieden (=Stopp Putin), in Wirklichkeit aber für den Krieg demonstriert. Die bestellten Girls von Fridays for Future sind da natürlich auch dabei, was ich mir von Anfang gleich dachte. Wer wirklich an das Leid der ukrainischen Bevölkerung denkt, der sollte Gerhard Schröder schleunigst als Vermittler einschalten. Ansonsten hat man kein Interesse an der baldigen Beendigung des Krieges.
Mit freundlichem Gruß
Harald Pfleger
2. Leserbrief
Liebe ‘Nachdenk-Saiten’,
ich mag die ‘noch honorige’ Einschätzung Albrecht Müllers (‘unter unserem Spitzenpersonal offensichtlich keine selbstständig denkenden Menschen’) als blanke Untertreibung stigmatisieren!
Denn unter aller ‘Forensik’: „Bedenke des Unheils seines letzten Endes her…! (Da speit das doppelt geöffnete Haus zwei Leoparden auf einmal aus. F. Schiller)“ steht zum Beispiel ein altes Märchen neu zur Disposition dieser neuen SPD. – Frei nach des Urteils eines Knaben im Märchen Des Kaisers Neue Kleider: ‘der hat ja nix an!’
Diese völlig neue Variante: ‘Die erkennen die Ehrenbürgerschaft gleich zweier deutscher Kanzler ab’: A.H. und Gerhard Schröder!
Hat die heutige SPD-Führung wirklich so wenig Geschichtskenntnis und (strategischen) Überblick … über soviel märchenhaften Verriss (genossenschaftlichen Verrat) und das, was clevere, satirische Bürger denken könnten?
Kann man so geschichtslos handeln?
Die SPD hat ja seit Willy Brandt einiges durch, wie etwa 100% Wahlen! „Yes, we can … wenn man ‘kameradschaftlich’ mit Kristina Gräfin Pilati planscht!“ … peinlich: ich fühle mich angesichts der künstlich konstruierten Gerhard Schröder-Affäre an einen uralten UFA-Schinken erinnert: ‘Der Maulkorb’ (Verfilmung Heinrich Spoerl) 1938. Wirklich unwirklich – das alles!
Summa: Bei Esken ‘fürcht ich nix mehr!’, jedoch der Klingbeil sollte sich dringend neue Medien-Berater suchen …
Gruß, Hans-Jörg Kramer
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Albrecht,
wen wundert so ein Verhalten inzwischen tatsächlich noch? Im Grunde haben die aktuellen Führer der Parteien weder ein Rückgrat, noch Verantwortungsgefühl. Sie reißen mit Begeisterung unter Anleitung der Regierung und der Mainstream-Medien gemeinsam mit der Abrissbirne alles ein, was in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut und geschaffen wurde – und wer nicht in eine Schablone passt, wird beleidigt, verleumdet und diffamiert. Das ist dem Verhalten eines Präsidenten Trump irgendwie gar nicht so unähnlich. Auch der war gerne mit der Brechstange unterwegs. Obwohl sich zur Zeit seiner Präsidentschaft alle Parteien und Politiker in Deutschland durchweg darüber mokiert und/oder aufgeregt haben, scheint das heute so etwas wie der “moderne und allseits anerkannte” Politikstil zu sein. Das kann man tatsächlich nur als Irrsinn bezeichnen!
Wie immer mit bestem Dank für ein wenig Licht im Dunkel dieser Tage,
M. Pflug
4. Leserbrief
Lieber Albrecht Müller,
ich dachte schon, ich wäre der Einzige, der den letzten Fehlgriff der SPD für falsch hält. Ja, Schröder ist – und machte eine ziemlich miese Figur, insbesondere mit seinem desaströsen `Gesamtwerk´ für die SPD und die Deutsche (Sozial-)Politik. Als Freund Putins und mit seinem ausgeprägten Gespür für Gewinnstreben ist er insgesamt ein Unsympath par excellence. Aber er ist ein `Brückenkopf´ zu Putin und anderen Einflussgrößen in Russland.
Es ist seltsam und unfassbar – wie können vermeintlich halbwegs intelligente Politiker nur so kurzsichtig und ignorant sein. Es wird ein Leben nach dem Krieg geben. Und da werden wir Menschen brauchen, die in der Lage sind, zerrissene Bande wieder zu verbinden – so sehr man die Persönlichkeiten als solches auch missbilligen mag.
Unter diesem Aspekt – jedoch absolut ohne die gegen Schröder gehegte Aversion und ohne Vorbehalte – bedaure ich sehr, dass Matthias Platzeck den Vorsitz des Deutsch-Russischen Forums niedergelegt hat, auch wenn seine Motive unter dem Eindruck des aktuellen Kriegsgeschehens nachvollziehbar sind. Gerade integere Persönlichkeiten wie er werden in Zeiten eines Neubeginns der Beziehungen zu Russland dringend benötigt werden. Es sei denn, es ist beabsichtigt – und unseren US-amerikanischen `Freunden´der STRATFOR-Fraktion ist dies durchaus zuzutrauen, dass Europa erneut in einen `Kalten Krieg` von unabsehbarer Dauer getrieben werden soll. Über die Gründe und Vorteile für den `Hegemon` braucht man nicht lange nachzudenken, sie liegen auf der Hand.
Wenn dann noch von unseren ‘klugen’ Europapolitikern Länder wie die Ukraine, Georgien und Moldawien mit ihren fragwürdigen Politik- und Rechtssystemen in die EU aufgenommen werden, die – wie Ungarn und Polen – primär eigene, nationale Interessen verfolgen, ist der Niedergang der EU vorprogrammiert.
Armes Deutschland, armes Europa … .
Mit nettem Gruß
Ulrich Herbst
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