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Titel: „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!“

Datum: 11. März 2022 um 8:59 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Innen- und Gesellschaftspolitik, Strategien der Meinungsmache, Ungleichheit, Armut, Reichtum
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Was ist los mit denen „da oben“? Drehen die völlig am Rad? Und was ist los mit uns „hier unten“? Wir, die das Drehen am Rad mitmachen oder zu wenig aufstehen, erkennen und konstatieren wütend und ohnmächtig, dass Fakt ist, Ihr Faktenchecker hergehört, mitgelesen: Die Volksvertreter, Repräsentanten, die das Ruder in der Hand halten, vertreten die vielen Menschen, Volk genannt, nicht (mehr). Sie vertreten anderer Leute Interessen. Mächtige. Verbal wird gerade (wiedermal) aufgerüstet, dass man nur noch sprachlos ist. Baerbock, Lindner, Gauck, die Liste lässt sich lange fortsetzen – ihre Wortmeldungen formulieren sie alles andere als das Volk vertretend. Deren Sätze stimmen uns alle vielmehr darauf ein, dass wir den Gürtel mehr als enger schnallen müssen. Eins verschweigen die Herrschaften indes: sie selbst müssen den Gürtel nicht enger schnallen. Eine Kritik von Frank Blenz.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Und nebenbei: Warum muss es überhaupt ein Gürtel-enger-Schnallen geben? Warum sollen wir uns hier und anderswo vom prallen Leben abwenden? Wir hätten es in der Hand, uns alle kraftvoll und opulent dem Leben, dem Frieden, dem Zusammensein zu widmen. Allein, es gibt Menschen, die sich dem in den Weg stellen, die Baerbocks und …

Ich kenne keinen Menschen in meinem Umfeld, welcher es Klasse findet, was gerade Leute in gehobenen Positionen in den letzten Tagen in die Mikrofone gesagt und in die Schreibblöcke der führenden Journalisten der führenden Massenmedien des Landes diktiert haben. Drei nur mal so zur Auswahl.

Im Tagesspiegel (Berlin):

Baerbock zur Ukraine-Krise: „Deutschland ist „bereit, einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen“.“

Der Spiegel (Hamburg):

Christian Lindner sagt: „Wir müssen gemeinsam erkennen, dass es auch unser Beitrag zur Solidarität mit der Ukraine ist, negative Auswirkungen in Kauf zu nehmen.“

ARD-Sendung Maischberger (Mainz):

Joachim Gauck sieht hier auch die deutsche Bevölkerung in der Pflicht, Einbußen hinzunehmen. „Wir können auch einmal frieren für die Freiheit und wir können auch einmal ein paar Jahre ertragen, dass wir weniger an Lebensglück und Lebensfreude haben“, sagte der frühere Bundespräsident.

Da geht’s schon los: Wir. Aha. Wir ist eine schöne Einheit. Alle in einem Boot. Verstehe. Und ja, wir können nicht alle agieren, dafür gibt es ja Entscheider. Wir sind also vertreten von Ministern, hier der Außenministerin, dem Finanzminister, oder vom ehemaligen Bundespräsidenten mit seinen verbalen Ergüssen. Die machen das schon. Ihre Mikrofone sind stets offen, Deutungshoheit inklusive. Gut, sie sind es und sie tun es, sie treten als unsere Vertreter auf und sie stellen sich hin und reden stets in Wir-Form. Doch da ist schon der Haken: die andere Seite des „Wir“ spürt: Die Gesamtheit wird nicht vertreten. Der Teil des ganzen Wir, die einfachen Menschen, so auch die aus meiner persönlichen Umgebung, ich eingeschlossen, die sagen stets und immer ungeschminkt, offen, ehrlich, was los ist, weil sie jedes Recht dazu haben und stets und immer und ungeschminkt das pralle, wahre Leben leben und auszuhalten haben. Sie entgegnen den Ministern und Würdenträgern: Nein, Ihr Baerbocks, Lindners, Gaucks – Ihr seid nicht Teil vom Wir, Ihr seid Ihr und drum so abgehoben, dass es schmerzt.

Schlimmer noch: Ihr könnt genau das sagen, was Ihr so sagt, und es tun. Was passiert, nutzt Euch und schadet uns. Ihr könnt die Menschen am Nasenring durch die Manege führen, Ihr könnt ohne Konsequenzen sagen, dass Ihr für alle sprecht, dass Ihr wisst, was Volkes Seele fühlt. Nein, Ihr wisst es nicht, was Phase ist. Oder schlimmer: Ihr wisst es. Doch ist es Euch egal. Ihr habt eine enorme Macht und Ihr wisst um Eure Abgehobenheit, die der Macher, der Entscheider, der Würdenträger, der Amtsträger, der Leute in der Kategorie „Oben“ in unserer Gesellschaft. Die vielen Menschen, sie sind für Euch nur eine große statistische Größe. Hauptsache, jeden Monat ist Euer Honorar, sind Eure Pfründe gesichert, gehört Ihr dazu.

Der Amtseid lautet aber, sobald Ihr die Hand hebt, um Euren Job anzutreten, als Minister, als Präsident:

„Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“

Die Gegenüberstellung zu „…Schaden abwenden…“ lautet bei Euch dann:

Baerbock: „Deutschland ist „bereit, einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen“.“
Lindner: „…negative Auswirkungen in Kauf zu nehmen.“
Gauck: „…wir können auch einmal ein paar Jahre ertragen, dass wir weniger an Lebensglück und Lebensfreude haben.“

Die Leute, die für das „Wir“ stehen, sind wütend. Das steht fest. Nach zwei Jahren Pandemie-Katastrophe, die mit dem gleichem Personal, Euch, mit gleicher Arroganz und Machtherrlichkeit im Handeln samt all der Maßnahmenorgien geschah und noch immer schwelt, nach dieser langen Zeit habt Ihr, die Entscheider, weiter die Frechheit, immer weiterzumachen und nun mit dem neuen Kapitel loszuschlagen: Krieg, kalter mit Option auf heißer Krieg, Wirtschaftskrieg. Zum Nutzen für – wenige.

Ja, es herrscht Krieg, ja, (noch) nicht hier, aber es wird schon so getan, es wird mobil gemacht mindestens, es wird der Krieg befördert. Die vielen Kriege der Welt werden wenig besprochen, nicht in Zweifel gezogen, sonst würde man ja tagtäglich neben der Ukraine vom Jemen, vom Sudan, von Libyen, von Mexiko, vom Gazastreifen, Syrien/Türkei und so weiter Neues erfahren und dazu vermeldet bekommen, dass Ihr, unsere Abgeordneten, Minister, Präsidenten usw. innig und voller Tatendrang so agieren: Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden,…“ Also Friedenspläne vorschlagen, Reisen, Zusammenarbeit, Solidarität und denen Einhalt gebieten, die zündeln, hetzen, kaputtmachen.

So aber? Es fällt einem Historisches ein. Der Baerbocks, Lindners, Gaucks und weiteren Persönlichkeiten Worte klingen wie einst im späten Mittelalter. Die Not ist nicht zu verhehlen und doch…

„Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen!“ Der Satz wird Marie Antoinette in den Mund gelegt, der damals 34 Jahre jungen Königin von Frankreich. Sie feierte luxuriöse Feste in Versailles, während das Volk in Paris hungerte. Dieser Gegensatz führte zum Sturm auf die Bastille, zur Französischen Revolution. Der Satz steht dafür, wie Welten auseinanderfallen, wenn es genug ist. Die Elite hatte keine Ahnung (mehr), wie die Gesellschaft außerhalb ihrer Schlösser aussah. Das Volk darbte, die Königin lebte im Prunk des Königshofs. Der Gegensatz war so groß, dass es krachte. Lang ist das her, ja? Und heute? Die Gefahr schwillt an, Reich und Arm triften weiter auseinander. Parallelgesellschaften sind zu sehen, hier die einen im Luxus-Ghetto, dort die anderen im sozialen Brennpunkt-Viertel. Statistik zu bemühen, ist leicht, im Internet kurz gesucht: „Die britische Hilfsorganisation Oxfam hat vor kurzem ihren Bericht vorgelegt, wie Reichtum weltweit verteilt ist. Das Ergebnis ist dramatisch: Die 85 reichsten Menschen besitzen so viel wie die arme Hälfte der Welt.“

Was für die Welt gilt, ist auch hier zu beobachten. Das Handeln dazu von den bisher genannten Persönlichkeiten steht im Widerspruch zum Amtseid, ist voller Empörung zu sagen. Dabei wäre es leicht, gut für ein Wir zu agieren. Es bräuchte nur einen politischen Willen. Beispiel? Den Mindestlohn zu erhöhen, die Mieten zu senken, dafür fehlt der Wille – also gibt es das nicht. Die Rüstungsausgaben – sogar aus einem Sondertopf (wo hat diesen der Herr Scholz nur auf ein Mal her?) – werden angehoben, die Zahl, von 100 Mrd. Euro ist in aller Munde, dafür ist der politische Wille da. Was ist politischer Wille? Der Wille der Herrschenden.


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