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Titel: Tesla und Musk – beides sind nicht die Zukunft. Oder doch?
Datum: 21. Januar 2022 um 9:04 Uhr
Rubrik: Ökonomie, Ressourcen, Verkehrspolitik
Verantwortlich: Redaktion
Man stelle sich vor, eine Autofabrik produziert Autos und muss diese Autos nach Fertigstellung verschrotten! Kein Scherz. Diese Geschichte stammt nicht aus einem Fantasieroman über künftige Zeiten großer Unvernunft. Dieser wahre Wahnsinn als Teil unserer geisteskranken Gesellschaft findet hier und heute statt, genauer in Brandenburg in der noch nicht eröffneten, aber schon probelaufenden GIGAFACTORY Tesla. Sie wissen schon, die von US-Investor und Unternehmer Elon Musk. Die der Fabrik zugedachte Erfolgsgeschichte ist indes keine, denn schon der Auftakt ging daneben, vielleicht lag es gar an der Idee des so berühmten und verehrten Herrn Musk. Am falschen Ort, zur falschen Zeit, mit den falschen Mitteln eine Fabrik zu bauen, nur weil er meint, es zu können – als Milliardär. Egal, er macht und er bekommt den deutschen Behördenteppich ausgerollt mit kleinen Hindernissen. Da sage mal einer, das mit dem Geld-regiert-die-Welt stimmt nicht. Von Frank Blenz.
Man muss sich das auf der Zuge zergehen lassen: Der Probe-Betrieb einer Fabrik wird aufgenommen, um teure, wertvolle Produkte zu schaffen, hier sind es Autos der Marke Tesla Model Y. In der Tat schauen diese Vehikel schon lässig aus, als Betrachter in einem Autosalon in Berlin Mitte (Mall of Berlin) kreist der Gedanke sofort um E-Mobilität und Coolness und eben auch um den Preis. Ziemlich fett. Und dann kommt diese Info ins Blickfeld: Der Probe-Betrieb bei Grünheide in Brandenburg dient für die Firma von Elon Musk und für die Ämter, in dem Fall die in Berlin/Brandenburg, zur „Anlagenprüfung“. Das mit Folgen. Wahnwitzigen. Das liest sich in Medien so:
„Das Amt gab die Genehmigung. Mit einem Haken: „Die während der Anlagenprüfung erzeugten Teile und Karossen dürfen nicht als Verkaufsware genutzt werden.“ Heißt: Bei 63.000 Euro Verkaufspreis je Tesla „Model Y“ müssen 125 Millionen Euro auf den Schrott! Das Umweltamt verlangt sogar die Entsorgungsnachweise.“
Schon klar, Elon Musk scheint in dem Fall keine Aktie an dem Prozedere zu haben. Der Amerikaner hat sich seinen Siegeszug auf deutschem Boden, mitten in Europa mit seiner Gigafactory womöglich anders vorgestellt. In den Staaten bei sich daheim wäre ihm der Teppich, ach, was sagt man, ganze Teppichkollektionen ausgerollt worden. So aber scheint es, als wären die Behörden gründlich und die Auflagen hoch und die Eröffnung nicht sicher – das sollte es ja auch, bei Stichworten wie Umwelt, Wasser, Nachhaltigkeit, Personal, Gesetze, Zukunft. Bei genauerem Hinsehen aber sind auch deutsche Teppiche durchaus weich.
Mit der Geschichte mit dem Verschrotten ist es so eine Sache, Dank weiterem medialen Hinsehen wird in die Öffentlichkeit getragen:
„Das Landesumweltamt hat jetzt eine weitere Vorab-Erlaubnis erteilt, es ist mittlerweile die zwanzigste. Mit dieser darf Tesla 2.000 E-Autos des Model Y herstellen, allerdings nicht zum Verkauf, sondern zu Prüfzwecken. Das geht aus dem dieser Zeitung vorliegenden zwölfseitigen Bescheid vom 7. Januar 2022 hervor, mit dem die Ende Oktober erteilte Erlaubnis für Anlagen- und Maschinentests mit 250 Fahrzeugen ausgeweitet und bis März verlängert wird. Mit diesem „Nachtrag“ wird Tesla nun de facto eine Produktion von Vorserien ermöglicht. Darauf deuten auch die Dimensionen hin: Im Rahmen von „Leistungstests“ der „Gesamtlinie“ darf Tesla ab sofort 500 Karossen pro Woche herstellen, freilich mit einer weiteren Obergrenze, nämlich der „Fügung von maximal 2.000 Karossen in Summe…. Die Erlaubnis ist an Auflagen gekoppelt. „Die während der Anlagenprüfungen erzeugten Teile und Karossen dürfen nicht als Verkaufsware genutzt werden“, heißt es. „Eine Verwendung der während der Anlagenprüfungen erzeugten Teile und Karossen für die Produktion von verkaufsfähigen Fahrzeugen ist nicht zulässig.“ Der Verbleib der Teile und Karossen sei für die Behörde „zu dokumentieren“. Im Falle einer Entsorgung seien Nachweise darüber vorzulegen….Die Test-Fahrzeuge dürften kaum verschrottet werden. Ein Model Y kostet rund 60.000 Euro, 2000 Fahrzeuge haben einen Verkaufswert von rund 120 Millionen Euro.“
Quelle: tagesspiegel.de
Elon Musk wird wohl eine Variante zwischen Dokumentation von Verschrottung und Nutzung von Material aus der Vorproduktion favorisieren. Derweil hat der Milliardär weitere Vor-Ort-Sorgen, von denen er wusste, sie indes bewusst ignoriert haben muss. So hat der hochgebildete, reiche und entscheidungsfreudige Erfolgsmensch auf Fragen wie folgt geantwortet:
Elon Musk bestritt gegenüber Frontal21 mögliche Wasserprobleme. „Im Grunde sind wir nicht in einer sehr trockenen Region. Bäume würden nicht wachsen, wenn es kein Wasser gäbe. Ich meine, wir sind ja hier nicht in der Wüste.“
Quelle: ZDF Frontal 21
Rückblick zur Gigafactory der Firma Tesla in Berlin-Brandenburg nahe der Ortschaft Grünheide. Der Baubeginn erfolgte im ersten Quartal des Jahres 2020, schon im Sommer 2021 sollte die Produktion starten. Elon Musk, Chef von Tesla, und die Landesregierung von Brandenburg einigten sich auf Standort und Bedingungen. Zahlen wie 500.000 Fahrzeuge pro Jahr und bis zu 12.000 Beschäftigte, in der ersten Stufe 3.000, lassen aufhorchen.
Probleme. Das Genehmigungsverfahren, verantwortlich begleitet vom Landesamt für Umwelt (LfU) in Brandenburg, ist keines ohne Tücken. In Unterlagen der Behörde heißt es „Stressfaktor Tesla“, der „…durch Termin- und Zeitdruck durch Tesla…“ gekennzeichnet ist. Weiter heißt es in den Protokollen: „….Kritik wird an der Verfahrenspraxis rund um Tesla geübt.“
„Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel, dem die Behörde untersteht, sagte gegenüber Frontal 21, man lasse sich durch Äußerungen nicht unter Druck setzen: „Völlig egal, ob sie innerhalb der Landesregierung fallen oder von Tesla selber oder von dritter Seite.““
Quelle: Frontal21
Das Landesamt funktioniert. So stellt es Tesla vorzeitige Baugenehmigungen aus.
Trinkwasserprobleme.
So befürchtet der Chef des Wasserverbandes Strausberg-Erkner, André Bähler, dass es durch die Tesla-Produktion im brandenburgischen Grünheide zu Einschränkungen beim Trinkwasser kommen werde. „Die Trinkwasserversorgung wird geopfert auf dem Gabentisch der Wirtschaftspolitik“, sagte Bähler zu Frontal 21. Die geplante Fabrik des US-Elektroautobauers wird nach Recherchen des Magazins mit den nächsten Ausbaustufen rund 3,6 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr verbrauchen. Das wären rund 30 Prozent des gesamten Wasservolumens in der Region. Damit sei nicht genügend Wasser da.
Quelle: Frontal21
Wasser ist ein limitierender Faktor.
Laut internen Unterlagen des Landesumweltministeriums gerät Brandenburg bei der Ressource Wasser allerdings schon heute zunehmend an „Kapazitätsgrenzen“. Weiter heißt es in Sitzungsprotokollen vom 9. Juli 2020: Durch die „Ansiedlung von Industrie und Gewerbe (z.B. Tesla)“ verschärfe sich die „Situation im östlichen Berliner Umland zusätzlich“. Die Unterlagen liegen vor.
Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Bündnis90/Die Grünen) betonte, dass für den Produktionsbeginn genug Wasser da sei: „Kapazitätsgrenze heißt nicht, dass aktuell schon die Kapazitätsgrenze überschritten ist“, sagte Vogel im Frontal21-Interview. Demnach werde Tesla ab Sommer 2021 zunächst rund 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr verbrauchen. „Und wenn es noch darüber hinaus gehen sollte, dann könnte es sein, dass Entwicklungen nicht stattfinden“, erklärte Vogel. Dass Wasser ein limitierender Faktor für den Fabrikausbau sei, wisse auch Tesla, so der Landesumweltminister.
Quelle: Frontal21
Gewerkschaft.
Eine Gewerkschaft wird es in der neuen Fabrik nicht geben, das hat Elon Musk bereits angekündigt. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, fordert Tesla auf, Gewerkschaften in Grünheide und eine Tarifbindung zuzulassen. Dies sei eine Verpflichtung, so Hoffmann, da Musk vom Steuerzahler hunderte Millionen Euro Subventionen erhalte. Musk könne „nicht auf der einen Seite die Hand aufmachen und öffentliche Fördergelder gerne einstecken, aber bei den Beschäftigten alles daransetzen, sie bei schlanken Löhnen zu beschäftigen, mit miesen Arbeitsbedingungen. Das verträgt sich nicht“, sagt Hoffmann im Interview mit Frontal 21.
„Es gibt keine tarifgebundenen Löhne bei Tesla. Daran hält Tesla fest und das hat DGB-Chef Rainer Hoffmann kritisiert. Nach unseren Informationen wird Tesla die Gewerkschaft nicht in den Betrieb lassen.“
Quelle: Frontal21
Wie daheim in den Staaten, so auch in Deutschland, dem Land der sozialen Marktwirtschaft und stabilen Arbeitnehmerrechte, Herr Musk?
In den USA bei Tesla gibt es keine Betriebsräte. Tesla arbeitet nicht mit Gewerkschaften zusammen, berichtet Cindy Estrada, Vizepräsidentin der United Auto Workers (UAW), eine der einflussreichsten amerikanischen Auto-Gewerkschaften. Estrada rechnet mit harten Auseinandersetzungen zwischen Tesla und deutschen Arbeitnehmervertretern. Die UAW versuche seit Jahren vergeblich, eigene Betriebsräte bei Tesla zu etablieren: „Die Arbeiter wurden sofort bedroht, nur weil sie ein Mitspracherecht bei den Arbeitsbedingungen haben wollten“, sagte Cindy Estrada, Vizepräsidentin UAW. „Vor allem beim Thema Gesundheit und Sicherheit. Dafür wurden sie bekämpft“, so Estrada gegenüber Frontal21. Tesla wollte sich auf Nachfrage gegenüber Frontal 21 nicht äußern.
Quelle: Frontal21
Genug Tesla. Ach ja, diese Info sei aber noch interessant genug, sie zu erwähnen: Das Auto als Spion.
Wer ein Elektroauto von Tesla kauft, akzeptiert mit einer Datenschutzerklärung häufig auch, dass der Wagen „zur Produktverbesserung“ allerlei Fahrdaten in die Cloud des Fahrzeugherstellers hochlädt.
Quelle: Frontal21
Titelbild: Jatuporn Chainiramitkul/shutterstock.com
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