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Titel: Leserbriefe zu „Der Fall Djokovic – ein skurriles Portrait einer geisteskranken Gesellschaft“
Datum: 15. Januar 2022 um 14:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
In diesem Beitrag hinterfragt Jens Berger am Beispiel des serbischen Tennisstars Novak Djokovic die Corona-Maßnahmen und den Zustand der Welt. Dieser kämpfe um seine Teilnahme an den Australien Open, werde jedoch trotz eines negativen Corona-Tests an der Einreise gehindert, da Australien die Impfung zwingend vorschreibe. Es gehe um die „Akzeptanz dieser wahnwitzigen Gesetze“. Die australische Regierung stehe unter Druck, weil das Versagen der Lockdown-Politik nun offenbar werde. Es solle ein Exempel statuiert werden, denn „die Ausnahmeregelungen für die Oberschicht“ würden „das ´normale Volk´ noch mehr gegen die Coronapolitik aufbringen“. Die „neue Normailtät“ zeige, dass die ungeimpfte Krankenschwester Job und Wohnung verliere, während der ungeimpfte Tennis-Superstar in seiner Villa leben und sich vom Privatkoch verköstigen lassen könne. Danke für die Leserbriefe mit weiteren interessanten Eindrücken und Erkenntnissen. Hier eine Auswahl. Zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
herzlichen Dank für den Artikel. Er hat ein Kernthema dieser Impfdebatte sehr gut getroffen.
Und wenn man nun weiterdenkt, was bei der Einführung einer allgemeinen Impfpflicht passiert, wird die Situation noch weitaus ungerechter.
Nehmen wir als Beispiel die Impfpflicht ab 50 in Italien:
Einmalig hundert Euro Bußgeld ist für die meisten Menschen gut zu verkraften und dürfte kaum jemanden in existenzielle Bedrängnis bringen, doch mit der 2G-Regel am Arbeitsplatz sieht die Sache schon anders aus. Der Büroangestellte, der ins Home-Office wechseln kann, ist fein raus, wohingegen der einfache Arbeiter von einem faktischen Berufsverbot bedroht wäre.
Privatiers oder Millionäre blieben erst recht von diesen Sanktionen unberührt.
Der Reiche und Bessergestellte könnte also wie gehabt selbst über seinen Körper entscheiden, während sich der Geringverdiener die Selbstbestimmung über seinen eigenen Körper kaum noch leisten kann.
Ähnliches ließe sich auch über 2G im ÖPNV schreiben: Der Reiche fährt Taxi oder Auto oder Privatjet wie gehabt, der autolose Geringverdiener kommt womöglich nicht einmal mehr an seinen Arbeitsplatz.
Eigentlich wäre nun ein Sturm der Entrüstung in den deutschen Medien ob dieser sozialen Ungerechtigkeit fällig, doch bis jetzt bleibt sie aus. Im Gegenteil: Dem italienischen Modell wird sogar Vorbildcharakter zugesprochen.
Aber mittlerweile ist die Impfpflichtdebatte in diesem Lande so aufgeheizt, dass so manch einer sich wohl eher für Hausarrest, Haftstrafen oder Zwangsimpfungen zur Widerherstellung der Gerechtigkeit aussprechen würde, als sich der Absurdität bewusst zu werden, dass Bürger sich ihre Körper bald vom Staat “freikaufen” müssen.
Mit freundlichen Grüßen
S.I.
2. Leserbrief
Sehr geehrtes NDS Team,
sehr geehrter Herr Berger,
seit dem ich den Text von Herrn Berger las und mich zu dem im E-Mailverlauf zu sehenden Kommentar hinreißen ließ, hab ich noch ein wenig tiefer recherchiert. Es steht jedem frei wie eine Person zu Herrn Djoković als Tennisspieler steht. Der Fall scheint nur folgender.
Den Text von Herrn Berger finde ich immer noch gut, um die mehr als harschen Corona-Maßnahmen gerade in diesem sich immer klarer entwickelndem Polizeistaat in Australien zu kritisieren. Denn wenn wir uns alle als Bürger nicht dagegen wehren, werden wir ebenfalls solche faschistoiden Zustände erhalten.
Aber dies an Herr Djoković auszulassen, finde ich im Nachhinein nicht gut. Die Meinung von Herrn Berger möchte ich ihm nicht nehmen, um diese frei zu äußern braucht er weder von mir noch von sonst irgendjemanden eine Erlaubnis in diesem Land. Herr Djoković hat es geschafft, sich durch den Tennissport von unten nach oben zu spielen und Millionen zu verdienen. Das stimmt. Es gibt ein paar Dinge die ich an ihm zu kritisieren habe, wie bspw. Steuern zahlen in seinem Heimatland. Aber diese Diskussion würde hier den Rahmen sprengen und passt nicht ganz zum Thema.
Wie Herr Djoković nach seiner Einreise behandelt wurde, empfinde ich als unfair. Und wer weiß wie viele andere Menschen in Australien wegen der gleichen Sache so behandelt wurden, allerdings nicht die Medien zur Hilfe rufen konnten. Die Zwickmühle der Australischen Behörden ist ihr Präzedenzfall Prinzip, dass die in ihrem Angelsächsischem Justizsystem haben. Und einen juristisch anwendbaren Präzedenzfall wollen die Behörden vermeiden. Bin gespannt.
Wiederholen möchte ich folgendes.
Keine Corona Impfpflicht! Schon gar kein Impfzwang! Weder eine allgemeine noch berufsbezogen Corona Impfung!!!
[1] eurosport.de/tennis/australian-open/2022/australische-innenministerin-karen-andrews-weist-vorwurfe-zuruck-djokovic-wird-nicht-gefangen-gehalten_vid1596574/video.shtml
[2] de.moyens.net/tennis/australien-wird-einem-autoritarischen-staat-die-fans-haben-gebeten-novak/
Mit freundlichen Grüßen
Aleksandar Jevtović
Sehr geehrtes NDS Team,
sehr geehrter Herr Berger,
generell ist das aktuell “debattierte” Thema um Herrn Djoković sicher polarisierend und obwohl Sie in Ihrem Artikel auch auf die Absurdität der Zero-Covid Maßnahmen hingewiesen haben, möchte ich einiges ergänzen.
Vorweg folgendes.
Und doch stellt sich die Frage, warum die Australischen Behörden überhaupt die eingereichten Papiere für das Visum anerkannt haben, wenn den Serbischen Dokumenten offensichtlich sogar den Behörden nicht zu trauen ist? Warum war es für die gleichen Behörden kein Problem, dass bspw. Rafael Nadal nach einer Corona Infektion zum Turnier anreisen, einreisen und sich auf das Turnier ohne Probleme vorbereiten kann? Und Herr Nadal war nicht der einzige mit einer Infektion so kurz vor dem Turnier[2]. Neben den Bunga-Bunga Partys scheint der Jetset auch Corona-Partys zum anstecken gefeiert zu haben. Dass der Minister Alex Hawke eine Schmierenkomödie betreibt, scheint an der Catch 22 Situation zu liegen die Sie beschrieben, in der sich die Australische Regierung manövriert hat. Wenn er Herrn Djoković aktuell nicht im Land haben will, soll er ihn ausweisen. Aber man kann wohl innenpolitisch Punkten mit dem Thema und kann durch das köcheln in den Medien von anderen Sachen ablenken.
Ich hoffe sehr, dass der aktuelle Polizeistaat Australien endlich eine offen Debatte über seine absolut desaströse Corona Politik Debattiert und sich abwendet von dem Weg seiner eigentlichen Roots, nämlich wieder der größten Gefangenenkolonie ihrer Majestät zu werden. Wer auch immer heute für diese Majestät gehalten wird.
Abschließen möchte ich mit folgendem Statement.
Keine Corona Impfpflicht! Schon gar kein Impfzwang! Weder eine allgemeine noch berufsbezogen Corona Impfung!!!
[1] kiew.diplo.de/ua-de/service/05-VisaEinreise/remo-erlaeuterungen-ablehnungsbescheid/1257018
[2] sportschau.de/tennis/corona-duennen-die-australian-open-immer-weiter-aus-100.html
Mit freundlichen Grüßen
Aleksandar Jevtović
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
Es ist seit langem offensichtlich, wie Sie zu den unterschiedlichen Strategien stehen, mit dem Virus umzugehen.
Fairness wäre trotzdem immer noch schön.
Australien und Neuseeland haben es mit ihrer „No Covid“ Strategie immerhin geschafft, ihrer Bevölkerung Totenzahlen wie in Deutschland/Europa oder USA zu ersparen: Australien 97 / Mio, Neuseeland 10 / Mio, ganz zu schweigen von China 3 / Mio, wo bislang etwa 2 Mio Menschen durch die harte Strategie vor Coronatod wie in Europa / USA bewahrt wurden.
Jetzt sind in Australien Neuseeland alle geimpft und die Länder öffnen sich langsam wieder. Wohl etwas umständlich…zugegeben. Ob Europa mit seinen Millionen Toten da besser gefahren ist? Die Toten kann man nicht mehr um eine Stellungnahme bitten.
Mit feundlichen Grüßen
Christoph Swoboda
Anmerkung Jens Berger: Sehr geehrter Herr Swoboda,
dass rigide Lockdownmaßnahmen helfen, die Zahl derer, die an und mit Covid19 versterben, senken, ist unstrittig. Die Frage ist, welchen Preis diese Länder dafür zahlen. Sie können sich sicherlich vorstellen, was fast ein Dreiviertel Jahr harter(!) Lockdown mit den Menschen machen. Wie viele psychische Erkrankungen wurden damit ausgelöst? Wie viele zusätzliche Todesfälle gibt es durch wegfallende Vorsorgeuntersuchungen? Wie viele Menschen sind arbeitslos geworden? Wie viele Gewerbetreiber sind nun pleite? Was macht es mit der Gesellschaft, wenn man sie ein Dreiviertel Jahr lang einsperrt? Was heißt dies für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen? Ja, bei Abwägung dieser Punkte komme ich glasklar zu dem Schluss, dass solche Strategien eine groteske Idee sind. Es bleibt ihnen unbelassen, dies anders zu sehen.
Beste Grüße
Jens Berger
4. Leserbrief
Jens Berger at his best.
Starker Artikel – Parabéns.
L.G., Porto
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