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Titel: Den Irrsinn an den Kindern als normal verkaufen
Datum: 20. Oktober 2021 um 10:00 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Gesundheitspolitik, Medien und Medienanalyse, Medienkritik
Verantwortlich: Redaktion
Frage: Würden Sie Ihr Kind in die TV-Sendung “Die beste Klasse Deutschlands“ schicken – unter der Voraussetzung, dass es mit vielen anderen vorgeführt wird? Wenn Sie nicht verstehen, was gemeint ist, schauen sie einfach mal auf Kika.de. Mit Vorführen ist das Dauer-Maske-Tragen gemeint und dies in einem „fröhlich“ tuenden Getriebe in der Umgebung eines knallbunten Fernsehstudios. Während die Großen, wie jüngst die künftige Bundestagsfraktion der SPD, lachend und scherzend zum Gruppenfoto in Berlin ganz ohne Einschränkung auftraten, maßt man sich immer noch an, gegenüber Kindern derart übergriffig zu sein. Dass Kinder-TV auch anders gehen kann, beweist eine weitere Kika-Sendung namens „Moooment“. Von Frank Blenz.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Die Szene kann man sich eigentlich nur als preisverdächtiger Literat für Science-Fiction-Schocker ausdenken: ein helles TV-Studio, in welchem bunte Teams kluger Kinder um den Titel der Besten der jungen Denker des Landes streiten. Die Teams haben während der gesamten Sendung Masken auf. Und es kommt keinen Moment eine Situation der Ambivalenz, des Zweifelns, der Schwäche, gar des Protestes bei den Kindern auf ob dieser Situation: Es sieht aus, als wäre es normal und großartig und als trügen sich die bunten Masken so wie ein modisches Schmuckstück.
Wie können Eltern ihre Kinder in einer solchen Sendung mitwirken lassen?
Ja, es stimmt, dass Kinder seit langer Zeit die Masken in den Schulgebäuden tragen. Und manch Kind lässt sie gar noch auf dem Nachhauseweg auf. Doch die pandemische Situation ist eine dynamische. Es wäre an und für sich überflüssig aufzuzählen, was aktuelle Erkenntnisse zum Thema Kinder und Corona alles zutage gebracht haben und wie widersinnig dieses von Kika inszenierte Theater ist. Es ist mindestens eine mediale Schande, eine pädagogische Anmaßung. Es ist eine Herabwürdigung der jungen Menschen. Wie können Eltern ihre Kinder in einer solchen Sendung mitwirken lassen? Das frage ich mich als Vater.
Hat nicht dieser Tage der Gesundheitsminister, nicht Experte, aber mit Macht ausgestattete Herr Spahn gesagt: „Bei dieser Impfquote keine weiteren Beschränkungen nötig.“ ? Und er meinte damit Erwachsene und über 12-Jährige, die in der Statistik erfasst sind. Die Schlussfolgerung muss endlich und überfällig lauten, dass Kinder bei der erreichten Herdenimmunität und der einkehrenden „neuen Normalität“ (wie auch immer man den aktuellen Ausnahmezustand und die Pressionen betitelt und manipuliert) einfach das sein müssen und dürfen, was sie sind: Kinder.
Die Macher des staatlichen TV-Spartensenders Kika (Kinderkanal) jedenfalls erledigen weiter und diszipliniert seit Beginn der Katastrophe Pandemie ihren Job tadellos im Sinne ihrer Arbeitgeber – im Sinne eines pluralistischen, staatsfernen Auftrages, wie dieser im Rundfunkstaatsvertrag steht, indes oft nicht, mit Ausnahmen. Kika ist nicht allein, in vielen Sendern von ARD, ZDF bis 3Sat wird auf „neue Normalität“ gemacht. Gerade haben die Ferien begonnen und in den Abendnachrichten wird vom Ansturm auf Flughäfen berichtet, so als wäre „wieder“ die ganze Republik auf den Beinen, um maßnahmekonform und berechtigt zu reisen.
Das Format hätte angepasst, die Kinder geschützt werden müssen
Was unbedingt ebenfalls zu sagen ist: Larissa und Tobi („Checker Tobi“), die Moderatoren der Sendung „Die beste Klasse Deutschlands“, sind an und für sich wunderbar, die vielen Mitstreiter der Sendung tun ihr Bestes, diese Wissenssendung für Kinder fetzig und interessant zu gestalten. Auch die zur Sendung gehörende Internetseite ist interessant. Doch es bleibt die harsche Kritik, unter den von Behörden geforderten Umständen zu produzieren und es als „toll“ zu verkaufen. Das Format hätte angepasst, die Kinder geschützt werden müssen. Das ist nicht geschehen, der Eindruck bleibt, dass die gute Laune inszeniert ist.
Ein interessanter Beitrag folgte im Übrigen der Wissenssendung auf Kika, der zeigt, dass Kinder-TV auch anders geht: „Moooment!“.
Das Magazin „Moooment“ beschäftigte sich in der jüngsten Freitagsausgabe mit dem Thema rassismusfreie Schule:
„Julia, Tayfun, Nadia, Johannes, Sam und Adaolisa sind sehr skeptisch als sie das neue Plakat an der Schule entdecken: ‚Rassismusfreie Schule‘. Nur weil die Schule so genannt wird und sich die Lehrerinnen und Lehrer einige Projekte dazu ausdenken, verschwindet Rassismus nicht automatisch. Die sechs best friends zeigen dir typische Situationen von Alltagsrassismus in der Schule und wie du damit umgehen kannst.“
Glasklar wurde als Beispiel von latentem Rassismus in Schulen die Notenvergabe beschrieben und die Ungerechtigkeiten kritisiert. So bekämen Kinder bessere Noten als andere Kinder, nur weil sie deutsche Namen trügen. In einer Klasse war Folgendes zu sehen:
Die Rückgabe einer Klassenarbeit, eine Lehrerin tritt an einen Tisch eines Jungen mit nichtweißer Haut. „Johannes das ist leider ‘ne 5.“ Die Lehrerin sagt weiter: „Mach’ Dir keine Sorgen Johannes, ich hätte auch Probleme, wenn Deutsch nicht meine Muttersprache wäre.“ Johannes sagt: „Hä? Aber Deutsch ist doch meine Muttersprache.“ Johannes denkt nach: „Schon wieder eine Fünf, dabei habe ich alles von Max abgeschrieben, aber der hat eine Zwei.“
Ein Experiment dazu (eine Studie, die in der Sendung beschrieben wird) erhellt die mögliche Ursache:
204 angehende Lehrer (!) sollen Arbeiten von Schülern korrigieren und benoten. Alle Arbeiten haben die gleichen Fehler, sowohl die von Schüler Max als auch die von Schüler Murrat. Das Ergebnis: Murrat hatte gegenüber Max im Schnitt der Korrekturen der angehenden Pädagogen eine schlechtere Note. Ebenso wurde bei „Moooment“ besprochen, dass weitere „Faktoren“ wie Hautfarbe, Sprachkenntnisse und Herkunft rassistisches Verhalten beeinflussen.
Propaganda und die Macht der Wiederholung
Die beinahe finalen Sätze in „Moooment“ über Wahrheit und „Scheiße bauen“ sollte man sich und gerade auch angesichts der massiven fortwährenden medialen Corona-Mainstream-Wiederholungen auf der Zunge zergehen lassen. Hier am Beispiel Rassismus, sagten zwei Mädchen:
„…Wer redet denn gern darüber, dass er Scheiße gebaut hat.
Natürlich ist es schlimm, Menschen zu versklaven.
Das wussten die Menschen in Europa damals auch schon.
Deswegen haben sie sich was ausgedacht …
Sie haben behauptet, dass weiße Menschen was Besseres sind als alle anderen
und wenn man es ganz oft wiederholt, ganz oft wiederholt, ganz oft wiederholt …
und die haben es ganz oft wiederholt,
sodass es viele Menschen immer noch glauben …“
Mir fällt das Buch von NachDenkSeiten-Gründer Albrecht Müller ein: „Glaube wenig. Hinterfrage alles. Denke selbst.“ Im Kapitel III über Methoden der Manipulation wird auch diese Methode nicht vergessen: Wiederholen – Steter Tropfen höhlt den Stein.
Titelbild: Wat cartoon / Shutterstock
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