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Titel: Hinweise des Tages
Datum: 1. Oktober 2021 um 8:56 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
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dazu: Anbiedern und anbieten
Bundestagswahl Für die Linke in Deutschland ist mit einer geschwächten Linkspartei nicht viel zu holen. Realpolitik statt illusionärer Vorstellungen ist gefragt […]
Was ist so schwer daran zu begreifen, dass ein Wahlkampf des Anbiederns und Anbietens ein riskantes Unterfangen ist? Auch bei einem besseren Ergebnis für die Linkspartei – bei sieben oder acht Prozent oder mehr – war die Chance extrem gering, dass sich Olaf Scholz und die Grünen-Führung ernsthaft auf eine Mitte-Links-Koalition einlassen. Die SPD hat 2017 dem staatstragenden Trägheitsmoment nachgegeben und sich trotz aller vorherigen Versicherungen, die bei Martin Schulz wie Schwüre klangen, erneut in eine große Koalition bugsieren lassen. Sie hätte auch nach der Bundestagswahl 2021 einer nicht angeschlagenen Linkspartei die kalte Schulter gezeigt. Begründung: Die politische Stabilität des Landes, der Ruf als Wirtschafts- und Finanzstandort, die internationale Verlässlichkeit als Bündnispartner usw. dürfen nicht in Gefahr geraten. Und dann habe man doch mit den Grünen und der FDP Alternativen. […]
Wem das Urteilsvermögen abgeht, dies nüchtern zu analysieren und daraus den Schluss zu ziehen, mit dem Wahlkampf einer Illusion aufgesessen zu sein, schadet der Linkspartei und der Linken. Soviel steht außer Frage, für die Linke in Deutschland ist mit einer geschwächten Linkspartei nicht viel zu gewinnen. Von der Partei ist vor allem eines zu erwarten: dass sie ihre Möglichkeiten ausschöpft, statt sich an Unmögliches zu verschwenden und das Erbe Oskar Lafontaines zu verspielen. Erst sein Eingreifen 2005 hat bewirkt, dass sich relevante Milieus der westdeutschen Sozialdemokratie und Gewerkschaftsszene einem gesamtdeutschen linken Projekt öffneten. Als es nach ihrer Wahlniederlage von 2002 (4,0 Prozent, nur zwei Direktmandate) dazu kam, befand sich die PDS in einer ähnlichen Lage wie die Linkspartei im Moment – noch vorhanden, aber wirkungslos.
Quelle: Lutz Herden in der Freitag
dazu: SPD vor Ampel-Gesprächen: Schönmalen nutzt nichts
Die SPD redet sich die mögliche Ampel-Koalition schön. Es wäre Nüchternheit angesagt: Mit der FDP zu verhandeln, wird für die Genossen strapaziös. […]
Man kann die Euphorie der SPD, die schon auf dem Weg ins Nichts schien, verstehen. Aber nach dem Rausch sollte sie ausnüchtern und erkennen: Sie ist eine von vier mittelgroßen Parteien. Ihren Sieg verdankt sie Olaf Scholz und ihrer Selbstversöhnung mit der Agenda-Politik – aber auch der taumelnden CDU und verkrampften Grünen.
Neben Selbstüberhöhung droht der SPD noch eine Gefahr: der rosarote Blick auf die Ampel. Schon bevor man sich getroffen hat, verklären die Genossen die Ampel zum historischen Ereignis. Sogar der kühle Scholz erinnert an Willy Brandts sozialliberale Koalition. Die setzte nach 1969 überfällige Reformen um und verband erstmals seit 1949 kleinbürgerliche Arbeiterbewegung und liberales Bürgertum. Die Ampel wird aber nichts Vergleichbares. Sie ist kein Ausdruck gesellschaftlichen Reformdrucks, sondern machtpolitischer Zwänge. Deshalb wirken auch die Versuche, nun rasch eine sinnstiftende Erzählung für sie zu erfinden, akademisch.
Quelle: taz
dazu auch: Markus Söder gegen Armin Laschet: „Was Intrige angeht, ist er in Deutschland unerreicht“
Der Polit-Experte Moritz Kirchner fällt ein vernichtendes Urteil über Markus Söder – und erklärt, warum Armin Laschets Klammern an die Macht ganz rational ist. […]
Polit-Experte Kirchner ist aber auch der Meinung, dass CSU-Chef Markus Söder der Union mit seinem Verhalten einen Bärendienst erweist: „Markus Söder hat mal wieder seine größte Konstante gezeigt, nämlich die Intriganz.“ Damit sei Söder „in Deutschland nahezu unerreicht“.
Er betrachte Laschet als „Verhandlungsmasse, um FDP und Grüne doch noch in eine Jamaika-Koalition zu bekommen“. In Bayern habe er mit seiner Partei ein ebenso schlechtes Ergebnis erzielt und dennoch inszeniere sich der CSU-Politiker und bayerische Ministerpräsident nun als starker Mann der Union. Kirchner glaubt sogar, dass Söder sich noch zur Kanzlerwahl stellen werde, denn „wenn er eine Chance sieht, doch noch Kanzler zu werden, wird er sie ergreifen“.
Quelle: FR Online
dazu: #AllesAufDenTischNeue Video-Aktion: Wissenschaftler und Experten fordern Runden Tisch zur Corona-Strategie
“Alles auf den Tisch” zeigt Interviews mit Virologen, Wissenschaftlern und Juristen. Neben Experten wie Klaus Stöhr, Matthias Schrappe und Gerd Antes kommen auch umstrittene Stimmen zu Wort. Kontroversen sind der Aktion sicher – und wohl auch beabsichtigt!
Bei der Aktion “Allesdichtmachen” kritisierten Schauspieler die Corona-Maßnahmen. Bei vielen kamen die satirisch überspitzten, teils sehr bissigen Kommentare der Schauspielerinnen und Schauspieler gut an, bei vielen aber auch nicht.
Quelle: Focus Online
dazu auch: Warum die neue Aktion #allesaufdentisch nicht kritisch genug ist
Das Projekt macht jedoch vor allem eine große Schwierigkeit deutlich, die in der öffentlichen Debatte immer wieder sichtbar wird, wenn es um Themen geht, die ohne wissenschaftliche Expertise nicht diskutiert werden können. Wer ist wirklich Experte? Wem sollte man zuhören – und aus welchen Gründen? Einige der Interviews erwecken den Eindruck, dass da jemand eben seine mehr oder weniger durchdachte und fundierte Meinung zu einem komplizierten Thema sagt. Man ist geneigt, zuzustimmen, weil es der eigenen Meinung entspricht, oder man möchte eher widersprechen, weil man anderer Meinung ist. Aber auf welcher Basis? Warum soll man jemandem vertrauen, warum jemand anderem nicht?
Auch dieses Projekt versucht, die Autorität der Gesprächspartner durch Verweise auf ihre akademische Ausbildung zu stützen, da sind viele Doktoren und Professoren dabei, und viele der Fachgebiete, auf denen sie tätig sind oder waren, klingen so, als ob die Betreffenden etwas von der Sache verstehen müssten. Aber sind ihre Ansichten auch gegen wissenschaftlichen Einwand haltbar? Man weiß es nicht, und das liegt vor allem daran, dass diejenigen, die die Fragen stellen, auch keine geübten Fragensteller sind. Sie sind leider eher Stichwortgeber, zumeist sympathisieren sie offen mit ihren Gesprächspartnern, denen sie mit staunenden Augen lauschen.
Das ist die wichtigste Schwäche des Projekts: Es fehlt die Kritik – obwohl doch soviel Kritik geäußert wird. Es fehlt die Kritik gegenüber den Kritikern.
Quelle: Jörg Phil Friedrich auf Welt Online
und: Fakten können jederzeit zu Irrtümern werden: Wer Zweifler ignoriert, leistet der Wahrheit keinen Dienst
Es gebe Dinge, über die man nicht mehr reden müsse, sagt Julie Pace. Zum Beispiel darüber, ob die Impfstoffe gegen Covid-19 sicher seien, ob es einen Klimawandel gebe oder ob es bei den US-Wahlen im vergangenen Jahr zu grösseren Betrügereien gekommen sei. Schliesslich gebe es Fakten. Genügend Fakten. Und die seien so klar, dass sich jede Diskussion erübrige.
Julie Pace weiss, wovon sie spricht. Oder sie müsste es zumindest wissen. Die 39-Jährige ist eine erfahrene Journalistin. Sie war längere Zeit Korrespondentin im Weissen Haus, und seit ein paar Wochen ist sie Chefredaktorin der grössten Nachrichtenagentur der Welt: Associated Press, kurz AP. (…)
Aber verstehen möchte man sie eben doch. Und wenn man sich an Fakten halten kann, hat man zumindest den Eindruck, man verstehe sie. Ob das zutrifft, ist eine andere Frage. Fakten erklären nichts. Genauso wie Daten noch keine Informationen sind. Fakten müssen erklärt, vertieft, eingeordnet und interpretiert werden, damit man sie verstehen kann. Das zu leisten, ist Aufgabe der Journalistinnen und Journalisten. Und sie wird immer wichtiger. Fakten sind heute so leicht verfügbar wie noch nie. Aber es wird immer schwieriger, zu verstehen, was sie bedeuten. (…)
Ausserdem kann man sich fragen, ob es Aufgabe einer Nachrichtenagentur ist, über bestimmte Positionen nicht zu berichten, nur weil sie nicht den Ansichten der Mehrheit entsprechen. Journalisten müssen die Welt abbilden – und auch über Dinge berichten, die ihnen nicht in den Kram passen. Menschen, welche die Sicherheit der Covid-19-Impfstoffe anzweifeln, nicht ausschliessen, dass es bei Trumps Abwahl zu Unstimmigkeiten gekommen sein könnte, und die gängigen Thesen zum Klimawandel nicht unhinterfragt nachbeten, vergehen sich weder an der Wahrheit, noch sind sie Staatsfeinde. Sie stellen Fragen. Das darf und muss sein. Je grösser der Widerstand dagegen ist, umso mehr.
Quelle: Neue Zürcher Zeitung
Anmerkung Christian Reimann: Diese Haltung der neuen AP-Chefredakteurin ist auch charakteristisch für die deutschen Hauptmedien und die ganz große Corona-Koalition von FDP, Grünen, Linke, SPD und Unionsparteien. Sie spaltet die Gesellschaft. Bitte lesen Sie dazu auch bzw. erneut Wieso wählen Hartz-IV-Empfänger, Billiglöhner, Rentner, Studentinnen, Wohnungssuchende u.a.m. eine „bürgerliche Koalition“?
Anmerkung JK: Tja, meine Mutter ist 85 und geimpft hat aber kein Smartphone. Vor allem sie ist noch rüstig und nimmt am gesellschaftlichen Leben teil. Geht ins Theater und trifft sich mit Freundinnen zum Essen im Restaurant. Man will also diese Menschen trotz Impfung vom gesellschaftlichen Leben ausschließen und zu Hause verkümmern lassen, als dass sie bald versterben. Ist das die “Solidarität” mit den alten Menschen? Der Zynismus, die Dummheit und die Menschenverachtung der politischen Elite kennt keine Grenzen mehr.
Anmerkung unseres Lesers E.: Fast könnte man meinen, dass der Spiegel auf diese erschreckende Entwicklung stolz sei.
Anmerkung Christian Reimann: Kritik hat die Biden-Administration aus Deutschland wohl nicht zu befürchten. Denn die Situation hierzulande und auch in der EU zielt in dieselbe Richtung. Bitte lesen Sie dazu auch Die deutsche Aussenpolitik soll offensiver werden. – Dann siegt mal schön und Die zersplitterte EU braucht einen äusseren Feind: Russland.
Anmerkung Christian Reimann: Die Teilnehmerschaft einer Demonstration pauschal als “Covidioten” zu bezeichnen, war dreist und frech. Nun – immer noch mitten in der Pandemie – steht Frau Esken maskenfrei und ohne Abstand umringt von ihren Genossinnen und Genossen. Anfang Juli hat Oskar Lafontaine u.a. geschrieben “Das Schimpfwort Covidioten fällt mehr und mehr auf diejenigen zurück, die jede Gelegenheit ergreifen, um wichtigtuerisch Warnungen in die Welt zu setzen und mit wissenschaftlich nicht abgesicherten Behauptungen die Leute verrückt zu machen.” Dem ist nichts hinzuzufügen.
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