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Titel: Die Impfdebatte führt zur Spaltung der Gesellschaft – Lassen Sie das nicht zu!

Datum: 6. August 2021 um 10:30 Uhr
Rubrik: Aktuelles, Audio-Podcast, Gesundheitspolitik, Innen- und Gesellschaftspolitik, Wertedebatte
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Von der Einführung einer Impfpflicht will die Politik offiziell nichts wissen. „Es [stünde] jedem frei, eine persönliche Impfentscheidung zu treffen“, so das Mantra der Bundeskanzlerin. Doch wie frei ist eine solche Entscheidung, wenn man gleichzeitig alle Register zieht, um Ungeimpfte sozial zu isolieren? Ginge es nach den Vorschlägen des Bundesgesundheitsministeriums, könnten Ungeimpfte ab dem kommenden Herbst keine Restaurants und Gaststätten mehr besuchen, müssten auf den Urlaub de facto verzichten und sich besonderen „Kontaktbeschränkungen“ unterwerfen – und dies auch mit negativem Testergebnis. Wer also die „falsche“ persönliche Impfentscheidung trifft, gilt fortan als Bürger zweiter Klasse, für den die Grundrechte nicht mehr gelten. Von einer freien Entscheidung kann da nicht mehr die Rede sein. Ein Kommentar von Jens Berger.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Wenn Sie mit Ihrer Familie im November zum Italiener um die Ecke gehen wollen, könnte das nach Vorstellungen des Bundesgesundheitsministeriums folgendermaßen aussehen: Der Familienvater (doppelt geimpft) darf maskiert Platz nehmen, seine Frau und die Kinder (ungeimpft) müssen draußen bleiben. Galt bislang bei „hohen Inzidenzen“ noch die 3G-Regel, die besagt, dass nur Geimpfte, Genesene und negativ Getestete Zugang zu Angeboten der Gastronomie, Hotellerie und des Einzelhandels haben, soll künftig eine 2G-Regel gelten, die nur noch Geimpften und Genesenen den Zugang ermöglicht. Wer nicht geimpft ist oder nicht bereits an Corona erkrankt war, muss also künftig draußen bleiben. Es ist ja seine freie Entscheidung.

Wer sich gegen die Impfung entscheidet, wird sozial isoliert. Mit den geimpften Freunden ein Bier trinken? Mit den Kindern in den Zoo? Ein verlängertes Wochenende an der See? Abends zum Treffen des Vereins? All dies wird künftig nicht mehr möglich sein, wenn man sich nicht die Nadel geben lässt. Selbst schuld, werden einige Impfbefürworter sagen und mit dem Finger auf die „Unvernünftigen“ zeigen. So sieht sozialer Druck aus. Das ist eine Spaltung der Gesellschaft. Ungeimpfte sollen an den Pranger gestellt werden.

Warum das Ganze? Wer meint, von Ungeimpften ginge ein Risiko für Geimpfte aus, hat das Konzept von Impfungen nicht verstanden und kann wohl im eigentlichen Sinne des Wortes als „Impfskeptiker“ bezeichnet werden. Wenn Ungeimpfte jemanden gefährden, dann sich selbst und andere Ungeimpfte, die diese Entscheidung kraft ihres eigenen Willens so getroffen haben. Das nennt sich Entscheidungsfreiheit. Das Gegenteil wäre besagte Impfpflicht, die es ja angeblich nicht geben soll.

Bei anderen Dingen hat der Staat ja auch nichts dagegen, dass sich die Bürger potentiell selbst schädigen. Der Bürger darf rauchen, er darf Alkohol trinken, Motorradfahren, Fallschirmspringen, Fensterputzen und noch nicht einmal der Suizid ist gesetzlich verboten … aber ungeimpft ins Restaurant gehen, das soll man nach Vorstellungen der Regierung nicht?

Und es ist ja nicht so, dass die persönliche Entscheidung pro oder contra Impfung so eindeutig wäre wie beispielsweise die Frage, ob man raucht oder nicht. Wer raucht, schädigt sich immer, wer nicht raucht, schädigt sich nicht. So einfach ist das. Bei Covid-19 ist die Lage schon wesentlich komplizierter, zumal die Krankheitslast für jüngere Menschen minimal und die potentiellen schweren Nebenwirkungen einer Impfung auf der anderen Seite ja durchaus im Raum stehen. Das ist ja auch genau der Grund, warum die Entscheidung für oder gegen eine Impfung eine persönliche Entscheidung ist, die jeder für sich selbst treffen muss. Ich bin beispielsweise geimpft, habe aber vollen Respekt für jeden, der eine andere persönliche Entscheidung trifft. Und als Geimpfter möchte ich ausdrücklich keine „Privilegien“, die bei näherer Betrachtung ja ohnehin nur das – durch das Grundgesetz nicht gedeckte – Privileg sind, weniger durch die Maßnahmen drangsaliert zu werden als Nicht-Geimpfte.

Das ist das Prinzip „Teile und Herrsche“ und wir müssen aufpassen, dem nicht auch noch auf den Leim zu gehen. Leider ist zurzeit das Gegenteil zu beobachten. Umfragen zufolge befürworten 69% aller Bürger „strengere Regeln für Ungeimpfte“. Man darf wohl annehmen, dass es sich hierbei hauptsächlich um Befragte handelt, die selbst geimpft sind. Die Spaltung scheint Erfolg zu haben. Und das ist ja auch nicht wirklich überraschend. Schließlich haben Politik und Medien ja mit großem Erfolg die Lockerungen an den Fortschritt der Impfkampagne gekoppelt. „Wir impfen uns frei“. Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto schneller können wir alle wieder die alten Freiheiten zurückerlangen.

Doch dieses Versprechen wurde nicht eingehalten. Die Risikogruppen haben ihr Impfangebot erhalten, kein Ungeimpfter kann mehr eine „vulnerable Person“ anstecken, für die Covid-19 eine sehr hohe Gefahr für Leib und Leben darstellt. Nur, wo ist die alte Freiheit?

Die Inzidenz ist immer noch das politische Maß aller Dinge. Es geht nicht mehr darum, Leben zu retten oder die Intensivstationen freizuhalten – beides spielt heute auch dank des Impferfolges keine große Rolle mehr. Heute geht es nur noch um das abstrakte Ziel, dass sich möglichst wenig Menschen infizieren – mit einer Krankheit, die entweder für Geimpfte und jüngere Ungeimpfte meist ungefährlich oder für ältere und vulnerable Ungeimpfte eine freiwillig in Kauf genommene Erkrankung ist. In allen Fällen braucht es keinen Staat, der hier unverhältnismäßig durch einen Entzug der Grundrechte eingreift.

Die Impfentscheidung ist eine persönliche Entscheidung und man muss diese Entscheidung, egal wie sie ausfällt, akzeptieren und respektieren. Es gibt keinen Grund, Ungeimpfte sozial zu isolieren. Und es gibt auch keinen Grund für Geimpfte, in welcher Form auch immer wütend auf Ungeimpfte zu sein – sie gefährden keine Geimpften und wenn die Politik irgendwelche Maßnahmen verhängt, dann sind daran nicht die Ungeimpften schuld, sondern diejenigen, die diese Maßnahmen fordern. Lassen Sie sich also bitte nicht durch Politik und Medien aufhetzen – egal, ob sie nun geimpft oder ungeimpft sind. Geimpfte und Ungeimpfte dürfen sich nicht spalten lassen, sondern sollten gemeinsam Druck auf die Regierung ausüben, diesen Wahnsinn so schnell wie nur irgend möglich zu beenden.

Titelbild: Bakhtiar Zein/shutterstock.com


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