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Titel: Leserbriefe zu „Das politische Interesse stürzt ab“

Datum: 4. August 2021 um 13:55 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
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In diesem Artikel stellt Albrecht Müller die These in den Raum, dass das politische Interesse abstürze. Die ökonomische Situation spiele eine Rolle. Es mangele an „großen und aufwühlenden Diskussionen zur Programmatik“. Außerdem würden Medien politisches Engagement bestrafen und nicht dazu ermuntern. Das wird belegt anhand der „Tagesspiegel“-Berichterstattung über Querdenken vom letzten Wochenende. Danke für die interessanten Leserbriefe, in denen auch ergänzende Eindrücke und Erfahrungen mitgeteilt werden. Es folgt eine Auswahl. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

bzgl. ihres Artikels möchte ich zu bedenken geben, dass es für alle Vereine zunehmend schwieriger wird, eine Vorstandschaft zu finden und nicht nur für die SPD.

Das ist eine Entwicklung, die nicht nur die politische Arbeit betrifft. Ich weiß das aus persönlicher Erfahrung, ich bin langjähriges Vorstandsmitglied bei uns im SPD-Ortsverein und auch in anderen Vereinen. Vor jeder Neuwahl der Vorstandschaft gibt es bange Wochen, ob die bisherigen Funktionsträger weitermachen oder nicht. Dies kann man immer öfters in den Zeitungen verfolgen, dass mehrere Mitgliederversammlungen nötig sind, um ein Weiterbestehen des Vereins zu gewährleisten. Diejenigen, die dann Verantwortung übernehmen, sind dann oft in mehreren Vereinen aktiv, ob als Funktionär oder aktiver Sportler, Mitglied. Wie gesagt, ich spreche aus persönlicher Erfahrung.

Die Leute wollen zwar unterhalten werden, aber die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen und damit auch Zeit zu investieren, nimmt ab.

Man darf sich von den vielfältigen Interessengruppen, Bürgerinitiativen nicht blenden lassen. Diese sind für einen bestimmten Zweck, bestehen meist für eine gewisse Zeit, während Vereine ja langfristig u. komplexer angelegt sind. Außerdem geht es oft um eigene Interessen, die über die der anderen gestellt werden.

Umweltpolitische Themen nehme ich hiervon zu einem großen Teil aus, wenn es auch hier viele Partikularinteressen (Windrad ja, aber nicht vor meiner Haustür) gibt.

Ein weiterer und ich denke, ein sehr gewichtiger Punkt ist das persönliche Umfeld. Man kann nur eine solche Aufgabe, egal ob Vorstand, Schriftführer, Kassier, Beiratsmitglied, etc, wenn das persönliche Umfeld einem unterstützt und die Zeit einräumt. Wenn der Partner, Partnerin hier nicht “mitspielt” kann man egal, wie motiviert man selber ist, seinen Hut nicht in den Ring schmeißen. Diese Bereitschaft im persönlichen Umfeld ist nicht mehr so einfach gegeben. Oft aus gutem Grund, bei Familien mit kleinen Kindern, soll man seine freie Zeit auch mit der Familie verbringen. Bleibt ein Partner/in zuhause oder tritt beruflich kürzer, dann kann er zurecht erwarten, dass der/die andere sich in seiner freien Zeit in der Familie einbringt. Damit wird die Zeit, die man für ein Ehrenamt aufbringen kann, naturgemäß geringer.

Bei politischen Parteien kommt hinzu, dass Politik schon lange negativ besetzt ist. Als “Lokalpolitiker” wird man automatisch mit den “Großen” verglichen und einem vorgeschmissen, dass doch eh alle gleich seien und es nichts bringt, sich zu engagieren.

Ein sehr großer Dank an die Berufspolitiker und ihre Vorbildfunktion, die den Leuten vor Ort die Arbeit meist nicht leicht machen.

Ich kann verstehen, dass man sich da nicht in vorgeschobener Funktion als Rechtfertiger, der da oben, sehen will.

Bezogen auf die SPD, die m. E. in der aktuellen Regierung durchaus ansehnliche Ergebnisse erzielt, siehe Grundrente, verlängertes Kurzarbeitergeld, etc. ist es doch so, dass viele, auch der SPD-Zugeneigten in allem ein Haar in der Suppe finden und das kritisieren. Das erzeugt eine negative Grundstimmung bei Wählern und auch bei Mitgliedern.

Man sollte das positive herorheben und sagen, danke, für den Anfang, aber da bauen wir jetzt auf drauf bei der nächsten Regierung.

Auch SPD-nahe Multiplikatoren sollten besonders jetzt vor der Wahl sagen, dass die Arbeit grundsätzlich gut war und man der CDU/CSU vieles abgerungen hat. Das darf natürlich nicht alles sein, v. a. wenn ich an die Rente oder die Krankenversicherung denke, aber es ist allemal besser, als das, was die “Schwarzen” im Sinne haben.

Die CDU/CSU macht das nicht. Die kehren IMMER das Positive ihrer Politik heraus – meist nicht so positive für den normalen Bürger, aber sie verkaufen es so: Entlastung der Wirtschaft, Steuersenkung, etc., das klingt erstmal gut, aber wehe, wenn ich auf das Ende sehe (das will keiner sehen).

Mit so einer positiven und durchaus auch kritischen Bewertung u. Darstellung der SPD wird man das negative Bild leichter los und man findet bestimmt auch wieder leichter Leute, die sich an solchen Posten versuchen.

Mit freundlichem Gruß, ein fleißiger Nachdenkseiten-Leser
Konrad Fendl


2. Leserbrief

Sehr geehrter, lieber Herr Müller,

Sie fragen nach der großen, aufwühlenden Diskussion zu Programmatiken? Ernsthaft?

Schauen Sie sich doch bitte diesen Bundestags“wahlkampf“ an. Was bitte soll daraus erwachsen? Die Begeisterung sich politisch, in welcher Form auch immer, bei welcher Partei auch immer, zu engagieren wird sich in sehr engen Grenzen halten. Und das verwundert auch nicht.

Schauen Sie sich bitte die Kandidaten an, über die seit Wochen berichtet wird, die tagtäglich präsent sind: Es erwarten Sie Herr Laschet (Söder), Herr Scholz, Herr Lindner und Frau Baerbock. Und aus. Die größte Oppositionspartei findet sich so gut wie überhaupt nicht in der Berichterstattung. Taugt das zur politischen Meinungsbildung, wenn eine Partei vor der

Wahl totgeschwiegen wird, egal, wie man zur AfD steht?

Wenn das jetzt allgemeines Demokratieverständnis ist, herzlichen Glückwunsch uns allen.

Wir befinden uns innerhalb eines Meinungskorridors und jemand, der diesen Korridor mit seiner eigenen Meinung verlässt, muss zumindest damit rechnen, schief angesehen zu werden. Ich halte das für sehr gefährlich, schränkt es politisch interessierte Menschen doch sehr stark ein, wenn sie eine andere Meinung vertreten als die, die gerade opportun ist. Insbesondere, wenn sie einen „Shitstorm“ in den „sozialen“ Medien befürchten.

Warum gehen vielerorts so erschreckend wenig Menschen zur Wahl? Weil sie wissen, dass sich für sie nichts ändert. Allen Sonntagsreden zum Trotz.

Welche Partei will denn noch anecken, wer unangenehm auffallen? Alles ist nur noch stromlinienförmig. Kein kultivierter Streit mehr, keinerlei lebhafte Diskussionen über kontroverse Themen. Bloß nicht. Man könnte ja als zerstritten gelten. Und das geht ja überhaupt nicht.

Passt die Meinung des Anderen gerade nicht oder kann man diese nicht kontern, dann ist man halt Corona-Leugner, Putin-Versteher, Antisemit usw. usf.

Ich habe die Wahlprogramme der für mich infrage kommenden Parteien gelesen und für mich eine Entscheidung getroffen. Die letzten Male war es schon nicht leicht. Dieses Mal war es sehr schwer.

Ändern wird sich allerdings auch nach dieser Wahl nichts und genau das ist der eigentliche Skandal, über den „die Medien“ gerne berichten könnten.

Aber auch die sind leider, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ein Totalausfall. Als Herausgeber der NachDenkSeiten ist Ihnen das sicherlich bewusst.

Ich bin wirklich gespannt, wie lange das noch so weitergehen soll und besonders, wie lange das noch gutgeht. Derzeit der Druck auf „Impf-Verweigerer“, nach der Wahl die Anstrengungen Deutschlands zur klimatischen Rettung unseres Planeten, die nur uns zukommt. Alles ist so absehbar, einfach grausam.

Seien Sie herzlich gegrüßt
Stefan Wolff


3. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

es macht schon betroffen, erstmal über Ihre Enttäuschung zu lesen ob des Desinteresses, die Leitung eines Ortsverbandes zu übernehmen und dann noch die Berichterstattungs des “Tagesspiegels.” über die gestrige Grundrechte Demonstration.

Leider geht aus dem Text nicht hervor, ob die Leitung des Ortsverbandes ein Ehrenamt ist oder ein richtiger Beruf und entsprechend bezahlt wird. Wenn nicht, wäre es vielleicht sinnvoll mit einer entsprechenden ehrenamtlichen Vergütung zu locken? Ich kann mir gut vorstellen, dass die CSU das nämlich macht.

Zum Tagesspiegel kann ich sagen, dass ich mir einige Demos aus Berlin gestern auf youtube angeschaut habe. Eine ganze Zeit lang sah ich friedliche Menschen durch die Straßen ziehen, mit dem Skandieren “Frieden, Freiheit, keine Diktatur”, Musik, Trommlern etc. Erschreckend dann der “schwarzen Block” aus einigen Hundert Polizisten, die sich verteilten. Zudem ist bekannt, dass sich in Berlin immer wieder “Agents provokateurs” unter die Demonstrierenden mischen und Polizisten anpöbeln um so eine Eskalation herbeizuführen. Natürlich auch “gutes Futter” für die Journalisten, die scheinbar Freude daran haben, sich selbst zu erhöhen und andere mit anderer Meinung abzuwerten. und wenn ein Journalist einen Polizisten dann noch vor dem Mob retten kann – umso besser.

Die Demo in Berlin wurde erst verboten, dann nach rechtlicher Auseinandersetzung gestattet und dann – meiner Meinung nach mit Absicht – nach einer gewissen Zeit von der Polizei aufgelöst wegen der Nichteinhaltung von Maskentragen und Abstandsregeln! Eine abgesprochene Aktion vom Berliner Senat “rot-rot-grün” mit der Polizeiführung. Sieht man sich das verantwortliche Personal mal an und googelt diese, dann weiß man, dass von diesem nichts Gutes kommen kann und kommen wird, zumindest was die Wahrung und Erhaltung unserer Demokratie angeht!

Habe mir zum Vergleich noch Demos in Paris, Luzern und Italien angeschaut und nirgends so viel schwarze Polizei-Präsenz gesehen wie in Deutschland. Dort wurde auch keine Demo aufgelöst wegen dieser willkürlichen Gebote von Maskenzwang und Abstandsregeln. In den anderen Ländern trugen alle Demonstranten so gut wie keine Masken! Es ist auch geradezu blödsinnig in Deutschland immer noch Maskenzwang einzufordern, wo um uns herum alle Länder darauf verzichten und zurück zur Normalität wollen.

Dann ging mir immer wieder ein Gedanke durch den Kopf, der mir aber kam, als ich die Siegerehrungen auf der Olympiade in Tokio sah. Deutschland holt sich eine Gold-Medaille, die Fahnen werden hochzogen – die deutsche ganz oben und es erklingt unsere Hymne: Ich denke dabei immer: “Deutschland, Deutschland über alles!” An die 3. Strophe die nur gesungen werden darf, wird nicht gedacht, weil sie fast keiner kennt. Zumindest habe ich noch nie an “Einigkeit und Recht und Freiheit” gedacht! Und da ich so normal wie alle anderen sind, die sicher auch nicht. Man hätte diese zwar schöne, aber ausgesprochen belastete Hymne bei der Wiedervereinigung nicht nehmen sollen, weil sich im Betragen der deutschen Politik anderen EU-Ländern gegenüber immer wieder dieser Hochmut zeigt.

Beste Grüße
Karola Schramm


4. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

ich habe einen “Alt-SPDler” als Vater und einige Menschen im Bekanntenkreis, die ebenfalls SPD-Mitglieder sind.

Sie stört weniger der Umgang der Presse mit kritischen Meinungsäußerungen.

Sie stört, daß das ganze Engagement der Basis, das das “S” im Parteinamen noch wiederspiegelt, von der Bundespolitik der SPD konterkariert wird.

Was nutzt die beste Arbeit an der Basis, wenn im Bund das Gegenteil gemacht wird?

Wundert es Sie wirklich, wenn als Folge davon das politische Interesse auf dem Tiefstand ist?

Mit vielen Grüßen
Eva Kretz


5. Leserbrief

Sehr geschätzter Herr Müller,

kurz und knapp: wer angesichts der Hochwasserkatastrophe, die in den MSM schon abgehandelt scheint, und jetzt den überwiegend friedlichen Proteste in Berlin und die begleitenden staatlichen “Maßnahmen” betrachtet, kann sich nur noch von diesen “politischen Parteien” entfernen. Sie haben sich den Staat zur Beute gemacht. Westfernsehen ist heute Internet und Telegram – dort finden die mündigen Demokraten und Grundgesetzverfechter – nach Mülltrennung – ihre Foren und schließen sich zusammen. Dort liegt die Zukunft. Ihnen und mir bleibt altersbedingt nur die Hoffnung und Unterstützung.

Mit freundlichem Gruß
Rolf Schönenberg


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

ihr Artikel erscheint an einem Tag, an dem ich mich nach 40 Jahren politischer kommunaler Arbeit entschieden habe, an den großen Diskussionen nicht mehr teilzunehmen. Ich bin müde geworden und habe keine Kraft mehr um eine Diskussion über die Maßnahmen bezüglich Corona zu bitten.

Ich habe letztes Jahr auf die einmalige Möglichkeit hingewiesen, in meiner Partei, der SPD, eine Plattform für eine offene Diskussion aufzubauen – hatten wir doch mit Dr. Wodarg und Prof. Lauterbach Fachleute für beide Sichtweisen in unseren Reihen. Auf diesen Vorschlag, den ich meiner Bundestagsabgeordneten übermittelte, habe ich keine Antwort erhalten. Es besteht kein Interesse eine Sache zu diskutieren, deren Folgen unser gesamtes Leben und unsere Gemeinschaft verändern!

Es ist unfassbar – und nur weil irgendjemand im Bereich Propaganda die glorreiche Idee hatte, die Kritiker der Corona Maßnahmen mit Rechten und Faschisten gleichzusetzen und den Begriff solidarisch im Bezug auf Impfungen zu verwenden. Seit diesem Moment glauben viele des politisch linken Lagers, es sei ihre Pflicht, bedingungslosen Gehorsam von all ihren Mitbürgern zu fordern und sind anderen Meinungen oder gar Fakten nicht mehr zugänglich.

Jedenfalls habe ich heute beschlossen, mich nicht mehr in eine programmatische Diskussion, welcher Art auch immer, einzubringen und stelle meine Mitarbeit in der Partei ein.

Programme interessieren allerdings auch die Masse der Wähler nicht mehr. Das mediale Erscheinungsbild ist entscheidend und wie man sich verkauft.

Sehr schade, aber ich habe meine Konsequenz daraus gezogen. Leider bin ich wahrscheinlich mit dieser Entscheidung nicht allein und so wird der Kreis derer immer kleiner, die sich um politische Ämter bewerben – und damit die Qualität wahrscheinlich nicht besser. Demokratie funktioniert nur, wenn viele mitmachen. Das wird unser Problem der nächsten Jahre sein und die Corona Politik war hier, wie in vielen Bereichen, lediglich ein Beschleuniger.

Mit freundlichen Grüßen
Andreas Prasse


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

vorab meinen Dank und Respekt für ihre (ebenso des gesamten Nachdenkseiten-Teams) verdienstvolle Arbeit.

Ich denke nicht, dass das politische Interesse abstürzt, lediglich das Interesse z.B. an der SPD. Welcher klar denkende Mensch möchte sich denn von Parteifunktionären als “Covidiot” beschimpfen lassen? Klarer kann man die Missachtung der Bürger doch nicht ausdrücken! Das lässt nur den einen Schluss zu: Meinungsvielfalt unerwünscht!

Und wie bitte soll man sich in einem solchen System engagieren? Es ist doch mehr als offensichtlich, dass in allen Parteien nur “linientreue” Kandidaten überhaupt erst aufgestellt werden – wo ist das denn demokratisch? Also ist aus meiner Sicht das Engagement in einer der etablierten Parteien wirklich verschwendete Lebenszeit.

Ich erkläre auch gerne warum: Mein Lebensmotto lautet “Wir reden nicht übereinander, sondern miteinander”; das lebt keine der Parteien. Es gibt (gerade in der aktuellen Corona-Krise) keinen Austausch von Argumenten, es wird vorwiegend mit Ausgrenzung gearbeitet.

Ihr nostalgischer Blick auf die SPD in allen Ehren – aber die guten Tage sind längst vorbei; das Führungspersonal ist angepasst, frei von Skrupeln oder Rückgrat.

Ich weiß mein Blick auf die Dinge ist pessimistisch, wenn ich mir allerdings die momentane Gewaltbereitschaft unserer Regierung (siehe dazu Polizeiaufgebot bei sogenannten Querdenkerdemos und die dort zum Teil von der Polizei an den Tag gelegte Gewaltbereitschaft) anschaue, fällt es mir sehr schwer positiv zu denken.

Sollten mich meine Enkelkinder je fragen “Wie konnte es in einem Land mit unserer Geschichte ein zweites Mal passieren, dass die Mehrheit blind gefolgt ist?” wird mir die Antwort schwer fallen – natürlich vorausgesetzt ich werde diesen Tag überhaupt erleben.

Ich fürchte ich werde antworten müssen:

  • Wir waren (in der Mehrheit), wie schon einmal, einfach zu feige
  • Wir haben uns aus wirtschaftlichen Gründen (z.B. wegfallendes Einkommen) erpressen lassen
  • Wir haben uns geweigert unseren Verstand zu benutzen
  • Wir waren nicht in der Lage die einmalige Chance der Informationsvielfalt zu nutzen – die Zensur (diesmal in privatisierter Form) haben wir abgestritten
  • Wir haben versagt weil wir glaubten unser bequemes Leben behalten zu dürfen
  • Wir haben nicht erkannt, dass das ohnehin nur die “Krümel” waren die uns die Eliten freiwillig zugestanden, um uns bei Laune zuhalten
  • Ich konnte einfach zu wenige Menschen zum Nachdenken anregen

Leider ist die Würde des Menschen nicht mehr unantastbar, sie ist den Machtphantasien der uns regierenden Personen zum Opfer gefallen!

Größte Sorge bereitet mir die Wohlergehen der Kinder, auch in meiner Familie (Neffen, Nichten und Enkelkinder) – was die Mehrheit der Gesellschaft unserer so viel beschworenen “Zukunft” antut, und noch anzutun bereit ist, ist unsäglich.

Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt……

Mit freundlichen Grüßen
Josef Müller

Anmerkung Albrecht Müller: Danke vielmals, für Ihren Leserbrief, Lieber Herr Müller,

Sie bestreiten meine Feststellung über das geschwundene politische Interesse und wenig später schreiben Sie den folgenden Satz:

Sollten mich meine Enkelkinder je fragen “Wie konnte es in einem Land mit unserer Geschichte ein zweites Mal passieren, dass die Mehrheit blind gefolgt ist?”

Was sagt denn die Feststellung, die Mehrheit sei blind gefolgt, anderes als das, was ich festgestellt habe?

Mit freundlichen Grüßen
Albrecht Müller


8. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

Ihren Artikel fand ich sehr wichtig. Allerdings denke ich, dass die Ursachen vielfältiger sind und dass das mangelnde politische Interesse Ergebnis jahrzehntelanger Bemühungen ökonomischer und politscher Eliten ist.

Ich stimme Ihnen zu, dass viele Menschen einfach zu sehr mit ihrem wirtschaftlichen Überleben beschäftigt sind, als dass sie noch Zeit hätten, sich politisch zu engagieren.

Aber für einen Großteil der Bevölkerung trifft dies nicht zu.

Ich möchte die Debatte um folgende Thesen ergänzen:

  1. Der öffentliche Debattenraum wird seit Jahrzehnten immer kleiner. Orte, wo Menschen mit verschiedenen Ansichten zusammen kommen (z.B. Kneipen und Wirtshäuser) werden immer weniger, bzw. sind in vielen Dörfern gar nicht mehr vorhanden. Die Ausweitung des Fernsehprogramms, besonders mit der Zulassung von Privatsendern, bildete hier wohl den Anfang. Aber auch Reste, wie etwa die Kommentar-Funktionen bei Online-Angeboten, wurden von vielen Sendern geschlossen oder werden zensiert.
  2. Politische Diskussionen wurden als negativ gebrandmarkt. Das Ergebnis zeigt sich in der so genannten „Identitätspolitik“ . Wenn eine andere Meinung scheinbar meine „Identität“ infrage stellt, ist sie natürlich nur noch schwer zu ertragen.
  3. Vielen Menschen hat man erfolgreich zu Konsumenten konditioniert, die ihrem Dasein über Besitz und Erlebniskonsum (scheinbar) Sinn verleihen. Warum soll man gegen die Einschränkung der Grundrechte protestieren, wenn man sie doch einfach über den Konsum des Impfstoffes (vielleicht sogar mit Gratis-Bratwurst !) zurück bekommen kann .
  4. Die im Bundestag vertretenen Parteien haben seit Jahren die Willensbildung von oben nach unten etabliert. Die Basis dieser Parteien hat praktisch keinen Einfluss mehr. Bestes Beispiel: Die Vorsitzenden-Wahl in der SPD. Man muss nur einmal die Medien-Präsenz von Walter-Borjans (Ur- Wahl) und Lauterbach („Medien- Golem“) vergleichen.

Kann man sicher noch ergänzen.

Grüße
H. Jahns


9. Leserbrief

Hallo NDS-Team,

im Artikel “Das politische Interesse stürzt ab” schreibt Herr Müller, dass er fast nichts zu den Wahlprogrammen der Parteien weiß. Na und? Wahlprogramme und Versprechen sind nicht bindend. Aus Versprechen wurden oft genug Versprecher. Sollte man wirklich daran geglaubt haben, wurde man oft herb enttäuscht. [Übrigens auch, wenn man an “Gesichter” geglaubt hat. Ich erinnere an den Wahl-Avatar “Martin Schulz”. Sekunden nach der Wahl wurde dieser Avatar dann deinstalliert. Alles nur “Image”/Schein.]

Glücklicherweise glauben immer weniger Leute an das Pyramidensystem oder gar an das Vertretersystem. Es kommen immer mehr und öfters konstruktive Vorschläge, wie z.B. neue-debatte.com/2021/07/23/parteien-am-ende-fuer-einen-neustart-durch-die-zivilgesellschaft/

Viele Grüße
C. L.


10. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

ich habe am Sonntag in Berlin ganz anderes erlebt, als in den Medien berichtet wird.

Viele Demos wurden kurzfristig abgesagt, die Teilnehmer – wie auch ich – waren aber zum Großteil bereits angereist. Ich bin am Sonntag durch die Stadt gelaufen um zu sehen, was passiert. Es haben sich dann immer mehr kleine Trüppchen zusammengeschlossen und sind durch die Strassen gezogen. Da gab es niemand an der Spitze, der den Demozug geleitet hat, es war alles spontan. Und aus meiner Erfahrung heraus waren es wesentlich mehr als die genannten 5 TSD.

Die heftigen Szenen, die man jetzt so zu sehen bekommt, habe ich zum Glück nicht mitgemacht. Bei mir war ein großer Demozug, ohne Gedränge und – von meiner Position aus gesehen – mit ausreichendem Abstand zwischen den Personen. Bis auf einen Anwohner, der die Daumen nach unten zeigte, sah ich nur freundlich winkende Menschen in den Fenstern oder auf dem Balkon stehen.

Durch diese kurzfristige Absage, obwohl der Termin Monate voraus bereits bekannt war, sollte abschreckende Bilder produziert werden. Auch die ständige Wiederholung, dass diese Demonstration trotz Verbot durchgeführt wurde, sehe ich anders, da es sich um eine Spontandemonstration gehandelt hat, die sich aufgrund der Absage (und deren Begründung) gebildet hat.

Vielen Dank den NDS für Ihre Arbeit. Mit freundlichen Grüßen
a.V.a.V.


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