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Titel: Der matschbirnige Präsident sagt: Die USA mischen sich nie in die Wahlen anderer Länder ein
Datum: 18. Juni 2021 um 9:00 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Audio-Podcast, Erosion der Demokratie, Medienkonzentration, Vermachtung der Medien, Medienkritik
Verantwortlich: Redaktion
Nach dem Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und US-Präsident Joe Biden zeigen die Kommentare der deutschen Presse unmissverständlich, wie die Sympathien verteilt sind: Während Biden beispielsweise für sein „Verantwortungsbewusstsein“ gelobt wird, unterstellt man Putin, er habe sich in der Aufmerksamkeit „gesonnt“ und sich mal „handzahm, mal gerissen, mal brutal“ gezeigt. Man stelle sich diese Wortwahl in Bezug auf den regierenden US-Präsidenten vor. Die australische Journalistin Caitlin Johnstone hat einen kritischen Blick auf die am Genfer See versammelte Presse geworfen – und entdeckt wenig Schmeichelhaftes und leider auch wenig, was Hoffnung auf eine kritische und faire Berichterstattung machen würde. Übersetzung: Susanne Hofmann.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Der matschbirnige Präsident sagt: Die USA mischen sich nie in die Wahlen anderer Länder ein
von Caitlin Johnstone
Auf einer erstaunlich kriecherischen Pressekonferenz nach dem Gipfel in Genf mit Wladimir Putin entwarf Präsident Biden ein vollkommen hypothetisches Szenario: Was würde die Welt wohl von den Vereinigten Staaten halten, wenn sie sich in Wahlen im Ausland einmischten und das jeder wüsste?
Auf die Frage des AP-Journalisten Jonathan Lemire, mit welchen „Konsequenzen” er dem russischen Staatschef gedroht habe, sollte der Kreml sich künftig in US-Wahlen einmischen, mäanderte Biden in der ihm eigenen Art durch einen wenig lichten Wortsalat und sagte dann Folgendes:
„Damit das klar ist: Wie wäre es, wenn die Vereinigten Staaten vom Rest der Welt als Kraft betrachtet würden, die sich direkt in die Wahlen anderer Länder einmischen – und jeder wüsste das? Wie wäre es, wenn wir Aktivitäten betrieben, die er betreibt? Es schmälert das Ansehen eines Landes, das verzweifelt versucht, seine Stellung als wichtige Weltmacht zu erhalten.“
Die Tatsache, dass die versammelte Presse angesichts dieser lachhaften Äußerung nicht in schallendes Gelächter ausgebrochen ist, beweist schon, dass die westlichen Nachrichtenmedien reine Propaganda sind. Die Vereinigten Staaten haben sich in zahllose Wahlen im Ausland eingemischt, seitdem sie Ende des Zweiten Weltkrieges ihren Aufstieg zur Weltherrschaft begannen – ganz zu schweigen von all den Putschen, Farbenrevolutionen, Stellvertreterkonflikten und Militäreinsätzen mit dem Ziel des Regime Change, an denen sie sich in dieser Zeit auch beteiligt haben.
Die USA haben sich in den 1990er Jahren ganz offen in die russischen Wahlen eingemischt und buchstäblich just probiert, einen Staatsstreich in Bolivien durchzuführen, indem sie in den demokratischen Prozess dort eingriffen. Die USA sind, was das angeht, der weltweit größte Übeltäter weit und breit. Hauptsächlich deshalb werden sie auf der ganzen Welt als größere Bedrohung der Demokratie als jede andere Regierung betrachtet.
Das ist kein Geheimnis, weder international, noch in den USA selbst. Jeder, der sich auch nur ein wenig mit dem Verhalten der US-Regierung auf der Weltbühne befasst hat, weiß das. Hell, ein ehemaliger CIA-Chef, hat darüber vor einigen Jahren auf Fox News ganz offen Witze gerissen.
Wenig überraschend stellte Laura Ingraham auf Fox News den früheren CIA-Direktor James Woolsey als „einen alten Freund“ vor, als sie mit ihm 2018 ein Interview zur Anklage des Sonderermittlers Robert Mueller gegen 13 angebliche Mitglieder einer russischen Trollfabrik führte. Wenig überraschend sprach Woolsey darin darüber, wie gefährlich russische „Desinformation“ sei und Ingraham sagte, wiederum wenig überraschend, dass jeder eigentlich Angst vor China haben sollte. Was allerdings am Ende des Interviews zur Sprache kam, war doch ein wenig überraschend: „Haben wir uns je in die Wahlen in anderen Ländern eingemischt?“, fragte Ingraham als Reaktion auf Woolseys Bemerkungen zu Russland.
„Och, wahrscheinlich schon”, erwiderte Woolsey mit einem Grinsen. „Aber das war nur zum Wohle des Systems, um zu verhindern, dass die Kommunisten an die Macht kommen. Beispielsweise in Europa, 1947, 1948, 1949, die Griechen und die Italiener. Wir, die CIA…“
„Aber das machen wir jetzt nicht mehr?“, unterbrach Ingraham. „Wir mengen uns in anderer Leute Wahlen nicht mehr ein, oder, Jim?“
Woolsey lächelte und sagte: „Nun ja“ – gefolgt von einem witzelnden, unzusammenhängenden Gemurmel – und setzte dann hinzu: „Nur für einen sehr guten Zweck.“ Und dann lachten beide.
Die Tatsache, dass nicht ein Einziger von der Presse Bidens empörende Bemerkungen infrage stellte oder kritisierte, sagt alles, was man über die westlichen Medien und ihre eigentliche Funktion wissen muss. Weiter illustriert wird dies durch das Verhalten dieser widerwärtigen Propagandisten während des Gipfels. Ganz gut zeigt sich das im überschwänglichen Lob von Andrea Chalupa, einer Insiderin der Demokraten, auf Twitter:
“Der Gewinner des #GenevaSummit2021 ist das Pressecorps des Weißen Hauses“, sagte Chalupa. „Großartige Fragen, mit denen Putin konfrontiert und Biden kritisch hinterfragt wurde, weil er mit einem skrupellosen Diktator Gipfelgespräche abgehalten hat. Sie sind buchstäblich nicht von der Stelle gewichen, als sie von Putins Sicherheitskräften und Propagandisten weggeschoben wurden.“
Das sagt wirklich alles. Westlichen Reportern ist es von den oligarchischen Medieneigentümern verboten, die Mächtigen je richtig zur Rede zu stellen; maximal wird ihnen zugestanden, die Anführer von Regierungen anzugehen, die die CIA im Visier hat, und zu fragen, warum ihre eigenen Regierungsvertreter keinen schärferen und aggressiveren Kurs gegenüber diesen Staatschefs einschlagen.
Murad Gazdiev, RT-Korrespondent, wies auf Folgendes hin: „ABC, NBC, BBC, CNN und viele andere Pressevertreter waren zu Putins Pressekonferenz geladen. Zu Bidens Pressekonferenz waren keine russischen Medien eingeladen.“
Das Ganze war eine nabelbeschauende, masturbatorische Propaganda-Orgie des Kalten Krieges, auf der westliche „Journalisten“ Fantasien über ihren matschbirnigen Anführer ersannen, der auf Putin herabblickte, und auf der sie dem russischen Präsidenten Unsinn über Alexei Nawalny entgegenschleuderten und dann wie hysterische Fans auf Bidens Antworten reagierten.
Richtige Journalisten wandern ins Belmarsh Gefängnis, weil sie US-Kriegsverbrechen ans Licht bringen. Westliche Propagandisten fragen Putin, warum er so ein beknackter Volldödel ist und träumen dann vom Pulitzer-Preis.
Westliche Nachrichtenmedien sind nur dazu da, um der Öffentlichkeit Propaganda einzutrichtern. Sie stehen unter der Kontrolle von Plutokraten, die Hand in Hand mit undurchsichtigen Regierungsbehörden arbeiten, um Narrative zu fabrizieren, die das rechtfertigen sollen, was die US-Regierung ohnehin schon in der Planung hatte. Das wird mit jedem Tag offensichtlicher.
Titelbild: charnsitr/shutterstock.com
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