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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Martin Walser – der lebende Beweis für die Lüge von der „Wissensgesellschaft“
Datum: 22. Oktober 2010 um 16:08 Uhr
Rubrik: Ökonomie, Finanzkrise, Manipulation des Monats
Verantwortlich: Albrecht Müller
Am 19.10. erschien in der „Zeit“ eine Rezension des neuen Buches von Peer Steinbrück mit der Überschrift „Leidenschaftlich wahr“, unterzeichnet von Martin Walser. Dieser Text ist ein wunderbarer Beweis dafür, dass wir alles andere als eine Wissensgesellschaft sind. Insbesondere das so genannte gebildete Bürgertum weiß offensichtlich sehr vieles nicht und schleppt eine Fülle von Vorurteilen insbesondere im Bereich der Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik mit sich herum. Diese sich im allgemeinen besonders wissend fühlenden Menschen sind anfällig für allerlei Einflüsterungen. So auch Martin Walser. Er bringt das eigene Manko treffend auf den Punkt: Albrecht Müller.
Auf Seite sechs von acht Seiten meiner ausgedruckten Fassung steht zu lesen:
„Bitte, vielleicht fühle nur ich in meiner Unwissenheit und Bedürftigkeit mich so angewiesen auf ein solches Buch. Das eigene Gefühl im Zustand der Ratlosigkeit, der Unzuständigkeit, also Abhängigkeit von weiß Gott wem. Über die Trümmer gebrochener Eide stolpernd, schwörst du neue. Inmitten der Schwierigkeiten der persönlichen Rechtfertigung ist man andauernd auf der Suche nach Rechtfertigungen, die man nicht persönlich erbringen muss.“
Martin Walser hätte sich nicht sehr bemühen müssen, um etwas mehr zu wissen. Es hätte schon gereicht, hätte er etwas weniger ferngesehen, woraus er nach eigenem Zeugnis seine Informationen zieht; es täte ihm gut – das kann man nach Lektüre seiner Rezension ohne Eitelkeit feststellen – , etwas mehr NachDenkSeiten zu lesen oder unsere Jahrbücher und andere Bücher wie die Bücher von Flassbeck und meine „Meinungsmache“. Diese Veröffentlichungen enthalten ausführliche Texte und viele Informationen gerade zum PR-Produkt Steinbrück. Siehe dazu z. B. das Kapitel 5 im Jahrbuch 2008/2009 „Klippschule-Ökonomie à la Peer Steinbrück“ oder das Kapitel 4 „Haltet den Dieb – keine Konsequenzen aus der Finanzkrise“ im Jahrbuch 2009/2010 oder die Kapitel zwei und drei in des neuen kritischen Jahrbuchs oder das Kapitel 12 in „Meinungsmache“ In diesem Kapitel über die Ignoranz in der Wirtschaftspolitik wird vor allem skizziert, wie der von Walser hochgelobte Steinbrück in der Wirtschaftspolitik versagt hat.
Das gebildete Bürgertum, zu dem man Walser wohl zählen kann, weiß in ökonomischen Dingen nahezu nichts und orientiert sich zudem an der dominanten Propaganda. Deshalb der euphorische Zugriff auf einen Autor wie Steinbrück. Der Text Martin Walsers strotzt so sehr von Ignoranz, dass man für ihn wohlwollend vermuten muss, dass ihm bei dieser Rezension die Feder geführt worden ist. Dafür spricht auch die Tatsache, dass manche Textbausteine gezielt auf die Verschleierungsbedürfnisse des Autors Steinbrück abgestellt sind.
Auf Vermutungen alleine kann man leider nicht bauen; deshalb sind wir darauf angewiesen, den Text in der „Zeit“ als einen Walser-Text zu werten. Hier eine kleine Auswahl dazu, was Walser alles nicht weiß oder falsch sieht:
Das war nur eine kleine Auswahl von Missgriffen des großen Autors Walser im Umgang mit der Kunstperson Steinbrück. Walser hat nichts davon mitbekommen, dass der ehemalige Finanzminister zur Zeit richtig hochstilisiert wird, damit man ihn für die innere Willensbildung in der SPD mit dem Kurs auf rechts nutzen kann.
Walsers Bild von der Wirklichkeit unseres Landes und seiner politischen Lage ist durch unglaubliche Naivität geprägt. Es wäre hilfreich, Walser würde sich wenigstens ein bisschen an Goethe orientieren: „Mit dem Wissen wächst der Zweifel“.
Eine wesentliche Verantwortung für dieses miserable Stück in der „Zeit“ trägt die Wochenzeitung selbst. Sie hat eine hohe Glaubwürdigkeit beim so genannten gebildeten Bürgertum. Und sie missbraucht diese Glaubwürdigkeit immer wieder.
Anhang:
Peer Steinbrück Leidenschaftlich wahr
Mein Buch dieses Herbstes: Peer Steinbrücks »Unterm Strich« ist ein großes Shakespeare-Drama. Von Martin Walser.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=7164