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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Reaktionen auf den Artikel „Danke Nena!“ – vergifteter Diskurs statt Dialog
Datum: 29. März 2021 um 13:27 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Erosion der Demokratie, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Leserbriefe, Wertedebatte
Verantwortlich: Jens Berger
Dass die „Corona-Frage“ unsere Gesellschaft tief spaltet und die offene Debattenkultur im Argen liegt, ist nicht neu und wurde von den NachDenkSeiten schon häufig thematisiert. Demzufolge war es auch nicht wirklich überraschend, dass die Reaktionen auf den Artikel „Danke Nena!“ unseres Autors Markus Klöckner geteilt ausfielen. Was uns dann doch erstaunt hat, war die Art und Weise, mit der einige Kommentatoren insbesondere in den „sozialen“ Netzwerken zum „Shitstorm“ geblasen haben. Niemand muss Nenas Meinung teilen. Niemand muss Klöckners Meinung teilen. Wenn man aber einem Autor, der in einem Meinungsartikel die Einengung des Meinungsraums kritisiert, den Mund verbieten will, weil er die vermeintlich „falsche“ Meinung hat, sind dies bedenkliche Signale, die wiederum zeigen, wie recht Klöckner mit seiner eigentlichen Kritik doch hat. Ein Kommentar von Jens Berger. Leserbriefe zum Artikel finden Sie im Anhang.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Seit Markus Klöckners Artikel „Danke Nena!“ hat sich die Empörungsspirale am Wochenende weitergedreht. Erste Privatsender haben die Songs von Nena aus ihrem Programm gestrichen und auch in den öffentlich-rechtlichen Sendern gibt es die ersten Forderungen, die Sängerin zu boykottieren. Meinungsfreiheit ist unserer Gesellschaft ein hohes Gut … aber auch nur, wenn man die „richtige“ Meinung hat.
Nun soll es an dieser Stelle aber gar nicht um eine Bewertung der verschiedenen Meinungen gehen, sondern darum, wo die Grenzen des gesellschaftlich akzeptierten Meinungsraums zu verorten sind. Man muss Nenas Meinung nicht teilen. Man muss die Meinungen der Positionen der Querdenker nicht teilen. Auch ich stimme vielen Punkten, die auf deren Demonstrationen geäußert werden, nicht zu. Ich erkenne aber auch, dass es sich hierbei um eine sehr heterogene Bewegung handelt. Aber wie und vor allem wo soll man sich denn sonst öffentlich äußern, wenn man die Corona-Maßnahmen kritisiert? Mir ist nicht bekannt, dass die „üblichen Verdächtigen“ á la Attac, DGB oder Linke zu Demonstrationen aufgerufen haben, bei denen die Kritik an den Corona-Maßnahmen in einer vielleicht etwas differenzierteren, homogeneren oder gezähmten Form kundgetan wird. Das wird wohl auch daran liegen, dass die genannten „üblichen Verdächtigen“ bei diesem Thema inhaltlich gar keine Kritik an der Regierungslinie vorbringen wollen oder können, da sie größtenteils mit dem Kurs d´accord gehen. Wem soll man also danken, wenn man wie Markus Klöckner die Grundrechte gefährdet sieht? Denen, die schweigen? Oder denen, die auf die Straße gehen, auch wenn man sicherlich nicht mit allen Aussagen und Forderungen der Demonstranten übereinstimmt?
Ist man selbst Querdenker (was ist das eigentlich genau?), Verschwörungstheoretiker, Schwurbler, Reichsbürger oder gar Nazi, wenn man sich darüber freut, dass endlich Menschen auf die Straße gehen, für die mit den Corona-Maßnahmen eine rote Linie überschritten wurde? Sicher nicht. Diese Etiketten sind Kampfbegriffe, vorgebracht in einer Kampfrhetorik. Es geht den Adressaten nicht um Inhalte, sondern um die Diskreditierung jener, die auf diesem Themenfeld anderer Meinung sind. Es geht nicht um offenen Diskurs, sondern darum, Andersdenkende mundtot zu machen und sie – wenn es sich um Prominente handelt – gesellschaftlich zu ächten und aus dem öffentlichen Raum zu verbannen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Ja, auch dies ist eine Form von „Cancel Culture“ und zurzeit vor allem im linken politischen Spektrum leider sehr beliebt.
Sagte nicht Rosa Luxemburg, „Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“? Wurde Voltaire von seinem Biographen nicht das schöne Zitat zugeschrieben: „Ich lehne ab, was Sie sagen, aber ich werde bis auf den Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen“. Viele Linke benutzen diese Zitate gerne – aber leider nur, wenn es darum geht, ihre eigene Meinung gegen Repressionen zu verteidigen.
Es ist eigentlich unerheblich, ob Nenas Meinung richtig oder falsch ist. Erheblich ist, dass sie als Person des öffentlichen Lebens heute offenbar ihre Meinung nicht kundtun darf, ohne gleich in die Ecke von Nazis oder Verschwörungstheoretikern gedrängt und gesellschaftlich geächtet zu werden. Das ist nicht das Ideal einer offenen Gesellschaft, in der unterschiedliche Positionen in einem gesitteten Diskurs debattiert werden können.
Ist es wirklich zu viel verlangt, sich zu wünschen, dass auch die „Maßnahmen-Befürworter“ einmal in sich gehen und auch andere Meinungen akzeptieren und respektieren … sie müssen sie ja um Himmels Willen nicht teilen. Aber man sollte als aufgeklärter, zivilisierter Mensch Andersdenkenden doch bitte zumindest das Recht zugestehen, eine andere Meinung zu haben. Oder ist das wirklich zu viel verlangt? Wollen wir wirklich eine gleichförmige – ja gleichgeschaltete – Debattenkultur, in der nur erlaubt ist, was regierungskonform ist und nicht vom Mainstream abweicht? Vielleicht sollte man Nena tatsächlich danken – und wenn nicht für ihre Kommentare zu den Querdenker-Demos, dann zumindest dafür, dass sie indirekt gezeigt hat, dass unsere Meinungsfreiheit nur eine sehr dünne Decke ist, die sehr schnell abblättert. In diesem Sinne auch von mir ein „Danke Nena“. Und nun steinigen Sie mich.
Anhang I: Ein Überblick über einige leider repräsentative Facebook-Kommentar zum Artikel samt zwei handverlesener guter Gegenkommentare.
Anhang II: Die Leserbriefe zum Thema
1. Leserbrief
Sehr geehrtes Team der Nachdenkseiten,
Ihr Artikel zu Nena und der Demonstration in Kassel bringen mich dazu ihnen zu schreiben. Das Themengebiet kann ich leider nur kurz anschreiben und wenig ausdifferenziert darstellen, dafür ist es schlichtweg zu komplex. Ich habe großes Verständnis angesichts der heutigen Pandemiebewältungsstratgie, dass Menschen es Leid sind. Nichtsdestotrotz ist das was in Kassel, Dresden und Chemnitz immer wieder geschieht in einem anderen Kontext zu sehen als bloße Demonstrationen für Grundrechte. Direkt vorab bin ich auch der Meinung, dass es vmtl. nicht alle Rechte o.ä. sind, welche demontrieren, aber die Initiatoren dieser Demonstrationen sind es überwiegend. Alleine in Chemnitz stehen als Initiatoren ausschließlich die extreme Rechte da, in den Vordergrund stellt sich vorallem ProChemnitz. Andere Städte kann ich nicht abschließend beurteilen, in Kassel sieht man aber in einschlägigen Berichten entsprechende sächsische extreme Rechte.
Auch wen sie es vmtl schon oft gelesen haben, aber die Demonstrationen müssen genau in diesem Kontext gesehen werden und wie schlimm und weit es anscheinend fortgeschritten ist. Die extreme Rechte versucht einfach den Anschluss an die bürgerliche Mitte herzustellen um ihre politischen Ziele zu verwirklichen. Das diese Menschen alles andere als etwas von Grundrechte außer für sich halten, ist denk ich klar.
Leider funktioniert es und der Grund ist einfach. Denn progressive Parteien erreichen viele Menschen nicht mehr, weil sie Kritik an gewissen Themengebieten zu spät oder mittlerweile gar nicht mehr ansprechen und die AFD etc. einfach schneller darin sind. Dann greift eigentlich immer wieder der selbe Mechanismus nicht nur seit es die AFD gibt, seit dem wird es nur offensichtlicher. Man versucht die Kritiker in AFDnahe Positionen zu hieven. Ein blindes Huhn findet aber auch mal ein Korn, vorallem wenn man einfach überall schnell seinen Senf dazu gibt. Man muss sich nicht ständig mit der AFD und ihren “Themen” beschäftigen. Es hat anscheinend in der Politik, Medienlandschaft und in der Bevölkerung niemand mehr die Motivation für lange anhaltende differenzierte Betrachtungen. Weil all Angst haben in die echte Ecke gedrückt zu werden. Chapeu an die CDU! Jetzt muss sie sich keiner Kritik mehr stellen.
Das ist der einfache Grund warum rechte Initiatoren teilweise so einen Zulauf bei ihren Demonstrationen für Grundrechte haben und in der “Mitte” anschlussfähig werden. Leider sehen die Menschen gar nicht wem sie da bei der Erfüllung ihrer Ziele helfen. “Sie gehen ja für heroische Ziele demonstrieren”. Andere Menschen sehen nicht wem sie für Demonstrationen applaudieren. Die Demonstrationen stehen einfach nicht im Vordergrund, sie sind nur Mittel zum Zweck.
Viele Grüße
Z.B.
2. Leserbrief
Corona, die Rechten, die Reichen und die Linke
Die Gegner*innen der Maßnahmen, die auf die Eindämmung der Corona-Infektion zielen, haben in Nena und Xavier Naidoo prominente Unterstützer*innen. Das wirkt bis in rechte Kreise, etwa im Umfeld der AfD und weiterer Flügel wie eine Vitamispritze (1). Offensichtlich ist Nena in diesem Zusammenhang eine gemeinsame Wirkung mit Xavier Naidoo unbedenklich, obwohl er schon seit einer Weile nicht vor einer bedenklichen Unterstützung rechter Kreise zurückschreckt. So verbreitet er zum Beispiel Verschwörungsthesen aus der Propaganda-Kiste der rechten QAnon-Bewegung, etwa wenn er behauptet, dass “Beatmungsgeräte in Krankenhäusern weltweit für gerettete Kinder bereit stehen…” (2).Diese Kinder wurden, so Xavier Naidoo weiter, ” in verschiedenen Ländern … aus den Händen pädophiler Netzwerke befreit.”. (ebenda)
Das ist kein einmaliger Ausrutscher, sondern es reiht sich in zweideutig-eindeutige Ausflüge nach ganz rechts ein, den diese Kräfte gerne aufgreifen (3).
Xavier Naidoo verstörte die Öffentlichkeit vor einem Jahr mit einem Video, in dem es um Gäste ging, die ihre Gastgeber ermorden, was an den Begriff ‘Gastarbeiter’ erinnert und damit rassistische Wirkung erzielt. Und 2015 sang er mit unverhohlener Assoziation an den Namen des jüdischen Bankiers Rotschild in einem Lied zum Reichstang von ‘Todschild’. (4)
Am 3. Oktober 2014 sprach Xaviar Naidoo vor Reichsbürgern zum Tag der Deutschen Einheit. Reichsbürger lehnen die gegenwärtige staatliche Verfasstheit Deutschlands ab, weil es aus ihrer Sicht keine legitime Vertragsgrundlage dafür gebe. In der Tat entzog sich die Führung des SS-Staates der Regelung ihrer Niederlage durch Selbstmord – das nutzen ihre Erben für ihre Ablehnung der Kriegsfolgen. Reichsbürger erkennen auch den Einigungsvertrag der DDR, der BRD und der vier alliierten Siegermächte des 2. Weltkrieges nicht an. Im August 1990 und dann im September 1990 billigten die DDR-Volkskammer und der Bundestag der BRD in Bonn den Vertrag zur Deutschen Einheit. Mit dieser Beschlusslage traten die vier alliierten Siegermächte ihre bis dahin verbliebenen Rechte im Hinblick auf Deutschland dem neuen Staat ab. Dessen ungeachtet sind Reichsbürger weiterhin in der Zeit vor der Befreiung vom Faschismus hängen geblieben. Diesen Kreisen gab Xaviar Naidoo seine Unterstützung.
In seinem Liedtext ‘Marionetten’ nennt Xavier Naidoo die Bundestagsabgeordneten ‘Volks-in-die-Fresse-Treter’. (5) Er versuchte, das Gesicht zu wahren, indem er entschuldigte, dies sei eine “zugespitzte Zustandsbeschreibung gesellschaftlicher Strömungen” (ebenda). Das ist ein hilfloser Versuch, denn die Behauptung der Beschreibung einer gesellschaftlichen Realität bleibt auch durch das Adjektiv ‘zugespitzt’ als wirklich beabsichtigte Aussage. Das sind insgesamt zu viele Entgleisungen, um sie abzutun. Trotz einst durchaus ermutigender Lieder in den frühen Jahren der Künstlerkarriere tritt hier eine Gesinnung zum Vorschein, die gerade in Zeiten rechter Gewalt gegen Menschen, die bestimmte Kennzeichen wie ein vermeintlich nichtdeutsches Aussehen haben, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gefährlichen Auftrieb verliehen kann.
Wenn Nena, die auch Verdienstvolles eingebracht hat, nicht nur mit ihrem Anti-Kriegslied, das alle kennen, sondern z.B. auch durch ihre Unterstützung reformpädagogischer Schulentwicklungen, wenn jetzt Nena einen Instagram-Film mit ‘Nehmt Euch an der Hand, das ist nicht mehr das Land, das einst für Freiheit stand’ veröffentlicht, ist das ein Spiel mit dem Feuer. Sie dankt dort Xavier mit den Worten “Liebe wird aus Mut gemacht”. (6) Der Handlungshintergrund, die eskalierten Kasseler Demonstration gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie bringt neben das Thema der Ermutigung rechten Gedankengutes auch noch die Frage nach der Verantwortung für die Menschen und ihre körperliche Unversehrtheit auf.
Zum Einen ist es richtig, auf die negativen Wirkungen der Corona-Politik zu verweisen, aber nicht so, als sei das das einzige, der Kern des Problems. Nena warnt vor der Hypnotisierung der Öffentlichkeit mit Hilfe der Corona-Angst. (7) Viele Kräfte, die sich an der Eindämmung der Infektionsausbreitung engagiert beteiligen, tun dies nicht aus hysterischer Angst wie in einem hypnotischen Zustand als Untertanen in einer Diktatur, sondern aus Solidarität für das Gemeinwohl, für Gefährdete und aus Achtsamkeit auch für sich selbst. Sie wissen, es wird die Zeit kommen, da es um das Zurückkämpfen und um den Ausbau der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Menschenrechte geht.
Wer den Freiheitsbegriff einengt auf den Inhalt ‘Freiraum’ und dies ohne ‘Verantwortung’, tun und lassen zu können, wonach einem gerade ist, der folgt dem neoliberalen Freiheitsbegriff.
Freiheit hat allerdings auch im Grundgesetz eine Schwester: die Verantwortung. Ohne Verantwortung für das Ganze gibt es keine Freiheit.
Es ist in Zeiten der Pandemie keine rein individuelle Entscheidung, ob ich – etwa auf einer Demonstration in Kassel oder anderswo – andere an die Hand nehme und dadurch den Abstand der Ansteckungsvermeidung unterschreite. Solche Handlungen stellen eine Gefahr für andere dar, nicht nur für sich selbst, wenn sich eine Pandemie verbreitet.
Diese in Kreisen der Kasseler Demonstrant*innen ungeliebte Aussage ist kein Ausdruck eines autoritären Charakters. Viele der Kritiker*innen der Teilnehmer*innen sogenannter ‘Querdenker’-Demonstrationen haben in ihrem sozialen Engagement oft genug das Gegenteil einer Untertänigkeit an den Tag gelegt. Darunter sind Berufsverbote-Opfer, von Neonazis Bedrohte, von Polizeigewalt Getroffene, die sich in ihrem Engagement für Freiheit im Sinne von Partizipation nicht bremsen oder gar brechen lassen.
Der Vorwurf, sie seien Helfershelfer irgend einer Diktatur oder eines kapitalen Feldzuges ist nicht mehr als eine Behauptung im Charakter einer Unterstellung, der die Beweiskraft fehlt.
Wer, wie es Querdenk-Aktivist*innen tun, Corona als ungerechtfertigtes Instrument der Hysterie abtut, mit dem die Herrschenden Angst verbreiten, um ihre Macht auszubauen, verweist zur Hälfte auf eine in der Klassengesellschaft reale Gefahr und zur Hälfte ist das eine Behauptung über die Harmlosigkeit der Infektion, die nicht valide ist, egal wie resolut sie formuliert ist. Vermeintliche Beweise weisen den Nachteil auf, nur die Fakten auszufiltern, die ins Bild passen.
Es müsste doch zum Beispiel gerade Demokrat*innen auffallen, das so verdiente Organisationen wie die Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges und das Notärzte-Komitee Cap Anamur Corona als reale Gefahr einstufen (8). Die hier Aktiven sind Mediziner, die sich täuschen (lassen) können. Sich aber darauf festzulegen, dass sie sich bestimmt auf der falschen Seite der Fakten und Zusammenhänge befinden, ist arrogant. Arroganz hat immer auch etwas von Ignoranz an sich.
Wer Corona sicher als nicht gefährlicher als die Grippe abtut, der kann dann auch keine antikapitalistische Kritik am Impfegoismus der reicheren Staaten auf Kosten der ärmeren Weltregionen üben, er kann auch nicht gegen die kapitalistische Ausrichtung des Patentrechts zugunsten von Konzernen auf Kosten der Menschen protestieren.
Es macht sich nicht an Corona fest, dass die in einer Klassengesellschaft Herrschenden ihre Machtprivilegien und ihren Luxus zur Not mit einer Wagenburg-Mentalität verteidigen. Sie brechen dafür, wie der Film Edward Snowden aktuell zeigte, persönliche Menschenrechte, die sie zugleich in ihrem propagandistischen Selbstbild als ‘Wertegemeinschaft’ und ‘Verteidiger der Menschenrechte’ gegen sogenannte ‘Feinde der Freiheit’ im Osten vorgeben, hochzuhalten.
Und dass Impf-Pharma-Konzerne skandalös erpicht sind, Profit aus einer Impf-Kampagne zu schlagen, das stellt die Normalität des Kapitalismus dar, aus allem Rendite zu schlagen, damit sich ökonomisches Handeln in der Konkurrenzgesellschaft erstens lohnt und im Kapitalismus deshalb zweitens überhaupt stattfindet.
Es bleiben die Essentials, die immer gelten: Kapitalismus an der Macht ist Reaktion und in der Ökonomie ist er das große Geschäft derjenigen, deren Konten schon prall gefüllt sind, auf Kosten der von ihrer macht Abhängigen. Das gilt für alle Phasen des Wirtschaftskreislaufes. Wer wirklich dagegen auftreten will, braucht dafür keine Pandemie, keine Horror-Geschichte, keine Verschwörung. Das System funktioniert weder nach sozialen noch nach ökologischen Kriterien. Deshalb ist es auch nicht zielführend, gegen einzelne besonders auffällige Kapitalisten vorgehen zu wollen, solange das System nicht infrage gestellt wird. Die Personalisierung struktureller Ungerechtigkeit mag oberflächlich passend erscheinen.
Doch sie ist Ausdruck einer doppelten Blindheit: Einmal der Blindheit gegenüber dem System als Ursache der Ungerechtigkeit und dann als Blindheit gegenüber dieser Blindheit. Wem Scheuklappen den Blick einengen, der sieht sie nicht.
Solange es sein kann, dass Menschen wie mein an Lunge und Atemwegen an sich gesunder Vater Ende 2020 innerhalb von acht Tagen nach dem Brief, er müsse sich in Quarantäne begeben da ein C 19-Test positiv ausgefallen war, an einer Lungenentzündung, die er durch Corona erworben hatte, im Eiltempo starb, solange habe ich den Mut den vermeintlichen Mutigen der Liebe, von denen Nena und Xavier Nandoo sprechen und singen, gegenüber ‘Nein’ zu sagen.
Das bedeutet mitnichten, die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung und der Ministerpräsidentenkonferenz gut zu heißen. Diese Konferenz ist kein Verfassungsorgan, sondern sie wurde im Verlauf der Pandemie installiert, um Maßnahmen auf Länderebene abzustimmen. Hier offenbart sich ein undemokratischer Umgang mit dem Souverän und seiner Vertretung, dem Bundestag. Wenn das nicht Gegenstand des Protestes wird, lernen die Herrschenden, was sie in Notstands-Situationen machen können. Dies ist vor allem dadurch die Gefahr, dass niemand ausschließen kann, dass dereinst wieder eine rechte Regierung auf Methoden des NS-Staates zurückrieft. Deshalb ist die Demokratie mit ihren Institutionen unbedingt zu unterstützen, und sie darf nicht umgangen werden. Gesundheitspolitisch ist es problematisch, wenn Krankenhäuser Menschen nicht behandeln, damit sie Corona behandeln können: Bildungs- und gesellschaftpolitisch inakzeptabel ist es, wenn Kinder und Jugendliche in vier Wände gesperrt werden, um Regeln nach dem Rasenmäher-Prinzip durchführen zu können, statt flexible konkrete Lösungen der Infektions-Eindämmung mit Tests, stabilen Kleingruppen und kontinuierlich gleichen Bezugspersonen zu versuchen. Genauso problematatisch ist es, wenn Betriebe ohne klare Eindämmungsmaßnahmen am Laufen gehalten werden, aber Gastronomie-Betriebe trotz umsichtiger Hygiene-Konzepte nicht öffnen dürfen, wenn Einkaufstempel zumindest teilweise offen sein dürfen, aber große Theater nicht einmal mit einem geringen Teil an Zuschauern und einem Hygiene-Konzept spielen dürfen. Alle inkonsistenten Beschlüsse sind dann Wasser auf die Mühlen der absolut gegen alles-Fundamentalisten. Demokratisch Aufrechte unter ihnen können sich dann noch wundern, wenn sie plötzlich Rechte auf ihrer Seite haben. Das liegt in der Natur der Sache: Ohne eine linke Kapitalismus-Kritik, mit einer oberflächlichen Elite-Anprangerung öffnet man/frau denjenigen, die Verschwörungen zu bekämpfen vorgeben, Tür und Tor. Nazis sahen und sehen bis heute eine jüdisch-linke Verschwörung als die Gefahr für die Zivilisation – bei der NSdAP hieß das ‘Jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung’. (9)
Viel könnte im Sinne der Menschen geregelt werden, wenn nicht Milliarden durch Steuervermeidung und durch Begünstigung (Super-)Reicher sowie durch die Ausgaben für den Militärsektor der Bevölkerung entzogen würde. Mit diesen dreistelligen Milliardensummen ließen sich Schulen, Erziehungs- und Bildungseinrichtungen auch für kleine Gruppen bezahlen, sowie eine Gesundheitspolitik, die ihren Namen verdient. Die Leistungsträger*innen in sogenannten ‘systemrelevanten’ Berufen könnten so gut verdienen, dass in den Berufen kein Beschäftigungsnotstand zu beklagen wäre. Im Ergebnis könnten alle ihre Arbeit ohne Überbelastung und mit der gebotenen auch finanziell ausgedrückten Wertschätzung vollziehen.
Die Corona-Krise hat ein paar Superreiche auf Kosten der Mehrheit der Menschheit und vor allem der Besitzlosen zu noch mehr Reichtum verholfen. Die soziale Kluft wird immer obszöner. Der Kapitalismus erweist sich als unfähig, den sozialen Lebensinteressen der Menschen gerecht zu werden. Die gegenwärtige Krise darf die demokratischen Kräfte nicht davon abhalten, sich gegen die Hochrüstung des Kapitals und den Abbau der Demokratie sowie gegen den ökologischen Raubbau des Kapitalismus an den Schätzen der Erde zu wehren. Es geht um eine friedens-ökologische Revolution im Sinne von Umwälzung aller Lebensverhältnisse, sodass nicht mehr die Rendite und die Macht der wenigen Ziel ökonomischen und gesellschaftlichen Handelns ist, sondern eine Lebensgestaltung, die auf das Überleben des Lebens ausgerichtet ist.
Bernhard Trautvetter
(1) n-tv.de/politik/Warum-die-AfD-zur-Corona-Partei-wurde-article22183083.html
(2) watson.de/international/coronavirus/461223317-verschwoerungstheorien-in-corona-zeiten-was-hinter-der-irren-qanon-theorie-steckt
(3) 24vest.de/boulevard/xavier-naidoo-dortmund-coronavirus-konzert-absage-westfalenpark-afd-ehrhorn-bundestag-zr-13717914.html?trafficsource=idTopBox
(4) deutschlandfunk.de/kritik-an-xavier-naidoo-fragwuerdige-weltsicht.807.de.html?dram:article_id=472367
(5) rnz.de/nachrichten/mannheim_artikel,-rassismus-vorwuerfe-an-xavier-naidoo-rechte-hetze-der-uebelsten-art-update-_arid,503905.html
(6) hna.de/kassel/corona-nena-saengerin-querdenker-demo-kassel-xavier-naidoo-instagram-story-danke-news-90259676.html
(7) volksverpetzer.de/social-media/nena-querdenker/
(8) cap-anamur.org/eine-katastrophe-mit-ankuendigung/
UND: ippnw.de/soziale-verantwortung/corona-krise.html
(9) deutschlandfunkkultur.de/juden-als-feindbild-die-geschichte-des-mythos-der.976.de.html?dram:article_id=433837
3. Leserbrief
Da hat Klöckner einen Volltreffer gelandet. Wunderbar!
Jürgen Kunze
4. Leserbrief
Liebes Team der Nachdenkseiten,
danke für diesen Artikel.
Meine Kinder sitzen entsetzt mit uns, ihren Eltern, hier und glauben nicht, was wir da lesen, obwohl der Trend klar war; von Anfang an.
Ich danke Nena, daß sie sich so klar geäussert hat. Die Frau hat Mut und Charakter. Ich wünschte, sie hätte hören können, was meine Kinder zu ihren Worten gesagt haben.
Weil das aber gerade nicht geht, erlaube ich mir hiermit Ihnen und Ihren Lesen aufzuschreiben, was meine Kinder zu all den Menschen und Ländern sagen, die meinen, Impfpässe oder Zertifikate (wo ich meinen aktuellen Gesundheitsstatus ausweisen muss) wären nötig oder gar eine gute Idee:
Diese Sätze, liebe Nachdenkseiten kommen von unseren Kindern hier. Von KINDER UND JUGENDLICHEN!
Wir Eltern stehen voll und ganz hinter diesen Aussagen – und wenn die Masse und die Medien noch so kreischen dass wir Querdenker wären oder und als Nazis beschimpfen oder Verschwörungstheoretiker nennen oder unwissenschaftliche Dummköpfe heissen – wir bleiben bei unserer Meinung, bis zuletzt.
Und in Sachen Medien oder Regierungen oder politische Parteien oder reiche Eliten weltweit, gilt der Satz: wenn du wissen willst, wer dich beherrscht, dann versuche einfach herauszufinden, wen du nicht kritisieren darfst.
Familie R.
5. Leserbrief
Moin!
Es ist noch nicht lange her, da lief die deutsche Bevölkerung dem Rattenfänger von Braunau hinterher: “Wollt Ihr den totalen Krieg? Jaaaaaaa.” Medial unterstützt durch die Leitmedien der Hugenberg-Presse, dem “Stürmer” u.a. Da wurde dann gegen Juden, Sozialisten, Kommunisten gehetzt. Sie wurden zu Unmenschen erklärt, dann ins Konzentrationslager gesteckt und ermordet.
Heute hetzen die Leitmedien FAZ, Stern u.a. gegen Querdenker, Verschwörungstheoretiker. Der große Unterschied zu damals: Heute gibt es keine Konzentrationslager Und keine Ermordungen. Aber wie sagte B. Brecht? “Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch.”
Deshalb: Danke Nena!
MfG
Helmut Specht
6. Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten,
ich denke, es ist schon lange an der Zeit, dass mehr Menschen den Mund aufmachen und sich wehren. In den letzten Monaten habe ich alles getan, um die Folgen der Schuleinschränkungen und -schließungen für unsere Studierenden abzumildern, aber der Zustand ist so unerträglich, dass er beendet werden muss.
Ich habe lange überlegt zu schreiben. Weil Argumente nur nutzen, wenn Sie sich verbreiten, tue ich es jetzt. Und weil Sie Argumente nur verbreiten können, wenn Sie es Sich leisten könne, habe ich auch da etwas getan. Vielleicht hilft meine Sichtweise anderen, wieder klarzusehen.
Darum auch mit Namen und „offenem Visier“.
Bitte verzeihen Sie, dass ich Antwort und Videoempfehlung vermische, ich denke Sie können damit umgehen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Lutz Ockhardt
Lesen Sie die vollständige Zuschrift von Herrn Ockhardt hier als PDF.
7. Leserbrief
Hallo NDS,
wir haben fast täglich mit Interesse Ihre Seiten gelesen, aber wenn jetzt Nenas Quatsch gehippt wird und Prechts neueste, geniale Sichtweisen ihn als “Denker disqualifizieren”, dann lesen wir die Nachdenkseiten ab jetzt mit viel mehr Vorbehalt.
Schade, Ihr tendiert doch hoffentlich nicht zum Querdenken – bitte sachlich bleiben.
Freundlicher Gruß!
U.H.
8. Leserbrief
Freunde!
Ist das euer Ernst? Ausgerechnet eine teils esoterische Hupfdohle mit Namen Nena als eine Art Ikone der Freiheit hochzujubeln? Ich empfehle, demnächst Xavier Naidoo in die Reaktion aufzunehmen, damit er für uns die Hintergründe der in einer New Yorker Bar festgehaltenen Kinder, denen das Blut abgezapft wird, erläutert.
Mit freundlichen Grüßen
Wlater Müller
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