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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 4. März 2021 um 8:49 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
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Anmerkung André Tautenhahn: Dieser Gipfel war eine Katastrophe. So kam heraus, dass Jens Spahn, der vollmundig Tests für alle schon zum 1. März ankündigte, noch gar keine Bestellungen vorgenommen hat. Zur Belohnung oder auch zur Strafe, so klar ist das nicht, soll er jetzt mit seinem Ministerkollegen Andreas Scheuer eine Taskforce Testlogistik leiten. Da wurden die beiden besten aus Merkels Gruselkabinett verpflichtet. Außerdem muss eine Testinfrastruktur erst noch aufgebaut werden. Auch hier ist man, wie schon so oft, überhaupt nicht vorbereitet und schiebt die Verantwortung vorerst an die Kommunen weiter. Eine Reihe von Protokollerklärungen einzelner Länder deutet zudem darauf hin, dass die Beschlüsse nicht lange halten werden. Der Stufenplan, den Merkel verkündete, versteht ohnehin niemand. Tragikomisch ist in diesem Zusammenhang die „Notbremse“, über die die Bundeskanzlerin sagte, dass sie „akkurat eingehalten werden“ müsse. Wer nimmt das überhaupt noch ernst, nachdem diese Bundesregierung so ziemlich jede Zusage und Vorgabe gebrochen, damit Vertrauen und Glaubwürdigkeit verspielt hat, aber dennoch behauptet, dass alles im Großen und Ganzen ganz gut gelaufen sei?
dazu: Sätze zum Ausflippen
Der amerikanische Schriftsteller Edward Estlin Cummings hat einen gloriosen Spruch geprägt: »There is some shit I will not eat«. Ich glaube, bei mir war dieser Punkt spätestens erreicht, als ich hörte, was Angela Merkel diese Woche in der Unionsfraktion gesagt hat: »Wir brauchen sicherlich den Monat März, um eine umfassende Teststrategie aufzubauen.« Es gab und gibt im Verlauf dieser Pandemie immer wieder Sätze zum Ausflippen, Flippsätze. Ein Jahr nach Beginn der Pandemie, fünf Monate nach Beginn der zweiten Welle, in dem Land, wo der weltweit erste Corona-Test entwickelt wurde, ist Merkels betulicher Satz mehr als eine Zumutung, mehr als eine Unverschämtheit, mehr als nur eine Katastrophe.
Nicht im März 2020, sondern im März 2021 eine »umfassende Teststrategie aufzubauen« – das ist in meinen Augen nicht weniger als ein Ausweis von Staatsversagen. Mir ist inzwischen egal, ob eigentlich der kleinkleine Föderalismus, die bockige Ministerpräsidentenkonferenz, die bizarre Bürokratie, die kaputtgesparte Infrastruktur, die ständige Angst vor dem Geschrei Rechter und Rechtsextremer, die völlige Fehleinschätzung des Pandemieverlaufs, das parteipolitische Getöse zum allerfalschesten Zeitpunkt, der kreischende Schuldenbremsengeiz der GroKo oder das jahrzehntelange deutsche Digitalisierungsdebakel hinter diesem pandemischen Staatsversagen steckt. Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus allem, ergänzt durch ein paar Überraschungsunfähigkeiten.
Quelle: Sascha Lobo in DER SPIEGEL
dazu auch: Lockdown: Deutschland wählt die Mittel des Mittelalters
Die Lockdown-Verlängerung offenbart das Scheitern eines in Bürokratie und Selbstgerechtigkeit erstarrten Landes. Der Staat doktert an Lockdown-Feinheiten herum und setzt auf Verbote, statt die Chancen zu nutzen. Mehr Macht für die Landräte und Regionen und viele Probleme wären keine Probleme mehr, meint Christian Erhardt.
In der aktuellen Lockdown Diskussion haben Deutschlands Ministerpräsidenten allen Ernstes Debatten darüber geführt, ob Gartenstühle eigentlich Möbelstücke sind und ob Nagelmodellage zu körpernahen Dienstleistungen gehört. Allein die Vorstellung treibt einem die Schamesröte ins Gesicht angesichts eines Landes, das sich selbst dermaßen unter Wert verwaltet. Ich empfinde es als unfassbare Selbstgerechtigkeit, über solche Details ernsthaft zu diskutieren, statt Perspektiven zu überlegen. Es sind die Methoden längst vergangener Jahrhunderte, die gewählt werden. Angst verbreiten und wegsperren! Chancen und Perspektiven? Die Diskussion wird vehement abgewürgt. Und warum? Weil wir unseren Mitmenschen offenbar nicht zutrauen, sich vernünftig ein Teststäbchen selbst in die Nase zu führen und sich zu testen. Das Land der Dichter und Denker hält sich für unfähig zum Selbstabstrich.
Quelle: Kommunal
und: Oster-Lockerung gestrichen: Die “Notbremse” liegt künftig bei 100
Spezielle Lockerungen für die Osterfeiertage sind im jüngsten Entwurf für den heutigen Corona-Beschluss von Bund und Ländern vom Tisch. Neu dazugekommen ist ein fünfter Öffnungsschritt. Schnelltests sollen nur “mindestens” einmal pro Woche angeboten werden.
Quelle: n-tv
Anmerkung JK: Auch dies ist „Im Namen des Wahnsinns“, wie Jens Berger formuliert hat. Eine völlig irre Sammlung an weiteren Repressionsregeln. Das „Öffnungskonzept“ ist im Grunde die reine Augenwischerei, um den Bürgern vorgeblich mögliche Lockerungen in Aussicht zu stellen. Dazu muss man sich nur die Regelung für die Öffnung der Gastronomie und der Kultureinrichtung ansehen. Demnach ist dies erst möglich, wenn die Inzidenz in einer Region 14 Tage stabil bei oder unter 35 liegt. Das ist absurd, das kann, wenn überhaupt, flächendeckend erst im Mai oder Juni erreicht werden. Es geht also darum, den Lockdown so lange wie möglich in die Länge zu ziehen. Und es zeigt sich darin die völlige Geringschätzung der Kultureinrichtungen durch die politische Elite, die damit weiter keinerlei Perspektive haben, einen geregelten Betrieb wieder aufnehmen zu können.
dazu: Indo-Pazifik: Flagge zeigen!
Bereits letztes Jahr hatte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer die Entsendung einer Fregatte in den Indo-Pazifik angekündigt, um, so wörtlich, „Flagge zeigen“ zu wollen. Conrabedingt musste die Reise verschoben werden, soll nun aber nachgeholt werden. Augengeradeaus hat erstmals das genaue Datum für die geplante Fahrt: „Von hohen Beamten aus Auswärtigem Amt und Verteidigungsministerium hieß es am (heutigen) Dienstag, inzwischen sei die Planung für diese Schifffahrt konkreter geworden: Eine Fregatte der Deutschen Marine soll Anfang August auslaufen und bis Ende Februar kommenden Jahres durch das Mittelmeer in den Indischen Ozean, nach Australien und dann nach Ostasien fahren.“ UPDATE: Wie die Botschaft der Fregattenentsendung in der Sicherheitscommunity beschrieben wird, zeigt der Titel eines Artikels in der Europäischen Sicherheit und Technik zum Thema: „Deutschland macht als global agierende Handelsnation ernst: eine Fregatte nimmt Kurs in den Indo-Pazifik“.
Quelle: Informationsstelle Militarisierung e.V.
Anmerkung Christian Reimann: Auf diese Absichten der Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer haben die NachDenkSeiten mehrfach hingewiesen. Bitte lesen Sie dazu u.a.:
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Einmal ein herzliches Danke an die ZEIT für diese wohltuende Vernunft in einem Meer der Verrücktheit.
dazu auch: Wirecard-Affäre: Finanzaufsicht zweifelt an Eignung von EY als Bilanzprüfer
Die Bafin nimmt im Wirecard-Skandal die Prüfungsgesellschaft EY ins Visier. Die Aufseher ermitteln, ob die Berater die Jahresabschlüsse diverser Finanzkonzerne prüfen dürfen.
Es läuft derzeit nicht bei Ernst & Young (EY). Die EU-Kommission erwägt, Wirtschaftsprüfer wegen des Wirecard-Skandals stärker haften zu lassen. Nun prüft auch noch die deutsche Finanzaufsicht Bafin nach dem milliardenschweren Bilanzskandal, ob EY überhaupt uneingeschränkt als Abschlussprüfer geeignet ist.
Quelle: DER SPIEGEL
dazu: Einigung auf zahnloses Lobbyregister ist kein Grund zum Feiern
Dass sich die Koalition nach den nicht enden wollenden Skandalen von Unionsabgeordneten nur auf ein zahnloses ‚Lobbyregister-light‘ geeinigt hat, ist enttäuschend und bezeichnend zugleich. In fast allen Lobbyskandalen der letzten Jahre spielte die Union eine Rolle, und immer, wenn es um Transparenz und Korruptionsbekämpfung geht, steht sie auf der Bremse. Angesichts des schwindenden Vertrauens in die Demokratie wäre jetzt ein großer Wurf nötig, der auch bezahlte Lobbyjobs von Abgeordneten verbietet. Stattdessen setzen die Konservativen weiter auf Blockade und Geheimniskrämerei, und die SPD kann sich noch nicht einmal dann durchsetzen, wenn durch die Affären um Amthor und Nüßlein die Hütte brennt”, erklärt Jan Korte, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE. Korte weiter:
„Pseudo-Transparenz hilft keinem wirklich weiter. Schon einmal hat die Koalition sich dafür feiern lassen, die Bundesregierung in das geplante verpflichtende Lobbyregister einzubeziehen. Wir feiern erst, wenn auch der legislative Fußabdruck kommt. Bevölkerung und Abgeordnete haben ein Recht zu wissen, welche Lobbyisten auf welche Regelungen in den Regierungsentwürfen Einfluss genommen haben.
Die Einigung beim Lobbyregister kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die CDU/CSU-Fraktion offenbar ein massives Lobbyismus-Problem hat. Es muss Schluss sein damit, dass Abgeordnete ihr Mandat für bezahlte Lobbyismus-Tätigkeit gegenüber der Bundesregierung einsetzen. Außerdem brauchen wir Transparenz bei Nebeneinkünften. Einkünfte aus Unternehmensbeteiligungen und Aktienoptionen gehören ans Licht der Öffentlichkeit. Alle Einkünfte von Abgeordneten müssen auf Euro und Cent veröffentlicht werden, damit die Wählerinnen und Wähler wissen, was Sache ist. DIE LINKE hat zu allen diesen Punkten Gesetzesvorschläge vorgelegt.“
Quelle: DIE LINKE. im Bundestag
dazu auch: Lobbyismus: “Spürt er nicht, dass das nicht geht?”
Die Unionsfraktion im Bundestag ärgert sich über die Affären ihrer Parteikollegen – und sperrt sich nicht mehr gegen ein Lobbyregister.
Nervosität macht sich breit in der Spitze der Unionsfraktion. Mehrfach wird CSU-Landesgruppenchef und Fraktionsvize Alexander Dobrindt am Dienstag bei einem Pressefrühstück gefragt, wie lange man denn noch warten wolle, bis aus einem finsteren Verdacht ernsthafte Konsequenzen gezogen würden: Kein Hinterbänkler, sondern der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und CSU-Abgeordnete Georg Nüßlein, 51, steht im Verdacht, Maskenherstellern Zugang zu Ministerien verschafft, dafür 660.000 Euro als Provision bekommen und auch noch keine Umsatzsteuer gezahlt zu haben. Es ist möglich, dass er die Panik und Not der Pandemie ausgenutzt und den politischen Schaden für alle billigend in Kauf genommen hat.
Quelle: Zeit Online
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